Wegner über Beziehung mit Günther-Wünsch - "Was ist eigentlich passiert? Zwei Menschen haben sich ineinander verliebt"
Tagelang hat er geschwiegen, nun hat sich der Berliner Regierende Bürgermeister Kai Wegner öffentlich zu seiner Beziehung mit Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch geäußert. Und das deutlich. Von Sabine Müller
Der Veranstaltungssaal in der Zitadelle Spandau ist an diesem Mittwochabend beim Neujahrsempfang des CDU-Kreisverbands brechend voll. Aber als der Regierende Bürgermeister anfängt zu reden, hören zunächst längst nicht alle zu. Ruhig wird es erst, als Kai Wegner (CDU) nach der üblichen Danksagungs-Arie und ein paar Floskeln zu Herausforderungen und Chancen Berlins mit amüsiertem Lächeln ankündigt, jetzt über den "Elefanten im Raum" zu sprechen.
"Was ist eigentlich passiert? Zwei Menschen haben sich ineinander verliebt," beginnt Wegner. Und hätten sich entschieden, eine Beziehung einzugehen, fügt der Regierende über den einsetzenden lauten Applaus und einzelne Bravo-Rufe hinzu.
Wegner: Die beste Bildungssenatorin seit Jahren
Öffentlich gemacht hätten er und Katharina Günther-Wünsch dies, weil sie auch dienstlich miteinander zu tun hätten, so Wegner weiter. Günther-Wünsch (ebenfalls CDU) ist seine Bildungssenatorin. "Das ist eine rein persönliche Sache. Nach reiflicher Überlegung haben wir uns auch gesagt: Das geht. Das geht in Berlin und das geht in Berlin im Jahr 2024."
Das klang so, als ginge es hier um eine gesellschaftlich-moralische Frage, dabei stehen gerade andere Dinge im Mittelpunkt der Debatte. Es geht um mögliche Interessenskonflikte in der Senatsarbeit, aber auch um eventuelle Vetternwirtschaft und den Verdacht, dass Wegner im Frühjahr seine Geliebte zur Bildungssenatorin machte.
Der Regierende Bürgermeister betont, die Senatorinnen und Senatoren seien nach Kompetenz ausgesucht worden und das übrigens nicht von ihm allein – ein CDU-Parteitag habe die Personalien bestätigt. Katharina Günther-Wünsch lobt Wegner als absolute Expertin in der Bildungspolitik: "Wir haben die beste Bildungssenatorin am Start, die Berlin seit vielen, vielen Jahren hatte."
Keine Zurückhaltung bei Bildungspolitik
Gut sechs Minuten lang spricht der Regierende Bürgermeister über die Beziehung und das Drumherum, wirkt dabei entspannt und macht sich mehrfach über die Medienberichterstattung lustig. Die Möglichkeit von Interessenskonflikten im Senat – wenn es etwa um die Vergabe oder Kürzung von Haushaltsgeldern geht oder die Entlassung einer Senatorin – spielt er herunter.
Er habe als Regierender Bürgermeister längst nicht so viel Entscheidungsmacht, wie es in den Medien gerade dargestellt werde. Auch wenn er sich das manchmal wünschen würde, fügt Wegner grinsend hinzu. "Aber die Realitäten sehen eben doch anders aus. Und ich finde, wir sollten uns jetzt mal wieder an den Realitäten orientieren."
Ende der Debatte also, wenn es nach Wegner geht. Am Dienstag hatte er im Senat vorgeschlagen, er werde sich in Konfliktfällen, die die Bildungsverwaltung betreffen, aus seiner eigentlich vorgesehenen Vermittlerrolle herausnehmen und dann an seine Vizes übergeben, Finanzsenator Evers (CDU) und Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD).
Fast trotzig verkündet Wegner am Abend in Spandau aber, dass er inhaltlich weiter mitreden wolle. "Wer glaubt, dass ich mich zukünftig zum Thema Bildungspolitik zurückhalten werde, der irrt gewaltig."
Alles geklärt?
Für diese und viele andere Passagen in der Rede gibt es großen Applaus im Saal, hinterher strahlt der Regierende Bürgermeister wie einer, der sicher ist, in der Sache das Schlimmste überstanden zu haben.
Die Reaktionen an der Basis sind an diesem Abend allerdings gemischt. "Wo die Liebe hinfällt", dieser Satz ist öfter zu hören. Ein Mann sagt, er sehe nichts Kritisches an der Beziehung. "Das haben viele Leute vielleicht nicht erwartet. Aber ich habe mich auch schon verliebt, wo Leute es nicht erwartet haben. Warum sollte der Regierende Bürgermeister das nicht dürfen?"
Allerdings gibt es auch warnende Töne. Ein anderes CDU-Mitglied berichtet, es gebe viele Stimmen in der CDU, die im Dienstabhängigkeitsverhältnis des politischen Paares ein Problem sähen. "Das könnte Angriffsfläche für die Opposition sein."
Inzwischen hat sich auch Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch zu der Beziehung geäußert. Im Interview mit dem "Tagesspiegel" [Bezahlinhalt], in dem es nur kurz um die aktuelle Debatte geht, nennt sie die Frage, wie sie und Kai Wegner Beziehung und politische Arbeit trennen wollen, "total berechtigt". Ihrer Ansicht nach ist mit der neuen Senatsregelung für Konfliktsituationen aber nun "alles geklärt".
Sendung: rbb24 Inforadio, 11.01.2024, 07:05 Uhr