Wegner über Beziehung mit Günther-Wünsch - "Was ist eigentlich passiert? Zwei Menschen haben sich ineinander verliebt"

Do 11.01.24 | 10:17 Uhr | Von Sabine Müller
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Archivbild: Kai Wegner (CDU), Regierender Bürgermeister, und Katharina Günther-Wünsch (CDU), Bildungssenatorin, begrüßen sich bei einer Plenarsitzung im Berliner Abgeordnetenhaus. (Quelle: dpa/Carstensen)
Audo: rbb24 Inforadio | 11.01.2024 | 07:05 Uhr | Bild: dpa/Carstensen

Tagelang hat er geschwiegen, nun hat sich der Berliner Regierende Bürgermeister Kai Wegner öffentlich zu seiner Beziehung mit Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch geäußert. Und das deutlich. Von Sabine Müller

Der Veranstaltungssaal in der Zitadelle Spandau ist an diesem Mittwochabend beim Neujahrsempfang des CDU-Kreisverbands brechend voll. Aber als der Regierende Bürgermeister anfängt zu reden, hören zunächst längst nicht alle zu. Ruhig wird es erst, als Kai Wegner (CDU) nach der üblichen Danksagungs-Arie und ein paar Floskeln zu Herausforderungen und Chancen Berlins mit amüsiertem Lächeln ankündigt, jetzt über den "Elefanten im Raum" zu sprechen.

"Was ist eigentlich passiert? Zwei Menschen haben sich ineinander verliebt," beginnt Wegner. Und hätten sich entschieden, eine Beziehung einzugehen, fügt der Regierende über den einsetzenden lauten Applaus und einzelne Bravo-Rufe hinzu.

Wegner: Die beste Bildungssenatorin seit Jahren

Öffentlich gemacht hätten er und Katharina Günther-Wünsch dies, weil sie auch dienstlich miteinander zu tun hätten, so Wegner weiter. Günther-Wünsch (ebenfalls CDU) ist seine Bildungssenatorin. "Das ist eine rein persönliche Sache. Nach reiflicher Überlegung haben wir uns auch gesagt: Das geht. Das geht in Berlin und das geht in Berlin im Jahr 2024."

Das klang so, als ginge es hier um eine gesellschaftlich-moralische Frage, dabei stehen gerade andere Dinge im Mittelpunkt der Debatte. Es geht um mögliche Interessenskonflikte in der Senatsarbeit, aber auch um eventuelle Vetternwirtschaft und den Verdacht, dass Wegner im Frühjahr seine Geliebte zur Bildungssenatorin machte.

Der Regierende Bürgermeister betont, die Senatorinnen und Senatoren seien nach Kompetenz ausgesucht worden und das übrigens nicht von ihm allein – ein CDU-Parteitag habe die Personalien bestätigt. Katharina Günther-Wünsch lobt Wegner als absolute Expertin in der Bildungspolitik: "Wir haben die beste Bildungssenatorin am Start, die Berlin seit vielen, vielen Jahren hatte."

Keine Zurückhaltung bei Bildungspolitik

Gut sechs Minuten lang spricht der Regierende Bürgermeister über die Beziehung und das Drumherum, wirkt dabei entspannt und macht sich mehrfach über die Medienberichterstattung lustig. Die Möglichkeit von Interessenskonflikten im Senat – wenn es etwa um die Vergabe oder Kürzung von Haushaltsgeldern geht oder die Entlassung einer Senatorin – spielt er herunter.

Er habe als Regierender Bürgermeister längst nicht so viel Entscheidungsmacht, wie es in den Medien gerade dargestellt werde. Auch wenn er sich das manchmal wünschen würde, fügt Wegner grinsend hinzu. "Aber die Realitäten sehen eben doch anders aus. Und ich finde, wir sollten uns jetzt mal wieder an den Realitäten orientieren."

Ende der Debatte also, wenn es nach Wegner geht. Am Dienstag hatte er im Senat vorgeschlagen, er werde sich in Konfliktfällen, die die Bildungsverwaltung betreffen, aus seiner eigentlich vorgesehenen Vermittlerrolle herausnehmen und dann an seine Vizes übergeben, Finanzsenator Evers (CDU) und Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD).

