2:0-Sieg für Hertha BSC - Hertha gelingt in Augsburg der Befreiungsschlag

So 04.09.22 | 17:32 Uhr | Von Jörn Lange
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Fußballprofi Dodi Lukebakio von Hertha BSC zwinkert (Quelle: imago/kolbert-press)
Audio: rbb24 Inforadio | 04.09.2022 | Taufig Khalil | Bild: imago/kolbert-press

Hertha BSC hat am fünften Spieltag der Fußball-Bundesliga mit 2:0 (0:0) in Augsburg gewonnen. Es war der erste Saisonsieg der Berliner - aus vielen Gründen ein besonderer. Von Jörn Lange

Es geht doch: Hertha BSC hat am Sonntag beim FC Augsburg seinen ersten Saisonsieg in der Fußball-Bundesliga gefeiert. In einem umkämpften Spiel gelangen Stürmer Dodi Lukebakio (57.) und Joker Marco Richter (90.+3) die Tore. Durch das verdiente 2:0 (0:0) sortieren sich die Berliner nach fünf Spieltagen auf Tabellenplatz 13 ein.

Hertha-Coach Sandro Schwarz blieb seinem 4-3-3-System treu, allerdings mit leicht verändertem Personal. In der Innenverteidigung erhielt Filip Uremovic nach abgesessener Sperre den Vorzug vor Marton Dardai, im zentralen Mittelfeld ersetzte der defensivere Ivan Sunjic nach einer "sehr guten Trainingswoche" (Schwarz) Jean-Paul Boetius. Der erst am Mittwoch verpflichtete Innenverteidiger Augustin Rogel stand nach nur einer Trainingseinheit mit der Mannschaft noch nicht im Spieltagskader – genauso wie Routinier Kevin-Prince Boateng (Knieverletzung).

Die Spielzusammenfassung

Die Berliner fanden gut in die Partie, agierten wach und bissig, setzten die Augsburger zudem früh unter Druck. Am Engagement gab es nichts zu bemängeln, dafür fehlte es im Spiel mit dem Ball erneut an klaren Ideen. Zu viele Fehler im Spielaufbau, zu wenig Struktur im letzten Spielfelddrittel – offensiv zeigte Hertha zunächst wenig Zwingendes.

Schwarz' Prognose sollte sich bewahrheiten. Enorm kampfbetont ging es zur Sache, Schiedsrichter Harm Osmers hatte zwischen den Strafräumen viel zu tun. Nennenswerte Torraumszenen hatten indes Seltenheitswert – wenn überhaupt, wurde Hertha nur nach ruhenden Bällen gefährlich. Einen ersten Plattenhardt-Freistoß parierte FCA-Torhüter Rafal Gikiewicz ohne große Mühe (14.), danach köpfte Marc Oliver Kempf eine Hereingabe des Mannschaftskapitäns weit übers Tor (19.). Bitter dabei: Innenverteidiger-Kollege Uremovic war in Kempfs Rücken deutlich besser postiert.

Kurz darauf stand der Kroate dann jedoch im Fokus, wenn auch nicht in positiver Hinsicht. Nach Steilpass von Augsburgs Zugang Mergim Berisha brachte Uremovic FCA-Angreifer Ermedin Demirovic zu Fall (23.) – eine Szene, die eher an griechisch-römische Ringerkünste erinnerte als an Fußball. Glück für Hertha: Referee Osmers beließ es bei einer Gelben Karte.

Die Qualität des Spiels blieb zwar überschaubar, die Intensität aber unverändert hoch. Was sich änderte, war das Kräfteverhältnis – nach einer knappen halben Stunde begann Hertha gegen die nun stärker werdenden Hausherren zu schwimmen. Vor allem mit dem schnellen Umschaltspiel der Fuggerstädter hatten die Berliner Probleme, so auch nach 27 Minuten, als der auffällige Berisha mit Ball schneller war als Uremovic und das Spielgerät aus der linken Strafraumhälfte an den kurzen Pfosten setzte (27.).

Aber: Hertha bewies Widerstandsfähigkeit, bekam die Partie bis zur Pause wieder besser unter Kontrolle. Ein 20-Meter-Schuss von Jonjoe Kenny rauschte über die Querlatte, ehe sich Chidera Ejuke in die linke Strafraumhälfte durchtankte und den Ball knapp am rechten Pfosten vorbeisetzte (35.). Torlos ging es in die Kabine.

