Grüne fordern Bundesstiftung - Wer zahlt für die Löcher in der Landschaft der Kohleländer?

Mo 12.06.23 | 14:59 Uhr
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Die Förderbrücke F60 steht im Braunkohletagebau Jänschwalde (Foto: dpa/Pleul)
Video: rbb24 Brandenburg Aktuell | 12.06.2023 | A. Rausch | Bild: dpa

Die Sanierung und Renaturierung alter Tagebaue ist langwierig und vor allem teuer. Die Grünen in den ostdeutschen Kohleländern trauen diese Aufgabe privaten Unternehmen nicht mehr zu - und fordern deshalb eine neue Stiftung des Bundes.

Die Grünen Fraktionsvorsitzenden der ostdeutschen Kohleländer wollen erreichen, dass die Sanierung alter Tagebaue auch für kommende Generationen gesichert ist.

Dazu fordern sie den Bund auf, eine Stiftung zu gründen, aus deren Mitteln die Kosten für die Sanierung alter Tagebaue und mögliche Ewigkeitskosten beglichen werden. Am Montag stellten Benjamin Raschke (Brandenburg), Franziska Schubert (Sachsen) und Cornelia Lüddemann (Sachsen-Anhalt) ihr Konzept in Cottbus vor.

Eigentlich ist die Sache eindeutig: das Bundesbergrecht sagt, wer für einen Tagebau verantwortlich ist und auch die Gewinne aus dessen Betrieb kassiert, ist dafür verantwortlich, dass der Tagebau nach seinem Ende zurückgebaut, die Landschaft renaturiert wird. Eigentlich.

Denn die Renaturierung von Tagebauen ist eine schier endlose Aufgabe. Noch heute kämpfen Bund und Länder gegen die Folgen von Tagebauen, die vor mehr als einhundert Jahren aufgegeben wurden. Die Unternehmen, die laut Bergrecht für die Sanierung aufkommen müssten, gibt es längst nicht mehr.

Absicherung gegen Insolvenz

Laut der Grünen Fraktionsvorsitzenden sei eine Insolvenz von Bergbauunternehmen in den kommenden Jahren ein realistisches Szenario. Dass Tagebauflächen wieder genutzt werden können, sei hingegen eine langfristige Aufgabe. In dem Konzept heißt es deshalb: Bergbauunternehmen sollen ihrer Verpflichtung nachkommen, einen festen Betrag zu zahlen, damit saniert werden kann. Diese Aufgabe soll aber letztendlich einer neuen Stiftung überlassen werden.

Bei der Stiftung soll es sich nicht um ein reines Zuschussgeschäft handeln, heißt es in dem Konzept der Fraktionschefs. Vielmehr sollen Erträge erwirtschaftet werden, mit denen die Rekultivierung bezahlt werden könne. "Der Gewinn der Bergbauunternehmen besteht in der Risikominimierung, der Gewinn des Staates ist die insolvenzfeste Absicherung der Rekultivierungsgelder", heißt es in der Mitteilung.

Übergang der LMBV in neue Stiftung?

Auch für den Bergbausanierer des Bundes, die Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbauverwaltungsgesellschaft (LMBV) haben die Grünen Pläne. Diese soll Teil der Stiftung werden.

Die bisherige Finanzierung der LMBV beruhe allein auf Steuerzahlungen. Es sei aber absehbar, dass die Sanierung der DDR-Tagebaue, um die sich die LMBV kümmert, nicht zeitnah abgeschlossen werden kann. Mit der LMBV als Teil der neuen Stiftung könnte diese auch Gewinne machen, die zur Tagebausanierung genutzt werden könnten, so der Vorschlag. Bisher ist nicht vorgesehen, dass die LMBV auch Profite machen darf.

"Die LMBV in eine Stiftung einzugliedern, in der über den Stiftungszweck die Möglichkeit gegeben ist, selbst Kapital zu erwirtschaften und in die Wiederherstellung zu investieren, ist eine Chance, [...]", heißt es in der Mitteilung der Fraktionsvorsitzenden.

