Neuer Trainer - Bo Svensson: Der richtige Charakter für Union?

Do 23.05.24 | 17:52 Uhr | Von Till Oppermann
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Der neue Trainer von Union Berlin Bo Svensson. (Bild: IMAGO / foto2press)
Video: rbb24 | 23.05.2024 | Uri Zahavi | Bild: IMAGO / foto2press

Union Berlin hat einen neuen Trainer. Bo Svensson war nach seiner Zeit in Mainz aus verschiedenen Gründen einer der interessantesten Trainer auf dem Markt. Von Till Oppermann

Eine erste Gemeinsamkeit haben der 1. FC Union und sein neuer Trainer Bo Svensson schon vor der ersten Trainingseinheit des Dänen. In den letzten Tagen endete für beide eine schwere Zeit. Die Eisernen schafften auf den letzten Drücker den Klassenerhalt. Und auch Bo Svensson konnte durchatmen. Der Trainer leidet an Heuschnupfen, aber erzählte einst im Interview mit dem "Kicker meets Dazn"-Podcast: "Mitte Mai bin ich durch". So sind Nase und Kopf frei für ein neues Abenteuer. Mit der Unterschrift beim 1. FC Union beginnt ab Juli ein neuer Lebensabschnitt für Svensson.

Svensson ist Wahl-Mainzer

Als der Kopenhagener 2006 in die Bundesliga wechselte, war er sich sicher, dass seine Zeit im Ausland nur ein kurzes Abenteuer werden würde. Nach dem Abstieg mit Borussia Mönchengladbach in seiner ersten Saison war Svensson dann schon auf dem Sprung zurück nach Dänemark.

Nur Jürgen Klopp überzeugte ihn davon, zum Mitabsteiger nach Mainz zu wechseln und Svensson fand eine neue Heimat. Als Spieler, Jugend- und Cheftrainer arbeitete er insgesamt 15 Jahre für die 05er. Seine drei Kinder wuchsen in Mainz auf. Als er im vergangenen Jahr nach neun sieglosen Spielen hintereinander als Mainzer Trainer zurücktrat, sagte er unter Tränen: "Die Zeit hat mein ganzes Leben geprägt."

Mainz-Abschied erinnert an Urs Fischer

Im Januar 2021 hatte Svensson seinen Herzensverein als Cheftrainer auf einem Abstiegsplatz übernommen. Seine 32 Punkte in der Rückrunde waren ein neuer Vereinsrekord. Mit einem achten und einem neunten Platz hielt er den FSV in den beiden Jahren darauf nicht nur aus dem Abstiegskampf, sondern avancierte auch zum punktbesten Bundesligatrainer der Vereinsgeschichte - noch vor Klopp und Thomas Tuchel. Diesen Erfolg musste Svensson nach seinem schlechten Start in die vergangene Saison zwar wieder abgeben, aber Klub-Boss Christian Heidel sagte trotzdem: "Wir hätten Bo nie entlassen".

Umso mehr verrät sein freiwilliger Abschied über den Menschen und Trainer Bo Svensson. Über seinen großen sportlichen Ehrgeiz, der ihn im Misserfolg verzweifeln ließ. Aber auch über seine Fähigkeit zur Selbstreflexion. Zu erkennen, wann Schluss ist - im Fußballgeschäft ist das eine Eigenschaft, die nicht vielen gegeben ist. Unions Vereinsführung wird das an ihren langjährigen Lieblingsmitarbeiter und Ex-Trainer Urs Fischer erinnert haben. Auch die Trennung vom lange so erfolgreichen Schweizer lief einvernehmlich.

Vor Erfolg muss Lust auf Leistung kommen.

Bo Svensson im Podcast "Leadertalk"

Der richtige Charakter für Union

Nach Unions turbulenter Saison, in der sowohl Vereinspräsident Dirk Zingler als auch der ehemalige Sport-Geschäftsführer Oliver Ruhnert beim Personal diverse Fehlentscheidungen getroffen haben, sehnt sich der Verein nach einem Neuanfang. Urs Fischer scheiterte unter anderem an einer Mannschaft, die sich nie gefunden hat. Da soll Svensson Abhilfe schaffen. Anders als sein Vorgänger Nenad Bjelica, dessen militärische Methoden manchen Spielern sauer aufstießen, hält er nichts von starren Hierarchien. Im Podcast "Leadertalk" sagte Unions Neuer: "Vor Erfolg muss Lust auf Leistung kommen." In Mainz habe er mitten im Abstiegskampf deshalb zuallererst dafür sorgen wollen, dass alle Spieler gerne zur Arbeit kommen. Gelingt ihm das auch bei Union, wäre ein wichtiger Schritt zum Erfolg getan.

"Ich beobachte Union schon länger und bin sicher, hier gute Bedingungen für erfolgreiche Arbeit zu finden. Die Geschlossenheit die Union ausstrahlt, die Einheit zwischen Mannschaft, Fans, Mitarbeitern und Vereinsführung, ist ein ganz wichtiger Faktor", sagte Svensson nach seiner Vertragsunterschrift bei den Eisernen. "Ich freue mich auf den vor uns liegenden Weg und werde alles dafür geben, dass wir eine erfolgreiche Saison spielen werden."

