"Bedrohung vor allem durch Rechtsextreme" - Woidke unterstützt Pläne für Verfassungstreuecheck von Beamten

So 17.07.22 | 11:10 Uhr
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Archivbild: Dietmar Woidke SPD, Ministerpräsident Brandenburg gibt am 21.02.2022 ein Pressestatement. (Quelle: imago images/Martin Müller)
Audio: rbb24 Inforadio | 17.07.2022 | Detlef Löschmann | Bild: imago images/Martin Müller

Der brandenburgische Ministerpräsident Dietmar Woidke unterstützt das Vorhaben, Beamte auf ihre Verfassungstreue zu überprüfen.

"Wir wollen klarstellen, dass der Öffentliche Dienst selbstverständlich kein Betätigungsort sein darf für Verfassungsfeinde." Die Bedrohung gehe vor allem vom Rechtsextremismus aus, sagte Woidke.

Überprüfung ist Teil einer Strategie gegen Rechtsextremismus

Der Verfassungstreue-Check ist Bestandteil eines Strategiepapiers gegen Rechtsextremismusvon von Landesinnenminister Michael Stübgen (CDU). Es war in Zusammenarbeit mit Polizei, Staatsanwaltschaft, Verfassungsschutz und der Stadt Potsdam erarbeitet worden. Bei diesem Check soll bei angehenden Beamten vor ihrer Einstellung geprüft werden, ob es Zweifel gibt, dass sie für die freiheitliche demokratische Grundordnung eintreten.

Laut Stübgen besteht dieser Check aus zwei Punkten. Einmal werden Menschen vor ihrer Beamtenlaufbahn überprüft, Überprüfungen sollen aber auch bei bestimmten Auffälligkeiten stattfinden können. In der Vergangenheit hatte es in Brandenburg einige Fälle von Rechtsextremismus unter Beamten gegeben. Laut Stübgen seien es einmal
ein Richter und einmal ein Lehrer gewesen, aber auch unter Polizisten habe es solche Fälle gegeben. "Wir gehen in dieser Frage rigoros vor", betonte der Innenminister.

Das Vorhaben des Innenministeriums ist nicht unumstritten. So hatte sich zum Beispiel Grünen-Landeschefin Julia Schmidt grundsätzlich skeptisch gegenüber dem Instrument gezeigt, aber auch offen für eine Beratung darüber. Woidke sagte, manche Bedenken könne er mit Blick auf den Radikalenerlass in Westdeutschland in den 1970er Jahren verstehen, die vorgesehene Überprüfung nun aber grenzte er davon ab.

Parallelen zum Radikalenerlass

Mit den Parallelen zum sogenannten "Radikalenerlass" ist eine umstrittene Regelung zur Gesinnungsprüfung in der Bundesrepublik der 70er Jahre gemeint. 1972 unterzeichnete Bundeskanzler Willy Brandt "Grundsätze zur Frage der verfassungsfeindlichen Kräfte im Öffentlichen Dienst", was zuvor von den Ländern diskutiert und abgesegnet worden war. Befürchtet wurde in dieser Hochzeit des Kalten Krieges "eine kommunistische Unterwanderung des Staates", wie es damals hieß.

Rund 3,5 Millionen Westdeutsche wurden in der Folge auf ihre politische Gesinnung durchleuchtet, tausende Verfahren geführt, hunderte aus dem Staatsdienst entlassen und vielen wurde mit Verweis auf ihre Gesinnung der Berufsweg in den Öffentlichen Dienst, etwa die Arbeit als Lehrerin oder Lehrer, versperrt. Kritisiert wurde die Gesinnungsprüfung als "Berufsverbot". Im Laufe der späten 70er Jahre stieß der "Radikalenerlass" damit auf immer mehr Unmut in der Bevölkerung. Die Politik reagierte. Die mittlerweile von Helmut Schmidt (SPD) geführte Bundesregierung verabschiedete 1976 geänderte und abgeschwächte Regelungen, und vor allem zunächst die SPD-regierten Länder hoben die Regelungen in darauf folgenden Jahren gänzlich auf.

Sendung: rbb24 Inforadio, 17.07.2022, 8:20 Uhr

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29 Kommentare

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  1. 29.

    Außer Unterstellungen und Floskeln aus der Parteischule haben Sie aber zur Diskussion leider auch nichts beizutragen. Auf Ihre seltsame Definition von Attacke gehe ich mal lieber gar nicht erst ein. Sie sind doch eine der Ersten, die laut nach der Polizei schreien würde, wenn Sie sie braucht. Dann sind die gut genug, diese in Ihren Augen "potentiellen Faschisten". In Ihren Kreisen mag es zum guten Ton gehören, auf Polizisten und Soldaten rumzuhacken und denen alles Mögliche zu unterstellen, da klopft man sich für so was gegenseitig auf die Schulter. Nur mit der Realität hat das rein gar nichts zu tun.

