Kostensteigerungen - Berliner Clubs bangen um ihre Überlebenschancen

Do 21.09.23 | 18:01 Uhr
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Tanzende Menschen in einem Club (Quelle: imago images)
Audio: rbb24 Inforadio | 21.09.2023 | Peter Klinke | Bild: imago images

Die aktuellen Preissteigerungen machen vielen Veranstaltungsorten in Berlin zu schaffen. Hinzu kommen Probleme mit Corona-Hilfen, Ärger über Lärm und Anforderungen von Ämtern. Laut Clubcommission ist die Stimmung düster.

Viele Berliner Clubs sehen sich wegen gestiegener Kosten in finanzieller Not. Zu diesem Urteil kommt die Clubcommission, die Interessensvertretung der Clubs und Veranstaltungsorte in der Stadt. Am Donnerstag teilte sie mit: "Die Berliner Clubkultur, weltweit bekannt für ihre Einzigartigkeit, Diversität und Progressivität, steht derzeit vor einer existenziellen Bedrohung aufgrund der wirtschaftlichen Lage."

Laut der Mitteilung hat die Clubcommission 50 Clubs und Kollektive zu ihrer aktuellen Situation befragt. Die Rückmeldungen zeigen demnach zum Teil ein recht eindeutiges Bild. Die Frage, ob die allgemeinen Preissteigerungen sie vor Probleme stellen würden, wurde von 47 Clubs beantwortet - rund 90 Prozent davon bejahten dies.

60 Prozent gaben an, allgemein finanzielle Schwierigkeiten zu haben und rund die Hälfte klagt über die gestiegenen Energiepreise. Gleichzeitig berichtet ein Großteil der befragten Clubs von einem erheblichen Umsatzrückgang im Vergleich zu der Zeit vor der Corona-Pandemie. Manche Betreiber gaben an, ohne staatliche Hilfe nicht auskommen zu können.

Mensch Meier gibt auf

Ein weiteres Sorgenthema sei das Verhältnis zu Nachbarn, so die Clubcommission. Die Zahl der Beschwerden über die Lautstärke von Clubs sei derzeit höher als noch vor dem Beginn der Corona-Pandemie. Von den 46 Betreibern, die auf eine entsprechende Frage antworteten, sagten 37 Prozent, dass sie teilweise deutlich mehr Beschwerden zur Lautstärke erhielten.

Auch gestiegene Energiekosten, Personalmangel, Mietsteigerungen, Bürokratie sowie die Rückzahlung von Coronahilfen oder Steuernachzahlungen, die sich aus Hilfen ergeben, seien Probleme, die viele Veranstalter in Berlin aktuell umtreiben, heißt es. Der Club Mensch Meier habe aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Lage bereits angekündigt, schließen zu wollen. Ein weiterer werde aufgrund von Schwierigkeiten mit dem Vermieter demnächst umziehen. Der mögliche Bau des Abschnitts 17 der A100 bedrohe zudem zahlreiche Clubs in Friedrichshain.

Linke spricht von DNA der Stadt

Zu den Problemen der Clubbetreiber äußerten sich Politiker aus dem Abgeordnetenhaus Berlins. Der Sprecher der Grünen für Clubkultur, Julian Schwarze, mahnte an, dass Clubs als Kulturorte anerkannt und gefördert werden sollten. "Der Kultursenator Chialo muss die Sorgen der vielen Clubs endlich ernst nehmen und passende Unterstützungsangebote auf den Weg bringen."

Der Sprecher für Clubkultur der Linke-Fraktion, Niklas Schenker, forderte auch einen Schutz der Kulturstätten. "Die Berliner Clubkultur gehört zur DNA der Stadt. Die Berichte der Clubcommission sehen wir mit großer Sorge."

Sendung: rbb24 Inforadio, 21.09.2023, 17.30 Uhr

20 Kommentare

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  1. 20.

