Hilfstransporte und medizinische Versorgung - Brandenburger Helfer beteiligen sich am Einsatz für Erdbeben-Opfer

Di 14.02.23 | 14:17 Uhr
Hilfstransport mit Sachgütern für Opfer von Erdbeben in Syrien und der Türkei
Audio: Antenne Brandenburg | 14.02.2023 | Axel Grafmanns von "Wir packen's an" | Bild: Wir packen's an

Durch die Erdbeben in der Türkei und Syrien sind tausende Menschen auf Hilfe angewiesen. Die kommt auch aus Deutschland. Während ein Bad Freienwalder Verein Hilfstransporte schickt, versorgt eine Ärztin aus Oder-Spree die Opfer in einer Zeltstadt.

Die Not der Menschen im Erdbebengebiet in Syrien und der Türkei ist groß. Tausende Menschen wurden getötet oder verletzt. Zahlreiche Ortschaften wurden von den Erdstößen in Mitleidenschaft gezogen. Mit den Opfern zeigen sich auch Menschen in Berlin und Brandenburg solidarisch.

Hilfstransport für 1.000 Familien unterwegs

Der Verein "Wir packen’s an" zur Nothilfe von Geflüchteten mit Sitz in Bad Freienwalde (Märkisch-Oderland) bringt Hilfsgüter in die Erdbeben-Regionen. Zusammen mit einem Partnernetzwerk wurde ein Konvoi - bestehend aus insgesamt acht LKW - auf den Weg geschickt, erklärte Axel Grafmanns, Geschäftsführender Vorstand des Vereins, dem rbb. Eines der Fahrzeuge sei von dem Bad Freienwalder Verein selbst finanziert worden.

"Ein Transport mit dringend benötigten Nahrungsmitteln und Baumaterialien fährt von Nord-Irak Richtung Syrien. Das ist logistisch eine riesige Aufgabe", sagte Grafmanns. An Bord seien unter anderem Decken und Matratzen, aber auch Arbeitsmaterialien wie Handschuhe, Helme, Presslufthämmer oder Generatoren. Grafmanns zufolge liegen die Kosten für den Transport bei 35.000 Euro.

Sachgüter für die von der Katastrophe betroffenen Menschen nehme der Verein derzeit nicht an, sagte Grafmanns. "Es wäre einfach zu kompliziert und es nach Syrien reinzubekommen ein großer Kraftakt", so das Vorstandsmitglied weiter. Grund dafür sei unter anderem der dort herrschende Bürgerkrieg. Gerade die Erdbeben-Region sei stark umkämpft. "Es macht also viel mehr Sinn, das direkt vor Ort zu kaufen, damit die Menschen, die da jetzt im Freien sitzen, schnell versorgt werden." Dafür ruft der Verein auf seiner Internetseite zu Geldspenden auf.

Parallel dazu organisieren zwei weitere Vereinsmitglieder von der Türkei aus mit lokalen Partnern weitere Hilfen. So soll in Ankara ein Transport für 30.000 Euro zusammengestellt und zu den Opfern gebracht werden, heißt es. Die Not der Betroffenen sei groß, berichten die Bad Freienwalder. Viele Geflüchtete würden im Grenzgebiet zwischen Syrien und der Türkei ausharren. Die schweren Erdstöße in der vergangenen Woche hätte die ohnehin schon prekäre Situation noch einmal verschärft.

Ärztin aus Oder-Spree leistet Dienst in Zelt-Stadt

Ebenfalls seit Montag im Erdbebengebiet ist Manuela Kutnick. Sie ist Internistin aus Sieversdorf (Oder-Spree) und Teil eines medizinischen Teams der internationalen Hilfsorganisation Humedica. Deren freiwillige Helfer leisten ihren Dienst in der Stadt Gaziantep, im Süden der Türkei. "Da ist ein Zelt-Camp entstanden, gefüllt mit 600 Leuten", berichtet Kutnick dem rbb von vor Ort. "Dort stehen hunderte Zelte für Obdachlose, die keine Unterkunft mehr haben. Die leben da jetzt zunächst einmal in diesen Zelten und die betreuen wir."

Mit Helfern und Medikamenten gegen die größte Not

Für die notwendige Versorgung hat die Hilfsorganisation mehrere Kisten mit Medikamenten angeliefert. Diese wurden laut Verein durch Spenden finanziert. Die Kisten enthalten unter anderem Antibiotika, Säfte für Kinder, Schmerzmittel und Mittel für urologische sowie Magen-Darm-Erkrankungen, so die Brandenburgerin weiter. Auch Materialien für die Wasseraufbereitung seien importiert worden. Weitere Spenden würden dringend benötigt, wie es auf der Internetseite heißt.

Zunächst soll das Team die medizinische Infrastruktur ausbauen und für Entlastung sorgen. Manuela Kutnick sagte dazu: "Da wo wir jetzt arbeiten, lösen wir drei bis vier türkische Ärzte ab, die rund um die Uhr arbeiten und versuchen, das Beste aus ihren Mitteln zu machen. Die sind total erschöpft, haben selbst Haus und Familie verloren und konnten sich bisher gar nicht darum kümmern, weil sie sofort ihren Job gemacht haben."

Der Einsatz des aktuellen Humedica-Teams ist vorerst bis zum 24. Februar angesetzt. Anschließend soll nach Angaben des Vereins ein Nachfolge-Team übernehmen.

WHO rechnet mit bis zu 50.000 Toten

Nach den schweren Erdbeben in der Türkei und Syrien Anfang der vergangenen Woche ist die Zahl der Todesopfer mittlerweile auf mehr als 35.000 gestiegen. In der Türkei liege die Zahl der Toten bei rund 30.000, berichteten staatliche Medien unter Berufung auf die Katastrophenschutzbehörde.

In Syrien ist die Zahl der Toten offenbar weitaus höher als bisher angenommen. Nach Informationen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind in den Rebellengebieten im Nordwesten mindestens 4.500 Menschen ums Leben gekommen, in Regionen unter Regierungskontrolle etwa 1.400. Die Vereinten Nationen befürchten, dass die Zahl der Opfer insgesamt auf etwa 50.000 steigen könnte [tagesschau.de].

Sendung: Antenne Brandenburg, 14.02.2023, 16:10 Uhr

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