  2. 28.

    Das was bestimmt eine Anspielung auf den Kommentar von
    "1. Der Lurch | Sonntag, 17.07.2022 | 10:21 Uhr", wenn Sie den gelesen hätten, hätte sich die Frage an
    "20. Lothar/Charlottenburg |Montag, 18.07.2022 | 04:35 Uhr" erübrigt.

  3. 27.

    Haben Sie für Ihre aufgestellte These "wer sich den Extremen nicht unterordnet, der hat es nicht leicht" auch reale Beispiele? Und den Anfang Ihres letzten Absatzes haben Sie auswendig gelernt und drückt damit eigentlich nur aus, dass Sie die anderen Seiten des Extremismus komplett ausblenden. Und nein, ich möchte Sie nicht belehren, sondern nur darauf hinweisen, dass der Extremismus wohl vielschichtiger ist.

  4. 26.

    Oh, Steffen belehrt wieder die Welt.
    Steffen fühlt sich in seiner Berufsehre gekränkt.
    Steffen kennt aber schon das Problem der Gruppendynamik unter Beamten, wer sich den Extremen nicht unterordnet, der hat es nicht leicht.
    Bestes Beispiel Steffens Kommentare, wer nicht seiner seltsamen Meinung ist, wird attackiert.

    Rechtsextremismus ist die größte Gefahr im Land und Beamte werden auf Verfassungstreue überprüft, was daran verstehen Sie jetzt nicht?

  5. 24.

    Das ist doch das Konzept. Es werden keine Zahlen genannt, weil die einfach nicht für genug Empörung sorgen würden und es wird möglichst weit gefasst ("gewisse Auffälligkeiten"), damit nicht nur die wenigen Einzelfälle mit nachgewiesener Verfehlung übrig bleiben. So kann man die Alarmstufe immer schön hochhalten. Wahrscheinlich begehen mehr Polizisten Ladendiebstähle, als einer extremistischen Gesinnung -egal welcher Prägung- anzugehören. Es wäre daher vollkommen ausreichend, weiterhin jegliche Art von Verfehlungen konsequent zu verfolgen und zu ahnden, anstatt wieder einmal die Polizei unter Generalverdacht zu stellen, was eh nur den üblichen Hatern entgegenkommt. Allein bei den wenigen Verdächtigungen bestätigt sich die Mehrzahl regelmäßig nicht. Deshalb werden auch lieber Pressemitteilungen über Verdachtsfälle veröffentlicht, als über tatsächliche Dienstvergehen.

  6. 23.

    Oh, Immanuel belehrt wieder die Welt und sieht dabei wieder mal den Wald vor lauter Bäumen nicht!
    Ihre Frage "Hat das irgendetwas mit dem Thema hier zu tun?"
    Politiker, zumindest die in Regierungsfunktionen, sind de facto auch Staatsbeschäftigte und außerdem Dienstherren von Beamten. Da darf man doch wohl die gleichen Ansprüche erwarten. Politiker haben schließlich eine Vorbildfunktion.

  7. 22.

    Ich freue mich immer, wenn User des Nächtens auftauchen, unm uns Allen die Welt zu erklären.
    Leider verdeutlicht er damit, dass er die Kommentare, die er genüsslich zerstückelt und aus dem Zusammenhang reißt, weder gelesen, noch verstanden hat.
    Kein Mensch möchte, dass Extremisten im Staatsdienst sind. Das betrifft Rechte, Linke, Graue, Rote und alle anderen Farben jeglicher politischer, religiöser Couleur.
    Nur der Weg dazu bedeutet Gesinnungsschnüffelei. Dem trete ich entschieden entgegen.

  8. 21.

    Ich freue mich immer, wenn User des Nächtens auftauchen, unm uns Allen die Welt zu erklären.
    Leider verdeutlicht er damit, dass er die Kommentare, die er genüsslich zerstückelt und aus dem Zusammenhang reißt, weder gelesen, noch verstanden hat.
    Kein Mensch möchte, dass Extremisten im Staatsdienst sind. Das betrifft Rechte, Linke, Graue, Rote und alle anderen Farben jeglicher politischer, religiöser Couleur.
    Nur der Weg dazu bedeutet Gesinnungsschnüffelei. Dem trete ich entschieden entgegen.

  9. 20.

    "Braunes Gesindel" hat in Ämtern nichts zu suchen.
    Dem schließe ich mich vorbehaltlos an.
    Aber was ist mit den Anderen, die z.B. die linken Spektrum, den Linksextremisten, zuzuordnen sind?
    Wie geht man mit denen um und wie bezeichnet man die?
    Etwa mit "Schwarzer Mob"?
    Dass sich noch andere Gruppierungen im Öffentlichen Dienst tummeln, wurde hier schon mit den "Grauen Wölfen" angezeigt. Und sind die alten SED- und Stasi-Kader, die sich heute "Die Linke" nennt verfassungskonform?

