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Quelle: IMAGO / Nordphoto

2. Fußball-Bundesliga

"Animateur" Dardai erwartet Geduldspiel gegen Braunschweig

Nach spektakulären Duellen will Hertha BSC gegen Braunschweig wieder mehr Balance ins eigene Spiel bekommen. Coach Dardai ist froh, nicht länger den "Animateur" mimen zu müssen, lobte sein Team – und stellte einem Neuzugang ein Debüt in Aussicht. Von Anton Fahl

Fünf Fakten zum Spiel

Der Gegner-Experte

Der Gegner-Check

So läuft es sportlich bei Eintracht Braunschweig

Die Braunschweiger sind - ähnlich wie die Herthaner - schleppend in die neue Saison gekommen. Im DFB-Pokal schieden die Niedersachsen in der 1. Runde gegen den FC Schalke 04 aus und nach fünf Spieltagen der 2. Bundesliga stehen die Löwen mit vier gesammelten Zählern auf dem 14. Platz. "Letzte Saison war es noch schlimmer, da haben wir noch viel mehr Gegentore bekommen. Man ist es als Braunschweig-Fan fast schon gewohnt, schlecht in eine neue Saison zu kommen", sagt BTSV-Fan und -Berichterstatter Kevin 'Kivi' Kunert mit einem Lachen. "Gerade offensiv ging in den ersten Spielen sehr wenig." Sprich: Die Braunschweiger netzten in der laufenden Zweitliga-Saison erst drei Mal – so selten wie kein anderer Verein.

"Ich hoffe, dass wir das Spiel gegen Hertha offensiv angehen – sie sind über ihre wackelige Defensive zu schlagen. Offensiv sind sie mit Spielern wie Fabian Reese, der uns in der Vergangenheit schon öfter Probleme gemacht hat, gut besetzt. Wir sollten uns nicht darauf verlassen, zu Null zu spielen", so Kunert über das anstehende Duell am Sonntag (13:30) in Berlin. Rund 40.000 Zuschauer werden im Olympiastadion erwartet. "Es wird schwer. Auswärts waren wir auch in der letzten Saison nicht gut, unter dem neuen Trainer (Jens Härtel; Anm. d. Red.) lief es in den ersten beiden Auswärtsspielen auch wieder unglücklich – mit vielen Roten Karten. Es wäre auf jeden Fall eine gute Idee, erstmal keine Rote Karte mehr zu kassieren. Vier in sechs Pflichtspielen reichen erstmal. Und wir sollten nicht zu defensiv spielen."

In Torlaune: Hertha-Stürmer Haris Tabakovic. (Quelle: IMAGO / Eibner) | Quelle: IMAGO / Eibner

Das bewegt die Fans

Angesprochen auf die Ambitionen des BTSV findet Kunert klare Worte: "Wenn man realistisch rangeht, hat Braunschweig einen Kader, der eher in die untere Tabellenregion gehört. Es ist klar, dass es nicht einfach wird, in der Liga zu bleiben." Den meisten Fans sei bewusst, dass es für den Verein in dieser Saison um nichts anderes als den Klassenerhalt gehen werde. Keine weiteren Fragen.

Auf diesen Spieler muss Hertha achten

Ein aus Berliner Sicht alter Bekannter – ein Ex-Unioner – steht auf Seiten der Braunschweiger besonders im Fokus: Anthony Ujah. Der Nigerianer wechselte im Sommer 2022 von den Eisernen zu den Löwen, in seiner ersten Saison im blau-gelben Trikot erzielte Ujah in 29 Liga-Spielen zehn Tore und bereitete fünf weitere Treffer vor.

In dieser Spielzeit war der Stürmer an zwei der drei Braunschweiger Treffer direkt beteiligt. "Ujah wird wahrscheinlich wieder eine Hauptrolle spielen. Er ist nachweislich ein Spieler, der in der 2. Bundesliga zweistellig treffen kann – alleine kann er vorne aber auch nichts ausrichten", sagt Kunert – verweist aber auch auf weitere, spielstarke Offensivkräfte im Braunschweiger Kader. So etwa auf den noch verletzten Sidi Sane, den jüngeren Bruder des Nationalspielers Leroy, und eine Leihgabe vom FC Groningen: "Mit Florian Krüger haben wir einen zweiten Stürmer, der Torgefahr generieren und seine Mitspieler in Szene setzen kann."