    Ach Leute, man kann immer leicht auf Dinge verzichten, die man sowieso nicht nutzt... ich brauch z.B. keine stinkenden Autos! Aber mein Motto als (echter) Berliner ist seit eh und je "leben und leben lassen"!!! Und die ganzen zugezogenen Juppies, die in die Szenebezirke ziehen und sich dann über den Lärm (und in meinem Geburtskiez um die Rigaer über die Hausbesetzer) beschweren, gehen mir tausend mal mehr auf den Sack, als feiernde Touris mit guter Laune!

  2. 19.

    das ist doch etwas kurzsichtig, vielleicht hilft der artikel mit ein paar zahlen für ein besseres verständnis worum es beim thema hier so geht:
    https://www.tagesspiegel.de/berlin/corona-folgen-und-steigende-preise-zwei-berliner-clubs-mussen-aufgeben--clubcommission-in-sorge-10505344.html

  3. 18.

    So ähnlich sehe ich es auch. Es war schon immer so, dass Restaurants, Clubs, Geschäfte wegen Insolvenz, zu hoher Mieten, zu wenig Nachfrage, was auch immer, schließen mussten. Natürlich sind Clubs da eher betroffen als andere Branchen, denn, wenn die Menschen weniger Geld zur Verfügung haben, muss jede:r Einzelne sehen, abwägen und entscheiden, wo er/sie sparen muss. Zu Zeiten, in denen ich knapp bei Kasse war, habe ich auch auf Einiges verzichtet, so what? Einige verzichten auf den Theaterbesuch, andere aufs Kino, andere auf Restaurantbesuche und eben wieder Andere auf den Clubbesuch. Die Zeiten werden sich vielleicht auch wieder ändern, oder eben nicht.

  4. 17.

    Gastronomie unterlag schon immer einer großen Fluktuation. Wieviel Restaurants, Bars, Cafés und Kneipen mussten aufgeben, was kaum wahrgenommen wurde. Warum ständig das Gejammer der Clubs? Es schreien doch gerade die Clubs nach Hilfen, die dem Clubtourismus unterliegen, Wenn die Clubs sich nicht selbst finanzieren können, müssen sie eben schließen, wie jeder andere Gastronomiebetrieb auch! Es kann nicht sein, dass die steuerzahlenden Einwohner Berlins den Fun der feierwütigen Touristen bezahlen!

  5. 15.

    Vielleicht kommt es eines Tages so in Berlin, dass alle Musikclubs in ein Quartier zusammenziehen, quasi wie ein Dance-Music-Vergnügungsparkt. Und die Menschen in den Wohnquartieren der Stadt haben dann endlich ihre Ruhe wie aufm Dorf. Ach ne... aufm Dorf ist ja auch nicht ruhig. Da gibts Dorffeste, Feuerwehrfeste, Tatütata der FFW, die krähenden Hähne, die Trecker der Bauern usw...
    Sicher sind Clubs auch ein Teil der Kulturszene. Aber die allermeisten sind halt privatwirtschaftlich betrieben. Eine finanzielle Förderung wie gemeinnützige Kulturvereine oder gar Theater oder Oper fällt für diese Branche schon mal aus. Da muss man auch mal realistisch sein: Ein club-Amüsement ist nicht unbedingt lebensnotwendig und kostet eben auch Geld. So ist das nun mal...

  6. 14.

    Also ich MUSS nicht in den Club, wenn ich nicht weiss, wie ich mein Essen noch finanzieren kann. Wenn die Studenten und Touristen dafür noch Geld übrig haben, ok, aber bei mir wäre das nicht drin. Sorry. Und so wird es mit sehr sehr vielen Dingen gehen: Kino/Theater, Konzerte, Restaurants/Ausflüge, Museen, Schwimmbäder/Sauna/Wellnesstempel, Kleidung/Mode, Feste/Festivals, Weihnachtsmarkt.

    Wenn wegen der Maßlosigkeit einiger die Produkte unverhältnismäßig (!) teurer werden, dann kommt die Sache zum Erliegen. Und wir schlittern nach einer Phase mit "ich habe kein Geld" wieder in die "Geiz ist g..l" Rille, die unsere Wirtschaft kaputt macht, also auch Clubs am Ende.

