Steigende Kosten und unsichere Lage - Handwerker demonstrieren in Cottbus für Dialog mit der Politik

Fr 25.11.22 | 16:47 Uhr
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Hunderte Lausitzer Handwerker ziehen in Cottbus und protestieren (Foto: rbb/Schneider)
Audio: Antenne Brandenburg | 25.11.2022 | Isabelle Schilka | Bild: rbb/Schneider

In Cottbus sind am Freitag Handwerker aus der Region auf die Straße gegangen, um auf ihre aktuelle Lage aufmerksam zu machen. 1.000 Teilnehmer waren zur Demo "Es ist 5 nach 12 – der Mittelstand stirbt“ angemeldet, nach rbb-Schätzungen kamen rund 2.000. Die Kreishandwerkerschaft Cottbus/Spree-Neiße hatte Handwerkerbetriebe unter anderem wegen steigender Preise zur Demo aufgerufen. Nach einer Kundgebung zog ein Protestzug durch die Cottbuser Innenstadt.

"Wir brauchen wieder eine verlässliche Energiepolitik, funktionierende Lieferketten, Planungssicherheit auf allen Ebenen, qualifizierte und moderne Ausbildung von der Grundschule bis zum Abschluss für Fachkräfte für eine sichere unternehmerische Zukunft", hieß es im Aufruf zu der Veranstaltung.

HWK fordert Unterstützung - und ist gegen Bürgergeld und Sozialleistungen

Die Unternehmer seien immer verunsicherter - durch steigende Kosten, unkalkulierbare Einkaufspreise und weniger neue Aufträge, sagte Demoteilnehmer und Tischlermeister Guntram Bialas dem rbb. "Welcher Unternehmer investiert denn im Moment? Welcher Unternehmer bildet denn aus, wenn er nicht weiß, was jetzt passiert - ob die Spirale der Preissteigerung noch weiter geht?"

Fünf Forderungen formulierten die Handwerker im Zuge der Demo an die Politik. So sollten kleine und mittlere Unternehmen schnellstmöglich bei den Energiekosten unterstützt und Zuschüsse, keine Kredite vergeben werden. Die Präsidentin der Handwerkskammer Cottbus, Corina Reifenstein, forderte in ihrer Rede zudem eine nationale Strategie zur Überwindung der hohen Materialpreise und der Lieferkettenprobleme und einen Abbau von Bürokratie. In das Bürgergeld und andere Sozialleistungen dürfe dagegen nicht investiert werden, so die Forderung der Handwerkskammer.

Steigende Unsicherheit

Die Kreishandwerkerschaft forderte mit ihrem Protest Gehör für die Lage der Handwerksunternehmen und einen Dialog mit der Politik. Den wünscht sich auch Guntram Bialas. Er erwartet, dass Politikerinnen und Politiker das Gespräch suchen und mit den Handwerksbetrieben auf Augenhöhe sprechen. "Wir sind ja diejenigen, die hier die Steuern erwirtschaften, die hier die Mitarbeiter beschäftigen, die dann hier das Geld ausgeben können." Darüber hinaus würde das Handwerk auch die Gemeinschaft unterstützen, indem beispielsweise Veranstaltungen gesponsert oder der Sport unterstützt werde, so Bialas. Dazu müsse es den Unternehmen aber gut gehen.

"Wir können eigentlich nur noch von Tag zu Tag planen", sagte der Heizungsbauer Andreas Förster aus Ruhland am Rande der Demo. "Wenn ich heute ein Angebot schreibe, ist schon morgen der Preis nicht mehr aktuell, weil die Industrie die Preise anzieht, die Energiekosten und die Nebenkosten immer teurer werden." Niemand lasse mehr etwas machen, weil es sich die Kunden nicht mehr leisten könnten, so der Heizungsbauer. Förster merkt das nach eigenen Angaben bei den Hausbauern. Die Aufträge würden zurückgehen. "Die Leute können das Haus nicht mehr bauen, weil sie die Finanzierung nicht mehr bekommen", so der Heizungsbauer. "Denn bei diesen riesigen Preisen, die jetzt aufgerufen werden, können sie in ihrem Leben ihr Haus nicht mehr abzahlen."

Stimmung im Handwerk auf Tiefpunkt

Auch die Herbst-Konjunkturumfrage der Handwerkskammer Cottbus (HWK) hatte im Oktober gezeigt, dass die Stimmung im Südbrandenburger Handwerk auf ein Rekordtief gesunken ist. "Fast die Hälfte der Betriebe, die sich an der [Umfrage] beteiligt haben, rechnen in den kommenden Monaten mit schlechten Geschäften", hieß es von der HWK. Und neun von zehn Betrieben glauben laut der Umfrage nicht, dass sich die Situation verbessern werde.

Die Gründe für die schlechte Stimmung seien vor allem die steigenden Preise für Gas, Strom, Benzin und die Materialien. Hinzu kämen der Fachkräftemangel und weiterhin Lieferengpässe.

Sendung: Antenne Brandenburg, 25.11.2022, 14:40 Uhr

7 Kommentare

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  1. 7.

    Bleibe dabei! Auch den Kommentar von Lehmann haben Sie nicht verstanden, aber: Alles Gute Für Sie! Bleiben oder werden Sie kritisch

  2. 6.

    Naja, in dem Bezug auf geringe Löhne im Handwerk, sind die Handwerker unterm Strich selbst schuld. In den Hochzeiten des Fachkräftemangels, hat man es versäumt, sich zu organisieren und gemeinsam für bessere Löhne einzustehen.
    Der gewerkschaftliche Organisationsgrad im Handwerk ist nunmal sehr schlecht, da sind schlechte Löhne die logische Konsequenz. Die Sorgen der Unternehmer verstehe ich trotzdem voll und ganz. Mit der aktuellen Politik ist gesundes unf planvares wirtschaften nicht mehr möglich.

  3. 5.

    Wozu grün wählen?
    Augen öffnen und wieder in die Spur bringen?Hmm...gibts noch was an Argumenten oder wars das schon?Wie sollte mich ein Hausbesuch von Ihnen umstimmen?Heisse Luft wie in der Politik momentan?
    Ach verstehe, hab da wohl einen wunden Punkt getroffen.Was in Deutschland gerade passiert?
    Nix,wie immer...viel labern,kostet ja nix!

  4. 4.

    Dem kann ich mich nur anschließen. Die Firmeninhaber sind immer nur am jammern. Egal wie die Wirtschaft gerade steht. Die Mitarbeiter bekommen nur Mindestlohn, kaum oder kein Weihnachts- oder Urlaubsgeld. Und dann wundern such die Leute, weshalb hier keinerlei Kaufkraft vorhanden ist.

  5. 3.

    @Herbert1: Sicher Grün gewählt und zufrieden was in Deutschland gerade passiert.
    Ich würde Sie gern persönlich besuchen um Ihnen die Augen zu öffnen und Sie wieder in die Spur zu bringen!

  6. 2.

    Sind Sie Rentner, Arbeitslos oder Einsiedler ohne Kontakt zur Außenwelt: Selten einen so dummen Kommentar ohne Bezug zur Realität gelesen...

  7. 1.

    Einfach nur peinlich!
    Wer hat denn all die Jahre nicht ausgebildet und sich auf Leihbuden verlassen?Fachkräftemangel?
    Wer hat den Mitarbeitern Hungerlöhne gezahlt und sich nur auf Fördergelder verlassen?
    Selbstgemachtes Elend und nun wird lautstark rumgeheult?Der Grossteil hat seine Koffer gepackt und ist Richtung Altbundesländer abgewandert!Warum wohl!?

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