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Audio: rbb24 Inforadio | 14.04.2023 | Nikolaus Hillmann | Quelle: www.imago-images.de

Heimsieg gegen Villeurbanne

Alba Berlin gewinnt letztes Euroleague-Spiel der Saison

Die Basketballer von Alba Berlin haben eine turbulente Euroleague-Saison am Donnerstag zu einem versöhnlichen Ende gebracht: Sie gewannen ihr letztes Spiel gegen Asvel Villeurbanne mit 88:71.

Die meisten Punkte sammelten am Abend Luke Sikma und Louis Olinde (je 12), bei den Gästen aus der Stadt am östlichen Rand von Lyon war es Youssoupha Fall (14). Nach zwischenzeitlich großen Problemen während der Saison hat Alba damit vier der letzten sechs Spiele gewonnen, ein Fingerzeig, dass sich das Team rechtzeitig zum Endspurt in der Bundesliga-Saison auch auf hohem Level wieder gefestigt hat.

"Es ist ein bisschen Erleichterung da, dass die Euroleague vorbei ist, weil die Doppelbelastung sehr anstrengend ist. Es war eine schwierige Saison, wir hatten viele Verletzungen, es war schwierig, Fuß zu fassen. Gegen Ende der Saison haben wir es geschafft, ein bisschen mehr Rhythmus zu bekommen", sagte Maodo Lo danach bei "Magentasport".

Interview | Ex-Alba-Profi Mithat Demirel

"In der Euroleague fließen Gelder, die außerhalb der Reichweite von Alba sind"

Gegen Villeurbanne bestreitet Alba Berlin am Donnerstag die letzte Euroleague-Partie der Saison, die Playoffs wurden deutlich verpasst. Mithat Demirel, lange Teil des Klubs, analysiert die Spielzeit und spricht über Albas Zukunft auf europäischem Parkett.

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Was die 8.972 Fans in der Arena am Ostbahnhof zu sehen bekamen, ließ sich erstmal gut an, es wurde ein unterhaltsames Spiel. Villeurbanne ist der Klub der Parkers: Die französische NBA-Legende Tony Parker ist der Vereinspräsident und Anteilseigner, sein Bruder TJ inzwischen der Cheftrainer. In der Euroleague hatte der Klub größere Ambitionen, scheiterte daran aber spektakulär - er stand vor der Reise der Profis nach Berlin bereits auf dem letzten Tabellenplatz. Alba allerdings stand auch nur einen Rang davor, es war also herrlich unmöglich vorherzusagen, wie die Sache sich gestalten würde.

Beide Teams trafen zuerst viel, dann vergurkten sie nicht weniger. Villeurbanne versuchte es immer wieder über den 2,21 Meter langen Youssoupha Fall. Der Franzose legte sogar das ein oder andere Ding daneben, obwohl er nicht mal springen muss, um den Ball im Korb zu drapieren. Albas Größter Christ Koumadje ist genauso lang und deshalb der einzige, der Fall verteidigen könnte – aber Koumadje musste wegen Knieschmerzen aussetzen.

Berlins federnder Schütze Jaleen Smith traf einen seiner so leicht aussehenden Dreier, aber die Geschäftsführer von Villeurbanne bezahlen auch einen Werfer der oberen Kategorie und sie bezahlen ihm viel: Nando de Colo, 274 Einsätze in der Euroleague, 125 in der NBA, in der ewigen Bestenliste der Korbschützen bei Europapokalwettbewerben steht er seit diesem Jahr auf dem ersten Rang. De Colo traf prompt von draußen, brachte sein Team auf 28:32 ran, strahlte Gefahr aus.

Alba versuchte nun im Flow zu bleiben, die Müdigkeit aus den Beinen zu rennen. Würden sie erstmal bremsen, würde es den Spielern nach der Last der letzten Monate nur noch schwerer fallen, wieder in die Gänge zu kommen. Und das war an diesem Abend der entscheidende Punkt: Asvel erlaubte ihnen dieses Tempo. Das würde ihr Untergang sein.

Nando de Colo (der Mann mit den ausgestreckten Armen) bei der Wurfarbeit. | Quelle: www.imago-images.de

Thiemann: "Saison voller Ups and Downs"

Die Verteidigung der Gäste wirkte überhaupt nicht abgestimmt, jeder kämpfte für sich allein. Der Trainer TJ Parker schrie entsprechend fassungslos in den Auszeiten herum. Der Riese Fall knickte um, aber durch die Kraft der fünf Herzen ließ Asvel den Abstand zu Alba nicht größer werden, es punktete mit großem Aufwand - zur Pause führte Alba mit 38:36.

