Demokratiebotschafter in Frankfurt (Oder) - Wichern Diakonie schult Menschen mit Behinderung für mehr politische Teilhabe

Mi 21.06.23 | 17:12 Uhr
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Heinrich Stephan gibt Schulungen für Menschen mit Behinderung zu mehr politischer Teilhabe
Audio: Antenne Brandenburg | 21.06.2023 | Jonas Metzner | Bild: Jonas Metzner/rbb

Die Wichern Diakonie in Frankfurt (Oder) bildet Menschen mit Beeinträchtigung zu sogenannten Demokratiebotschaftern aus. In dem Projekt werden Methoden zur politischen Teilhabe von Menschen mit geistigen Beeinträchtigungen gefördert.

Das politische System in Deutschland ist kompliziert. Wie entstehen Gesetze und wie wird Politik gemacht? Das erklärt Heinrich Stephan von der Lebenshilfe Brandenburg-Potsdam zehn interessierten Teilnehmern in der Wichern Diakonie in Frankfurt (Oder) in einfacher Sprache. Er betont die Bedeutung gesellschaftlicher Teilhabe. "Wir wollen, dass auch Menschen mit Behinderung barrierearme politische Bildung genießen können", so Stephan. "Gerade in den Zeiten, in den wir leben und mit den Beispielen, die gerade in den Brandenburgischen Schulen in den letzten Monaten aufgetaucht sind, finden wir es sehr wichtig, allen Menschen die Möglichkeit zu geben, politisch teilzuhaben."

Damit bezieht sich Heinrich Stephan etwa auf rechtsextreme Vorfälle an einer Schule im Landkreis Spree-Neiße oder mutmaßlich rassistische Übergriffe in einem Feriencamp am Frauensee. Auch angesichts der Landtagswahl im kommenden Jahr müsse über Rechte und Pflichten aufgeklärt werden.

Dauerhafter Kampf gegen Widerstände

Die politische Bildungsarbeit in einfacher Sprache gibt es seit 2022. Sie gehört zum 2013 gestarteten Projekt "Demokratie gewinnt! In Brandenburg!" Dabei stoßen die Workshops auf großen Zuspruch. Stephan berichtet, dass Menschen mit Behinderung zum Teil auch ein größeres Interesse an politischer Teilhabe und Prozessen haben. "Die Menschen sind einfach teilweise von Kind auf mit dem Staat, Teilhabe und den Sozialsystemen in Konflikt geraten und spüren dadurch die Grenzen und Barrieren."

"Wir sind auch normale Menschen, aber halt ein bisschen eingeschränkt."

Eine der Teilnehmenden ist Mareike. Sie beteiligt sich zum ersten Mal an dem Projekt und ist überzeugt. "Für Menschen, die beim Lesen Probleme haben, ist es gut, dass man es besser erklärt kriegt. Wir sind auch normale Menschen, aber halt ein bisschen eingeschränkt."

Frank ist bereits zum zweiten Mal dabei. Auch er findet die barrierearme politische Bildung wichtig. Er konnte schon einige Bildungslücken schließen. "Es ist schon interessant damit auch andere Menschen mit Behinderung erfahren, wie es in der Politik zur Sache geht."

Insgesamt 70 Mitarbeiter der Diakonie wurden schon zu Demokratieberatern ausgebildet, um besser mit politischen Konflikten und Diskriminierung umgehen zu können. Im Juli geht es dann weiter mit dem Thema "Was bringt wählen?". Das Gelernte können die Teilnehmer zum Beispiel bereits in hauseigenen Werkstatt-Räten konkret anwenden.

Seit der Einführung des inklusiven Wahlrechts im Jahr 2019 sind Menschen mit Behinderung nicht mehr von Wahlen ausgeschlossen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 21.06.2023, 16:10 Uhr

1 Kommentar

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  1. 1.

    Wird den Leuten dort auch erklärt, wie Gesetze wirklich entstehen? Wie reiche Firmen und reiche Menschen hunderte Millionen, teilweise bis zu 1 Mrd.€ an Parteien spenden, damit die Gesetze so gemacht werden, damit sie Maximalprofite machen können? Wie diese Gesetze entwerfen, die dann von der Politik beschlossen werden, während die Gesetzesentwürfe von gemeinnützigen ignoriert werden? Wie die FDP Steuersenkungen verspricht und dann nur die Steuern für Hotelbesitzer senkt?

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