Nachfolge von Manja Schreiner - Neue Verkehrssenatorin Ute Bonde will Radwege und ÖPNV ausbauen

Do 23.05.24 | 13:00 Uhr
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23.05.2024, Berlin: Ute Bonde (CDU), Berliner Senatorin für Verkehr, Umwelt und Klimaschutz, nimmt an der Plenarsitzung des Berliner Abgeordnetenhauses teil.(Quelle:dpa/C.Koall)
Video: rbb24 Abendschau | 23.05.2024 | Viktoria Kleber im Interview Ute Bonde | Bild: dpa/C.Koall

Berlins neue Verkehrssenatorin will den ÖPNV aber auch Radwege ausbauen. Die ehemalige VBB-Chefin Ute Bonde (CDU) erbt von ihrer Vorgängerin einige Baustellen und erntet Kritik, weil sie die Idee einer Magnetschwebebahn unterstützt.

  • Neue Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) heute vereidigt
  • Zu ihren Zielen gehören Ausbau des ÖPNV und der Radwege, dazu Sicherheit und Sauberkeit
  • Kritik von Grünen und Linken, weil sie die Idee der Magnetschwebebahn unterstützte
  • Ehemalige VBB-Chefin folgt auf Manja Schreiner, die im Zuge einer Plagiatsaffäre zurücktreten musste

Berlins neue Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) erklärte zu ihrem Ziel den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) aber auch die Radwege auszubauen.

Am Donnerstag wurde die 57-Jährige im Abgeordnetenhaus vereidigt, zuvor übergab ihr der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) im Rathaus die Ernennungsurkunde. Bonde war bisher Geschäftsführerin des Verkehrsverbunds Berlin-Brandenburg (VBB), zuvor arbeitete sie viele Jahre bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG).

Als Senatorin für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt folgt sie im schwarz-roten Senat auf die CDU-Politikerin Manja Schreiner. Diese war am 30. April zurückgetreten, nachdem ihr die Universität Rostock im Zuge einer Plagiatsaffäre den Doktortitel entzogen hatte. Wenige Tage später hatte Regierungschef Wegner Bonde für den Posten nominiert.

Ziel: Der Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs

Bonde sagte vor Journalisten, sie habe - nach kurzer Bedenkzeit - voller Überzeugung Ja gesagt, als Wegner sie gefragt habe, ob die Senatorin werden wolle. "Warum? Weil ich gestalten möchte und weil ich diese Stadt in ihrer Entwicklung unterstützen und nach vorn bringen möchte."

Bonde weiter: "Der Senat hat im vergangenen Jahr einen sehr pragmatischen Weg eingeschlagen, hat einen unideologischen Weg eingeschlagen in der Verkehrs-, Klimaschutz- und Umweltpolitik." Diesen Weg werde sie fortsetzen. "Entscheidend ist das Mobilitätsbedürfnis der Berlinerinnen und Berliner und nicht Verbote oder ideologische Stellungnahmen und Vorgehensweisen."

Zu ihren Zielen gehöre, den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) so auszubauen, dass die Menschen ihn noch häufiger nutzten. Dazu gehöre auch mehr Sicherheit und Sauberkeit. Als weitere Ziele nannte Bonde unter anderem sicherere Kreuzungen, neue Tram-Verbindungen und den Bau der Straße Tangentialverbindung Ost (TVO). Diese sei wichtig, um andere Straßen im Osten der Stadt zu entlasten.

Bonde will sich den Ausbau der Radwege vornehmen

Vorgenommen hat sich Bonde zudem den Ausbau der Radwege. Auf den Hauptstraßen, wo nach Angaben Wegners wieder mehr Tempo 50 statt Tempo 30 gelten soll, gelte es, den Verkehrsfluss herzustellen, so die neue Senatorin. Sie wolle Busspuren beschleunigen, ein besseres Baustellenmanagement und mehr "Mobilität on Demand", also flexible Nahverkehrsangebote vor allem in Außenbezirken. Bonde warb für mehr gegenseitigen Respekt aller Beteiligten im Verkehr. Wenn das gelinge, werde auch mehr Miteinander gelingen.

"Dicke Bretter" seien in der Klimapolitik zu bohren, so Bonde. Um das Ziel der Klimaneutralität in Berlin bis spätestens 2045 zu erreichen, seien große Investitionen etwa in Geothermie, Ausbau der Elektromobilität oder die Gebäudesanierung nötig - und das trotz aktuell schwieriger finanzieller Rahmenbedingungen.

