Auswertung der Bundesagentur für Arbeit - Gehälter in Berlin und Brandenburg im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit gestiegen

Do 21.07.22 | 08:53 Uhr
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Ein Kundin zahlt mit einer Kreditkarte ihren Einkauf an einem Terminal. (Quelle: dpa/Gelhot)
Bild: dpa/Gelhot

Der Gender-Pay-Gap fällt in Berlin und Brandenburg vergleichsweise klein aus, in Brandenburg verdienen Frauen sogar mehr als Männer. Neue Zahlen der Bundesagentur belegen außerdem Gehaltssteigerungen in allen Branchen seit Pandemiebeginn.

Die Gehälter der Vollzeitbeschäftigten in Berlin und Brandenburg sind im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit gestiegen. Das gilt für Männer und Frauen gleichermaßen, wie eine Auswertung der Bundesagentur für Arbeit zeigt. Die Lohnlücke zwischen den Geschlechtern, der sogenannte Gender-Pay-Gap, sei vergleichsweise gering, teilte die Regionaldirektion Berlin-Brandenburg am Mittwoch mit. In Brandenburg verdienen vollzeitbeschäftigte Frauen demnach sogar mehr als Männer.

In Berlin lag der Median des Bruttomonatsentgelts aller Vollzeitbeschäftigten Ende 2021 bei 3.631 Euro, Ende 2019 waren es 3.383 Euro, wie die Bundesagentur weiter mitteilte. In Brandenburg lag der Wert demnach bei 2.878 (2019: 2.708) Euro. Frauen verdienten dort 2971 (2019: 2.779) Euro. Männer kamen auf monatlich 2.838 (2019: 2.676) Euro. In Berlin lag der Wert bei Frauen bei 3.585 (2019: 3.329) Euro und bei Männern bei 3.676 (2019: 3.441) Euro.

West-Ost-Unterschied beim Verdienst verringert sich

Das Medianentgelt bezeichnet den Wert, von dem aus betrachtet es genauso viele niedrigere wie höhere Einkommen gibt. Das Durchschnittseinkommen liegt höher.

Berlin und Brandenburg lägen in der Gehälterfrage traditionell fast gleichauf, sagte die Leiterin der Regionaldirektion, Ramona Schröder. "Wir wissen aber auch, dass es in bestimmten Berufen immer noch Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen gibt, obwohl sie die gleiche Arbeit machen."

In Ostdeutschland stiegen die Löhne und Gehälter mit 3.007 Euro erstmals über die Schwelle von 3.000 Euro. In Westdeutschland verdienten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Median 3.626 Euro. Am höchsten waren Löhne und Gehälter in Hamburg, Baden-Württemberg und Hessen. Die niedrigsten wurden in Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen und Sachsen-Anhalt gezahlt.

In Brandenburg stiegen die Einkommen im vergangenen Jahr langsamer als im Bundesdurchschnitt. Daher ist der Einkommensunterschied im vergangenen Jahr noch größer geworden. Der Unterschied betrug 2021 918 Euro, im Jahr 2020 lag er noch bei rund 870 Euro, wie das Wirtschaftsministerium in Potsdam berichtete.

Gehaltssteigerungen in allen Branchen

Nach Angaben der Regionaldirektion zeigten sich Gehaltssteigerungen in allen Branchen. Allerdings gebe es auch Ausnahmen. Insbesondere im Gastgewerbe habe es 2021 im Vergleich zu 2019 Einbußen gegeben. Im Bereich Erziehung und Unterricht seien dagegen sowohl in Berlin als auch in Brandenburg die Löhne der Vollzeitbeschäftigten deutlich gestiegen.

Das Statistikamt hatte Anfang März mitgeteilt, beim Stundenlohn habe es 2021 sowohl in Berlin als auch in Brandenburg eine Lohnlücke zugunsten der Männer gegeben. Nach dieser Erhebung bekamen Frauen in Brandenburg durchschnittlich 17,79 Euro brutto pro Stunde und Männer 18,73 Euro. In Berlin erhielten Frauen 20,91 Euro und Männer 23,25 Euro.

Sendung: Inforadio, 20.07.2022, 15:00 Uhr

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40 Kommentare

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  1. 40.

    Ich gebe Ihnen vollkommen recht ... jetzt 30 Jahre nach "Beitritt".
    Wahnsinn? Für mich noch eher ein Skandal!

    Mit dem "klein wenig Verständnis" meinte ich, dass Ost-Lehrer oft noch den gewissen "DDR-Einschlag" hatten.
    Was m.E. nicht verkehrt war und evtl. noch ist ;-)
    Natürlich abgesehen von "Hoch lebe die Partei" oder "Seid bereit - Immer bereit" ect.

