Hertha vor Pokalspiel in Braunschweig - Bloß keine erneute Bruchlandung

Fr 29.07.22 | 16:10 Uhr | Von Dennis Wiese
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Sandro Schwarz
Audio: rbb24 Inforadio | 29.07.2022 | Dennis Wiese | Bild: IMAGO/Metodi Popow

Nach drei Jahren der Krise hofft Hertha BSC auf eine sorgenfreie Saison. Ein Auftaktsieg im DFB-Pokal bei Zweitliga-Aufsteiger Braunschweig (Sonntag, 18 Uhr) ist dafür Pflicht. Doch was kann Hertha wirklich? Von Dennis Wiese

Das Thema der Woche

Vor jeder Saison stellt sich beinahe jedes Team die Frage: Wo stehen wir? Wo geht die Reise hin? Bei Hertha BSC ist diese Frage aber besonders brisant. Nach drei Jahren im dauerhaften Abstiegskampf und der Last-Minute-Rettung in der Relegation wollen die Berliner endlich unten raus und eine halbwegs ruhige Saison erleben. Hat der neue Trainer Sandro Schwarz die Zauberformel gefunden? Schwarz wird für seine direkte, kommunikative Art von Spielern und Manager Bobic gelobt.

Auch den defensiven Neuzugängen Filip Uremovic und Ivan Sunjic (zuletzt beide in der zweiten englischen Liga) sowie Jonjoe Kenny (zuletzt nur Teilzeitkraft beim FC Everton) traut man die nötige Mentalität und fußballerische Qualität zu. Chidera Ejuke soll Herthas Flügelspiel beleben. Ob der Nigerianer das, wie zuletzt in der russischen Liga, auch in der Bundesliga kann, muss er noch beweisen. Dodi Lukebakio hat als Leihspieler in Wolfsburg in diesem Jahr so gut wie keine Rolle gespielt, jetzt soll er Hertha helfen.

Die vergangenen drei Testspiele hat Hertha alle verloren. Was tatsächlich in dieser Truppe steckt, will sie ab Sonntag (18 Uhr) beweisen. Dann geht es in Braunschweig los.

Zum Angeben

Seit 1985 wird das DFB-Pokalfinale immer im Berliner Olympiastadion ausgetragen. Am Ende dieser Saison steht im Juni 2023 also das 39. Endspiel in Folge, das in Berlin gespielt wird.

Herthas Profis haben es in der langen Zeit noch nie ins Heimfinale geschafft. Einzig die "Hertha-Bubis", die Amateure, mit späteren Profis wie Torwart Christian Fiedler oder Mittelfeldspieler Carsten Ramelow, schafften es bis in das DFB-Pokalfinale. 1993 war das.

Der Gegner

Zu gut für die dritte Liga, zu schlecht für die zweite: So präsentiert sich Eintracht Braunschweig seit einigen Jahren. 2018 ging es für die Niedersachsen nach durchaus erfolgreichen Jahren (2013/14 war Braunschweig sogar erstklassig) runter in die dritte Liga. 2020 gelang der Wiederaufstieg. Nach nur einer Saison ging es wieder runter, im Frühjahr nun direkt wieder hoch.

Und in den ersten beiden Partien dieser Zweitliga-Saison erweckt Braunschweig erneut den Eindruck, als sei die Liga eine Nummer zu groß. Nach zwei Spielen stehen zwei Niederlagen und 0:5 Tore. Hertha-Trainer Sandro Schwarz will diese Ergebnisse nicht überbewerten, lobt Braunschweig auf der Pressekonferenz am Freitagmittag: "Sie haben bisher gut gekontert, darauf müssen wir uns auch einstellen. Wir müssen maximale Intensität zeigen und unserer Favoritenrolle gerecht werden."

Die Mannschaft von Trainer Michael Schiele steckt scheinbar im Fahrstuhl zwischen dem zweiten und dritten Stock fest.

Im DFB-Pokal wächst Braunschweig aber regelmäßig über sich hinaus. Nicht nur 2020 kegelte die Eintracht Hertha als großen Favoriten aus dem DFB-Pokal, auch 2005 gewann der damalige Drittligist gegen die Berliner (damals mit dem Stürmer Fredi Bobic). 2003 flog der 1. FC Kaiserslautern raus, 2005 erwischte es in Braunschweig Borussia Dortmund.