  7. 12.

    Kulturstätten, aha. Wenn die Linke saufen, Krach machen und Drogen nehmen für Kultur hält, dann braucht man sich über die Zustände in der Stadt nicht zu wundern.

  8. 10.

    Es gibt eh zuviele Clubs in Berlin. Ist nur gut, wenn einige davon kaputt gehen, dann gibt es weniger Drogen und mehr Wohnraum.
    Ich halte 50% der Clubs für ausreichend.

  9. 9.

    Anstatt sich um ihre letzten Wähler zu kümmern, macht die Linke lieber weiter auf Hippe Großstadtpartei. Die Quittung wird das Parlamentarische Aus sein, spätestens 2025 im Bund und 2026 in Berlin.
    Merke: die hippen Clubbesucher wählen von je her Grün, die Linke hatte da nie eine Chance, aber ihre eigene Wählerschaft hat sie derart vernachlässigt, dass diese sich dauerhaft von ihr abgewandt haben.

  10. 8.

    Ich bin für ein Spendenkonto für betroffene Clubs.
    Die Betreiber müssen doch ordentlich verdienen, auch wenn man die Mitarbeitenden nicht mehr so richtig ausbeuten kann. Auch sind nur die Betreiber von höheren Preisen etc. betroffen. Der Normalbürger merkt davon ja nichts.....

  11. 7.

    In einer Stadt mit Mietexplosion, Wohnungsnot und zahllosen Ausgabestellen der Tafel, mit armen Kindern und Obdachlosigkeit gibt es wahrlich andere Probleme als Clubs, die schließen wollen oder müssen. Wer das Geld hat, dort seine Freizeit zu verbringen, kann es sich leisten und pro Getränk 20% Inflationszulage zahlen. Wenn in Kleinkleckersdorf die einzige Dorfkneipe im Umkreis von 15 km dichtmacht, interessiert das kein Schwein. Man gewöhnt sich daran, dass es so ist.

  12. 6.

    Ach, es gibt Beschwerden über die Lautstärke... von Clubs, die ja bekanntlich den Autobahnbrücke wegbassen wollen...? Vielleicht sollten die Anwohner wegziehen, oder? Party geht hier in Berlin bekanntlich vor.

  13. 5.

    Tja Diversität bezahlt halt keine Gehälter und schon gar nicht Energie Rechnungen, natürlich muss dann wieder der Staat, sprich ich du er sie es herhalten und ihr sauer verdientes Geld auf mittlerweile über 70% Abgaben treiben.

  14. 4.

    Die armen Betreiber der Clubs.
    Es sind wahrscheinlich die Einzigen bei denen alles teurer wird. Das geht natürlich nicht. Für alle anderen sind Lebenshaltungskosten ja zum Glück nicht gestiegen.
    Ironie aus...

  15. 3.

    Nett, wie Grüne Linke auch hier wieder auf die eigenen Versäumnisse hinweisen. Dabei ist es eigentlich normal, dass die Clubszene in einem ständigen Wandel begriffen ist. So manchen Club würde ein Erfolg von "A100 wegbassen" noch mehr Lärmbeschwerden einbringen, da die Grundstücke dann nicht mehr für die Autobahn freigehalten werden müssten, falls deren Vertrag dann nicht eh ausläuft.

  16. 2.

    Die haben ja lange ordentlich abgesahnt. Nun haben sich die Zeiten geändert und die Angestellten lassen sich nicht mehr für een Appel und een Ei abspeisen.

  17. 1.

    Keine Ahnung warum sich der Tagesspiegel und der RBB als Sprachrohr der sogenannten Clubcommission, die immer wieder eine Menge Blödsinn von sich gibt und sich vor allem um sich selbst dreht, missbrauchen lassen.

    Die Inflation ist freilich nichts Neues, aber der Beschluss zur anstehenden Schließung des Mensch Meier ist tatsächlich NICHT darin begründet.

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