Fast trotzig verkündet Wegner am Abend in Spandau aber, dass er inhaltlich weiter mitreden wolle. "Wer glaubt, dass ich mich zukünftig zum Thema Bildungspolitik zurückhalten werde, der irrt gewaltig."

Alles geklärt?

Für diese und viele andere Passagen in der Rede gibt es großen Applaus im Saal, hinterher strahlt der Regierende Bürgermeister wie einer, der sicher ist, in der Sache das Schlimmste überstanden zu haben.

Die Reaktionen an der Basis sind an diesem Abend allerdings gemischt. "Wo die Liebe hinfällt", dieser Satz ist öfter zu hören. Ein Mann sagt, er sehe nichts Kritisches an der Beziehung. "Das haben viele Leute vielleicht nicht erwartet. Aber ich habe mich auch schon verliebt, wo Leute es nicht erwartet haben. Warum sollte der Regierende Bürgermeister das nicht dürfen?"

Allerdings gibt es auch warnende Töne. Ein anderes CDU-Mitglied berichtet, es gebe viele Stimmen in der CDU, die im Dienstabhängigkeitsverhältnis des politischen Paares ein Problem sähen. "Das könnte Angriffsfläche für die Opposition sein."

Inzwischen hat sich auch Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch zu der Beziehung geäußert. Im Interview mit dem "Tagesspiegel" [Bezahlinhalt], in dem es nur kurz um die aktuelle Debatte geht, nennt sie die Frage, wie sie und Kai Wegner Beziehung und politische Arbeit trennen wollen, "total berechtigt". Ihrer Ansicht nach ist mit der neuen Senatsregelung für Konfliktsituationen aber nun "alles geklärt".

Sendung: rbb24 Inforadio, 11.01.2024, 07:05 Uhr

Beitrag von Sabine Müller

39 Kommentare

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  1. 39.

    Als wenn wir keine anderen Probleme in der Politik haben!
    Meine Güte, das sind Erwachsene. Lasst sie in Ruhe.
    Was wäre eigentlich das Problem, wenn der BM etwas FÜR die Bildung täte? Wäre das so schlimm? Sollen etwas doch alle dumm bleiben, damit man die Menschen weiter verarschen kann?

  2. 38.

    der BM diese Stadt nicht „liebt“ist klar sonst würde Berlin nicht mit Stadtautobahnen,Trams und sonstigen verschandelt werden.Diese „Love Story“ist unangenehm.Einer der beiden sollte sich einen anderen Posten suchen...

  3. 37.

    Was hatten wir da schon??? Hatte Gerhard Schröder als Ministerpräsident oder Bundeskanzler ein laufendes Verhältnis mit einer Ministerin? Oder Platzeck oder Fischer?
    Wissen sie nicht was ein Interessenkonflikt ist?
    Es geht hier nicht um katholische Moralvorstellungen oder „sich erklären“ zu müssen. Wegner kann soviele Frauen haben wie er will. Nur Senatorin in seinem Senat sollte sie nach Möglichkeit eben nicht sein.

  4. 36.

    Das liegt offenbar daran, dass wir in den öffentlichen Regierungsämtern (noch) nicht beim „Bachelor“, „Bauer sucht Frau“ oder im „Dschungelcamp“ angelangt sind.
    Kein Mensch missgönnt Wegner seine Lebensfreuden. Nur sollte er in seinem eigenen Interesse auch privates von beruflichem trennen, um sich garnicht erst politisch angreifbar zu machen.

  5. 35.

    Ich kenne Frau Günther-Wünsch aus ihrem Wahlkreis in Hellersdorf-Marzahn und kann bestätigen, dass sie - schon bevor sie Senatorin wurde - sich ganz engagiert für die Bürger in unserem Bezirk eingesetzt hat. Nun haben sich beide Seiten erklärt und dem jungen Glück sollte nichts mehr im Wege stehen. Alle guten Wünsche für die beiden.

  6. 34.

