Tatverdacht nach Attacke an Haltestelle - Anklage gegen sechs Verdächtige nach rassistischem Angriff auf 17-Jährige

Fr 26.08.22 | 15:16 Uhr
Die 17-jährige spricht auf der Demonstration "Schaut nicht weg! Solidarität mit Dilan und allen Betroffenen rassistischer Gewalt!". (Quelle: dpa/Michael Kuenne)
Bild: dpa/Michael Kuenne

Der Angriff auf die 17-jährige Dilan hatte bundesweit für Schlagzeilen gesorgt: Sechs Erwachsene hatten sie attackiert. Zunächst war fälschlicherweise von einem Maskenstreit ausgegangen worden. Nun wurde die Anklage gegen die Beschuldigten eingereicht.

Nach dem Angriff auf die 17-jährige Dilan S. im Februar an einer Tramhaltestelle in Berlin hat die Berliner Justiz Anklage gegen sechs mutmaßlich Beteiligte erhoben. Das bestätigte die Pressestelle der Berliner Strafgerichte am Freitag dem rbb. Zuvor hatte der Spiegel [spiegel.de] darüber berichtet. Dilan S. war bei der Attacke verprügelt und rassistisch beleidigt worden.

Die Vorwürfe lauten demnach auf Beleidigung, Bedrohung und gefährliche Körperverletzung und richten sich gegen drei Frauen und drei Männer im Alter zwischen 24 und 54 Jahren.

Symbolbild: Eine Tram fährt die Greifswalder Straße entlang, aufgenommen am 10.01.2021 (Quelle: imago images/Christian Thiel)
Bild: imago images/Christian Thiel

Der Fall hatte vor allem wegen der Debatten und Darstellungen durch die Polizei für Schlagzeilen gesorgt. Die 17-Jährige war von drei Frauen und drei Männern rassistisch angepöbelt, verprügelt und getreten worden, musste im Krankenhaus behandelt werden und zeigte dies an. Nach dem Angriff hatte die Polizei aber zunächst eine Pressemitteilung herausgegeben, in der eine fehlende Maske der 17-Jährigen als Auslöser für den Angriff genannt wurde.

Jugendliche schildert auf einem Video ihre Sicht der Tat

Die Jugendliche hatte in Reaktion auf die Polizeimeldung auf Instagram widersprochen, nachdem die Informationen auf Grundlage der Polizeimeldung von mehreren Medien, darunter auch rbb|24, verbreitet worden war.

"Ich wurde gestern in Berlin zusammengeschlagen, weil ich Ausländerin bin", sagte sie in einem Video. Zudem schilderte sie ihre Ansicht, wie sich der Angriff zutrug: Demnach war sie in der M4 Richtung Greifswalder Straße unterwegs, als eine Gruppe Männer und Frauen sie grundlos massiv rassistisch beleidigt und bedrängt hätten. Die Erwachsenen seien betrunken gewesen.

Nachdem sie aus der M4 ausgestiegen sei, habe eine der Frauen an der Haltestelle zu ihr gesagt, sie solle eine Maske tragen - "dabei standen wir draußen und niemand von den ganzen Leuten hatte eine Maske an", so die Jugendliche. Sie hingegen habe in der Bahn die ganze Zeit über eine Maske getragen.

Die Polizei korrigierte ihre Darstellung nach Prüfung von Videos und entschuldigte sich für die fehlerhafte Darstellung der Tathergänge. Das Videomaterial von der Haltestelle hatte demnach belegt, dass die 17-Jährige einen Mundschutz trug, die Tatverdächtigen aber überwiegend nicht.

Bereits wenige Tage nach dem Vorfall hatte die Polizei dann mitgeteilt, dass einige der mutmaßlichen Täter gestellt werden konnten.

Wann die Entscheidung falle, ob die Anklage zugelasssen wird, konnte die Pressestelle der Strafgerichte am Freitag nicht sagen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 25.07.2022, 14:00 Uhr

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