Regionalisierte Steuerschätzung - Brandenburg mit höheren Steuereinnahmen - aber ohne neue Spielräume

Di 01.11.22 | 16:45 Uhr
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Archivbild: Katrin Lange (SPD), Brandenburger Ministerin der Finanzen und für Europa, spricht während der Sitzung des Brandenburger Landtages. (Quelle: dpa/S. Stache)
Audio: rbb24 Inforadio | 01.11.2022 | Torsten Sydow | Bild: dpa/S. Stache

Das Land Brandenburg hat die Ergebnisse der Steuerschätzung für die Mark veröffentlicht. In diesem Jahr rechnet Finanzministerin Katrin Lange (SPD) mit deutlichen Mehreinnahmen, die aber schon verplant sind.

Die Brandenburger Landesregierung kann für das Jahr 2022 mit 668 Millionen Steuer-Mehreinnahmen gegenüber der bisherigen Prognose rechnen. Darüber informierte Finanzministerin Katrin Lange (SPD) am Dienstag das Kabinett. Neue Ausgabenspielräume würde das allerdings nicht bedeuten.

Die deutlichen Mehreinnahmen seien bereits im Doppelhaushalt 2023/24 verplant. "Das Ergebnis der aktuellen Steuerschätzung bringt für die kommenden zwei Jahre insgesamt keine verbesserte Einnahmesituation für das Land mit sich. Sie bleibt angespannt", sagte Lange.

Mehreinnahmen relativieren sich mit Blick auf die Folgejahre

Die Mehreinnahmen seien vor allem auf die Inflation zurückzuführen, heißt es in einer Mitteilung des Landes. Auch die angekündigten Entlastungspakete der Bundesregierung sollen bereits in den Berechnungen berücksichtigt worden sein. Die ursprüngliche Prognose für den Landeshaushalt beruhten auf den coronabedingt niedrigen Steuerschätzungen vom November 2021.

In den Jahren 2023 und 2024 erwartet das Finanzministerium keine beziehungsweise geringere Einnahmensteigerungen gegenüber dem Haushaltsentwurf. Die Mehreinnahmen dieses Jahres sind somit bereits im den Doppelhaushalt verplant, man entnehme dafür zwar rund 650 Millionen Euro weniger aus Rücklagen, neue Ausgabenspielräume bestünden aber nicht, heißt es.

Zusammengerechnet geht das Finanzministerium für die Jahre 2023 und 2024 von leichten Mindereinnahmen in Höhe von rund 40 Millionen Euro aus. Zum Vergleich: Die gesamten jährlichen Steuereinnahmen betragen rund 10,9 Milliarden Euro.

Geringere Sprünge ab 2023, Kommunen bekommen mehr Geld

Aufgeschlüsselt pro Jahr sieht die Kalkulation so aus: Für 2023 rechnet das Land mit Mindereinnahmen von 39,3 Millionen Euro, für 2024 werden dann wieder 72,5 Millionen Euro Mehreinnahmen erwartet - macht eigentlich ein leichtes Plus. Allerdings sind all diese Werte fürs Land noch vor dem kommunalen Finanzausgleich gerechnet.

Deshalb käme es nach Verrechnung zu den bereits zitierten Mindereinnahmen von rund 40 Millionen Euro für das Land in der Periode 2023/24, erklärt das Ministerium. Über den kommunalen Finanzausgleich fließen den Kommunen 22,4 Prozent der Steuermehreinnahmen des Landes zu.

Die Kommunen dürfen sich deshalb auf deutliche Mehreinnahmen in allen drei Jahren freuen: Zwischen 2022 und 2025 sollen die Einnahmen für die Kommunen von rund 2,6 Milliarden (2022) auf 2,97 Milliarden (2025) steigen, bis 2027 sollen sie nach der aktuellen Schätzung sogar bei 3,2 Milliarden liegen.

Prognosen mit "besonders vielen Unsicherheiten" wegen des Krieges

Der große Sprung in diesem Jahr im Vergleich zum Vorjahr liegt neben der Inflation vor allem daran, dass im Vergleichsjahr 2021 noch weitreichende Corona-Schutzmaßnahmen galten, die die Wirtschaft massiv schwächten. Die Steuerprognose aus dem November 2021 ging deshalb von deutlich weniger Einnahmen für dieses Jahr aus, als die aktuelle. In den nun folgenden Jahren sind wieder kleinere Sprünge im Vergleich zu den Vorjahren zu erwarten. Allerdings seien auch die Steuerschätzungen in diesem Jahr mit "besonders vielen Unsicherheiten behaftet", wird Katrin Lange in der Pressemitteilung zitiert. Vor allem aufgrund der Auswirkungen des Krieges in der Ukraine.

