Ehemaliger Abgeordneter Michael Jungclaus - Wie die Corona-Pandemie eine Weltumsegelung verhindert

Mo 24.01.22 | 15:56 Uhr
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Michael Jungclaus überwintert zuhause in Neuenhagen. (Bild: Privat)
Video: Brandenburg aktuell | 22.01.2022 | Michael Lietz | Bild: Privat

Statt Schnorcheln in der Südsee zurück im kalten Heimathafen. Michael Jungclaus wollte drei Jahre lang die Welt umsegeln. Doch die Corona-Pandemie kam dem ehemaligen Landtagsabgeordneten mehrfach dazwischen - nun überwintert er in Deutschland.

Als Michael Jungclaus im Jahr 2019 von Stralsund aus zur Weltumsegelung aufbracht, war die Welt noch eine andere, vor allem ohne die Corona-Pandemie. Der ehemalige Brandenburger Landtagsabgeordnete - zehn Jahre saß er für die Grünen im Landesparlament - musste seine Tour in der Folge jedoch schon mehrfach unterbrechen.

Aktuell schippert er nicht mehr in der Südsee herum, sondern überwintert Zuhause in Neuenhagen bei Berlin. Vor kurzem kehrte er per Flugzeug zurück. "Ich kann meine Frau nicht so lange allein lassen - auch nicht Familie und Freunde", sagt Jungclaus. Das Projekt Weltumsegelung war ursprünglich auf drei Jahre angelegt. Doch immer wieder musste er es unterbrechen.

Michael Jungclaus überwintert zuhause in Neuenhagen. (Bild: Privat)
2019 stach Jungclaus damals noch mit seiner Frau zusammen von Stralsund aus in See. | Bild: Privat

Erster Zwangsstopp in Kolumbien

In zweieinhalb Jahren hat es Jungclaus nur zur Hälfte um die Erde geschafft. Seinen ersten Zwangsstopp musste der 57-Jährige nach einem dreiviertel Jahr Anfang 2020 in Kolumbien während der ersten Corona-Welle einlegen, damals noch begleitet von seiner Frau Uta. Sie hatte sich anderthalb Jahre eine Auszeit genommen.

Aufgrund des strengen Lockdowns in dem lateinamerikanischen Staat, selbst Segler durften beispielsweise nicht ausreisen, saßen Jungclaus und seine Frau in Kolumbien lange Zeit fest. Gemeinsam mit anderen Seglern versorgten sie notleidende Kolumbianer mit Wasser und Lebensmitteln. "Da sind viele Tagelöhner gewesen, viele die keine Arbeitsverträge hatten, sie waren von einem Tag auf den anderen arbeitslos, hatten dann auch Probleme, sich überhaupt Nahrungsmittel zu kaufen", erzählt Jungclaus, "Deshalb haben wir in Kolumbien eine Spendenaktion initiiert." Da sei es für ihn immer befremdlich gewesen, wenn er Nachrichten aus Deutschland mitbekam, "wo sich über Corona-Maßnahmen aufgeregt und von Corona-Diktatur geredet wurde", sagt der Grünen-Politiker.

Nach Ende des Lockdowns in Kolumbien ging Uta Jungclaus quasi von Bord. Ihr sogenanntes Sabbat-Jahr war zu Ende. Von Kolumien aus kehrte sie in die Heimat zurück. Michael Jungclaus setzte seine Weltumsegelung zunächst allein fort.

Michael Jungclaus überwintert zuhause in Neuenhagen. (Privat: rbb)
Abgetaucht! | Bild: Privat

Verbindung in die Heimat hielt Michael Jungclaus über Telefon und Internet. Und auf seiner Webseite lieferte er Bilder aus den schönsten Ecken der Welt: tauchen mit Seelöwen oder Haien, planschen mit Delfinen oder Auge in Auge mit Riesen-Leguanen.

Als er den Pazifik mit seinem Segelboot erreichte, stieg seine Tochter zu. Beide setzten den Törn zusammen fort. "Die Inseln, die Atolle, die Vulkaninseln, die Lagunen sind ein Traum. Auch die Unterwasserwelt ist schon beeindruckend, wenn man da vorher nicht war", sagt Jungclaus, "ich habe vorher nicht viele Fernreisen unternommen. Das ist schon beeindruckend."

