2:0-Sieg für Hertha BSC - Hertha gelingt in Augsburg der Befreiungsschlag

Hertha BSC hat am fünften Spieltag der Fußball-Bundesliga mit 2:0 (0:0) in Augsburg gewonnen. Es war der erste Saisonsieg der Berliner - aus vielen Gründen ein besonderer. Von Jörn Lange
Es geht doch: Hertha BSC hat am Sonntag beim FC Augsburg seinen ersten Saisonsieg in der Fußball-Bundesliga gefeiert. In einem umkämpften Spiel gelangen Stürmer Dodi Lukebakio (57.) und Joker Marco Richter (90.+3) die Tore. Durch das verdiente 2:0 (0:0) sortieren sich die Berliner nach fünf Spieltagen auf Tabellenplatz 13 ein.
Hertha-Coach Sandro Schwarz blieb seinem 4-3-3-System treu, allerdings mit leicht verändertem Personal. In der Innenverteidigung erhielt Filip Uremovic nach abgesessener Sperre den Vorzug vor Marton Dardai, im zentralen Mittelfeld ersetzte der defensivere Ivan Sunjic nach einer "sehr guten Trainingswoche" (Schwarz) Jean-Paul Boetius. Der erst am Mittwoch verpflichtete Innenverteidiger Augustin Rogel stand nach nur einer Trainingseinheit mit der Mannschaft noch nicht im Spieltagskader – genauso wie Routinier Kevin-Prince Boateng (Knieverletzung).
Die Spielzusammenfassung
Die Berliner fanden gut in die Partie, agierten wach und bissig, setzten die Augsburger zudem früh unter Druck. Am Engagement gab es nichts zu bemängeln, dafür fehlte es im Spiel mit dem Ball erneut an klaren Ideen. Zu viele Fehler im Spielaufbau, zu wenig Struktur im letzten Spielfelddrittel – offensiv zeigte Hertha zunächst wenig Zwingendes.
Schwarz' Prognose sollte sich bewahrheiten. Enorm kampfbetont ging es zur Sache, Schiedsrichter Harm Osmers hatte zwischen den Strafräumen viel zu tun. Nennenswerte Torraumszenen hatten indes Seltenheitswert – wenn überhaupt, wurde Hertha nur nach ruhenden Bällen gefährlich. Einen ersten Plattenhardt-Freistoß parierte FCA-Torhüter Rafal Gikiewicz ohne große Mühe (14.), danach köpfte Marc Oliver Kempf eine Hereingabe des Mannschaftskapitäns weit übers Tor (19.). Bitter dabei: Innenverteidiger-Kollege Uremovic war in Kempfs Rücken deutlich besser postiert.
Kurz darauf stand der Kroate dann jedoch im Fokus, wenn auch nicht in positiver Hinsicht. Nach Steilpass von Augsburgs Zugang Mergim Berisha brachte Uremovic FCA-Angreifer Ermedin Demirovic zu Fall (23.) – eine Szene, die eher an griechisch-römische Ringerkünste erinnerte als an Fußball. Glück für Hertha: Referee Osmers beließ es bei einer Gelben Karte.
Die Qualität des Spiels blieb zwar überschaubar, die Intensität aber unverändert hoch. Was sich änderte, war das Kräfteverhältnis – nach einer knappen halben Stunde begann Hertha gegen die nun stärker werdenden Hausherren zu schwimmen. Vor allem mit dem schnellen Umschaltspiel der Fuggerstädter hatten die Berliner Probleme, so auch nach 27 Minuten, als der auffällige Berisha mit Ball schneller war als Uremovic und das Spielgerät aus der linken Strafraumhälfte an den kurzen Pfosten setzte (27.).
Aber: Hertha bewies Widerstandsfähigkeit, bekam die Partie bis zur Pause wieder besser unter Kontrolle. Ein 20-Meter-Schuss von Jonjoe Kenny rauschte über die Querlatte, ehe sich Chidera Ejuke in die linke Strafraumhälfte durchtankte und den Ball knapp am rechten Pfosten vorbeisetzte (35.). Torlos ging es in die Kabine.
