Salmonellen-Funde und viele Antibiotika - Polnische Lebensmittel sind laut Kontrollbehörde die schlechtesten in der EU

Mi 12.01.22 | 15:12 Uhr
  2
Mitarbeiter in Fleischereibetrieb. Foto: rbb
Bild: rbb

Lebensmittel aus Polen erfreuen sich bei vielen Brandenburgern großer Beliebtheit. Daher ist diese Meldung, dass es Qualitätsprobleme bei polnischen Lebensmittel gibt, beunruhigend. Aber deutsche Lebensmittel schlossen in der Untersuchung auch nicht viel besser ab.

Ob Krakauer Schinkenwurst oder schlesische Grützwurst - lange galten Lebensmitteln aus Polen nicht nur als sehr schmackhaft, sondern wurden auch wegen ihrer guten Qualität geschätzt. Deshalb zieht es auch regelmäßig viele Deutsche in die Lebensmittelgeschäfte der Grenzregion. Auch darüber hinaus ist Polen in der EU ein wichtiger Lebensmittel-Exporteur und rangiert dort mit einem Ergebnis von über 30 Milliarden Euro an siebter Stelle.

Kaum Personal für Kontrollen

Das polnische Nachrichtenportal "Next Gazeta" [next.gazeta.pl] berichtete in der vergangenen Woche über eine Studie der Hauptkontroll-Instanzen in Polen, der Najwyższa Izba Kontroli (kurz: NIK) in Zusammenarbeit mit einheimischen Universitäten. Demnach wurden bereits veröffentlichte, polnische Berichte mit Überprüfungen aus dem Frühwarnsystem der EU (Rapid Alert System for Food and Feed Statistik) ausgewertet. Die Ergebnisse ließen an der Qualität der Produkte zweifeln. Das bestätigte auch der NIK-Sprecher Lukasz Pawelski dem rbb am Dienstag. Europaweit betrachtet seien polnische Lebensmittel nicht die besten. Auch deutsche Produkte schnitten m europäischen Vergleich (EU-Frühwarnsystem) gar nicht so gut ab.

In Polen fänden sich nach Pawlewskis Angaben oft Salmonellen in überprüften Produkten. Seien 2017 noch 87 Meldungen über unsichere Lebensmittel festgestellt worden, waren es im September 2020 insgesamt 273 Fälle. In Deutschland tauchten nach Auswertung insgesamt 119 Fälle auf. Am besten schneiden Finnland und Norwegen ab.

"Grund dafür ist das nicht einheitliche und nicht effektive Kontrollsystem", so Pawelski zum Abschneiden Polens. Es fehlte an Kontrollpersonal und an Finanzmitteln. So würde es insbesondere an Tierärzten in der Produktion mangeln.

Hoher Einsatz von Antibiotika

Hinzu komme noch ein anderes Problem, von dem insbesondere die Grenzregion zu Deutschland betroffen zu sein scheint. So wurden besonders häufig Antibiotika-Rückstände festgestellt, erklärte Pawelski weiter. "Polen ist auf Platz zwei in Europa, was die Verwendung der stärksten Antibiotika in der Tierhaltung anbelangt. Zum Beispiel haben in der Woiwodschaft Lubuskie 70 Prozent der Züchter ihren Tieren Antibiotika gegeben."

Vertrauen ist gut, ein Siegel besser

Wie Kunden am besten die Produktqualität prüfen können, kann im Verbraucherinformationszentrum in Frankfurt (Oder) erfragt oder Tipps von der Internetseite [www.verbraucherzentrale-brandenburg.de] eingeholt werden, sagt die Regionalleiterin Katarzyna Guzenda.

Doch nicht alles lässt sich von den Kunden prüfen. Beim Fleischer heißt es direkt beim Produzenten nachfragen und vertrauen. So handhabt es auch der Betreiber eines Bioladens in Slubice, Waldemar Kadzi. Er ist überzeugt, dass er mit seinen Preisen mit den Supermärkten nicht konkurrieren kann. Was aber die Qualität der Lebensmittel angeht, schon. "Wir kaufen die Produkte bei lokalen Herstellern ein, die ich persönlich kenne", so Kadzi. "Ich selbst kontrolliere die eingekaufte Ware zwar nicht, aber ich sehe mir die Produktion immer wieder an und vertraue ihnen."

Ansonst heißt es bei abgepackten Lebensmitteln auf das Etikett schauen. Das polnische Landwirtschaftsministerium vergibt ein Siegel, bei Produkten, die als qualitativ hochwertig eingestuft wurden. Dieses zeigt zwei weiß-rote Eier und die Aufschrift "Poznaj Dobrą Żywność" (übersetzt: "Lerne gesunde Nahrung kennen"). Eine Abbildung ist etwa auf dem polnischen Lebensmittel-Portal "foodfakty" zu finden.

Sendung: Antenne Brandenburg, 11.01.2022, 16:40 Uhr

Mit Material von Magdalena Dercz

2 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 2.

    Naja, Deutschland als "Regulierungshochburg" bekleckert sich aber auch nicht gerade mit Ruhm. Denke mal, auch hier gilt oft, was bei der Leberwurst gilt: "Wenn rauskommt, was da reinkommt, kommst Du irgendwo rein, ..."

  2. 1.

    Na, dann wünsch ich mal allen, die regelmäßig zum Einkauf von Lebensmitteln über die Grenze fahren, einen guten Appetit! Ganz besonders aber denjenigen, die hier mal geschrieben haben, Sie würden den hiesigen Lockdown umgehen, weil sie sowieso regelmäßig nach Polen fahren, um dort unter anderem auch ihren Wocheneinkauf zu erledigen … Wohl bekomm‘s!

    Davon mal abgesehen frage ich mich, wieso es hier wie dort eigentlich keine strengeren Richtlinien zum Schutz der Verbraucher gibt und Verstöße dagegen dann mit empfindlichen Strafen geahndet werden … Aber vielleicht kauft man auch einfach so viel wie möglich in Bio-Qualität und gut is.

Nächster Artikel