rbb24
  1. rbb|24
  2. Panorama
Audio: rbb24 Inforadio | 09.03.2024 | Katharina Wilhelm | Quelle: Picture Alliance/Taylor Jewell/Ronny Heine//Reynaud Julien

Preisverleihung in Los Angeles

Hüller, Çatak und Wenders hoffen auf Oscar

Sandra Hüller, İlker Çatak und Wim Wenders können sich Hoffnungen auf einen Oscar machen; sie gehen aber nicht als Favoriten ins Rennen. Einen großen kulturellen Beitrag haben die Filme und mitwirkenden Personen aber schon längst geleistet.

In der Nacht vom 10. auf den 11. März werden im Dolby Theatre in Los Angeles (USA) zum bereits 96. Mal die Oscars verliehen. Die Schauspielerin Sandra Hüller ist für ihre Rolle in "Anatomie eines Falls" als beste Hauptdarstellerin nominiert. Filme von İlker Çatak und Wim Wenders sind für den besten internationalen Film nominiert. Als Favorit wird keiner der drei Nominierungen gehandelt.

Die Oscar-Statue ist eine Auszeichnung, die jedes Jahr von der Academy of Motion Picture Arts and Sciences verliehen wird. Sie gilt als eine der bedeutendsten Auszeichnungen in der Filmindustrie und wird in verschiedenen Kategorien vergeben.

Oscar-Nominierung für "Das Lehrerzimmer"

Regisseur Çatak: "Muss man wirklich einen typisch deutschen Namen haben?"

Regisseur İlker Çatak ist mit seinem Film "Das Lehrerzimmer" für den Auslands-Oscar nominiert. Doch in vielen deutschen Medien ist das quasi ignoriert worden. Das hat Çatak öffentlich kritisiert. Im Interview erklärt er wieso.

Hüller studierte in Berlin

Sandra Hüller, in Thüringen geboren, studierte an der renommierten Schauspielschule Ernst Busch in Berlin. Auf verschiedene Theaterbühnen in Jena, Leipzig und Basel spielte sie, oft starke Frauen wie zum Beispiel Königin Elisabeth I. oder die Witwe des verstorbenen Nirvana-Frontmanns Kurt Cobain.

Nach einer Reihe von Kurzfilmen folgte mit dem Film "Requiem" von Hans-Christian Schmid die erste große Filmrolle. Die Verkörperung der an Epilepsie erkrankten Protagonistin brachte Hüller auf der Berlinale einen Silbernen Bären und eine Auszeichnung beim Deutschen Filmpreis als beste Hauptdarstellerin ein. Ihre Rolle in "Toni Erdmann" machte sie noch bekannter. Im Dezember war Hüller mit dem Europäischen Filmpreis als beste Darstellerin ausgezeichnet worden.

Für ihre Rolle in "Anatomie eines Falls" ist sie nun von der Academy of Motion Picture Arts and Sciences in der Kategorie "Beste Hauptdarstellerin" nominiert. Sie spielt die Schriftstellerin Sandra, die mit ihrem Mann Samuel und ihrem fast blinden Sohn Daniel in den französischen Alpen lebt. Als Samuel tot vor dem Chalet gefunden wird, sieht alles nach einem üblen Sturz aus. Doch es dauert nicht lange, bis Sandra verdächtigt wird, ihren Mann umgebracht zu haben.

Als Favoritin für die tatsächliche Auszeichnung am Sonntag (Ortszeit) gilt Lily Gladstone in "Killers of the Flower Moon". Beide Frauen waren in ihren Rollen auch für einen Golden Globe nominiert. Gladstone wurde ausgezeichnet.

"Das Lehrerzimmer" thematisiert Konflikt in Schule

"Das Lehrerzimmer" ist für den besten internationalen Film nominiert. Er handelt von einem Konflikt an einer Schule, der aus dem Ruder läuft. Im Zentrum steht eine junge Lehrerin (Leonie Benesch), die eine Diebstahlserie an ihrer Schule aufklären will. Das Drama war im vergangenen Mai beim Deutschen Filmpreis unter anderem mit dem Hauptpreis für den besten Spielfilm ausgezeichnet worden.

Der in Berlin geborene İlker Çatak hat 2015 bereits einen Studenten-Oscar gewonnen. Sein Abschlussfilm "Sadakat" an der Hamburg Media School holte damals in der Sparte "Bester ausländischer Film" den Studenten-Oscar in Gold.

Seiner Oscar-Nominierung folgend war er mit systematischem Rassismus konfrontiert und setzte sich deshalb im Vorfeld der Oscars für Gleichberechtigung in der Kultur- und Medienbranche ein.

"Perfect Days" ist Japans Hoffnung

"Perfect Days" von Wim Wenders ist in der selben Kategorie Japans Hoffnung auf den Oscar 2024. Das Drama handelt von einem wortkargen Toilettenhäuschen-Reiniger, der gern das Licht in den Baumgipfeln fotografiert, Rockmusik auf Kassetten hört und Romane in einem Antiquariat kauft. Der Film wurde in Tokyo gedreht und in Japan produziert. Bei der Nominierung sieht sich Wenders nur als Sidekick seines Schauspielers Kōji Yakusho.

Wenders ist in Düsseldorf geboren und lebt in Los Angeles, New York und Berlin. Von 1984 bis 1993 war er Mitglied der Akademie der Künste, Berlin (West), Sektion Film- und Medienkunst.

Wenders war bereits dreimal für einen Dokumentarfilm-Oscar nominiert: 2000 mit der Musiker-Doku "Buena Vista Social Club", 2012 mit dem 3D-Tanzfilm "Pina" über Pina Bausch sowie 2015 mit der Doku "Das Salz der Erde" über den brasilianischen Fotografen Sebastião Salgado. Nun wurde er zum ersten Mal für einen Spielfilm nominiert.

Die Oscars

"The Zone of Interest": Die Macht der Geräusche

Ein Beitrag von Nils Dampz

Favorit der internationalen Filme

Favorit auf den Oscar in der Kategorie "Bester internationaler Film" ist "The Zone of Interest" für England. Er zeigt Familienalltag direkt neben dem Vernichtungslager Auschwitz.

Sandra Hüller spielt auch hier eine Hauptrolle: Hedwig, die Frau des KZ-Kommandanten Rudolf Höß, gespielt von Christian Friedel. Der Film zeigt den großen Garten oder spielende Kinder im Planschbecken. Kein einziges Mal ist eine Leiche zu sehen, der KZ-Terror ist aber zu hören. Schüsse, Ofen-Wummern, Menschen schreien. Die Geräusche entfalten eine gewaltige Wirkung.

"The Zone of Interest" von Jonathan Glazer ist fünf Mal für einen Oscar nominiert.

Sendung: rbb24 Inforadio, 09.03.2024, 08:06 Uhr

Artikel im mobilen Angebot lesen