Taktischer Ansatz erfordert Teamgeist

Svenssons taktischer Stil erfordert die Mitarbeit aller Spieler im Kader. Bei Mainz setzte der Coach auf sehr offensives Pressing. Seine Mannschaften stellten den Gegner in der Zentrale ab dem gegnerischen Abstoß Eins-gegen-Eins mannorientiert zu. Grundvoraussetzung dafür waren eine gute Fitness, viel Vertrauen untereinander und Laufstärke. Zumindest Letztere findet er bei Union schon vor. Mit 4120,3 Kilometern haben die Köpenicker in der vergangenen Bundesliga-Saison die längste Strecke zurückgelegt.

Sonst hatte der harmlose Fußball der Unioner aber wenig mit den Vorstellungen von Svensson zu tun. Denn auch im Ballbesitz verfolgen seine Teams einen klaren Plan. So schnell wie möglich sollen seine Spieler mit tiefen Pässen durch die gegnerischen Linien spielen und auf die nachrückenden Mitspieler, die den Weg in die Spitze suchen, ablegen. Seine Mannschaften in Mainz erzielten die meisten ihrer Tore in unter 15 Sekunden nach dem eigenen Ballgewinn. Mit diesem Stil hatten Svenssons Mannschaften durchschnittlich weniger Ballbesitz als der Gegner. Der Fußball wirkte in seinen besten Phasen wegen der intensiven Zweikämpfe, der schnellen Angriffe und vielen Abschlüssen trotzdem ziemlich dominant.

Mit welchen Spielern geht es weiter?

In Mainz setzte Svensson dabei nahezu ausschließlich auf Formationen mit einer Dreierkette in der Abwehr. Bei Union findet er jetzt einen Kader vor, der genau auf solche Systeme ausgerichtet ist. Wie viele Spieler aus der letzten Saison noch übrig bleiben, ist allerdings völlig unklar.

Ohne internationales Geschäft steht Union vor einem großen Umbruch. Mit Robin Knoche und Brenden Aaronson wurden bereits die ersten Spieler verabschiedet. Weitere werden folgen. Bei ihren Nachfolgern wird Svensson neben den physischen und fußballerischen Qualitäten besonders auf den Charakter achten. So viel Ego wie in der letzten Saison soll es bei Union nicht mehr geben.

Auf Svensson wartet an der Alten Försterei viel Arbeit. Bis zum 1. Juli kann der Däne aber erstmal noch in Ruhe weiter durchatmen.

Sendung: DER TAG, 23.05.24, 19:15 Uhr

Beitrag von Till Oppermann

41 Kommentare

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  1. 41.

    JajJa, wie bei Tuchel und Co - der richtige Mann zur richtigen Zeit am richtigen Ort usw u. so fort -------- das war doch klar, habe ich doch gleich gesagt, daß das nicht passt, alleine schon der Name Bo (frost, von wegen hart wie eisern) ....

  2. 40.

    „ Warum eigentlich arbeitet der oft von den Fans erwünschte St. Baumgart lieber beim zweitklassigen HSV und nicht beim "erstklassigen" (0,97 Pkt./Spiel und 0,97:1,7 Toren/Spiel) FCU?“.

    Wissen Sie etwas darüber, ob Baumgart überhaupt jemals ernsthaft als Trainer im Gespräch war?
    Letzten Endes entscheiden nicht Fans, sondern geschäftliche und sportliche Leitung darüber, wer Trainer wird.
    Und welchen Ruf bekommt ein Trainer in der Branche, der sich beim HSV verpflichtet und nach wenigen Spielen diecKurve kratzt?
    Bestes Nagativbeispiel ist Heiner Backhaus beim BFC.

    Aber das wissen Sie, lieber Herr Schultz, ja alles selbst.
    Insofern ist Ihre Frage nicht ätzend oder unsachlich, aber hat so einen kleinen abwertenden Touch.

  3. 39.


    Warum eigentlich arbeitet der oft von den Fans erwünschte St. Baumgart lieber beim zweitklassigen HSV und nicht beim "erstklassigen" (0,97 Pkt./Spiel und 0,97:1,7 Toren/Spiel) FCU?
    Übrigens "ätze" ich nicht zu "unter jedem..."!
    Zeigen Sie mir irgendeine unsachliche Bemerkung zu Union, die von mir stammt!
    "Penetrant" sind die hier geäußerten Unterstellungen, Beleidigungen und das Niveau vieler Kommentare.
    "Aber dass Sie nach... billigst unter jedem FCU Artikel gegen den Verein ätzen, regt nur noch zum Gähnen an. Da nützt all Ihre penetrant zur Schau gestellte Bildungsbürgerlichkeit keinen Deut, Fred- Werner."
    Immerhin hat Sie mein "Ätzen" nicht nur zum Gähnen angeregt, Glaudino.
    Triggerwarnung:
    "Der Vorteil der Klugheit besteht darin, dass man sich dumm stellen kann. Das Gegenteil ist schon schwieriger." (Tucholsky)
    PS.: Ich weiß, dass Sie an mehr als nur Union interessiert sind. (Siehe Ihre Meinung zum ADV Zebras)


  4. 37.

