Frans Masareel im Packhof - Unerwartete Bereicherung für Frankfurter Kunstmuseum

Fr 13.12.19 | 18:00 Uhr | Von Andreas Oppermann
(Im Packhof, einem Teil des Landesmuseums für moderne Kunst in Frankfurt (Oder) (Quelle: rbb))
Ulrike Kremeier (r.) freut sich über den Fans Masareel-Druckstock. | Brandenburg Aktuell 13.12.2019 19.30 Uhr | Bild: rbb

Das Ausstellungsstück ist zwar winzig, aber für das Landesmuseum für moderne Kunst dennoch eine große Sache. Ganze elf mal 16 Zentimeter misst das Stück Holz, in das der belgische Künstler Frans Masareel das Negativ für seinen Holzdruck "Frau tröstet Mann" geschnitzt hatte. Jetzt ist es zusammen mit dem Druck im Frankfurter Packhof zu sehen.

Insgesamt sind es 100 kleine, schwarz auf weißes japanisches Kaiserpapier gedruckte Bilder, die sich durch die Ausstellungsräume des Packhofs in Frankfurt (Oder) ziehen. Frans Masareel (1889 - 1972) hat die Negative dafür alle aus kleinen Hartholzblöcken geschnitzt. Obwohl die Bilder kaum größer als ein kleines Taschen-Notizbuch sind, hat der aus Belgien stammende Künstler 1925 jedes dieser kleinen Bilder extrem filigran geschnitzt. In Massenszenen sind Dutzende von einzelnen Menschen erkennbar. Schon bei einer Zeichnung wäre die Fülle der Details überwältigend, als Holzdruck machen sie sprachlos.

Ulrike Kremeier, die Direktorin des Landesmuseums für moderne Kunst Cottbus - Frankfurt, ist ebenfalls fasziniert. Am Freitag konnte sie zur laufenden Ausstellung des gesamten Zykluses ein besonderes Exponat hinzufügen: den Druckstock für das Bild "Frau tröstet Mann". Ein Sammler stellt es dem Landesmuseum für die Dauer der Ausstellung zur Verfügung. Ulrike Kremeier erzählt voller Begeisterung, wie sie der Sammler anrief uns fragte, ob er den Druckstock direkt von einer Auktion ins Museum schicken solle.

Seltenes Stück

Es ist schon enorm schwierig, sämtliche 100 Bilder von "Die Stadt" im Original zusammenzubringen. Wie viele der Druckstöcke noch erhalten sind, weiß niemand. Umso schöner, dass einer davon jetzt in Frankfurt sei, meint Kremeier. Dann gerät sie ins Schwärmen: "Das Besondere an diesem Zyklus ist die Herausarbeitung der Individualität jedes einzelnen Menschen." Selbst in den Massenszenen lege Masareel wert auf individuelle Merkmale jeder einzelnen Figur. Ganz anders als bei vielen anderen Künstlern der 1920er Jahre, die oftmals die Masse ins Zentrum stellten und nicht das Individuum.

Der Zyklus "Die Stadt" gilt als Vorläufer der heute Grafic Novel genannten Bücher, in denen über die Abfolge von Bildern Geschichten wie ein einem Roman erzählt werden. Masareel hat eine Großstadt beschrieben, die Berlin oder Paris oder Brüssel sein könnte. Auf den Bildern erzählt er vom Leben in einer solchen Stadt. er zeigt und liebende, verzweifelte, arbeitende, demonstrierende Menschen. Er nimmt einen Boxkampf in einem Sportpalast genauso in den Blick wie Fabriken, Verkehr, Liebe und Mord. Von Bild zu Bild entsteht so ein Panorama einer prototypischen Stadt, die trotz ihres Alters von fast 100 Jahren nicht genauso aktuell ist wie 1925.

Druckstock und Zyklus sind noch bis zu, 12. Januar im Packhof in Frankfurt (Oder) zu sehen.

Brandenburg Aktuell vom 13. 12. 2019, 19.30 Uhr.

Beitrag von Andreas Oppermann

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