9.600 Euro Geldstrafe - Flüchtling angegriffen und verletzt - Berliner Polizist verurteilt

Fr 06.05.22 | 20:57 Uhr
Symbolbild: Das Wappen der Berliner Polizei. (Quelle: dpa/Schoenling)
Bild: dpa/Schoenling

Der Berliner Polizist Stefan K. ist fünf Jahre nach einem Angriff auf einen Geflüchteten zu einer Geldstrafe von 9.600 Euro verurteilt worden. Das Amtsgericht Tiergarten hat K. und zwei weitere Angeklagte der gemeinschaftlichen gefährlichen Körperverletzung für schuldig befunden, wie eine Gerichtssprecherin rbb24 am Freitag mitteilte.

In der Anklage war kein mögliches Motiv genannt worden. Die Anwältin des inzwischen abgeschobenen Afghanen, der Nebenkläger im Verfahren war, hatte jedoch - wie auch Flüchtlingsorganisationen - von einem vermutlich rassistisch motivierten Übergriff gesprochen.

Gegen den Polizisten wurde nach Angaben der Gerichtssprecherin eine Geldstrafe in Höhe von 120 Tagessätzen zu je 80 Euro (9.600 Euro) verhängt.

Tat aus rassistischen Motiven

Zusammen mit den beiden anderen Männern soll K. im April 2017 am S-Bahnhof Karlshorst einen 26 Jahre alten Flüchtling aus Afghanistan verprügelt haben. Bei der Verhandlung am Freitag verurteilte die Richterin auch die Mittäter: Der Angeklagte Dennis Y. wurde zu einer Geldstrafe von 7.200 Euro verurteilt, gegen Philipp G. erging eine Freiheitsstrafe von sechs Monaten auf Bewährung.

Der 42 Jahre alte Beamte und die Mitangeklagten im Alter von 26 und 29 Jahren hatten zu Prozessbeginn vor knapp drei Monaten geschwiegen. Für Stefan K. und Dennis Y. wirkte sich strafmildernd aus, dass beide bei der Tat stark alkoholisiert gewesen seien, hieß es.

Polizist Stefan K. war zur Tatzeit Mitglied der Sondereinheit EG "Rex" bei der Berliner Polizei, die mit den Ermittlung der rechtsterroristischen Anschlägsserie in Neukölln betraut war. Nach Informationen des "Tagesspiegel" soll K. derzeit weiter im Streifendienst der Polizei im Süden der Stadt im Einsatz sein.

Opfer nach Afghanistan abgeschoben

Der damals 26-jährige Geschädigte, ein Mann aus Afghanistan, habe eine Nasenbeinfraktur sowie ein Hämatom am rechten Schulterblatt erlitten.

Obwohl das Strafverfahren gegen den Polizisten Stefan K. und seine beiden Mittäter noch nicht abgeschlossen war, wurde der Geschädigte im März 2020 nach Afghanistan abgeschoben. Nach Aussage einer Gerichtssprecherin soll er sich derzeit in Kabul aufhalten.

Wie der "Tagesspiegel" weiter berichtet, hat die Berliner Polizei ein Disziplinarverfahren gegen Stefan K. aufgenommen, während des Gerichtsverfahrens wurde es vorläufig ausgesetzt.

Sendung:

Nächster Artikel