Ein historisches Duell

49 Mal standen sich Hertha BSC und Eintracht Braunschweig schon gegenüber. Als Gründungsmitglieder der Fußball-Bundesliga bereits 1963 im Oberhaus, später dann in der zweiten Liga und dem DFB-Pokal. Für das historische Duell schlechtin muss man aber gar nicht weit zurückgehen in der Geschichte.

Historisch peinlich wurde es für Hertha nämlich im September 2020: Braunschweig, genau wie jetzt auch, gerade von der dritten in die zweite Liga aufgestiegen, empfing eine Hertha-Mannschaft, die wohl noch auf eine Big-City-Club-Zukunft hoffte: Mit Rekord-Neuzugang Lucas Tousart im defensiven Mittelfeld, Alexander Schwolow als neuer Nummer eins zwischen den Pfosten und Brasilien-Wirbler Matheus Cunha im Sturm. Doch Hertha erlebte eine heftige Bruchlandung in Braunschweig und verlor mit 4:5.

An der berüchtigten Stimmung im Stadion kann es nicht gelegen haben: Wegen der Corona-Auflagen waren nur 500 Zuschauer dabei. Martin Kobylanski, geboren in Berlin, und früherer Cottbuser und Unioner, traf schon in der zweiten Minute. Insgesamt netzte Kobylanski dreimal ein. Ein Treffer des Ex-Unioners Suleiman "Manni" Abdullahi und ein Eigentor von Herthas Maximilian Mittelstädt machten die Blamage perfekt: fünf Gegentore innerhalb von 90 Minuten bedeuteten das Pokal-Aus in der ersten Runde und machten klar deutlich: Mit dieser Hertha stimmt etwas nicht.

Die erwartete Aufstellung

Im Tor wird Herthas neue Nummer eins, Oliver Christensen, stehen. Davor spielt in der Viererkette als Linksverteidiger Marvin Plattenhardt - als neuer Chef mit Kapitänsbinde. Neben ihm dürfte, wie bei der Generalprobe in West Bromwich, Marc Kempf in der Innenverteidigung spielen. Dedryck Boyata gilt als Wechselkandidat und wackelte im letzten Testspiel. Denkbar, dass stattdessen Neuzugang Filip Uremovic in der Innenverteidigung startet. Rechts beginnt der neue Rechtsverteidiger, Dauerläufer Jonjoe Kenny.

Im defensiven Mittelfeld startet Leihgabe Ivan Sunjic, davor wohl Kevin-Prince Boateng und Suat Serdar. Auf den Außenbahnen haben Myziane Maolida und Dodi Lukebakio zuletzt ansprechende Leistungen gezeigt. Neuzugang Ejuke Chidera könnte als unbekümmerter Neuer beginnen oder von der Bank für Schwung sorgen. Mittelstürmer im letzten Test war Davie Selke. Sein dauerhafter Einsatz kommt bei Trainer Schwarz besser an als der Auftritt von Strafraum-Stürmer Krzysztof Piatek.

So könnte Hertha beginnen: Christensen – Kenny, Uremovic, Kempf, Plattenhardt – Sunjic, Boateng, Serdar – Lukebakio, Selke, Maolida

Sendung: rbb24 Inforadio, 29.07.2022, 15:15 Uhr

Beitrag von Dennis Wiese

7 Kommentare

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  1. 7.

    Den Braunschweigern ist zu wünschen, dass sie alle unbeschadet nach Hause kommen, wenn Boateng mitspielt, der den Ruf hat, gerne einmal robust einsteigt und Verletzungen des Gegners in Kauf nimmt.
    Ansonsten viel Erfolg Braunschweig und zeigt dem selbsternannten Big-City-Club wie sich ein Vorrunden-Aus anfühlt.

  2. 5.

    Ich bin kein Herthaner. Aber eure Hasskommentare sind nur widerlich. Sport frei.

  3. 4.

    Hoffentlich gibt es direkt mal eine Bruchlandung dieser Losertruppe ( Loooosertruppe)

  4. 2.

    Da sind wir mal gespannt
    Teichert , welcher Neuaufbau ???

  5. 1.

    Na ich lasse mich überraschen ob der Neustart was wird .
    Drücke die Daumen auf jeden Fall

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