Der Fontane-Literaturpreis 2023 geht an den Autor Matthias Nawrat. Der 43-Jährige werde für seinen Lyrikband "Gebete für meine Vorfahren" gewürdigt, sagte die Brandenburger Kulturministerin Manja Schüle (SPD) am Montag in Potsdam. Nawrat befasse sich mit großen Literaturthemen, wie etwa das "menschlichen Ringen zwischen Ego und Empathie".

Der Jury-Vorsitzende Iwan-Michelangelo D'Aprile hob hervor, dass sich der in Polen geborene Nawrat wie kaum ein anderer jüngerer Gegenwartsautor mit der deutsch-polnischen Geschichte auseinandersetze.

Nawrat selbst sagte, seine Literatur stehe für Verantwortung und Mitmenschlichkeit in Zeiten des erstarkenden Faschismus in Europa. Aufgabe des Schriftstellers sei, sich mit Humanismus und Abgründen der Menschen zu beschäftigen.

Der Fontane-Preis ist mit 40.000 Euro dotiert und wird als 24-monatiges Stipendium an Autorinnen und Autoren verliehen, die mit ihrem Werk erstmalig herausragendes öffentliches Interesse gefunden haben. Nawrat hat zwar schon mehrere Prosa-Bücher veröffentlicht. Ausgezeichnet wurde nun sein erster Lyrik-Band.

Der Literaturpreis hat mehrere Vorgänger. Er wurde erstmals von 1913 bis 1922 vergeben, unter anderem an Annette Kolb, Leonhard Frank, Carl Sternheim und Alfred Döblin. Nach 1949 gab es zwei Fontane-Preise: Den West-Berliner Preis erhielten unter anderem Peter Huchel, Uwe Johnson, Arno Schmidt, Günter Grass, Wolf Biermann und Wolfgang Hilbig. Den Preis des DDR-Bezirks Potsdam erhielten unter anderem Christa Wolf und Helga Schütz.

1994 wurde der Fontane-Literaturpreis von Fontanes Geburtsstadt Neuruppin neu gestiftet. Preisträger waren unter anderem Friedrich Christian Delius, Christoph Ransmayr und Josef Bierbichler. Seit 2010 wird die Auszeichnung alle zwei Jahre vergeben, seit dem Fontane-Jahr 2019 gemeinsam mit dem Land Brandenburg.

Sendung: rbb24 Inforadio, 07.08.2023, 12 Uhr