Wegner sagte mit Blick auf seine neue Senatorin: "Ich bin davon überzeugt, dass sie genau die Richtige ist in dieser Zeit." In das Senatsteam komme eine sehr erfahrene Senatorin. Sie habe Erfahrung vor allem in den Bereichen Mobilität und Verkehr, aber auch Verwaltungs- und Führungserfahrung, sie bringe eine hohe fachliche Expertise mit.

"Die Aufgaben, vor denen Ute Bonde steht, sind groß", so Wegner. "Wir wollen eine Verkehrswende in Berlin. Wir wollen sie nicht ideologisch gestalten und schon gar nicht im Gegeneinander, sondern wir wollen alle Verkehrsteilnehmer in den Blick nehmen. Das haben wir in den letzten zwölf Monaten so gemacht, und diesen Weg wollen wir jetzt auch mit Ute Bonde fortsetzen."

Kritik von Grünen und Linken

Bonde war seit Mai 2023 Geschäftsführerin des VBB, einem der größten Verkehrsverbünde in Europa mit mehr als 30 Mitgliedsunternehmen. Davor war die Juristin viele Jahre in leitenden Funktionen bei der BVG tätig. Auch in der Verwaltung sammelte sie Erfahrungen: Von 1995 bis 2005 arbeitete Bonde in der Senatsverwaltung für Finanzen, anschließend vier Jahre in der Wirtschaftsverwaltung.

Nun verantwortet sie als Senatorin für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt eines der größten und bedeutendsten Ressorts im seit gut einem Jahr amtierenden schwarz-roten Senat mit zahlreichen in der Politik und der Stadtgesellschaft heiß umkämpften Themen. Sie gilt als ausgewiesene Kennerin des ÖPNV.

Viel Kritik etwa von Grünen und Linken erntete Bonde noch als VBB-Chefin, weil sie die Idee der CDU-Fraktion einer Magnetschwebebahn in Berlin unterstützte. "Ich bin eine Befürworterin einer Magnetschwebebahn, da wird sich auch im neuen Amt nichts ändern", sagte sie am Donnerstag dazu, verwies aber auch hier auf knappe Kassen. "Wir werden schauen, wie und wann wir mit dem Thema umgehen", so Bonde. "Aber ich habe nicht vor, das Thema ad acta zu legen."

Sendung: rbb24 Abendschau, 23.05.2024, 19:30 Uhr

94 Kommentare

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  1. 94.

    Ute Bondes Stellungnahme im Interview zur Verkehrswende ist sehr dürftig. Daß als Verkehrsmittel zuerst das Auto genannt wird, Fahrrad als vorletztes und ÖPNV als letztes, ist ein sehr schlechtes Zeichen. Verkehrswende muß zuerst heißen, daß Menschen nicht mehr durch ein schlechtes Bahn+Bus-Angebot gezwungen werden, Auto zu fahren. Selbstverständlich gehört zur Verkehrswende auch, daß es weniger Autos gibt. Denn besonders in Großstädten und Ballungsgebieten ist sehr wenig Platz. Deshalb kann man den nicht für Autos verschwenden. Wenn man die Menschen nicht mehr durch ein schlechtes Bahn+Busangebot zwingt, sich Autos zu kaufen, wird es auch weniger Autos geben. Der Platz kann dann sinnvoller genutzt werden. Dann werden zwar die Spenden von der Automafia an die Autoparteien weniger. Aber die Menschen können dann ihr Geld für sinnvollere Dinge ausgeben.

  2. 93.

    Danke für den Einwand. In der Theorie mag die Rechnung stimmen, in der Praxis sitzt jedoch meist nur einer im Auto. "Im städtischen Bereich sitzen im Durchschnitt etwa 1,2 bis 1,3 Personen in einem Auto. Diese Zahl variiert jedoch je nach Stadt und Land. Die durchschnittliche Besetzungsrate ist in Städten tendenziell niedriger als in ländlichen Gebieten, da Menschen in städtischen Gebieten oft alleine pendeln oder öffentliche Verkehrsmittel nutzen." Quelle: Chat gpt

  3. 92.