Die 2. Hälfte

Durchgang zwei begann ohne Arne Maier – der Ex-Herthaner in Diensten des FCA musste verletzt vom Platz. Den Berlinern war es recht, sie versuchten die Schlagzahl zu erhöhen und belohnten sich nach knapp einer Stunde. Das Erfolgsrezept war dabei verblüffend einfach: Halbfeldflanke Plattenhardt, Kopfball Dodi Lukebakio – 1:0 (57.). Das zweite Saisontor für den Belgier, der bis dahin einen eher unglücklichen Nachmittag erwischt hatte. Dass sein Treffer vom VAR wegen einer vermeintlichen Abseitsposition überprüft wurde? Geschenkt.

Die Augsburger versuchten zu reagieren, taten sich gegen die galligen Berliner allerdings schwer. Lediglich nach gegnerischen Ecken war Hertha-Keeper Oliver Christensen gefordert (63./64.), klärte die Situationen aber souverän.

Schwarz reagierte, brachte mit Boetius (58. für Suat Serdar) und dem früheren Augsburger Richter (69. für Ejuke) frische Kräfte. Wechsel, die den Gästen guttaten, jedenfalls war von Augsburg in der Folge nicht mehr viel zu sehen. Hertha hingegen hatte die Chance, die Führung auszubauen. Nach starker Vorarbeit von Lucas Tousart scheiterte Kanga aus kurzer Distanz an Augsburgs Keeper Gikiewicz (73.).

Das Torschussverhältnis der zweiten Halbzeit sprach zu diesem Zeitpunkt klar für Hertha (7:1), doch was fehlte, war der erlösende zweite Treffer. Ein Manko, das Joker Richter nach Vorarbeit des eingewechselten Davie Selke in der Nachspielzeit beseitigte (90.+3). Wenn man so wollte, die schönste Geschichte dieses nicht immer ansehnlichen Spiels. Zur Erinnerung: Nach seiner ausgestandenen Hodenkrebserkrankung hatte der 24-Jährige erst am vergangenen Wochenende sein Pflichtspiel-Comeback gegeben.

Am Ende stand so der ersehnte erste Dreier dieser Saison. Ein Ergebnis, an das die Berliner am nächsten Sonnabend (15:30 Uhr) im Olympiastadion gegen Bayer Leverkusen anknüpfen wollen.

Die Kurzanalyse: Hertha erarbeitet sich das Glück

Die Bilder ähnelten sich über Wochen: Die Auftritte von Hertha BSC waren durchaus positiv, doch was fehlte, waren die Ergebnisse. Bis zum fünften Spieltag der Fußball-Bundesliga an diesem Sonntag, an dem sich die Berliner mit einem 2:0 (0:0) beim FC Augsburg belohnten. Endlich.

Fußballerisch überzeugte die Mannschaft von Trainer Sandro Schwarz dabei nur bedingt, dafür aber umso mehr mental. Der langersehnte Dreier war vor allem ein Erfolg der Einstellung und Widerstandsfähigkeit, denn nach zuvor nur einem Punkt aus vier Spielen stand das Team bereits spürbar unter Druck.

Nun aber haben sich die Berliner zunächst von dieser Last befreit. Ein Erfolgsrezept war dabei der Mix aus Einsatzbereitschaft und Unnachgiebigkeit. Sinnbildlich stand die starke Ballbehauptung von Angreifer Wilfried Kanga vor der Flanke von Marvin Plattenhardt, die zum eminent wichtigen 1:0 führte. Eine von vielen Szenen, in denen sich die Gäste gegen unangenehme Augsburger durchsetzen.

Sicher, die Berliner hatten auch Dusel – sei es beim Pfostentreffer von FCA-Angreifer Berisha oder der kniffligen Entscheidung von Schiedsrichter Harm Osmers, der Herthas Innenverteidiger Filip Uremovic "nur" mit Gelb statt mit Rot bedachte. Aber wie pflegte schon Herthas Ex-Coach Pal Dardai zu sagen: Glück kann man sich erarbeiten. Dass Tor-Vorbereiter Plattenhardt berichtete, die erfolgsbringende Flanken-Variante im Training x-fach geübt zu haben, passte ins Bild.

Der Liveticker zum Nachlesen

Sendung: rbb24, 04.09.2022, 18:15 Uhr

Beitrag von Jörn Lange

38 Kommentare

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  1. 38.

    Ist es übertrieben, wenn man bei Hertha für jedes erzielte Tor 3-5 Millionen an Investitionsvolumen ansetzt ? Angesichts der horrenden Spielergehälter muss man schon einer gewissen unmoralischen Maßlosigkeit und Mitnahmementalität der Akteuere ausgehen, wie auch ähnlich beim RBB eindrucksvoll zu sehen ist. Auf der anderen Seite die Zuschauer, von denen den meisten bei solchen Summen schwindlig wird. Sind da nicht die Maßstäbe gehörig verschoben ?

  2. 37.

