Frauenministerkonferenz - Frauen als Opfer von Gewalt sollen mehr Unterstützung bekommen

Fr 16.06.23 | 21:11 Uhr | Von Lisa Steger
  7
Symbolbild: Häusliche Gewalt gegen Frau (Quelle: dpa/Francois Destoc)
Video: rbb24 Brandenburg Aktuell | 16.06.23 | Stephanie Teistler | Bild: dpa/Francois Destoc

Die Frauenhäuser in Deutschland melden einen steigenden Bedarf an Plätzen. Anhaltend viele Frauen suchen dort Hilfe, nach der Hilfe aber finden sie selten eine bezahlbare Wohnung. Sie sollen nun mehr Unterstützung erhalten. Von Lisa Steger

Der Staat soll mehr Geld für Frauenhäuser bereitstellen - und Frauen, die von Gewalt betroffen sind, sollen einen Rechtsanspruch auf Schutz und Beratung erhalten. Das sind die zentralen Ergebnisse der Frauenministerinnenkonferenz von Bund und Ländern, die am Freitag in Potsdam zu Ende ging.

Die Runde sprach sich zum einen für die Verlängerung eines Bundesförderprogramms zum Ausbau von Frauenhäuser über das Jahr 2024 hinaus aus. Zudem forderten die Ministerinnen, weitere Mittel für den Um-, Aus- und Neubau in den Bundeshaushalten vorzusehen, denn der Bedarf an Plätzen steige. Bundesweit sollen 15.000 Plätze fehlen, hieß es. Auch Brandenburg hat demnach zu wenige Frauenhäuser.

Stress im Bereitschaftsdienst

Michaela Rönnefahrt arbeitet im Frauenhaus Neuruppin im Kreis Ostprignitz-Ruppin und hat gut zu tun. "Oft muss ich am Tage oder auch im Bereitschaftsdienst Frauen in andere Häuser vermitteln", sagt sie. "Das ist natürlich schon schwierig, wenn der Landkreis, in dem die Frau wohnt, keinen Platz für sie hat." Zudem fehlten Fachkräfte, vor allem für die Betreuung der Kinder der Frauen. Daher ist Rönnefahrt am Freitag nach Potsdam gekommen. Gemeinsam mit etwa 15 Mitstreiterinnen wollte sie die Ministerinnen auf den Mangel aufmerksam machen.

Brandenburgs Sozialministerin Ursula Nonnemacher (Bündnis 90/ Die Grünen), die mit ihrem Ressort auch für Frauen zuständig ist, erklärte, es gebe 24 Frauenhäuser in der Mark, doch sie seien am Limit. Ein Grund sei der Wohnungsmangel, den es auch in vielen Brandenburger Gemeinden inzwischen gebe. "Wenn die Frauen sich stabilisiert haben mit Hilfe der Sozialarbeiterinnen, wenn sie für sich und ihre Kinder wieder Mut gefasst haben und eigenständig leben wollen, finden sie keine eigene Wohnung", so die Grünen-Politikerin. "Viele sind ja auch auf Sozialtransfers angewiesen, da kommen nur Wohnungen in einem speziellen Preissegment infrage. Und die sind sehr rar gesät."

Zehn Millionen mehr für Frauenhäuser bundesweit

Der Wohnungsmangel spielt eine Rolle, sagte Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Bündnis 90/ Die Grünen). Hinzu komme, dass die Zahl der Gewalttaten in der Familie auf hohem Niveau stagniere. Dabei seien vier von fünf Opfer Frauen. "13 Frauen pro Stunde sind Opfer von Gewalt. An jedem Tag versucht ein Mann, seine Partnerin oder Ex-Partnerin umzubringen und an jedem dritten Tag gelingt ihm das", so Paus. "Geprügelt wird quer durch alle Schichten, durch alle Milieus."

Die Bundesregierung hatte für den Haushalt des Jahres 2023 die Mittel für den Ausbau von Frauenhäusern gekürzt: von 30 auf 20 Millionen Euro. Das, so Paus, habe sie nach ihrem Amtsantritt rückgängig gemacht. Es stehen also wieder 30 Millionen Euro für das Bundesgebiet zur Verfügung.

Allerdings läuft dieses Förderprogramm des Bundes Ende des Jahres 2024 schon wieder aus. Die Bund-Länder-Frauenministerkonferenz setzte sich nun in Potsdam dafür ein, dass dieses Programm fortgeführt wird. Die Konferenz unterstützt zudem den Plan des Bundesfamilienministeriums, für misshandelte Frauen einen Rechtsanspruchauf auf einen Platz in einem Frauenhaus oder einer Schutzwohnung festzulegen. Ein entsprechender Gesetzentwurf ist nun in Arbeit. Wann der aber in den Bundestag kommt, ist noch nicht klar.

Sendung: rbb24 Inforadio, 16.06.2023, 17.50 Uhr

Beitrag von Lisa Steger

7 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 7.

    Es ist schade zu hören, dass dieses immer noch, immer wieder Thema ist. Nicht nur die Persönlichkeiten, die der Meinung sind, Gewalt in der Partnerschaft sei ein Mittel.
    Die eigentliche Frage lt. Warum bestimmte Personen Gruppen keine lobby haben, so dass genügend Frauenhäuser (Plural)vorhanden sind. Leider fehlt das Geld dafür, dar muss man einfach Verständnis haben.
    ...
    Diese schreibt eine Person von Mitte fünfzig, die Anfang der 1980er Jahre mit 15 Jahren, dem A...., die Grenzen aufzuzeigen, so dass dar jemand einen neuen wohnbereich brauchte. Nun ist so!

  2. 6.

    Ich weiß gar nicht, wie lange und oft ich das schon gelesen habe.
    Aber bis jetzt nur heiße Luft.

  3. 5.

    Alle Opfer von Gewalt müssen mehr Unterstützung bekommen.

  4. 4.

    Interessante Hypothese. dass Wohnungsmangel nichts mit den Millionen aus dem Ausland Zugewanderten zu tun hat. Ich persönlich würde Ihren Einwand eher als Desinformationsbemühung einordnen. Die Wohnungsnot hat zahlreiche Gründe, einer wird gerne verschwiegen.

    https://www.bz-berlin.de/meinung/kolumne/kolumne-mein-aerger/die-wohnungsnot-hat-zahlreiche-gruende-einer-wird-gerne-verschwiegen

  5. 3.

    @Schmatzin: Wer über Ihre Brücke geht, bricht ein! Selbstverständlich gab es häusliche Gewalt schon immer. Sie wird jetzt nur sichtbarer.
    Und, mit Blick auf die Kommentatoren, die nach der Nationalität der Haushalte fragen: Es gibt zahlenmäßig keinen Unterschied. Informieren Sie sich.

  6. 2.

    Was ist das für eine Zeit, in der die Frauen vor ihren Liebsten fliehen müssen, so dass Fluchtstätten in hohem Ausmaß benötigt werden. Was sind das für Männer, die ihre Frauen schlagen...mich würde mal sehr interessieren, aus welchen "Kulturkreisen " diese Menschen sind. Ich bin 80 Jahre alt, zu meiner Zeit gab es das nicht in solchen Dimensionen.

  7. 1.

    Wohnungsmangel hat aber nichts mit den Flüchtlingsströmen zu tun

Nächster Artikel