  2. 39.

    Ost/West-Lehrer haben keinen Unterschied. Im Gegenteil, die Ostlehrer mussten sogar als Erfahrenen ein Zusatzstudium im Fernunterricht machen. Eine Zumutung für Viele, wenn man sieht, was da gelehrt wurde (Literatur)? Und jetzt: Bis heute 2 Gehaltsgruppen drunter, ohne Beförderungen und Mehrarbeit/Stunden. Wahnsinn?

    P.S. 100% Anpassung ist nur verschleiernd innerhalb einer Gehaltsgruppe gemeint. Sagt ein Gymnasium Fördermitglied.

  3. 38.

    Das würde ich gern erstmal im Detail aufgeschlüsselt bekommen, woher dieser mittlere Wert und Unterschied bei Männern und Frauen kommt. Vielleicht besetzen auch einfach mehr Männer Führungspositonen und verzerren so den mittleren Wert nach oben, obwohl es bei relativ normalen Anstellungsverhältnissen im Mittelfeld gleich ist - wenn dazu noch Frauen im unteren Feld überrepräsentiert sind, verzerrt das noch mehr beim Vergleich mittlerer Werte. Aber im Prinzip sehe ich das schon genauso wie Sie.

  4. 37.

    Die Anerkennung des "Ausbildungsniveau" ist m.E. ein Riesen-Problem.
    Ost-Ärzte schlechter als West-Ärzte
    Ost-Maschinenbauer schlechter als West-Maschinenbauer
    usw.
    (Ost/West-Lehrer hätte ich sogar noch ein klein wenig Verständnis)
    Woran das liegt?
    Der Osten mit seinen Arbeitnehmer ist ja schließlich beigetreten, also ...

    Selbst ein Gabelstapler-Fahrer aus z.B. Afghanistan muss hier noch mal einen Schein machen oder
    ein Englisch/Sport-Lehrer aus der Türkei muss bei uns - wenn er als Erzieher arbeiten möchte - eine komplette Erzieherausbildung machen.
    Ist dies in anderen Länder genauso?

  5. 36.

    Das der Ausbildungsort die Rolle spielt könnte stimmen. „Dagmar“ meinte das BIP. Und „das Beste“: Das Ausbildungsniveau war damals höher und bedeutet höhere Löhne? Obwohl, Maschinenbau = Maschinenbau, überall auf der Welt.

    P.S.Diskriminierung und Biologisierung kommt, zum Glück, hier in der Diskussion nicht vor, wie sonst bei ähnl. Anlässen. Woran das liegt?

  6. 35.

    "... Je nach dem, wo man geboren ist? Verrückt? ..."
    Falsch.

    Richtig, wo man ausgebildet wurde.
    Ich kann doch in Ostberlin geboren sein, mit meinen Eltern die DDR verlassen haben, in Westberlin ein Lehrerstudium absolviert haben und bekomme jetzt Ost-Gehaltsstufe? Dies kann ja wohl nicht stimmen!

  7. 34.

    Fangen wir doch erst einmal damit an, dass Frauen und Männer dasselbe bekommen sollten: "Frauen 20,91 Euro und Männer 23,25 Euro." Das ist in der heutigen Zeit nicht mehr hinnehmbar.

  8. 33.

    "und als Ergänzung: Pro Lohn/Gehaltsgruppe" Und als weitere Ergänzung: pro Arbeitsstunde und nicht nur im Monatsbrutto bei vielleicht höherer Arbeitstundenzahl.

  9. 32.

    Jedenfalls muss sich niemand fragen, woraus die Pendlerströme Brandenburg - Berlin resultieren.

  10. 31.

    "100 Prozent Lohn und Gehalt zu zahlen" - genau... und als Ergänzung: Pro Lohn/Gehaltsgruppe. Bei Lehrern ist es noch heute so, dass 1-2 Lohngruppen tiefer angesetzt wird und Beförderungen ganz ausbleiben. Je nach dem, wo man geboren ist? Verrückt?

  11. 30.

    Wenn es im Osten weniger Aktiengesellschaften und Milliardäre gibt, hat es nichts mit unterbezahlumg im Osten zu tun!

  12. 29.

    Was haben die Gehälter in Ministerien mit dem BIP zu tun? Klar ist, gar nichts.