    Mit seinen 15 Jahren für die 05er ist Trainer Svensson sowas wie der "Dardai von Mainz", er hat also das Zeug eine Dauerlösung zu werden. Zudem weiß er, wann es Zeit ist seinen Platz zu räumen.

    Diese Standfestigkeit, gepaart mit einer gewissen emotionalen Intelligenz reichen für den Trainerjob bei Union wahrscheinlich so lange aus, wie der Klassenerhalt das Ziel bleiben kann.

  5. 36.

    Mir ging es um die jetzige Situation. Ist die nach einer Saison stabil, kann man gucken ob ein externer Trainer sinnvoll ist. Mein Favorit war und ist Urs Fischer.

  6. 35.

    Was soll das bringen.
    Man kann das Rad der Geschichte nicht zurückdrehen.
    Der Wunsch nach Rückkehr von Urs Fischer ist romantisierende Nostalgie,
    Er hat doch ausdrücklich für sich selbst erkannt, dass seine Methoden ausgereizt waren.
    Realistisch gesehen muss man das akzeptieren und sich von derlei Tagträumereien verabschieden.

    Wir haben Urs unheimlich viel zu verdanken. Aber die Welt dreht sich weiter.

  7. 34.

    Bestmögliche Trainerwahl.Charakterlich und fachlich. Bin sehr zufrieden. EISERN.

  8. 33.

    Besteht Hoffnung das Urs Fischer noch einmal zu Union kommt ?
    Würde euch das auch gefallen ???

  9. 32.

    Ich finde die Verpflichtungen von Svensson und Heldt richtig gut; das sieht nach 'nem vernünftigen Plan für die Zukunft aus. Bo Svensson ist m. E. ein Typ Trainer, der mit seiner offenen und gradlinigen Art sehr gut zum FCU passt. Und sein Konzept des starken Anlaufen des Gegners und dann schnell in die Spitze zu spielen, gefällt mir nat. sehr gut. Das wäre dann in etwa das, was man unter Urs Fischer sehr erfolgreich und Union like gespielt hat und noch ausbauen wollte, bis, ich nenn's mal Überambitionen abseits des Rasens zugeschlagen haben, die uns gar nicht gut getan haben.

    Und Olli Ruhnert kann sich wieder auf seine Kernkompetenz als Scouter konzentrieren und Heldt den mehr so "Schreibtischjob" überlassen. Ich bin zuversichtlich, dass der FCU für - nicht nur - die nächste Saison sehr ordentlich aufgestellt ist. Auf gehts . . .

  10. 31.

    Der Mann heißt Bo!
    Und ich heiße ihn auch herzlich willkommen.
    Viele, die die Union-DNA in sich tragen, haben wir nicht mehr im Verein, Bo wird sie schnell in sich reinpflanzen, dessen bin bin ich mir sicher.
    Der Verein aus Charlottenburg sollte sich lieber mit sich selbst beschäftigen, als Erstes mit seinem Investor.
    Eisern!

  11. 30.

    Passt wie Arsch auf Eimer. Volltreffer Union!!!

  12. 29.

    Dein Kommentar hier im Unionartikel hilft auch nicht, sondern schürt nur weiter! Zudem gibt es auch Hater ohne Verein. Jedes Lagerfeuer geht von alleine aus, es sei denn, man schüttet Benzin nach!
    Eisernes HaHoHe

  13. 28.

    Upps, leider habe ich die Autokorrektur übersehen. Sorry! Danke für den Hinweis.

    Lieber Bo, herzlich Willkommen an der Alten Försterei.

    Eisernes HaHoHe

  14. 27.

    Boffensive, mächtig gewaltig, Plan: Meister!

  15. 24.

    Ohne diese vereinzelte typische blau-weiße Eifersucht wären die Kommentare hier echt lesbar.
    Ihr habt doch genug eigene Probleme, um hier eure Ergüsse preiszugeben, oder? ;)
    Wartet erstmal ab, welche Trainer-Koryphäe eure Truppe im nächsten Jahr trainiert.
    Ich gebe euch einen kleinen Tipp: Dessen Kompetenz wird weit unter der von Svensson liegen.
    Und wie gut euer "Berliner Weg" so läuft sieht man ja...mit dem größten Spieleretat der Liga auf P9.
    Btw. waren zudem weder Ruhnert noch Fischer jemals "Union-Gen" oder aus dem Club, es ist also Schwachsinn.

  16. 23.

    Dem ist zuzustimmen.
    Vorbehaltlos. Berliner Weg klappt schon woanders nicht.
    Man muss wirklich nicht jeden Fehler nachmachen.

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