30 Jahre für Kindheitstraum gespart

Jungclaus erfüllt sich mit der Weltumseglung einen Kindheitstraum. Fast 30 Jahre habe er gespart und sich darauf vorbereitet. Es soll eine Reise sein an die Orte, die vom Klimawandel als erstes und am stärksten betroffen sind. "Korallen sterben, das fand ich erschreckend. Bis Französisch-Polynesien habe ich keine intakten Riffe gesehen", sagt er.

In der Südsee musster Jungclaus erneut unterbrechen (Bild: Privat)
In der Südsee musste Jungclaus Corona-bedingt erneut unterbrechen. | Bild: Privat

Als er Französisch-Polynesien erreichte - die Inselgruppe gehört zu Frankreich - war für Jungclaus aufgrund divergierender Corona-Regeln vorerst wieder Schluss. Er hätte von dort keine andere Häfen oder Länder mehr ansteuern können. Da die Südsee-Inseln zur Europäischen Union zählen, konnte er zumindest ein Flugzeug Richtung Deutschland besteigen. Im Gepäck hatte er zudem eine drei Kilo schwere defekte Dieselpumpe, für die er in der Südsee keine Ersatzteile bekam.

Nun heißt es für Jungclaus also erst einmal wieder Enten in Neuenhagen statt Delphine im Ozean. Im April will er seine Weltumseglung fortsetzen und dann verlängern - und vielleicht in zwei Jahren, zu seinem 60. Geburtstag, wieder in der Heimat sein.

Sendung: Antenne Brandenburg, 24.01.2022, 14:40 Uhr

Mit Material von Michael Lietz

9 Kommentare

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  1. 9.

    Ja, liebe Lisa, so ist das halt. Meine grünen Nachbarn fahren auch SUV (2 Stück) und erzählen uns was von Umwelt, Klima usw.

  2. 8.

    Ich bin nicht geneigt, dem Herrn Jungclaus seine Diäten zu missgönnen. Aber wer als Grüner nicht die egoistische Hybris darin erkennt, die Welt zu umsegeln, um Korallenriffe zu besuchen, der kann einem schon leid tun. Wäre es nicht das beste für die Korallenriffe, wenn niemand mehr von sonstwo dorthin kommt, um sich das vor Ort anzuschauen? Das Segelboot macht die Reise vllt. ökologischer, aber wirklich zu rechtfertigen ist der Aufwand auch dann nicht, der natürlich trotzdem nicht ohne ökologischen Fußabdruck daherkommt, nur damit wieder ein einzelner meint, sonstwo die "unberührte Natur" zu berühren und dann allen davon zu berichten, wie schlimm es um sie steht. Vllt. sollten wir alle nochmal zu den Riffen reisen. Wir kaufen uns alle ein Segelboot und fahren dahin. Das wäre doch mal ein Ökotourismus ...

  3. 7.

    Nachdem Herr Jungklaus in den zehn Jahren als Landtagsabgeordneter sich jeden entbehrlichen Euro mühsam von seinem dürftigen Salär abzweigen mußte, geht nun sein Traum in Erfüllung. Da kann man es sich dann auch leisten Frau und Tochter ein- oder ausfliegen zu lassen. Wie rührend seine Schilderung, als der Herr Angeordnete a.D. mit seiner Kollekte das Elend in der Dritten Welt linderte. Solche uneigennützigen Menschen müßte es mehr geben. Wir sollten uns ein Beispiel an ihm nehmen.

  4. 6.

    Es ist doch für alle sehr erbaulich festzustellen, dass ehrliche Arbeit sich nicht lohnt. Ein Möbeltischler schippert nach 10 Jahren Aufenthalt im Brandenburger Landtag (was hat er da eigentlich getan?) durch die Welt und muss nun aufgrund von Corona nach Deutschland zurück. Er muss aber auch jetzt nicht arbeiten, mit 60 Jahren und ganz sicher auch ohne Rentenabschläge, ist ja Abgeordneter... Ich gehe morgen auf die Intensivstation zurück und bin sehr glücklich, dass es unseren Politikern, aktiv und im Ruhestand, so gut geht.

  5. 5.

    Cry me a river.

  6. 4.

    Was sagen denn die Grünen dazu? Uns wird doch eigentlich das Gegenteil geboten? Alles nur Schein.

  7. 3.

    Das ist ja auch wichtig, eine Weltreise.
    Mein Mitgefühl hält sich aber sowas von in Grenzen.

  8. 2.

    Mir kommen die Tränen!

  9. 1.

    Mir kommen die Tränen.