Die Stimmen der Trainer

Pal Dardai: "Das letzte Spiel haben wir abgehakt. Wir müssen kompakter sein. Mit Ballbesitz brauchen wir Geduld. Wir dürfen keine Konter durchlassen und müssen im Gegenpressing da sein, vielleicht bis zum taktischen Foul. Wir treffen auf einen Gegner, der sehr gut steht und sehr gut kontert. Wir haben Respekt und müssen tierisch aufpassen. Wir werden aber offensiv spielen."

Jens Härtel: "Hertha hat gezeigt, dass sie viel Qualität haben. Wir freuen uns auf eine tolle Kulisse im Olympiastadion. Wenn über 5.500 Fans von uns mitfahren, wird das vor Ort eine großartige Stimmung. Das klare Ziel ist es natürlich, Zähler mitzunehmen."

Steht vor seinem Heim- und Startelfdebüt für Hertha: Andreas Bouchalakis. (Quelle: IMAGO / Matthias Koch) | Quelle: IMAGO / Matthias Koch

So könnte Hertha spielen

Nach der abgeschlossenen Transferperiode und Länderspielpause betonte Hertha-Trainer Dardai auf der Pressekonferenz am Freitag: "Ich bin sehr froh. Die letzten zwei Monate waren für mich und den Trainerstab sehr schwer; die Mannschaft bei Laune und in einem motivierten Zustand zu halten. Manchmal hatte ich das Gefühl, ein Animateur zu sein", so der Ungar in gewohnt launiger Manier. "Die Mannschaft weiß jetzt: Bis Weihnachten, vielleicht sogar bis Sommer, sind wir ein Team. Das ist gut für die Moral. Die Jungs sind bereit und geben Gas. Es macht Spaß, mit ihnen zu arbeiten."

Im defensiven Mittelfeld wird Neuzugang Andreas Bouchalakis aller Voraussicht nach zum ersten Mal in Dardais Startelf auftauchen. Von dem griechischen Nationalspieler erhoffen sich die Blau-Weißen dringend benötigte Stabilität im Zentrum. "Von der Körpersprache und Ausstrahlung her hat er eine gute Persönlichkeit. Er ist ein intelligenter Fußballer, der sich jetzt noch an die zweite Liga gewöhnen muss", so Dardai über Bouchalakis, dem er einen Platz in der Startformation in Aussicht stellte: "Zu neunzig Prozent bleibt Marton auf der Sechser-Position – mit 'Boucha' zusammen. Die Kopfballstärke und Größe wird uns guttun. Beide können Bälle nach vorne spielen."

Und genau da, im Spiel nach vorne, werden die Augen einmal mehr auf die kreativen Flügelspieler Marten Winkler und Fabian Reese, vor allem aber auch auf den robusten und zweikampfstarken Angreifer Haris Tabakovic gerichtet sein. Vor der Länderspielpause präsentierte sich der Mittelstürmer in herausragender Form, sammelte gegen Fürth und in Magdeburg insgesamt sechs Scorerpunkte (vier Tore, zwei Vorlagen).

Herthas mögliche Startelf: Ernst – Kenny, Leistner, Kempf, Karbownik – Bouchalakis, M. Dardai – Winkler, P. Dardai, Reese - Tabakovic

Herthas Sportdirektor Benjamin Weber

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Prognose

Sofern es Hertha BSC am Sonntag gelingen sollte, gegen auswärtsschwache und offensiv bislang eher harmlose Braunschweiger wieder mehr Balance ins eigene Spiel zu bekommen und individuelle Fehler zu vermeiden, dürften die Berliner ihren zweiten (Heim-)Sieg feiern.

Redaktionstipp: Bei spätsommerlichen Temperaturen wird es im Olympiastadion zwar kein weiteres Tor-Festival zu sehen geben, dafür aber einen 2:1-Erfolg für die "Alte Dame".

Sendung: rbb24, 15.09.2023, 16 Uhr

Beitrag von Anton Fahl

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