    Übrigens, der Berliner Senat hat 1995 beschlossen, ab 1996 an Ostberliner Beschäftigte des öffentlichen Dienstes 100 Prozent Lohn und Gehalt zu zahlen, ergo seit 1996 ist dieser Bereich angeglichen.

  13. 28.

    Warum Minister? Angestellte im Ministerium sind gemeint. Und da entscheidet in Berlin der Geburtsort, nicht der Ort des Ministeriums und auch nicht der Wohnstadtbezirk, Wetten? Deshalb wiederholt dieses Beispiel, was Ihre BIP Erklärung widerlegt.

  14. 27.

    Nachtrag:
    Und jetzt wird der Leitzins auch noch erhöht - OH NO

    @Wossi
    Ich persönlich kenne - zum Glück - keinen Betroffenen.
    Aber viele Kenne aber auch häufig ihre Rechte nicht. #Beratungshilfe

  15. 26.

    Ich habe mit dem Beispiel Hessen eine Antwort geliefert, aber für Ihre Behauptung bezüglich Berlin, da konnte ich bis dato überhaupt kein Anhaltspunkt finden, dass dies stimmt, schon gar nicht bei hiesigen Ministern.
    Eigentlich ist Berliner Regierung für ganz Berlin zuständig, ergo gibt es da keine Teilung in ost und west, und darübeerhinaus ist der Wohnort im ganzen Bundesgebiet egal, auschlaggebend ist immer der Ort der Beschäftigungsstätte, siehe Beispiel " Hessen", mein Beitrag Nr.10.

  16. 25.

    Vermutlich passen die Antworten "nicht in das Bild" und werden unangenehme Fragen (jenseits des BIP, "Dagmar") aufwerfen. Wenn es darauf keine Antworten gibt, ist dies auch Eine.

    P.S. Gibt es ein anderes Wort für Benachteiligung jenseits anderer "Marottendiskussionen"?

  17. 24.

    Gibt es "diese Besonderheit" beim öffentlichen Dienst?
    Habe noch nie gehört, dass der Geburtsort zählt. Selbst bei der Rente geht es in Berlin nach Wohnort.

    Es zählt doch m.E. in Berlin, in welchem Teil das Unternehmen "gemeldet" ist ... also Ost- bzw. West-Tarif-Zone,
    egal, wo der Arbeitnehmer wohnt bzw. geboren ist.

    (Konnte jetzt auf die schnelle keinen Verweis im Netz finden)

  18. 23.

    @rbb24: Statistische Nachfrage: Wie ist der Unterschied des Median der Bruttogehälter in B und BRB zum arithmetischen Mittel? Wie groß ist die Varianz der Bruttogehälter in B und BRB? Gibt es für die Maßzahlen signifikante Unterschiede in den Mittelwerten/Medianen und Spannweiten bei den verschiedenen Altersklassen? Wie sind diese Unterschiede auf staatliche und private Arbeitgeber verteilt (in B sitzt immerhin die Bunderegierung mit zahlreichen Ministerien neben der Landesregierung)? Ist diese Erhebung für alle Arbeitnehmer in B/BRB incl. Pendler aus dem Ausland oder nur für AN mit deutscher Staatsbürgerschaft? Sollte man aus den Originaldaten problemlos beantworten können.

  19. 22.

    Warum unterscheidet sich der Median zwischen B und BRB um rund 1000 EUR beim Brutto? "In Berlin lag der Median des Bruttomonatsentgelts aller Vollzeitbeschäftigten Ende 2021 bei 3.631 Euro ... In Brandenburg lag der Wert demnach bei 2.878 (2019: 2.708) Euro." Darauf wird nirgends eingegangen und war wohl auch dem rbb keine Nachfrage wert. Ich finde diesen Unterschied wesentlich in der Höhe.

  20. 21.

    Wenn es so wäre wie Sie schreiben, dann dürfte es solche Fälle nicht geben:
    "Ein Ministerium liegt im Ostberlin eines im Westberlin. Ein Westberliner arbeitet im Ostministerium für Westgehalt. Ein Ostberliner arbeitet im Westteil für Ostgehalt. Ein Ostberliner zieht in den Westteil, arbeitet dort auch und bekommt Osttarif. Weil er im Osten geboren wurde. Wie nennt man das, wenn der Ort der Geburt entscheidet und der BIP gar keine Rolle spielt? So etwas gibt es nur in Deutschland. Ob in Schweden oder so, auch die Gehälter nach BIP-Region gezahlt werden? Ob die Geburt in einer Region in Schweden darüber entscheidet, was man verdienen darf.... für die Rente? Oh je, die Geburt ist es.... in Deutschland."

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