Lageso-Jahresbericht 2019 - Berliner Firmen beschäftigen weniger Schwerbehinderte

Mi 19.08.20 | 14:41 Uhr
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Symbolbild: Ein Arbeiter leidet an Tetraparese, einer spastischen Lähmung aller Extremitäten, und montiert Halterungen für Jalousien in einer Werkstatt. (Quelle: dpa/Woitas)
Bild: dpa/Woitas

Immer weniger Berliner Unternehmen stellen schwerbehinderte Menschen ein. Etwa zwei Drittel der Unternehmen mit mehr als 20 Arbeitsplätzen kämen ihrer Beschäftigungspflicht nicht nach, sagte der Präsident des Landesamtes für Gesundheit und Soziales (Lageso), Franz Allert, am Mittwoch in Berlin bei der Vorstellung des Jahresberichtes 2019.

2018 seien 65 Prozent (4.987) der 7.628 Unternehmen verpflichtet gewesen, die sogenannte Ausgleichsabgabe zu zahlen, weil sie weniger als die vorgeschriebenen fünf Prozent ihrer Arbeitsplätze mit schwerbehinderten Menschen besetzten. 2017 lag der Anteil der zahlungspflichtigen Unternehmen bei 64 Prozent (4.617), 2016 waren es 63 Prozent (4.214).

Ausgleichzahlungen in Höhe von 41,9 Millionen Euro

Die Summe der geleisteten Ausgleichsabgaben lag 2019 bei 41,9 Millionen Euro und damit 3,7 Millionen Euro höher als 2018. Davon flossen 35,8 Millionen Euro zurück in die Integration von schwerbehinderten Arbeitnehmern, unter anderem als Leistungen für Arbeitgeber und Arbeitnehmer.

Zur Verbesserung der Rahmenbedingungen hat Berlin unter anderem Zuschüsse zu Investitionen in Arbeits- und Ausbildungsplätze mit bis zu 50.000 Euro pro Arbeitsplatz verdoppelt. Der Eigenanteil für Inklusionsbetriebe wurde zugleich auf zehn Prozent halbiert. Das sind Unternehmen, die mindestens 30 Prozent und höchstens 50 Prozent ihrer Arbeitsplätze mit schwerbehinderten Menschen besetzen. Sie kommen unter anderem in der Gastronomie, in Wäschereien, im Landschaftsbau und bei Gebäudereinigungen zum Einsatz.

Sendung: Abendschau, 19.8.2020, 19:30 Uhr

7 Kommentare

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  1. 7.

    Behinderte ja aber wenn sie den Arbeitsprozess stören, dann klappt das eben einfach nicht. Egal wie sehr man sich das auch wünscht. Das Wohl von vielen geht über das Wohl einzelner sagt Mr Spock so treffend.
    Ich finde selbst Elternzeit schon bedenklich. Wer soll die Arbeit machen? Jemand von der Straße den man einarbeiten muss oder alle anderen Kollegen doppelt belasten? Das züchtet nur eine Versorgungsmentalität bei den Leuten.
    Bei uns ist so eine Elternzeit eine mittlere Katastrophe. Überstunden und arbeiten an der Belastungsgrenze. Von der Straße geht nicht wegen der Qualifizierung. Das geht nicht in so kurzer Zeit.

  2. 6.

    Wenn ich eine Firma hätte,würde ich auch keine Behinderten einstellen,nur Ärger.

  3. 5.

    Leider ist es genau so.
    Darum hat dieses Gesetz ja schon lange den Beinamen Beschäftigungsverhinderungsgesetz.

  4. 4.

    Ich finde diese Antwort ist unverschämt. Mein sitzt im Rollstuhl und hat solange ich ihn kenne keinen Tag gefehlt und bis fast 67 Jahr gearbeitet. Ich habe MS, meine Leidensgenossin Malu Dreyer ist Ministerpräsidentin. Alle über einen Kamm zu scheren ist sehr oberflächlich. Die meisten Firmen , geraden die Größeren wollen nur sparen und noch mehr Geld scheffeln. Das ist auch eine Ansicht, die nicht immer stimmt.

  5. 3.

    Liebe "Karin", umgekehrt wird ein Schuh daraus. Die Firmen nehmen die Fördermittel, stellen Behinderte Menschen ein, bekommen nicht die volle Arbeitsleistung und sind beleidigt, wenn der Mensch nach dem Ende der Förderung nicht freiwillig geht. - Unternehmer können sich nicht vorstellen, sich "Sozial" leisten zu können. - Und die Unternehmer, die es ernst meinen mit der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung von Behinderten Menschen, sind selbst bei öffentlichen Ausschreibungen benachteiligt, weil Papa-Staat nur nach der eigenen Wirtschaftlichkeit und nach dem Geld schielt.

  6. 2.

    Das kann ich leider so bestätigen.

    In unserem Unternehmen werden aufgrund des besonderen Kündigungsschutzes keine Schwerbehinderten eingestellt da man in unsicheren Zeiten und bei schwankender Auftrags- und Produktionslage nicht über die notwendige Flexibilität im Personalbereich verfügt.
    Darum zahlen viele Firmen lieber die Ausgleichsabgaben.

  7. 1.

    Die Politik macht sich das mal wieder, unter ignorieren aller Realitäten, ganz schön einfach. Auch wenn es politisch vielleicht nicht korrekt ist... Die Förderung endet irgendwann, die verminderte Arbeitsleistung und zusätzliche Belastung der anderen Mitarbeiter bleibt. Da muss man einfach mal ehrlich sein. Dank besonderem Kündigungsschutz und Sozialauswahl müssen zuvor andere Mitarbeiter gehen, wenn die wirtschaftliche Situation der Firma dies erfordert.
    Das klappt vielleicht in der Kfz Zulassungsstelle, aber nicht in einer Firma, die sich täglich im Wettbewerb beweisen muss.
    Insofern ist diese Abgabe eine reine Gelddruckmaschine.

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