Kreistag beschließt Erhöhung - Taxipreise in der Prignitz steigen um ein Viertel

Fr 29.09.23 | 09:46 Uhr | Von Björn Haase-Wendt
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Symbolbild: Eine Reihe von Taxis (Quelle: dpa/Mascha Brichta)
Audio: Antenne Brandenburg | 29.09.2023 | Landrat Christian Müller | Bild: dpa/Mascha Brichta

Wer in der Prignitz das Taxi nutzt, muss ab Oktober deutlich mehr zahlen. Denn die Preise steigen durchschnittlich um gut ein Viertel. Damit soll die wirtschaftliche Situation der angeschlagenen Branche verbessert werden. Von Björn Haase-Wendt

Man braucht schon etwas Glück und Geduld, um in der Prignitz ein Taxi zu finden. Zwar gibt es laut Kreisverwaltung 15 Unternehmen mit 24 Taxis, doch die sind oftmals auf Krankenfahrt. Viele Unternehmen orientieren sich um oder bauen sich zusätzliche Standbeine auf - auch Katja Pfennigschmidt aus Pritzwalk, seit 2016 Chefin des Unternehmens "Taxi Wagner".

"Wir haben mal geschaut, es sind acht Prozent, was reine Taxifahrten betrifft, der Rest sind Krankenfahrten", sagt Pfennigschmidt. In ihrem Fuhrpark hat sie zwölf Taxis und Mietwagen, die sie täglich durch den dünn besiedelten Landkreis im Nordwesten Brandenburgs schickt.

Reserven aufgebraucht

Auskömmlich ist das Geschäft aber schon lange nicht mehr: Der gestiegene Mindestlohn, die Inflation und hohe Spritpreise belasten die Branche. "Den Puffer, den man sich erwirtschaftet hat, der wurde in den letzten zwei, drei Jahren aufgebraucht, auch um sich zu retten", sagt die Prignitzerin und räumt ein, zwischenzeitlich auch daran gedacht zu haben, die klassische Taxisparte aufzugeben.

So wie Katja Pfennigschmidt geht es vielen Taxiunternehmen. Das zeigt auch ein Gutachten im Auftrag der Prignitzer Kreisverwaltung. Es kommt zu dem deutlichen Ergebnis, dass die wirtschaftliche Lage des Gewerbes in der Region als bedroht einzuschätzen ist. "Die Einnahmen reichen nicht für einen angemessenen Lebensunterhalt aus und auch nicht für eine Kapitalbildung zur Altersvorsorge", erklärt Anja Autzen, Sachgebietsleiterin Ordnung und Verkehr in der Kreisverwaltung. Demnach lag der jährliche Gewinn pro Unternehmen im Jahr 2022 bei durchschnittlich 47.000 Euro. Nach Berechnungen der Gutachter entspricht das einem Brutto-Monatseinkommen von rund 3.900 Euro. Das Fazit: "Das Einkommen deckt nicht die Ausgaben der Unternehmen."

Taxi-Chefin Katja Pfennigschmidt im Gespräch mit einem ihrer Fahrer, denen sie gerne mehr zahlen würde. (Foto: rbb/Haase-Wendt)Taxi-Chefin Katja Pfennigschmidt im Gespräch mit einem ihrer Fahrer, denen sie gerne mehr zahlen würde. (Foto: rbb/Haase-Wendt)

Erhöhung um 24 Prozent beschlossen

Nachdem in der Prignitz die Taxipreise vier Jahre unverändert blieben, hat der Kreistag deshalb jetzt einstimmig eine deutliche Erhöhung beschlossen - um durchschnittlich 24 Prozent. Eine Diskussion gab es in der Sitzung nicht.

Ab dem 1. Oktober steigt die Grundgebühr von 3,30 Euro auf 4,10 Euro. Auf die Kilometerpreise werden jeweils 50 Cent aufgeschlagen. Tagsüber fallen für die ersten fünf Kilometer 2,30 Euro an, danach müssen 2,10 Euro pro Kilometer gezahlt werden. Auch die Nacht-, Sonn- und Feiertagstarife werden entsprechend erhöht.