    Das Problem ist nur,alle Politiker besichtigen nur das,was sie und ihre Sponsoren sehen oder stehenlassen wollen.
    Gerade Paris und ganz Frankreich mit seinem massiven Straßenbahnausbau könnte das Vorbild für Deutschland sein.Aber das wollen ja unsere Maulwürfe nicht sehen. Straßenbahnen sind relativ preisgünstig und schnell zu bauen und sind elektromobil ohne irgendwelche Klimmzüge mit seltenen Erden als Speicher und sie werden,wie man gerade im Osten der Hauptstadt sieht,stark frequentiert.

  4. 91.

    Die Verkehrssenatorin ist keine Senatorin für Radfahrer und Autofahrer und irgendwelchen futuristischen ÖPNV. Sie erstlinig für aktuelle Fußgänger und aktuelle Nutzer des Nahverkehrs.
    Was also ihre Aufgabe sein sollte,den ÖPNV zu beschleunigen und Ampelschaltungen so zu gestalten,dass Fahrgäste nicht an der roten Ampel stehen bis die Straßenbahn abgefahren ist. Gerade auch unter rotgrün fielen Fußgänger und Fahrgäste regelmäßig hinten herunter.Das zu ändern wäre ein erstrebenswert Ziel.

  5. 90.

    "Für den Rest braucht es funktionierende Infrastruktur, dazu zählen aber keine Radstreifen und dergleichen.
    Und auch ganz wichtig radfreie Fußwege."

    Und wo sollen die Radfahrer dann hin? Radwege sind schließlich auch direkt auf Fußwegen. Dort kreuzen auch Kinder, Hunde, Fußgänger, aussteigende Autofahrer auf den Parkplätzen daneben fast zwangsläufig diese Wege. Theoretisch helfen da nur durch Poller, Zäunchen etc räumlich abgetrennte Wege, Ich glaube aber nicht, dass die irgendjemand will oder Sinn machen, zudem man auch noch hier und da genug Platz haben muss, um langsamere Radfahrer überholen zu können. Es hilft nichts; es muss (zumindest in einer zugebauten Stadt) irgendwie mit dem vorhandenen Platz klargekommen werden. Deshalb fahren Fahrräder mal auf Radwegen und mal auf der Straße. Das ist o.k. Auf Fußwegen ist das natürlich nicht o.k. Aber das ist, auch wenn das hier in Diskussionen oft suggeriert wird, die Ausnahme, und auch keine boshafte Absicht, um andere zu ärgern.

  6. 89.

    "Es gab mal vernünftige Verkehrsregeln, wenn die von allen eingehalten würden wäre auch für alle genug Platz"

    .....reden Sie sich das nur weiter ein, damit Sie nicht darüber nachdenken müssen, wer wirklich für die vollen Straßen verantwortlich ist. Immer schön die Verantwortung auf jemand anderen schieben, dann braucht man sein eigenes Verhalten nicht zu überdenken und nicht zu verändern.

  7. 88.

    Sie sollten sich zur Tour de France anmelden - da gehört die Rennstrecke Ihnen. In Berlin werden Sie sich damit abfinden müssen, dass es nicht nur Radfahrer gibt und die Interessen (wie man hier in den Kommentaren sieht) weitaus breiter sind als eine vierspurige Autobahn.

  8. 86.

    Wieder eine Fehlbesetzung wie bei allen Vorgängerinnen. Es fehlt jemand mit Weitblick. Als erstes muss der Individualverkehr aus dem Umland raus aus der Stadt und der ÖPNV muss stark ins Umland ausgebaut werden (aber nicht auf der Straße). Für den Rest braucht es funktionierende Infrastruktur, dazu zählen aber keine Radstreifen und dergleichen.
    Und auch ganz wichtig radfreie Fußwege.

  9. 85.

    Leere Straßen weil Radfahrer/Fußgänger und ÖPNV Benutzer dafür sorgen? Wie oft müssen Kfz, BVG Busse und Lkw hinter Radfahrern herschleichen, weil vorhandene Radwege nicht genutzt werden und/oder zu zweit oder dritt nebeneinander gefahren wird. Es gab mal vernünftige Verkehrsregeln, wenn die von allen eingehalten würden wäre auch für alle genug Platz.

  10. 84.

    Frau Bonde ist mitverantwortlich für überinflationäre Preise und Tarif-Wirrwarr beim VBB, was nur dank des D-Tickets erträglicher wurde.

  11. 83.