Ihr Power Forward Johannes Thiemann sprach am Mikrofon im Rückblick über eine "Saison von Ups and Downs". Die zwölf Niederlagen in Folge seien ein zwischenzeitlicher Dämpfer gewesen, hätten die Mannschaft aber stärker gemacht, erzählte Thiemann bei "Magentasport".

Ob Alba auch kommende Saison Euroleague spielen darf, ist noch nicht geklärt, aber zumindest wahrscheinlich, sagen die Verantwortlichen - Ende Mai, Anfang Juni entscheiden die Vereine mit einer A-Lizenz, also die ständigen Mitglieder der Euroleague, ob Alba wieder mitmachen darf.

"Nutzt ein Foul!"

Das dritte Viertel begann mit einem Dreier für Asvel und prompt führten die Gäste zum ersten Mal in diesem Spiel. Aber dann drehte sich Sikma unterm Korb um seinen Verteidiger, verpasste ihm unauffällig mit dem Ellenbogen eins in dessen Kronjuwelen und legte den Ball in den Korb - gerade so versteckt, dass es die Schiris nicht ahnden konnten. Überhaupt: Diese wirkten auch eher nach Saisonschluss als ganz auf der Höhe. Das wenigstens zeigten sie auf beiden Seiten.

Der Premium-Profi de Colo (13 Punkte) kriegte einen Foulpfiff nicht, den er verdient gehabt hätte, als ihm Gegner Zoosman auf den Unterarm kloppte. Im Gegenzug bekam Villeurbannes wichtigster Scorer sein drittes Foul und musste erstmal auf die Bank.

91:78 gegen Göttingen

Alba Berlin malocht sich zum siebten BBL-Sieg in Folge

Das Hinspiel hatte Alba knapp verloren und wie die BG Göttingen da so am Sonntag in Berlin auftrat, überraschte diese Erinnerung nicht: Die Gäste können was. Erst nach mühseliger Kärrnerarbeit komplimentierten die Berliner ihre Gegner mit einem Sieg aus der Halle.

Alba nutzte die nun immer offensichtlicher werdenden Schwächen der Gäste. Louis Olinde bekam den komplett freien Dreier aus der linken Ecke, er hatte alle Zeit und drückte ab – Berlin führte mit neun Punkten. "Nutzt ein Foul!", rief TJ Parker in der Auszeit direkt danach.

Aber es half nichts, sein Gefolge irrlichterte stellenweise übers Parkett, erlaubte Alba 27 Zähler allein im dritten Viertel. Mit der Sirene schraubte Maodo Lo einen enorm schwierigen Wurf von der Grundlinie im Zurückfallen rein. Berlin führte zweistelllig.

Alba könnte noch an Bayern vorbeiziehen

Im Schlussakt wurde es nur noch deutlicher. Alba spurtete einfach weiter, Villeurbanne konnte kaum einen Angriff verteidigen. Die Zuschauer honorierten das, vielleicht froh, wie leicht sich das heute alles anfühlte. Es gab Phasen der Saison, in denen die Berliner von ihren Gegnern komplett auseinandergenommen wurden. Jüngstes Team im Wettbewerb, kleinstes Budget, argumentierten die Alba-Verantwortlichen immer. Jetzt gerade führte Berlin mit 14.

Asvel punktete ab und zu, aber es waren alles Einzelaktionen, die meisten wild. Es wirkte, als fiele das Team in den letzten Minuten seiner europäischen Saison auseinander. Das lag nicht nur an der starken Offensive der Berliner, sondern schon auch an der begrenzten Arbeitsmoral in der Verteidigung.

Berlins Center Ben Lammers beantwortete jegliche offenen Fragen mit seinem zweiten Dreier, 15 Punkte Abstand, gut drei Minuten vor dem Ende. Villeurbanne gab auf, bis zur Schlusssirene stieg Albas Vorsprung auf 88:71. Den letzten Wurf der Gäste blockte Kollege Lammers dann noch per Schmetterball in die Zuschauerränge. Sollten am Freitag der FC Bayern und Panathinaikos Athen ihre letzten Spiele verlieren, würde Alba in der Tabelle noch an beiden Teams vorbeiziehen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 13.04.2023, 21:30 Uhr

Beitrag von Sebastian Schneider

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