"Die heute bekannt gegebenen Steuerschätzungen entsprechen weitgehend unseren Erwartungen, spektakuläre Veränderungen ergeben sich nicht", sagte Lange zu den vorgestellten Zahlen. Diese würden nun in die Beratungen des Doppelhaushaltes für 2023/24 eingearbeitet. Lange sagte, sie gehe aufgrund der geringen Veränderungen aber davon aus, dass der Doppelhaushalt im Dezember planmäßig beschlossen werde.

 

Sendung: rbb24 Inforadio, 01.11.2022, 16:40 Uhr

12 Kommentare

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  1. 12.

    „Liegen weit auseinander“? Wenn es ums Geld geht muss man hier genauer ran?

  2. 11.

    Gemeinden und Landkreise bekommen doch ihre Steuereinnahmen auch nach den Einwohnerzahlen - Nur da, liegen die Einwohnerzahlen der Gemeinde/Landkreise und der des Amtes für Statistik Brandenburg meist weit auseinander. Beim letzten Zensus haben dadurch viele Kommunen/Landkreise tausende Einwohner statistisch verloren und weniger Einwohner bedeutet weniger Steuereinnahmen.

  3. 10.

    Nach unten rechnen? Ohne Regeln? Zensus außer Kraft setzen? Geht denn das? Als Landkreis kann man mit dem Zensus dann was machen?

  4. 9.

    Das Land ist nunmal der Geldgeber (Steuergelder)und die 14 Landkreise/Kommunen und die 4 kreisfreien Städte sind die Geldnehmer. Und wer gibt denn schon gerne etwas ab ? Beim neuen Zensus werden die Bevölkerungszahlen garantiert wieder nach unten gerechnet und die einzelnen Gemeinden haben dadurch das Nachsehen, Viele Grüße.

  5. 8.

    "eine Hyperinflation das Beste, was dem Haushalt passieren kann"
    Sie nehmen die "Lösung" der Schuldenfrage vorweg (italienisches Modell?). Fleißige Sparer würden solche Leute nicht wählen. Was meinen Sie? Und wer setzt sich im Euro-Raum da durch? Es braucht...

  6. 7.

    "Die Mehreinnahmen seien vor allem auf die Inflation zurückzuführen, heißt es in einer Mitteilung des Landes." Sollte man bei Jahresvergleichen nicht besser inflationsbereinigte Zahlen verwenden - vielleicht wäre bei Vergleichen auch Normierung auf gleiche Kaufkraft noch sinnvoller - ansonsten wäre nach dieser Art positiver Mehreinnahme, wie hier verwendet, eine Hyperinflation das Beste, was dem Haushalt passieren kann.

  7. 6.

    Jeder Steuer Euro ist doch schon von vornherein verplant- Gehaltserhöhungen der Beschäftigten, Pannenflughafen BER und sogenannter Strukturwandel in der Lausitz mit künstlichen Seen, Kanälen und Jachthäfen und natürlich einer Formel-eins Rennstrecke.

  8. 5.

    Das würde ja heißen: Das Land zahlt den Gemeinden nach Gutdünken?

  9. 4.

    ,, Kommunen bekommen mehr Geld,, Die Einwohnerzahlen der Kommunen werden doch schon seit Jahrzehnten, künstlich runtergerechnet - durch die Statistik der Länder und durch jeden Zensus. Durch das Herunterrechnen der Einwohnerzahlen, haben die Kommunen immense Steuerverluste. Die Gemeinde oder der Landkreis haben ihre Statistik - aber das Land Brandenburg zahlt nach seiner eigenen niedrigen Einwohnerstatistik.

  10. 3.

    #rbb24: Wie hoch sind denn die Mehreinnahmen aus Industrieansiedlungen?
    Wir lesen hier immer diese "könnte"-Artikel, Anfrage(!)steigerung von Gewerbeflächen, angebliche Umzüge aus Berlin usw.

  11. 2.

    Kein Spielraum. Also gibt es auch keine Erhöhung der Diäten. Oder haben wir da noch viel Spielraum nach oben

  12. 1.

    Brandenburg als Billiglohnland sollte endlich mal für bessere Einkünfte aller arbeitenden Bewohner sorgen. Geringer Verdienst = wenig Rente. Brandenburg ein Bundesland ohne Perspektiven für alle Bewohner.

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