Für Taxiunternehmerin Katja Pfennigschmidt ist die Erhöhung ein erster richtiger Schritt, allerdings hätte sie sich mehr gewünscht. "50 Prozent wären schon effektiver gewesen", sagt sie. Denn große Sprünge bei den Löhnen für die Fahrer seien so nicht drin. Doch der Prignitzer Landrat Christian Müller (SPD) verweist auch auf die Herausforderungen bei der Preisgestaltung: "Es ist wie im ÖPNV. Jede Gebührenerhöhung hat auch Konsequenzen für den Gebührenzahler, der bereit sein muss, diese Preise zu zahlen."

Unterstützung für Senioren?

Ein Argument, das Taxichefin Pfennigschmidt versteht, dafür aber Lösungen fordert. Denn auch sie sieht, dass jetzt vor allem die Senioren mit eh schon knappem Geldbeutel auf den Dörfern durch die höheren Preise belastet werden. Ihre Idee: ein sogenanntes Fifty-Fifty-Taxi für Senioren, wie es sie bereits für junge Partygänger in Brandenburg gibt. Dort zahlt das Land die Hälfte des Taxipreises. "Oder auch ein Seniorentaxi. Das gibt es ja auch in anderen Landkreisen. Die werden von Landkreisen oder Städten mitfinanziert, so etwas würde ich mir für Pritzwalk oder die Prignitz wünschen", sagt Pfennigschmidt weiter.

Doch das ist vorerst wohl nicht in Sicht. Allerdings sollen die Taxigebühren in der Prignitz nun regelmäßiger auf den Prüfstand kommen - und gegebenenfalls schon im kommenden Jahr erneut angepasst werden.

Sendung: Antenne Brandenburg, 29.09.2023, 06:30 Uhr

Beitrag von Björn Haase-Wendt

7 Kommentare

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  1. 7.

    ...wobei man schon zugeben muss, dass man mit 47000 Gewinn vor Steuern nicht selbständig sein sollte. Nach Abzug aller Steuern und Versicherungen dürfte da nicht viel übrig sein.

  2. 6.

    Weil die Geschäftsführerin davon ihren Lebensunterhalt bestreitet und, wie im Artikel steht, das einem Monatslohn von 3900€ entspricht. Nach Abzug von Rentenvorsorge und Versicherungen bleibt da nicht mehr viel übrig.

  3. 5.

    Ein Hoch auf Uber, Bolt und wie sie alle heissen ;-)

  4. 4.

    Die Krankenfahrten werden weit Jahrzehnten von den Kassen schlechter vergütet, als nach dem geltenden Tarif.
    Aus dem Gewinn des Taxigeschäfts müssen noch Krankenkasse und Rentenkasse bedient werden. Allerdings zahlen die Taxiunternehmer den vollen Satz in die Sozialkassen und der dürfte wesentlich höher sein als bei Angestellten. So werden vermutlich für Krankenkasse und Rente z.Zt. 1800 € fällig. Wer sich privat versichert könnte ca. 500 € sparen, allerdings kommt der Hammer dann später.

  5. 3.

    Naja , fragen sie Mal bei den Krankenkassen nach.
    Da macht es Klick , denn ein Krankentransport würde noch teurer werden.
    Blutwäsche , Termine in Buch oder Virchow oder Charité Mitte ,immer mehr Menschen so d auf Transport angewiesen.
    Vielleicht denken sie nochmals nach.
    Zum anderen , auch Taxifahrer sollen fair entlohnt werden.
    Aber für sie ist wohl Autofahren Erholung .

  6. 2.

    Dann ist ja die Erhöhung der Preise der Schritt in die richtige Richtung um neue Fahrgäste zu gewinnen.

  7. 1.

    Warum deckt ein Gewinn von 47.000 Euro nicht die Ausgaben? Der Gewinn ist die Differenz zwischen Einnahmen und Ausgaben, d.h. konkret, die Einnahmen sind 47.000 Euro höher als die Ausgaben.

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