Tesla-Ansiedlung in Grünheide (Oder-Spree) - Tesla baut weiter, Bürgerinitiative kritisiert weiter

Fr 03.04.20 | 20:56 Uhr
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Baufahrzeuge auf der gerodeten Fläche der Teslabaustelle
Audio: Antenne Brandenburg | Phil Beng | 03.04.2020 | Bild: rbb / Phil Beng

Das Coronavirus hat nicht ganz Brandenburg stillgelegt. Tesla baut in Grünheide unbeirrt weiter. Demnächst soll der Fundamentbau beginnen. Auch eine teslakritische Bürgerinitiative lässt sich von der Pandemie nicht aufhalten.

Was Sie jetzt wissen müssen

Noch vor wenigen Wochen gingen zuerst in Grünheide, dann in Erkner mehr als 200 Menschen gegen die geplante Teslafabrik auf die Straße. Jetzt ist der Marktplatz in Grünheide leergefegt.

"Wir können nicht demonstrieren. Selbst eine Zusammenkunft der BI ist sogut wie unmöglich", sagt Steffen Schorcht, der die Bürgerinitiative mitgegründet hat. Aber ganz eingeschlafen ist der Widerstand gegen die Fabrik nicht. "Wir sind weiter aktiv, tauschen uns in Telefonkonferenzen aus und beobachten das Baugeschehen."

Bald soll Fundament gegossen werden

Da gibt es Einiges zu sehen. 90 Hektar Kiefernforst wurden innerhalb von Tagen gefällt, zersägt und abtransportiert. Jetzt wuchten Bagger und Kräne Erdreich und Baumaterial über das Gelände. Arne Christiani, Bürgermeister von Grünheide, erklärt den Stand der Bauarbeiten: "Die Fläche ist schon ziemlich plan. Die Reststumpen werden noch geschreddert. Daher gehe ich davon aus, dass die bauvorbereitenden Maßnahmen Ende nächster Woche abgeschlossen sein werden."

Tesla planiert derzeit den Boden, weil das Landesumweltamt das als sogenannte vorzeitige Maßnahme erlaubt hat. Das heißt, Tesla muss diese Bauschritte wieder rückgängig machen, falls die endgültige Zusage zum Projekt ausbleibt. In der vergangenen Woche hat das Unternehmen schon die nächste vorzeitige Maßnahme beantragt. Mit der will der US-Elektroautohersteller das Fundament der Fabrik gießen lassen.

Walze auf der gerodeten Fläche auf der Teslabaustelle

Bürgerinitiative fordert Baustopp

Das ärgert Kritiker wie Steffen Schorcht. Sie fürchten, dass Tesla ohne endgültige Genehmigung Stück für Stück Tatsachen schafft. "Das ist aus unserer Sicht ein Rechtsverstoß. Wie es aussieht, wird die Fabrik mit Ausnahmegenehmigungen bis zur Fertigstellung gebaut." Das sei unfassbar und einmalig in der Bundesrepublik, kritisiert der Ingenieur.

Eigentlich hätte es schon Mitte März einen Erörterungstermin geben sollen, auf dem die 373 Einwendungen von Anwohnern und Verbänden diskutiert werden sollten. Doch die Versammlung in der Stadthalle Erkner wurde wegen der Corona-Pandemie auf unbestimmte Zeit verschoben. Schorcht sagt, dafür habe er Verständnis. "Aber dann kann man so eine Fabrik nicht bauen. Es ist also durchaus eine Ungleichbehandlung, was die Möglichkeiten der demokratischen Rechte betrifft."

Tesla baut trotz Corona

Das sieht Bürgermeister Christiani anders. Er ist zufrieden, dass die Bauarbeiten Teslas weiter im Zeitplan liegen. Das Corona-Chaos sorgt zwar für eine Pause im öffentlichen Schlagabtausch in Grünheide, Teslas Projekt scheint aber gegen den Virus derzeit noch immun.

Kommentarfunktion am 07.04.2020, 19:00 Uhr geschlossen

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138 Kommentare

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  1. 138.