Die 2. Hälfte
Durchgang zwei begann ohne Arne Maier – der Ex-Herthaner in Diensten des FCA musste verletzt vom Platz. Den Berlinern war es recht, sie versuchten die Schlagzahl zu erhöhen und belohnten sich nach knapp einer Stunde. Das Erfolgsrezept war dabei verblüffend einfach: Halbfeldflanke Plattenhardt, Kopfball Dodi Lukebakio – 1:0 (57.). Das zweite Saisontor für den Belgier, der bis dahin einen eher unglücklichen Nachmittag erwischt hatte. Dass sein Treffer vom VAR wegen einer vermeintlichen Abseitsposition überprüft wurde? Geschenkt.
Die Augsburger versuchten zu reagieren, taten sich gegen die galligen Berliner allerdings schwer. Lediglich nach gegnerischen Ecken war Hertha-Keeper Oliver Christensen gefordert (63./64.), klärte die Situationen aber souverän.
Schwarz reagierte, brachte mit Boetius (58. für Suat Serdar) und dem früheren Augsburger Richter (69. für Ejuke) frische Kräfte. Wechsel, die den Gästen guttaten, jedenfalls war von Augsburg in der Folge nicht mehr viel zu sehen. Hertha hingegen hatte die Chance, die Führung auszubauen. Nach starker Vorarbeit von Lucas Tousart scheiterte Kanga aus kurzer Distanz an Augsburgs Keeper Gikiewicz (73.).
Das Torschussverhältnis der zweiten Halbzeit sprach zu diesem Zeitpunkt klar für Hertha (7:1), doch was fehlte, war der erlösende zweite Treffer. Ein Manko, das Joker Richter nach Vorarbeit des eingewechselten Davie Selke in der Nachspielzeit beseitigte (90.+3). Wenn man so wollte, die schönste Geschichte dieses nicht immer ansehnlichen Spiels. Zur Erinnerung: Nach seiner ausgestandenen Hodenkrebserkrankung hatte der 24-Jährige erst am vergangenen Wochenende sein Pflichtspiel-Comeback gegeben.
Am Ende stand so der ersehnte erste Dreier dieser Saison. Ein Ergebnis, an das die Berliner am nächsten Sonnabend (15:30 Uhr) im Olympiastadion gegen Bayer Leverkusen anknüpfen wollen.
Die Kurzanalyse: Hertha erarbeitet sich das Glück
Die Bilder ähnelten sich über Wochen: Die Auftritte von Hertha BSC waren durchaus positiv, doch was fehlte, waren die Ergebnisse. Bis zum fünften Spieltag der Fußball-Bundesliga an diesem Sonntag, an dem sich die Berliner mit einem 2:0 (0:0) beim FC Augsburg belohnten. Endlich.
Fußballerisch überzeugte die Mannschaft von Trainer Sandro Schwarz dabei nur bedingt, dafür aber umso mehr mental. Der langersehnte Dreier war vor allem ein Erfolg der Einstellung und Widerstandsfähigkeit, denn nach zuvor nur einem Punkt aus vier Spielen stand das Team bereits spürbar unter Druck.
Nun aber haben sich die Berliner zunächst von dieser Last befreit. Ein Erfolgsrezept war dabei der Mix aus Einsatzbereitschaft und Unnachgiebigkeit. Sinnbildlich stand die starke Ballbehauptung von Angreifer Wilfried Kanga vor der Flanke von Marvin Plattenhardt, die zum eminent wichtigen 1:0 führte. Eine von vielen Szenen, in denen sich die Gäste gegen unangenehme Augsburger durchsetzen.
Sicher, die Berliner hatten auch Dusel – sei es beim Pfostentreffer von FCA-Angreifer Berisha oder der kniffligen Entscheidung von Schiedsrichter Harm Osmers, der Herthas Innenverteidiger Filip Uremovic "nur" mit Gelb statt mit Rot bedachte. Aber wie pflegte schon Herthas Ex-Coach Pal Dardai zu sagen: Glück kann man sich erarbeiten. Dass Tor-Vorbereiter Plattenhardt berichtete, die erfolgsbringende Flanken-Variante im Training x-fach geübt zu haben, passte ins Bild.
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Sendung: rbb24, 04.09.2022, 18:15 Uhr