Leag hält aktuelle Vorsorge für ausreichend

Die Leag, als Tagebaubetreiber in der Brandenburger und Sächsischen Lausitz sieht sich bereits jetzt gut auf die Bewältigung der Sanierungskosten eingestellt. Das Unternehmen geht davon aus, dass die Wiedernutzbarmachung der Bergbaufolgelandschaften mehr als 2 Milliarden Euro Kosten werde: etwa 770 Millionen Euro in Brandenburg und 1,2 Milliarden Euro in Sachsen.

Es gebe Sparpläne, laut denen jeweils zum planmäßigen Ende eines Tagebaus genug Geld da sei, um die Tagebaue zu sanieren. Ein von Brandenburg und Sachsen in Auftrag gegebenes Gutachten habe bestätigt, dass die Leag genug Geld zurücklege, um dieses Ziel zu erreichen.

Allerdings geht das Brandenburger Wirtschaftsministerium selbst von Sanierungskosten in Höhe von rund 3 Milliarden Euro aus.

Sendung: rbb24 Inforadio, 12.06.2023, 16:20 Uhr

22 Kommentare

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  1. 22.

    "Immobilienbesitzer nutzen Instandhaltungsrücklagen! Warum tun das LEAG, RWE, Vatenfall und Co. nicht?"
    Nur eine Idee. Das Bergbaurecht stammt noch aus grauer Vorzeit und es wurde "versäumt" dies den sich ändernden wirtschaftlichen Bedingungen anzupassen. Die Familie der Energieriesen nimmt also einen Großteil der Überschüsse ihrer Bruder-, Schwester, Tanten- und Tochterunternehmen und füttert damit überwiegend jene, die auch nur ihr Geld vermehren wollen. Die restlichen Peanuts werden öffentlichkeitswirksam als ökologische Maßnahmen unter die verbleibenden armen Vögel gestreut.

  2. 21.

    Warum gibt es hier kein Verursachungsprinzip?
    Gewinne aus dem Bergbau wurden Jahrzehnte eingesteckt, "Verluste" sollen dann Andere zahlen?
    Ungerecht!
    Immobilienbesitzer nutzen Instandhaltungsrücklagen! Warum tun das LEAG, RWE, Vatenfall und Co. nicht?

  3. 20.

    Ich habe in dem Artikel nicht gelesen, dass die SPD oder die CDU diese Stiftung gefordert haben.

  4. 18.

    Ziemlich dummes Grünen Bashing. Fakt ist die EE nehmen richtig Fahrt auf. Die Industrie ist vielfach Vorreiter. Das jetzige System beruht darauf noch lange Kohle zu fördern um Geld für Renaturierung zu haben. Wie blöd muss man sein nicht zu glauben das weit vor 2030 damit Schluß sein wird? Und dann? Stütz der Steuerzahler das Weiterlaufen der Tagebaue oder was?
    Perfider geht's ja kaum noch. Dazu noch das massive Wasserproblem. Vom vermeintlichen Segen entwickelt sich die Kohle immer mehr zu einem sehr teuren Fluch.

  5. 17.

    Ziemlich dummes Grünen Bashing. Fakt ist die EE nehmen richtig Fahrt auf. Die Industrie ist vielfach Vorreiter. Das jetzige System beruht darauf noch lange Kohle zu fördern um Geld für Renaturierung zu haben. Wie blöd muss man sein nicht zu glauben das weit vor 2030 damit Schluß sein wird? Und dann? Stütz der Steuerzahler das Weiterlaufen der Tagebaue oder was?
    Perfider geht's ja kaum noch. Dazu noch das massive Wasserproblem. Vom vermeintlichen Segen entwickelt sich die Kohle immer mehr zu einem sehr teuren Fluch.

  6. 16.

    Typisch liberales Denken: Gewinne privatisieren, Folgekosten sozialisieren.

  7. 15.