    Liebe - bei all' dem Krieg und Hass in der Welt eigentlich eine gute Nachricht.
    Wer meint das Liebespaare immer der gleichen Meinung sind, sollte z.B. Eltern befragen, ob sie bei der Erziehung ihrer Kinder stets der gleichen Meinung sind.
    Im Jahr 2024 nach Christus sollte so eine Beziehung möglich sein.

  7. 33.

    Als Versicherungsvertreter und Geschichtslehrerin hätten sie glücklich werden können.
    Warum mussten sie nur in die Politik gehen und dann auch noch ZUFÄLLIG im gleichen Senat sitzen o.ä.?

  8. 31.

    Aber das hatten wir ja auch schon. Erinnert sei an Joschka Fischer, an Gerhard Schröder oder auch an Matthias Platzeck

  9. 30.

    Wenn hier einer Politik und Privatleben vermischt, dann ist es die Opposition. Denen geht es nicht um Berlin, sondern nur um die Macht. Ich hoffe unser Bürgermeister lässt sich nicht unterkriegen.
    Wir können froh sein, diesen Bürgermeister zu haben. Und das sage ich, der früher immer SPD gewählt hat.

  10. 29.

    Katharina Günther-Wünsch und Manja Schreiner sind beide auf Initiative von Kai Wegner als Senatorinnen berufen worden.

  11. 28.

    Neid ist hier nicht angebracht - aber wohl ganz klar durchaus skeptische Betrachtung. Ich würde auch sagen, die Vergabe hat ganz klar persönliche Gründe. Und nein die Trennung von privat und Job ist hier nicht möglich. Das ist Fakt. Gerne in der rein privaten Wirtschaft. Aber nicht im öffentlichen Dienst oder Aktiengesellschaften. Das persönliche wird immer mit einfließen…

  12. 27.

    Ist hier irgendwer neidisch? Neidisch darauf, dass es extrem stressig sein muß, den Spagat in der Öffentlichkeit durchzuhalten?

  13. 26.

    Das Problem ist nicht, dass sich zwei lieben, sondern, dass womöglich einer seiner Geliebten einen hochdotierten Senatsposten verschafft haben könnte.

    Soll jetzt jeder seine Partner, Kinder, Enkelkinder mit Posten versorgen dürfen? Wo leben wie denn?

  14. 25.

    Danke für Ihren Kommentar!!!!! Ich sehe das auch so! Aber leider..
    Es gibt hier soooo viele Leute, die nicht begreifen wollen, dass es nicht zu interessieren hat, wer mit wem liiert ist!
    Überall kommt es vor, dass der Chef! Chefin eine / einen Untergebenen liebt! Wir sollten alle im Jahr 2024 angekommen sein und nicht im Jahr 1924 herum dümpeln!

  15. 24.

    Kai, der alte Schwerenöter.
    Hat er klasse gemacht!

  16. 23.

    Als sich K.Wowereit outete hat man sich das Maul darüber zerrissen. Genau jene sprechen 2 Menschen das Recht ab, sich als Paar zu outen. Beide wissen sehr genau, dass man dienstliches und privates exakt trennen muss - da er Boss ist und sie Mitarbeiterin. Ich finde es toll, dass beide den Mut hatten, ihr Verhältnis zu veröffentlichen. Bitte steht beide über die Schwätzer - Neid und Missgunst sind keine guten Eigenschaften.

  17. 22.

    Hallo Allgemeinheit,
    Find ich klasse, dass du JA zur Liebe sagst.
    Lass dich nicht von den paar wenigen Neidern und "Korruptionskritikern" verunsichern, welche jetzt über "Kuschelsenat" oder Wegners "Besetzungscouch" meckern.
    Die sind nur neidisch, dass Wegner sie nicht liebt

  18. 21.

    Meine Güte, es gibt ja wohl weitaus Schlimmeres als wenn Politiker sich zugetan sind. Schlimmer wäre es doch, wenn sie sich spinnefeind wären und sich absichtlich gegenseitig in ihrer für die Allgemeinheit wichtigen Arbeit behindern würden, oder?

  19. 20.

    Was für eine perfekte Ablenkung für den so katastrophalen Haushalt !!

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