    Die Landesregierung sollte doch einfach mal, die Förderpolitik ändern und die hohen Fördersummen für die Ostbrandenburger Grenzregion, für andere Regionen vergeben. Das wäre zum Einen gerecht und zum Anderen, würde Ostbrandenburg, dann nach neuen Arbeitsplätzen, von Selbst verlangen. Aber solange das gesamte Land Brandenburg, die Grenzregion überdurchschnittlich unterstützt, kann man sich ja das leisten, neue Arbeitsplätze zu behindern. Geehrte Landesregierung, Bitte überdenken Sie, ihre Förderpolitik für Ostbrandenburg.

  2. 137.

    Wenn Sie vor dem Kommentar über die Echsen sich die Bilder im Artikel angeschaut hätten, wäre Ihnen der mit Plastikplanen verkleidete Doppelzaun aufgefallen. Zwischen den Zäunen befinden sich die potentiellen Reptilienhabitate. Über den Zustand des Bodens dort kann sich jeder ein eigenens Bild machen. Ihre wiederkehrende "Geschreddert"-Panikmache bestätigt sich dort jedenfalls natürlich nicht wie Sie immer noch bewusst unterschlagen, dass durch das Versickern des Oberflächenwassers anstelle des Verdunstens in der Kiefernmonokultur dem Grundwasser sogar ein Gefallen getan wird. Dass Sie das immer wieder weglassen, zeigt, dass Sie gar nicht am Wasser und der Umwelt interessiert sind, sondern das nur vorschieben.

  3. 136.

    Um so schlimmer.. denn Herr Neumann, hier zählt nur das Kapital. Dazu können sie bestimmt auch prima Zahlen liefern, die keiner wissen darf. Auflagen hin oder her... diese nützen gar nicht's, wenn Umweltgesetze ignoriert werden. So viel zu unseren demokratischen Volksvertretern. Ich erinnere nur an die Aussage von Herrn Woidke...noch etwas Geduld zu waren, es werde an Lösungen gearbeitet... und kurze Zeit später war der Wald gerodet. War die Lösung Tatsachen zu schaffen? Alle zu überumpeln um damit Gutachten und Anhörungen zu umgehen? Also bewusst den Protest zu umgehen der erwartet wurde. Und es sind mehr als die üblichen fünf Hansels denen irgendwas Quer liegt.

  4. 135.

    Oh, das erklären sie mal den geschredderten Echsen, das an über siebzig verschiedenen Orten vielleicht in Brandenburg neuer Lebensraum für sie entsteht. Der muss allerdings erst noch hergerichtet werden und dann auch noch wachsen. Und den Säugetieren teilen sie per Aushang mit unter welcher Adresse sie sich vielleicht nächstes Jahr melden können.Ach ja, und dem Grundwasserspiegel wird per Verordnung mitgeteilt bitteschön doch wenigstens den Stand zu halten. Mir wäre lieber, Tesla baut dort wo Arbeitsplätze benötigt werden und vor allem kein riesiger WALD den Arbeitsplätzen zum OPFER fällt.

  5. 134.

    Wehr wehrt sich konkret gegen Ansiedlungen auch anderer Arbeitgeber? Sie gehören doch zu denjenigen, die hier keine Arbeitsplätze schaffen wollen und aus der Ferne gegen Tesla agitieren.

  6. 133.

    Es war sowohl dem Land wie auch Tesla bekannt, dass Teile des Fabrikgeländes in einem Trinkwasserschutzgebiet liegen. Das schließt jedoch den Bau der Fabrik nicht aus, er ist üblicherweise unter Auflagen möglich.

  7. 132.