    Wau, 2 mal Deutscher Meister
    Wann war das, ach ja in den 1930 er Jahren, denkt schon kein Mensch mehr dran
    Und seitdem ??? NICHTS VORZUZEIGEN
    Mir ist es auch egal wer Meister wird, solange es nicht Hertha, Bayern oder Leipzig wird

  3. 36.

    Wer sagt sowas . Nur jemand der keene Ahnung hat. Sorry musste mal sein

  4. 35.

    Nach dieser Rechnung, also das viel zitierte Preis-Leistungsverhältnis, wäre Davie Selke der vielleicht teuerste Spieler der Bundesligageschichte, während Robert Lewandowski einer der preisgünstigsten wäre. Nimmt man in die Rechnung noch die versiebten Großchancen auf . . .

  5. 34.

    Wie in allen Spielen in dem Filip Uremovic mitgewirkt hat war und ist er der Größte Unsicherheitsfaktor und der schlechteste Mann auf dem Platz. Ich hoffe das die Verantwortlichen das endlich einsehen und der Landsmannbonus von Herrn Bobic aufgebraucht ist, ansonsten Glückwunsch für die 3 verdienten Punkte gegen einen noch schwächeren Gegner.

  6. 33.

    ... und das ohne einem Spieler, der "zehnmal besser ist, als in der letzten Saison".
    "Das Beste ist, das Hertha eine bessere Aussendarstellung hat als letzte Saison."
    Wollen wir mal ehrlich sein, Juppi, noch ,iegt es im Rahmen der Möglichkeiten, die 17 Klatschen der letzten Saison zu toppen. Fünf sind es schon, bleiben noch 13 und ich bin da zuversichtlich.

  7. 32.

    Ein Anfang, nicht schön aber wer will das jetzt noch wissen!
    3 Punkte waren das Ziel, gut ist.
    Nun volle Konzentration für das Leverkusen-Spiel, da sind drei Punkte drin.
    HaHoHe

  8. 31.

    Antwort auf Bolo
    Na danke für den fairen Kommentar wobei Hertha schon in der 2 Halbzeit gut gespielt hat aber eben auch Dusel gehört immer dazu .
    Ist doch schön das 2 Berliner Mannschaften in der höchsten Liga spielen.
    Und ich denke egal wer als nächstes Deutscher Meister wird dann freuen sich alle Berliner über den Erfolg.

  9. 30.

    Läßt sich halbwegs ermitteln oder ausrechnen, wieviele Millionen ein einziges Tor im Schnitt kostet ? 380 Millionen durch die Anzahl der erzielten Tore zu dividieren, ist wahrscheinlich zu einfach. Es wäre aber für viele Zuschauer bestimmt interessant zu wissen, wenn der Ball im gegenrischen Tor versenkt wird, wieviel Geld gleich mit versenkt wird. Dann kann man so einen Torschuss ganz anders beurteilen und es erhöht die Spannung um ein vielfaches.

  10. 29.

    Was ist daran Glück, wenn man für ein gelbwürdiges Foul eine gelbe Karte bekommt? Was hat denn der Verfasser gesehen? Ich weiß es nicht, zum Glück gibt es dazu bewegte Bilder.

  11. 28.

    Oje, hier wird eine schwache Mannschaft sehr hochgelobt
    Kommt mal runter von eurem hohen Ross

  12. 27.

    Glückwunsch aus Köpenick, vor allem an Marco Richter, Das gibt vielen anderen mit gleicher Diagnose große Hoffnung.

  13. 26.

    Glückwunsch Hertha, gut gemacht. Das Ergebnis zählt. Auch wenn im Spiel die Hertha nur die bessere von zwei schlechten Mannschaften war.
    Eisern

  14. 25.
    Antwort auf [KHGG ] vom 04.09.2022 um 19:08

    In welcher Schuhle unterrichten Sie eigentlich, das sie jeden kleinen Fehler anderer kommentieren müssen ??
    ( ein bisschen Ironie ist dabai )

  15. 24.

    Das Stimmt
    Eine der schönsten Momente im Deutschen Fußball der letzten Jahre, nach dieser Diagnose und OP

  16. 23.
    Antwort auf [KHGG ] vom 04.09.2022 um 19:08

    Danke für die Berichtigung. Asche auf mein Haupt. Ich weiß auch nicht wie mir dieser Fehler unterlaufen konnte.

  17. 22.

    Das Beste ist, das Hertha eine bessere Aussendarstellung hat als letzte Saison ,
    Es ist ruhiger geworden, sollte jedem Fan Hoffnung auf eine ruhige Saison geben

  18. 21.

    Das Beste ist doch, Typen wie Nils einfach zu ignorieren. Glückwunsch Hertha, wurde auch Zeit! Und auch Glückwunsch an Union für die überragende Abwehrleistung gestern.

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