    "Wie kann mehr Wasser verdunsten als zufliesst?"
    Ein gutes Beispiel ist der Aralsee, nur dass der Ostsee gar nicht erst voll werden wird.

  8. 14.

    Dass die Grünen eine neue Stiftung fordern ist nicht überraschend. Das wichtigste Ergebnis Grüner Politik ist die Schaffung neuer Behörden, Ämter, Fördervereine, Stiftungen und anderer staatlicher oder halbstaatlicher Körperschaften, in denen dann sehr gut bezahlte Stellen zu vergeben sind. Für zum z.B. Trauzeug:*Innen, Schwäger:*Innen, Freund:*Innen o.ä.

  9. 13.

    Anscheinend weiß Peter aus Cottbus wovon er schreibt. Was man von Ihnen nicht behaupten kann. Getroffene Hunde bellen....
    Allein Brandenburg geht von drei Milliarden aus und was ist mit den Kohlelöchern in Sachsen?
    Zwingt die Landesregierung die Leag nicht mit offenen Karten zu spielen ist der SPD- Kohlefilz nicht nur eine bloße Behauptung. Hier geht es um Milliarden Steuergelder!

  10. 12.

    Ich nenne das grünen Populismus!

  11. 11.

    Anscheinend weiß Peter aus Cottbus wovon er schreibt. Was man von Ihnen nicht behaupten kann. Getroffene Hunde bellen....
    Allein Brandenburg geht von drei Milliarden aus und was ist mit den Kohlelöchern in Sachsen?
    Zwingt die Landesregierung die Leag nicht mit offenen Karten zu spielen ist der SPD- Kohlefilz nicht nur eine bloße Behauptung. Hier geht es um Milliarden Steuergelder!

  12. 10.

    Wie kann mehr Wasser verdunsten als zufliesst? Das ist ja schon logisch Blödsinn, genau wie die gesamte Diskussion die hier seit Jahren über den Kohleausstieg geführt wird.

  13. 9.

    Im rheinischen Braunkohlegebiet ist die Frage wer für die Renaturierung und die Wie die Renaturierung zu erfolgen hat gesetzlich festgelegt. Der Verursacher und durch Wiederherstellung der ursprünglichen Topographie. In den ostdeutschen Braunkohlegebieten gab es wohl einen Kotau vor der Kohlelobby, der zur Folge hat, dass ganze Region in den nächsten Jahrzehnten mit Wasserengpässen wegen des extrem abgesenkten Grundwasserspiegels zu kämpfen haben. Extrem kurzsichtig!

  14. 8.

    Am Ende zahlen so oder so wir und unsere Kinder.

  15. 7.

    Aber leider dürfen sich genau solche ahnungslosen Politiker ihre Prestigeprojekte verwirklichen lassen. Siehe Ostsee, aus dem mehr Wasser verdunsten wird, als zufließen kann, der also niemals voll werden wird.

  16. 6.

    Gutachten wurden schon immer Kohlefreundlich erstellt. Wer drei und drei zusammen zählen kann kommt schnell darauf das die zurück gelegten Gelder niemals reichen werden.
    Schon Ihr Tonfall zeigt das ich richtig liege. Es hat einen Grund warum die Leag nicht alle Zahlen auf den Tisch legt.....

  17. 5.

    Besser kann man nicht ausdrücken das man von dem Problem überhaupt keine Ahnung hat.

  18. 4.

    "Ein von Brandenburg und Sachsen in Auftrag gegebenes Gutachten habe bestätigt, dass die Leag genug Geld zurücklege, um dieses Ziel zu erreichen."
    Wo ist ihr Gutachten...oder plärren Sie etwa nur idealistische Parolen heraus??

  19. 3.

    Im rheinischen Braunkohlerevier ist das anders geregelt. Hier ist für RW verpflichtend im Gesetz verankert die ausgekohlten Gebiete wieder zu renaturieren. Flutung ist dort gesetzlich ausgeschlossen.

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