    Hier wird der Rechtsstaat ignoriert durch die große Politik. Wer möchte, das GIGA Projekte durch Global Player einfach so gebaut werden können, muss das Grundgesetz ändern. Sollte sich dann aber nicht wundern, wenn er enteignet wird, weil dem super Typen wie Musk die Lage gefällt. Kleine Handwerker fallen durchs Raster und sind raus aus der Gleichberechtigung. Und euren Enkel könnt ihr die ehemaligen Schutzgebiete und Biosphärenreserva te von Fotos zeigen. Klagen hilft sowieso nicht, es würde sich gegen den Staat richten, somit wird gegen das Recht entschieden. Kostet nur unnötig Geld. Mal abgesehen vom Klagewert... kann sich keiner Leisten. Soviel zur großen Gerechtigkeit. Und hört endlich auf... Autobahn, Strassen und Bahnlinien gibt's überall...also alles Absägen!?

  8. 131.

    Um es mal auf den Punkt zu bringen: Warum wehren sich die " nur" Tesla-Befürworter, so vehement gegen die Schaffung weiterer Ansiedlungen von Firmen?

    Nur mal zum Mitdenken! Wir haben eine W I R T S C H A F T S K R I S E. Wo wollen Sie arbeiten, falls Tesla Pleite gehen sollte? Ach , nein - ist völlig ausgeschlossen?!

    Die Argumente g e g e n andere Arbeitsplätze, sind oft so fadenscheinig, dass man nur den Kopf schütteln kann. Entweder suche ich Arbeit oder eben nicht.

    Da überzeugen manche Gegenargumente (nicht alle) deutlich mehr. Die Gegner geben sich Mühe , Ihre Bedenken vorzutragen - nicht immer richtig, die Befürworter haben nur ein einziges, völlig falsches.
    Die Hälfte der Kommentare könnte man streichen.

  9. 130.

    Wo werden Natur- Umwelt- und Klimaschutzbelange beachtet bei diesem Vorhaben?
    Eine Industriefabrik in der mit hochgiftigen Chemikalien gearbeitet wird, wird in ein Trinkwasserschutzgebiet gebaut, welches Tausende von Menschen mit Wasser versorgt. Trinkwasser ist höchstes Schutzgut und dies wird für eine Autofabrik aufs Spiel gesetzt?
    Wenn man ein Projekt plant, dann bitte im Vorfeld genau betrachten, was , wie produziert werden soll. Und ich bin mir scher, es gibt rings um Berlin ähnliche Flächen, die NICHT in einem Trinkwasserschutzgebiet liegen. Dann wäre zumindest die "Berlinnähe" gewährt, wenn es nicht schon sinnvollerweise in der Lausitz platziert wird.

  10. 129.

    Kann man nicht endlich das Baurecht reformieren ? Wo so Viele Arbeitsplätze entstehen, müsste die Behinderung solcher wichtigen Bauvorhaben, eingeschränkt werden.

  11. 128.

    Warum ??? Das ist doch ein beliebtes Argument in Deutschland - Könnt Ihr das nicht woanders bauen. Als wenn woanders keine Bürgerinitiativen, Verbände, Vereine, oder Nachbarn existieren. Der Standort in der direkten Hauptstadtregion und direkt an der A10 gelegen, ist ideal. Und Bürgerinnen und Bürger, die irgendetwas dagegen haben, die gibt es doch immer. Da muss sich die gewählte Politik, durchsetzen für neue Arbeitsplätze und die Zukunft Brandenburgs.

  12. 127.

    Bei einer modernen Indusrieansiedlung in der Bundesrepublik Deutschland, werden Umwelt-Natur- und Klimabelange genügend beachtet. Tesla baut nicht Irgendwo, Tesla baut an einer vielbefahrenen und sehr gut ausgebauten Bundesautobahn, wo auch Bahnstrecken in der Umgebung sind. Tesla sorgt für die Aufforstung von Mehrfachem Mischwald und die Tiere, bekommen neuen nachhaltigen Lebensraum, die umgesiedelt werden und würden. Die Wasserentnahme ist und wird gesetzlich geregelt und immer wieder neu kontrolliert. Der Standort am östlichen Berliner Ring, ist der Beste von Brandenburg/Berlin. Sehr Sehr zentral, Super angeschlossen, von sehr vielen Arbeitskräften sehr gut erreichbar- Einfach nur Toll- Tesla an derA10 !!!