  10. 19.

    RBB:"Laut Stübgen sei es einmal ein Richter und einmal ein Richter gewesen, aber auch unter Polizisten habe solche Fälle gegeben". Zahlenmäßig sind das wie viel Prozent aller Beamten in BB? Und Herr Stübgen bitte klären Sie uns über den Begriff " gewisse Auffälligkeiten" auf. Alle anderen Richtungen von eventuellen Gefährdungen bleiben wieder unerwähnt?

  11. 18.

    bentheim:
    "Die Prioritäten der Ampel-Koalition sind mehr ideologie- als sachgesteuert. Lt Generalbundesanwalt sieht es so aus: "Von der Gesamtzahl der eingeleiteten Terrorverfahren seit 2020 betreffen 64 Prozent islamistischen Terrorismus, rund zwei Prozent Rechts- und knapp eineinhalb Prozent Linksterrorismus.""

    Es geht hier aber nicht um Terrorverfahren, sondern um die Verfassungstrue von Beamten.
    "Mehr ideologie- als sachgesteuert" scheint mir da eher der Kommentar von "bentheim".

  12. 17.

    Isi:
    "Mich würde viel mehr interessieren wie viel Prozent der Politiker Dreck am Stecken haben....
    Also Herr Woidke lassen sie uns das doch einmal erforschen...."

    Hat das irgendetwas mit dem Thema hier zu tun?
    NEIN! Thema verfehlt!

  13. 16.

    Torsten Neumann:
    "Wie in der Mode sich alles wiederholt, kommt auch die Gesinnungsschnüffelei wieder."

    Mh, "Torsten Neumann" will also nicht, dass Beamte auf ihre Verfassungstreue geprüft werden. Er möchte also, dass auch Verfassungsfeinde weiterhin Beamte bleiben. Alles andere wäre für ihn "Gesinnungsschnüffelei".

    Torsten Neumann:
    "Dass das jetzt von der SPD inszeniert wird, macht das nicht besser."

    Aber auch nicht schlechter!

    Torsten Neumann:
    ""Einige Fälle von Rechtsextremismus" werden hier als Grund genannt, darum frage ich mich, wiehoch der Anteil ist, wenn es Tausende sind, die im Öffentlichen Dienst arbeiten.
    Und wird sich nur auf den Rechtsradikalismus konzentriert, oder auch auf den Linksradikalismus? Beides gehört nicht in den Staatsdienst und müssen ausgesondert werden."

    Es geht um Verfassungstreue, unabhängig davon, ob rechts, links oder Mitte!

  14. 15.

    Hm, dann müßten Sie mehr Steuern zahlen, um den Arbeitgeberanteil der Rentenanteile mitzubezahöen. Plus den Beamtententeil auch noch, denn glauben Sie wirklich, dass man den Beamten das Netto erheblich kürzen kann, so wie Sie dies eventuell sich vorstellen?

    P.S. Ob Herr Woidke was unterstützt ist wieder eine „Medienblase“. Wenn hier stehen würde, was er da macht oder gemacht hat. „Ich finde“ ist keine Leistung.

  15. 14.

    "Beamtentum gehört abgeschafft in allen Bereichen!!!!"
    Geniale Idee!
    Na klar, und pünktlich am 30.04. oder 30.12. beginnen dann die jährlichen 3 tägigen Warnstreiks der Gewerkschaft wegen Gehaltserhöhungen. :-(

  16. 13.

    Die Prioritäten der Ampel-Koalition sind mehr ideologie- als sachgesteuert. Lt Generalbundesanwalt sieht es so aus: "Von der Gesamtzahl der eingeleiteten Terrorverfahren seit 2020 betreffen 64 Prozent islamistischen Terrorismus, rund zwei Prozent Rechts- und knapp eineinhalb Prozent Linksterrorismus."

  17. 12.

    Im Osten dürften beide Gruppen gleich stark vetreten sein.

  18. 11.

    Die WELT fragt Frau Faeser

    "Die Bundesanwaltschaft ermittelt viel öfter gegen Islamisten als gegen Rechts- und Linksextremisten. Fast zwei von drei aller Terrorverfahren von 2020 bis Juli 2022 bezogen sich auf diese Gruppe. Was sagt Innenministerin Faeser dazu, die Rechtsextremismus als größte Gefahr sieht? "

    https://www.welt.de/politik/deutschland/article239937699/Generalbundesanwalt-Bedrohung-durch-islamistischen-Terrorismus-am-groessten.html

  19. 10.

    Linksextremismus nur 0,001 Prozent?
    Irgendwo sind die Chaoten vom 1. Mai, die nächtlichen Autobrandstifter, die Antifakämpfer, Hausbesetzer und linke Demonstranten gegen das Kapital doch auch beschäftigt!

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