Immobilienkonzern angeschlagen - Vonovia zieht sich von Übernahme der Adler Group zurück

Mi 03.08.22 | 11:19 Uhr
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Symbolbild: Adler Real Estate Logo auf einem Smartphone-Display. (Quelle: dpa/M. Bihlmayer)
Bild: dpa/M. Bihlmayer

Für Vonovia, den größten deutschen Immobilienkonzern, kommt eine Übernahme des angeschlagenen Konkurrenten Adler Group nach eigener Aussage nicht mehr in Betracht. "Die Märkte haben sich verändert und deswegen ist für uns die ursprüngliche Überlegung, die Adler Group zu übernehmen, definitiv vom Tisch", sagte Unternehmenschef Rolf Buch der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX am Mittwoch. Die Entscheidung von damals könne man deshalb auch kritisch hinterfragen.

Die Adler Group hat ihren rechtlichen Sitz in Luxemburg und ihren operativen Hauptsitz in Berlin. Ihr gehören in der Hauptstadt diverse Immobilien, unter anderem ist der Konzern Eigentümer des Gebäudekomplexes "Steglitzer Kreisel".

Adler Group seit Monaten in den Schlagzeilen

Vonovia wurde vor einigen Monaten größter Aktionär beim Branchenrivalen Adler Group, der in schweres Fahrwasser geraten war. Vonovia sicherte sich im Wege der Pfandverwertung einen Anteil von 20,5 Prozent an dem Konkurrenten.

Die Adler Group ist seit Monaten in den Schlagzeilen. Der im Zuge des Wirecard-Skandals bekannt gewordene Shortseller Fraser Perring hatte dem Unternehmen Betrug und Bilanzfälschung vorgeworfen. Der Konzern bestritt alle diese Vorwürfe. Eine von Adler beauftragte Untersuchung durch die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG Ende April brachte jedoch keine vollständige Entlastung.

Nach Recherchen von NDR und rbb [ard-mediathek.de] soll der Konzern zudem Rechnungen nicht bezahlt haben. Es handelt sich dabei um offene Beträge von insgesamt fast 78 Millionen Euro.

Vonovia will Wohnungen verkaufen

Vonovia kündigte am Mittwoch außerdem an, über einen "längeren Zeitraum" Wohnungen im Wert von 13 Milliarden Euro zu verkaufen. Grund dafür sei, dass der Konzern in Zeiten gestiegener Kapitalkosten und Zinsen über "andere Möglichkeiten der Kapitalallokation nachdenken" müsse, sagte eine Sprecherin. Bei der Tochter Deutsche Wohnen steht zudem die Pflegeheim-Sparte auf dem Prüfstand.

Ob Bestände in Berlin betroffen sind, ist unklar. Es handle sich um Wohnungen und Mehrfamilienhäuser, hieß es. Zunächst war aber noch unklar, um welche konkreten Bestände es geht und wie der genaue Zeitplan aussehen könnte. Auch über die Verwendung der Einnahmen - etwa Investitionen, Schuldenabbau oder Neubau - werde noch entschieden.

Der Immobilienriese besitzt rund 565.000 Wohnungen, die meisten davon in Deutschland. In Berlin sind es laut Vonovia rund 42.000 Wohnungen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 03.08.2022, 17:00 Uhr

6 Kommentare

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  1. 6.

    Na, irgendwer wird die Adler Group dann schon aufkaufen, wenn die erst einmal in der Insolvenz ist. Schließlich kann man dann für einen Appel und ein Ei günstig seine Bestände erweitern. Wird gemeinhin als "Leichenfleddern" bezeichnet und ist üblich bei guter Insolvenzmasse

  2. 5.

    "Das was Sie hier anführen ist schon mindestend 5 Jahre her"
    Na sehn Sie! Seit 5 Jahren ein reines Speku-Objekt.
    Und sollten Sie die Reportage dazu nicht gesehen haben, sollten Sie das unbedingt nachholen. 78 Mio unbezahlte Rechnungen sind nicht ohne - und wenn Sie die Nutzer hören, die ja schon längst drin sein sollten und das bereits finanzierten, dann geht auch Ihnen ein Licht auf.

    Aber Vonovia ist auch ein Licht aufgegangen. Immerhin trennt man sich ja nun von Werten in Höhe von 13.000.000.000 Euro, nachdem man 17.000.000.000 für die Handvoll DW hingelegt hat.

  3. 4.

    Haben Sie auch mal auf die Jahreszahlen geachtet? Das was Sie hier anführen ist schon mindestend 5 Jahre her und Ihr verlinkter Artikel redet von Inflation. Inflation ist dass, wenn alles teurer wird. Also auch Handwerker, Material, Dienstleistungen und Gehälter. Fällt Ihnen da was auf? Löhne (auch Ihr eigener)wie heute und Mieten wie vor 40 Jahren?

  4. 3.

    "bauen und vermieten lohnt sich nicht mehr."
    Und wieso kauft man dann den Kreisel, wenn man schon klamm bei Kasse ist?
    Natürlich! Die wollen alle nicht bauen. Das sind reine Speku-Objekte. Und wenn es keine Speku-Okjekte mehr gibt, dann macht man es wie Vonovia. https://www.rbb24.de/wirtschaft/beitrag/2022/06/vonovia-erhoeht-die-preise-mieter-berlin-immobilienkonzern.html

  5. 2.

    Ach guck mal, wie in Berlin die Steuereinnahmen aus Mieteinnahmen von Miethaien aus ganz Deutschland sprudeln von DW, Adler und co. Hauptsitz in Berlin und Wohnungen in ganz Deutschland.
    Und Kommentar 1: ja Sie haben Recht, bauen und vermieten lohnt sich nicht mehr. Dafür haben vor allem Linke gesorgt. Enteignung, Deckel, Spiegel, Übergewinn, Bauvorschriften, Auflagen, CO2 Umlage, Nebenkostenprivileg, Vorkaufsrecht, (zwangs)Abwendungsvereinbarungen, Millieuschutz, angespannte Gebiete und nicht zuletzt das ausgeuferte paradiesische Mietrecht.
    Vermieten ist wie Geld verbrennen und Ärger am Hals.

  6. 1.

    Die Aufwendungen zur Finanzierung des Wohnungsbau steigen und nu bekommt jemand kalte Füße.
    Die Recherche zum Umgang mit den Leistungserbringern dürften da dann noch der berühmte Tropfen sein.
    Nach dem Deal mit der DW ist das jetzt eine gute Nachricht.

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