  13. 126.

    Komisch, dass die zigtausend Berliner ausgerechnet in einer beliebigen Kiefernplantage neben Auto- und Eisenbahn Erholung suchen sollen. Auch diesen Widerspruch in Ihren löchrigen Argumentationsketten müssen Sie näher erläutern.

  14. 125.

    Ich lebe in einem Rechtsstaat, in dem jeder seine Meinung frei äußern darf und Behördenentscheidung vor Gericht hinterfragen kann. Haben Sie den den Klageweg schon beschritten oder agitieren Sie nur im Netz?

  15. 124.

    Was haben Sie beim Wirkungsgrad zur H2-Erzeugung nicht verstanden? Lange Ladezeiten? Der private PKW legt im Jahr typischerweise so wenige Kilometer zurück, dass die Ladezeiten nur einen Bruchteil der Standzeiten ausmachen. Ok, es wird immer Menschen in Grünheide geben, die bei -20C an die Ostsee und gleich wieder zurück fahren wollen. Selbst Taxifahrer nutzen BEV und laden die zwischendurch an Schnellladesäulen. FCEV macht nur Sinn, wenn man sehr häufig sehr lange das Fahrzeug nutzen will. Dank der Fortschritte bei der Batterietechnik wird die Nische aber immer kleiner und beschränkt sich zunehmend auf Nutzfahrzeuge. Überteuert ist auch relativ. Sie haben sich offensichtlich noch nie mit den Preisen eine ICE-BMW, -Mercedes oder Audi befasst. Selbst ein Passat liegt in ähnlicher Preisregion.

  16. 123.

    Was gibt es an der Stelle zu verschandeln? Würde die Fabrik andernorts anders aussehen?

  17. 122.

    Na prima, dann schreddern wir doch gleich den Grunewald und bauen dringend benötigten Wohnraum. Der kann nicht so wertvoll sein. Ist umgeben von Autobahn und Gleisanschlüssen. Und auf dem Tempelhofer Feld bauen wir eine GIGA FABRIK. Toll, die Arbeitsplätze gleich vor der Haustür. Wird allerdings etwa mehr Verkehr geben, damit unsere innereuropäischen Mitarbeiter und die Zulieferer die FABRIK erreichen. Ach so, da wir in einem Rechtsstaat leben, baut jeder wo er will und was er will. Es gibt weder ein Baugesetz noch ein Naturschutzgesetz. Erholen Sie sich gut!

  18. 121.

    Ist mir schon passiert! Auch ich habe Anrufe von empörten Touristen erhalten, die eine Städereise in die Region absagten und umgebucht haben. Ob sich nach der Corona-Krise wieder Gäste finden, ist unklar!

  19. 120.

    Es kommen immer wieder neue interessante Aspekte zum Vorschein, wollte mal einen Dank in Runde schicken! Ich nehme das mal als Beleg dafür, dass eine echte Bürgerbeteiligung im Vorfeld des Projektes durchaus Sinn gemacht hätte. Die Chance wurde aber leider vergeben...

  20. 119.

    Meine Meinung zu dem Thema ist: Der gesamte Berliner Ring A10 - also Osten,Norden,Westen Süden, sollte fit gemacht werden, für neue Gewerbegebiete und Industriegebiete. Es kann nicht sein, das neue Industrie-Arbeitsplätze, nur in dem Umkreis vom BER entstehen-also nur immer von Ludwigsfelde/Großbeeren über BER, bis nach Freienbrink/Grünheide. Am restlichen Berliner Ring(Norden/Westen), leben auch Einwohner. Der gesamte Berliner Ring, sollte für Gewerbegebiete und Industriegebiete genutzt werden, um dadurch Arbeitsplätze zu schaffen. Nur immer Süden und Osten, finde Ich, sehr ungerecht. BAR,OHV,HVL, sind die dichtbesiedelsten Landkreise in Brandenburg. Da muss sich die Förderpolitik in Brandenburg ändern. Das ist sehr einseitig und ungerecht so.

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