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Quelle: Sandra Fritsch/rbb

Luftfahrt

Mit dem E-Flugzeug über Brandenburg unterwegs

Das Land von oben erleben: Das geht nun auch elektrisch. Das erste E-Flugzeug seiner Art steht in Strausberg. Geleast von Daniel Moeck, der selbst eine Filmfirma betreibt. Für ihn führt an der Elektrofliegerei kein Weg vorbei. Von Sandra Fritsch

Auf dem Flugplatz Strausberg - östlich der Berliner Stadtgrenze - ist das erste Elektroflugzeug Brandenburgs stationiert. Es verspricht fast lautloses Fliegen. Die Maschine kann mit einer Akkuladung knapp eine Stunde in der Luft bleiben. Aber wo wird dann geladen? Im ganzen Land Brandenburg gibt es dafür bislang überhaupt keine Infrastruktur.

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Die Maschine des slowenischen Herstellers Pipstrel wirkt auf den ersten Blick klein. Die Tragflächen sind ungefähr in Kopfhöhe, dazu zwei Sitze und Türen, die sich nach oben aufklappen lassen. Das Cockpit selbst ist klassisch aufgebaut: Höhenmesser, künstlicher Horizont, Fahrtenmesser und ganz zentral und nicht zu übersehen: die Batterieanzeige.

"Es ist ein ganz klassisches Flugzeug. Nur der Antrieb ist eben ein anderer – komplett elektrisch", sagt Morell Westermann. Er hat die Maschine nach Strausberg gebracht. Der Schweizer arbeitet bereits länger mit diesen Flugzeugtyp und hat damit im Sommer vor einem Jahr einen Weltrekord aufgestellt. Er ist von der Schweiz an die Nordsee geflogen – und das in insgesamt drei Tagen. Diese Strecke wurde vorher noch nicht von einem Elektro-Flugzeug geschafft.

E-Flugzeuge sind flüster-leise

Der größte Unterschied zu Flugzeugen mit herkömmlichen Verbrennermotoren ist, dass die Maschine extrem leise arbeitet. "Jetzt im Winter hört man beim Rollen zur Startbahn maximal den Schnee knirschen. Vom Triebwerk dagegen so gut wie nichts", sagt Westermann. Daniel Moeck – der neue Besitzer der Maschine – legt sogar noch eins drauf: "Du kannst im Cockpit quasi eine Fliege summen hören."

Lärm- und CO2-Emissionen gehen damit gegen Null. Das war ein wesentlicher Punkt für Daniel Moeck, sich diese Maschine für ein Jahr zu leasen. "Ich liebe es, zu fliegen. Ich liebe es, in der Luft zu sein, weil es einfach eine ganz andere Welt ist. Aber ist mir wichtig, das so nachhaltig wie möglich zu machen. Noch dazu will ich auch die Anwohner nicht stören", so Moeck.

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Keine Lademöglichkeiten für E-Flugzeuge im Land

Die Maschine kann knapp eine Stunde in der Luft bleiben und muss dann wieder eine Stunde ans Ladegerät. Und genau da liegt die größte Herausforderung. In Brandenburg gibt es dafür im Moment überhaupt keine Infrastruktur.

Daniel Moeck löst es für seine Maschine mit mobilen Ladegeräten. Die haben ungefähr Koffergröße, sind auf Rollen und damit gut beweglich. Sein eigenes Ladegerät steht in Strausberg. Aber auch vom Flugplatz Schönhagen bei Trebbin gibt es inzwischen die Zusage, hier die entsprechende Infrastruktur zu schaffen. Unter anderem auch deshalb, weil eine erste Flugschule am Platz Interesse an einem E-Flugzeug für die Ausbildung angemeldet hat. Parallel läuft noch eine Anfrage in Richtung BER – bisher allerdings ohne Rückmeldung.

Mehr Infrastruktur für alternative Antriebe

Das Land braucht aber dringend die Infrastruktur für alternative Antriebsarten – auch im Bereich der Fliegerei. Die Ladegeräte für die Pipstrel-Maschine sind am Ende auch nur eine Einzellösung. Darauf weist Klaus-Jürgen Schwahn hin. Er ist der Geschäftsführer des Flugplatzes Trebbin, aber gleichzeitig auch der Vorsitzende der Interessengemeinschaft der regionalen Flugplätze. "Es wäre ungefähr so, als würde man für jedes E-Auto einen extra Stecker brauchen. Man müsste sich vorab eigentlich auch auf Standards festlegen, bevor man als Flugplatz im großen Stil investiert"“, sagt Schwahn. Er empfiehlt deshalb den Plätzen, solche Ladesäulen erst einmal zu leasen.

Das reine Elektroflugzeug ist ein Schritt auf dem Weg zum emissionsarmen Fliegen. Aber allein auf E-Mobilität kann man nicht setzen, gerade wenn es um die Mittel- oder Langstrecke geht. "Dafür brauchen wir Akkus mit deutlich mehr Leistung, die dann aber auch deutlich schwerer sind. Und diese Batterien und das damit verbundene Gewicht muss in die Luft gebracht werden. Das allein kostet schon viel Energie", so Schwahn.

So wird derzeit nicht nur über die Elektromobilität diskutiert. Es geht auch um hybride Antriebe, um synthetische Kraftstoffe – aber auch um Wasserstoff. Klaus-Jürgen Schwahn sagt deutlich, es dürfen nicht nur die Flugzeuge und die Motoren entwickelt werden – die Infrastruktur muss von Beginn an mit überlegt werden.

Flugplätze werden immer mehr zum Energielieferanten

"In den nächsten Jahren werden wir eine große Vielfalt an Antriebskonzepten in der Fliegerei haben. Die Entwicklungen laufen auf Hochtouren und es gibt zahlreiche Kooperationen mit Hochschulen. Die Flugplätze müssen aber jetzt schon anfangen, da mitzuziehen. Aber natürlich ist es schwierig, da die Flieger fehlen, die das jetzt kostendeckend abnehmen. Aber wenn wir uns erst einen Kopf machen, wenn die Maschinen schon auf dem Vorfeld stehen, ist es auch zu spät", so Schwahn.

Damit die kleinen regionalen Flugplätze für die Zukunft gut aufgestellt sind, brauchen sie grünen Strom, grünen Wasserstoff und grünen Kraftstoff – und genau daran muss in Zukunft weiter intensiv geforscht und entwickelt werden.

Sendung: Antenne Brandenburg, 04.12.2023, 14:40 Uhr

 

Beitrag von Sandra Fritsch

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