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Audio: rbb88.8 | 11.04.2024 | Silke Mehring | Quelle: picture alliance / Peter Engelke

Musical im Admiralspalast

"Robin Hood" - ein Porträt untermalt mit Hits von Chris de Burgh

Robin Hood zeigt sich in der Musical-Inszenierung im Berliner Admiralspalast als zaudernder Zweifler, der erst durch die Liebe zu sich selbst findet. Vieles ist modern gestaltet. Mit Hits von Chris de Burgh ist die Königsdisziplin des Musicals aber erfüllt, meint Silke Mehring.

Robin Hood, den Rächer der Entrechteten, hat es als reale Person womöglich nie gegeben. Den furchtlosen Helden vom Sherwood Forest kennen wir vor allem als Filmlegende. Aber auch in Musical-Form gibt es ihn: Vor zwei Jahren hat das Musical "Robin Hood" im hessischen Fulda seine Uraufführung erlebt, am Mittwochabend wurde im Admiralspalast die Berliner Premiere gefeiert. Zugeschaut hat dabei auch ein berühmter Gast: der irische Sänger Chris de Burgh. Er hat nämlich einige Stücke des knapp dreistündigen Musicals komponiert.

"Don't pay the ferryman" wird zu "Freiheit für Nottingham"

Irgendwie gehen die Achtziger Jahre nie wirklich vorbei. Mit ihrer Musik holen sie uns jetzt auch im Musical wieder ein. "Don’t pay the Ferryman", einer der großen Hits von Chris de Burgh, wird hier zur Hymne "Freiheit für Nottingham". Denn darum dreht sich schließlich alles in der Saga um den Mittelalterhelden Robin Hood: Um Freiheit von der Unterdrückung, um Selbstbestimmung und den Kampf gegen die Obrigkeit.

Im Vergleich mit 2019

Berliner Theater und Orchester noch nicht auf altem Besuchsniveau

2023 haben sich immer noch weniger Besucher und Besucherinnen als 2019 Vorführungen auf den großen Berliner Bühnen angeschaut. Insgesamt wurden über drei Millionen Tickets verkauft.

Held mit inneren Konflikten

Doch bis es so weit ist, hat dieser Robin Hood noch einiges zu bewältigen. Denn er ist keineswegs ein strahlender Held, vielmehr startet er als zerrissener, zaudernder Zweifler im Zwiespalt mit sich selbst, seiner adligen Herkunft und seiner Rolle in der Welt. Er ist ein Musical-Held mit inneren Konflikten. Einer, der sich und seine Power erst noch entwickeln muss. Für die altbekannte Story ist das ein spannender Spin: Ein Robin Hood, der mehr über Pfeil und Bogen weiß als über sich selbst.

Tolles Tanzensemble in geschmeidiger Choreographie

Im Riverdance-Style fetzt das Musical-Ensemble zu schmissigen Songs spiel- und sangesfreudig über die Bühne. Sehnige Körper in ledernen Lendenschurzen und glitzernden Kettenhemden fügen sich kraftvoll und stimmig in eine geschmeidige Gesamtchoreographie ein. Das Bühnenbild ist minimalistisch, aber einfallsreich. Hohe Wände aus Metallgittern umrahmen das Geschehen wie ein Gerüst, das verschiebbar ist, sich teilen und neigen kann. So entstehen blitzschnell neue Szenerien. Lichtprojektionen werfen die Bilder von nebligen Wäldern, flackerndem Kerzenlicht und dicken steinernen Mauern an die Wände.

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Natürlich geht auch bei "Robin Hood" kein Weg an den musical-typischen balladigen Duetten vorbei. Dabei kommen sich Robin und eine erfrischend starke und selbstbewusste Lady Marian näher. Erst durch Marian kann Robin erkennen, dass ein mutiger, entschlossener Kämpfer in ihm schlummert.

Volle Punktzahl für Unterhaltsamkeit

Inhaltlich haben die Macher dieser "Robin Hood"-Inszenierung in ein bisschen viele moderne Kisten gegriffen. Es findet sich Kritik an Krieg, Profitgier und männlicher Übermacht, der Appell an Selbstwirksamkeit und Eigenverantwortlichkeit, und auch die Themen Gleichberechtigung, Humanismus und Psychologie sind untergebracht. Aber die Königsdisziplin des Musicals, die Unterhaltsamkeit, ist voll erfüllt. Eine kleine Warnung noch: Ohne Achtziger-Jahre-Ohrwurm geht hier am Ende niemand wieder nach Hause.

Sendung: rbb24 Inforadio, 11.04.2024, 10 Uhr

Beitrag von Silke Mehring

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