Hertha BSC zu Gast bei RB Leipzig - Wiedersehen zweier Freunde und Patenonkel
Am zehnten Bundesliga-Spieltag gastiert Hertha BSC kommenden Samstag (18:30 Uhr) bei RB Leipzig. Auf dem Platz warten schnelle Leipziger Offensivspieler auf die Berliner, während es an der Seitenlinie zum Duell zweier Freunde kommt.
Thema der Woche
Ein Thema, das sich aufdrängt, gab es seit dem Remis am letzten Wochenende gegen Freiburg (2:2) nicht. Für Hertha ist das nach den erneuten Unruhen rund um Investor Lars Windhorst in den Wochen zuvor eine gute Nachricht. Trainer Sandro Schwarz konnte sich mit seiner Mannschaft auf den Sport und das Training konzentrieren.
Dennoch beschäftigt die Personalie Windhorst die Blau-Weißen nach wie vor. Einem Medienbericht zufolge gibt es mittlerweile erste Interessenten für Windhorsts Anteile an der Hertha. So berichtet unter anderem die "Bild" (Bezahlinhalt), dass allen voran US-amerikanische Investoren bei den Berlinern im Gespräch sind. Als Käufer für die 64,7 Prozent, die Windhorst seit 2019 in mehreren Tranchen für insgesamt 375 Millionen Euro erworben hat, nennt das Boulevardblatt unter anderem Robert Kraft (Besitzer der New England Patriots), Krypto-Millionär Mike Novogratz und Philip Anschutz (Teilhaber bei den Los Angeles Lakers).
Der Gegner
Die Saison von RB Leipzig gleicht bislang einer Achterbahnfahrt. Das hat sich auch nach dem Trainerwechsel von Domenico Tedesco zu Ex-Dortmund-Coach Marco Rose nicht geändert. Einem überzeugenden Sieg gegen den BVB beim Rose-Debüt folgten Niederlagen gegen Real Madrid (0:2) in der Champions League und Borussia Mönchengladbach (0:3). Zuletzt gab es einen Sieg in der Königsklasse bei Celtic Glasgow (2:0) und ein äußerst durchwachsenes Remis beim 1. FSV Mainz 05 (1:1).
Den sportlichen Leistungen entsprechend finden sich die ambitionierten Leipziger, die zum Abschluss der letzten Saison noch den DFB-Pokal im Olympiastadion gewannen, im grauen Bundesliga-Mittelfeld wieder. Auf Platz elf bleiben die Sachsen bislang hinter den Erwartungen zurück und dürften kaum zufrieden sein mit den ersten neun Spieltagen. Dass der Leipziger Tabellenplatz allerdings nicht die Qualität und das Potenzial der Mannschaft widerspiegelt, betonte Hertha-Trainer Sandro Schwarz am Donnerstag. "Das ist eine Champions-League-Mannschaft, die in ihrer Gruppe eine gute Ausgangslage fürs Weiterkommen hat", sagte Schwarz und ergänzte: "Sie sind sehr aktiv in der Arbeit gegen den Ball und darüber hinaus sehr gut in Umschaltmomenten. Im Ballbesitz haben sie ein gutes Zentrumspiel und auch Tiefgang."
Zum Angeben
Wenngleich Hertha-Trainer Sandro Schwarz und sein Leipziger Pendant Marco Rose am Wochenende als Kontrahenten an ihren Seitenlinien stehen werden, verbindet das Duo im Alltag eine enge Freundschaft. Begründet wurde diese während ihrer Zeit als Spieler in Mainz und Wiesbaden, in der Schwarz und Rose sogar gemeinsam in einer WG wohnten. Das Duo fährt hin und wieder gemeinsam in den Urlaub, Rose war Trauzeuge bei Schwarz' Hochzeit und ist Patenonkel von dessen Sohn Carlo, Schwarz wiederum ist Patenonkel von Roses Tochter Maria.
Während Schwarz und Rose zu ihren Mainzer Zeiten fußballerisch im selben Team spielten, gab es in den eigenen vier Wänden schon damals sportliche Duelle gegeneinander – wahlweise ausgefochten an der heimischen Tischtennisplatte oder am Dartboard. "Im Tischtennis war ich auf jeden Fall der Bessere, ganz klar. Das weiß er auch. Beim Darts-Spielen war es ausgeglichen, mit einem minimalen Vorteil für ihn", erinnert sich Sandro Schwarz mit einem Lachen.
So könnte Hertha spielen
Gegen den SC Freiburg musste Hertha-Trainer Sandro Schwarz im Angriff den angeschlagenen Wilfried Kanga ersetzen. Stevan Jovetic, der zuvor nur wenig Einsatzzeit bekam, rotierte in die Startelf und zeigte eine ordentliche Leistung im Sturm. Nicht zuletzt, weil Kanga bis Mittwoch nur individuell trainierte und ein Einsatz, laut Sandro Schwarz, am Donnerstag noch immer fraglich war, ist es sehr gut möglich, dass sich der 32-jährige Jovetic auch in Leipzig erneut beweisen darf.
Ansonsten dürfte auch gegen die Sachsen wieder Augustin Rogel neben Marc Oliver Kempf in der Innenverteidigung spielen. Zum einen, weil Filip Uremovic nach einer Sprunggelenksprellung auch gegen Leipzig weiter fehlen wird. Zum anderen, weil Neuzugang Rogel der Berliner Hintermannschaft zuletzt sichtbar Sicherheit und Stabilität verlieh.
So könnte Hertha beginnen: Christensen - Kenny, Rogel, Kempf, Plattenhardt - Tousart, Sunjic, Serdar - Lukebakio, Ejuke, Jovetic
Die Prognose
Wenngleich die diesjährige Hertha-Mannschaft aktuell deutlich besser spielt als die der vergangenen Saison, so geht sie doch als Außenseiter in das Duell mit RB Leipzig. Die Sachsen haben die individuell klar besseren Spieler in ihren Reihen und empfangen Hertha noch dazu mit einem Spielstil, der den Berlinern wenig liegt. Der zuletzt unter Sandro Schwarz installierte, offensivere Fußball der Hertha bringt gleichzeitig eine gewisse Anfälligkeit für Konter mit sich. Die schnelle Leipziger Offensive um Spieler wie Christopher Nkunku und Timo Werner wird sich das zunutze zu machen.
Auf der anderen Seite ist Hertha seit fünf Spielen ungeschlagen und tritt aktuell mit einer im Vergleich zur Vorsaison neuen Stabilität auf. Nach Gegentreffern fielen die Berliner zuletzt nicht mehr auseinander, spielten stattdessen kontrolliert und offensiv mutiger. Ein Debakel wie in der Vorsaison - da verlor Hertha die Partien gegen Leipzig mit 0:6 und 1:6 - wird ihnen daher erspart bleiben. Den Sieg sichern sich am Samstag dennoch die Gastgeber.
Sendung: rbb24 Inforadio, 15.10.2022, 07:15 Uhr