Premiere | "Spaßige Sache" im Ballhaus Ost - "Was ist ein Mann in Salzsäure? Ein gelöstes Problem"

Mi 08.11.23 | 17:11 Uhr | Von Magdalena Bienert
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Ballhaus Ost in der Pappelallee in Berlin-Prenzlauer Berg (Quelle: imago images)
Audio: rbb24 Inforadio | 08.11.2023 | Magdalena Bienert | Bild: imago images

Das Berliner Performance-Kollektiv "Hysterisches Globusgefühl" feiert Mittwochabend mit seiner neuen Arbeit "Spaßige Sache" Premiere im Ballhaus Ost. Es darf gelacht, aber noch mehr darüber diskutiert werden. Von Magdalena Bienert

Die fünf Performer:innen nennen den Teil ihres Stücks "Witze-Feuerwerk". Es ist der Part, den das Quintett klischeehaft angeht: Ossis, Männer, Frauen, Blondinen und queere Personen - und dieser Part ist nur schwer auszuhalten, obwohl er harmlos anfängt: "Geht ein Cowboy zum Friseur – Pony weg!" Abwechselnd wirft sich das Kollektiv die Witze zu. Von Plattwitzen à la: "Was ist ein Mann in Salzsäure? Ein gelöstes Problem! Habt ihr was gegen Männer? Nichts, das wirkt!" Bis hin zu: "Was haben ein Ossi und eine Raupe gemeinsam? Aus der Raupe wird nochmal was" und: "Warum sollten Frauen über 40 nicht Verstecken spielen? Weil die eh niemand sucht!" Autsch.

Spannende Frage: Wer lacht über welchen Witz?

Lea Schiel, Gründungsmitglied von "Hysterisches Globusgefühl", ist überzeugt davon, dass diese Szene bei den Zuschauenden an verschiedenen Stellen, verschiedene Reaktionen hervorrufen wird.

"Ich glaube, das erzählt wahnsinnig viel über deren sozialen Background, dass sie das und das lustig finden oder eben nicht lustig finden. In dem Moment, wo dann in so einem Theater Menschen an verschiedenen Stellen lachen, passiert plötzlich ein affektiver Austausch." Und der ist natürlich gewünscht, Emotionen vorprogrammiert.

Das Performance-Kollektiv aus Berlin und Wien lädt mit seinem Stück "Spaßige Sache" dazu ein, das - wie sie es nennen - "subversive Potenzial des Lachens" zu erkunden und sich ein Stück weit auch der Utopie hinzugeben, dass man, laut Lea Schiel, "über alles lachen kann, weil die Sprache ihre verletzende Wirkung verloren hat und es keine Diskriminierung mehr gibt."

Das Privileg eines gemeinsamen Abends

Das Performance-Kollektiv hat sein neuestes Stück während der Pandemie angefangen, inzwischen ist es durch eine noch drängendere Weltlage zu einer Art Privileg geworden, an einem Abend zusammenzukommen und gemeinsam Humor zu hinterfragen: Was ist hier lustig und für wen eigentlich? Und warum ist es so schwer geworden, "einfach mal nur einen netten Abend zu haben oder nur einer spaßigen Sache nachzugehen?"

Lachen verbindet und befreit, verletzt aber auch und schließt andere aus. All das wird im Ballhaus Ost ergründet und stückweise seziert.

Und ja, bitte: Lachen Sie! Oder amüsieren Sie sich wenigstens leise, wenn die Fünf das Spiel "ich packe meinen Koffer" mit verschiedenen Lachern spielen – wem fallen noch absurdere Lachgeräusche ein, und wer kann sich alle in der richtigen Reihenfolge merken?

Das Performancekollektiv "Hysterisches Globusgefühl" entwickelt mit seinen Arbeiten stets Utopien für eine antirassistische, klassenlose, queerfeministische und respektvolle Zukunft. Wie das Stück "Spaßige Sache" dazu beitragen kann, zeigt dieser Abend ebenso.

Die Premiere "Spaßige Sache" im Ballhaus Ost findet Mittwochabend statt, ist jedoch so gut wie ausverkauft. Für die kommenden Termine gibt es aber noch Karten.

Sendung: rbb24 Inforadio, 08.11.2023, 14:55 Uhr

Beitrag von Magdalena Bienert

4 Kommentare

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  1. 4.

    Entweder man kann es, oder nicht. Witze so vortragen, dass Publikum das sofort annimmt und herzlich auflacht. Es gibt da bekannte Macher, die unvergänglich in ihrer Wirkung sind. Diese aneinander Kettung von doofplatten Sprüchen, Witzen oder wie auch immer benannt, erzeugt etwas Plattes, Maues, stupid Monotones. Bitte jetzt laut lachen!.... funktioniert eben nicht. Sorry. Mir sind bestimmte Rezensionen gegen bekannte Comedians gerade eingefallen. Und dann das da. Doof, einfach nur extrem flach.

  2. 3.

    Da waren schon ein paar altbekannte Kracher dabei. Witzischkeit kennt keine Grenzen.

  3. 2.

    „"Was ist ein Mann in Salzsäure? Ein gelöstes Problem" Der rbb macht es vor, ich ziehe nach:
    Es gibt auch keine Blondinen-Witze. Es sind alles wahre Begebenheiten...
    Schön das man beim rbb wieder alles das sagen darf, was woanders toleriert werden kann.

  4. 1.

    Witzig wäre es vielleicht, wenn ein Witz lustig vorgetragen werden würde. So monoton lacht jedenfalls keiner.

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