    Auch die Bremsbuckel in vielen Straßen müssen für Radfahrer entschärft oder ganz weg.
    Beispiele: Tangermünder Straße, Zerbster Straße. Als Radfahrer wird man da auf 10 km/h runtergebremst. Das geht gar nicht. Ich will als Radfahrer von Fleck kommen - und das heißt mindestens 20 bis 25 km/h.
    Da darf ich dann wohl als Alternative zu Tangermünder und Zerbster Straße über die Stendaler Straße fahren - und zwar auf den Autospuren ! was da links und Rechts der Autofahrbahn ist, das ist für Radfahrer nicht befahrbar.

    Ich kann wirklich nur sagen - Fußgänger - insbesondere die in der Verwaltung - brauchen mal einen ganz gewaltigen Tritt in ihren Hintern! Die sehen doch keine klaren Bilder mehr in ihrer absoluten Bewegungsarmut.

  12. 80.

    Die Senatorin möge sich mal Gedanken über die Baustandards von Radwegen machen.

    Beispielsweise die Radwege im 4-spurigen Teil des Blumberger Damms sind eine Katastrophe, in nördlicher Richtung faktisch nicht mehr befahrbar.

    Bitterfelder Straße Richtung Marzahn - Radwege nicht mehr befahrbar.
    Straße von Malchow nach Blankenburg - Radweg nicht befahrbar, weil Asphalt durch Baumwurzeln aufgebrochen - unsäglicher Pfusch am Bau.

    Bei Autos würde man die Geschwindigkeit auf 10 km/h begrenzen oder die Straße ganz sperren.
    Für Radfahrer ist solcher baufachlicher Schrott ohne ordentlichen Untergrund zumutbar.

    Die Radwege müssen so gebaut sein, dass sie mit 30 bis 35 km/h befahrbar sind und ausreichend breit, dass überholen möglich ist.
    Fußgänger haben auf Radwegen nichts zu suchen. Solche Geschichten wie unter der U1 nahe Görlitzer Park - da bin ich ehrlich gesagt fassungslos. Da planen Leute, die selbst nicht Radfahren, Radwege, die faktisch keine sind.

  13. 79.

    Im Auto können meist 5 Personen sitzen. Das Auto ist 4 bis 4,50 meter lang.
    Ein Fahrrad ist etwa 2 Meter lang. 5 mal 2 Meter = 10 Meter. Das Doppelte.
    Dazu kommen dann noch Sicherheitsabstände. Bei ordentlicher Fahrradgeschwindigkeit von 20 bis 30 km/h ist das nicht zu unterschätzen.
    Ich habe auch keine Lust, hinter langsamen Radfahrern hinterher zu zuckeln.
    Überholen geht in Berlin nur durch Ausweichen auf die Autofahrspur.
    Dazu kommt, dass der Regelfall Berliner Radwege die Unbefahrbarkeit ist. Die kann man zum großen Teil nicht mal mit 15 km/h befahren.

  14. 78.

    Wenn Sie davon überzeugt sind, dass sich dort ökologisch und ökonomisch Schienenverkehr betreiben lässt, dann reichen Sie ihre detaillierte wirtschaftliche Rechnung sowie die Ökobilanz ein. Zu letzterem gehört auch der ökologische Schaden der Menschen in Karlshorst und Biesdorf an der Köpenicker. Zur Ökobilanz gehört auch der Aufwand für den Zugverkehr pro Passagier sowie die Wartung der Technik und die Kosten für das Personal. Jeder Angestellte für den Zugbetrieb ist eine wohnungsheizende Klima-Katastrophe, wenn man die wirre Klima-Ideologie zu Ende denkt. Und je kälter es ist, desto teurer wird es.

  15. 77.

    Bonde schließt nahtlos an ihre Vorgängerin an: viel erzählen, aber de facto nur für Autos Politik machen.

  16. 76.

    Offensichtlich wollte Frau Schreiner keine rot grüne Verkehrspolitik weiter betreiben (dafür wurde sie bzw. die CDU ja auch nicht gewählt) und hat so selbst den Stecker gezogen. Zurücktreten hätte sie jedenfalls nicht müssen (wie im Beitrag beschrieben). Bestes Beispiel ist Frau Giffey. Die CDU leistet damit ganze Arbeit und einen Bärendienst für rot grün. Was das soll, bzw. wo ist deren eigenes Profil ? Das weiß wohl nur der Partei Vorstand ...

  17. 75.

    So ist es. Ich hatte vergangene Woche Besuch aus Hessen. Der Bekannte meint: Am sichersten ist man als Fußgänger in Berlin auf dem Radweg - die Radfahrer donnern über die Fußwege. Klare Aussage.

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