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Video: rbb Fernsehen | 09.01.2024 | M. Dercz und M. Schibilsky | Quelle: rbb

#wiegehtesuns? | Wegzug nach Polen

"Die Menschen hier in Swinemünde sind nicht so frustriert"

Die Rentnerin Elke Rollenhagen aus Wandlitz will ihren Lebensabend an der polnischen Ostsee verbringen. Die Wohnung in Swinemünde ist schon gekauft. Sie mag die polnische Mentalität – und fühlt sich sicherer. Ein Gesprächsprotokoll.

In der Serie #Wiegehtesuns? erzählen Menschen, wie ihr Alltag gerade aussieht - persönlich, manchmal widersprüchlich und kontrovers. rbb|24 will damit Einblicke in verschiedene Gedankenwelten geben und Sichtweisen dokumentieren, ohne diese zu bewerten oder einzuordnen. Sie geben nicht die Meinung der Redaktion wieder.

Elke Rollenhagen ist Rentnerin und kommt aus Wandlitz. Zuvor hat sie lange Jahre als Krankenschwester in Bernau gearbeitet. Im Jahr 2020 hat sie sich eine Wohnung in der polnischen Ostseestadt Swinemünde gekauft, der endgültige Umzug steht noch an. So geht es Elke.

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Ein Traumhaus in Polen

Ich bin ein Ostseekind. Wir sind schon immer mit der Familie in den Ferien an die Ostsee gefahren, irgendwann habe ich Swinemünde entdeckt – nur sechs Kilometer entfernt von Ahlbeck. Und immer als ich hierherkam, habe ich mich glücklich gefühlt – dieses Meeresrauschen, die Gemütlichkeit der kleinen Stadt, die Polen – die sind herzlich.

Die Menschen hier in Swinemünde sind nicht so frustriert. Wir in Deutschland müssen immer drei Autos haben, dreimal im Jahr in den Urlaub fahren und wenn das runtergefahren wird, sind wir gleich unzufrieden. Die Polen leben bescheidener, aber irgendwie sind sie fröhlich.

Als ich in Rente ging, konnte ich den Schritt wagen, hierher zu ziehen. Ich bin alleinstehend, meine Töchter sind schon aus dem Haus, haben ihre eigenen Familien. Also habe ich mein Haus in Bernau verkauft und mir eine schöne 85 Quadratmeter große Wohnung in der Stadtmitte von Swinemünde gekauft. Ich war überrascht, wie schnell es ging – zwei Tage hat das gedauert, natürlich mit einem Dolmetscher.

Dass ich nur ein paar Brocken polnisch kann, empfinde ich als gar kein Problem. Erstmal sprechen viele Polen deutsch, und ich bin unabhängig davon sehr interessiert Polnisch zu lernen. Das sagt mir auch meine Ehre gegenüber den Polen, wenn ich in ihrem Land lebe, möchte ich die Sprache erlernen und ihre Kultur und Lebensweise respektieren.

#Wiegehtesuns? | Selbstversorgerin aus der Uckermark

"Mir hat die Stadt nicht einen Tag gefehlt"

Die Preise steigen derzeit in nahezu allen Lebensbereichen – Ursula Macht bekommt davon kaum etwas mit. Auf ihrem Hof in der Uckermark versorgt sie sich fast vollkommen selbst. Für sie bedeutet diese Art zu leben Bereicherung – nicht Verzicht. Ein Gesprächsprotokoll.

Die Wohnung habe ich schon 2020 gekauft – da waren die Preise noch attraktiver als jetzt. 160.000 Euro habe ich für die Immobilie bezahlt. Von meiner Wohnung aus gibt es viele Einkaufsmöglichkeiten und alles ist fußläufig oder mit dem Fahrrad schnell zu erreichen.  Ich wäre auch schon längst umgezogen, aber ich muss mich noch um meine Mutter in Bernau kümmern.

Sie ist 89 Jahre alt und kommt ganz oft mit nach Swinemünde. Sie sagte auch schon, ich solle mich glücklich schätzen, dass ich die Wohnung hier in Polen habe. Meine Mama hat ihr eigenes Zimmer in der Wohnung, aber auf Dauer wird sie mehr Raum brauchen. Denn sie will mit hierherziehen. Also suche ich nach einer kleinen Wohnung für sie.

Aber wir bereiten uns vor für den Umzug – ich bin schon Stadtbürgerin von Swinemünde, mein Auto werde ich demnächst ummelden. Ich habe mich nicht nur wegen der Preise entschlossen hierherzuziehen – ich fühle mich hier einfach wohl. Ich fühle mich verstanden und respektiert.

Ein großer Punkt ist auch die Sicherheit. Man kann im Dunkeln als Frau alleine durch Swinemünde gehen ohne Angst. Es ist ein angenehmeres Leben hier – man spürt den Zusammenhalt, die Polen haben Nationalstolz. Und sie lachen mehr, bei uns in Deutschland können die Menschen oft nicht mehr lachen – das macht mich traurig.

#Wiegehtesuns? | Berlinerin zieht nach Brandenburg

"Kontakte zu Ur-Biesenthalern haben vor allem unsere Kinder"

Als ihr ältestes Kind eingeschult werden soll, zieht Andrea Ewers mit ihrer Familie von Berlin-Pankow nach Brandenburg. Ihnen gefällt es gut, sagt sie. Die Schnittmenge zwischen Alteingesessenen und Zugezogenen könnte allerdings noch größer sein.

Ich gehe immer feiern, wenn ich in Swinemünde bin, oft kommt meine Mutter sogar mit. Wir haben unseren Lieblingslokal hier, das jeden Abend für Senioren Tanzabende veranstaltet. Jedes Mal ist es ein Riesenspaß und das Bier ist auch deutlich günstiger als bei uns in Deutschland.

Im Vorfeld war die Überlegung oft genug da, wenn ich nach Polen gehe – was wird aus meinen Freunden und der Restfamilie. Damit habe ich meinen Weg und Frieden gefunden. Es sind gute zwei Autostunden entfernt. Also gar kein Problem, wenn ich mal Sehnsucht habe wird sich ins Auto gesetzt und ab nach Hause.

Es ist Grenznah und gibt mir damit ein gutes Gefühl. Und meine Freunde sind sowieso lieber in Swinemünde.

Gesprächsprotokoll: Magdalena Dercz

Sendung: rbb Fernsehen, 09.01.2024, 20:15 Uhr

Beitrag von Magdalena Dercz

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