Einigung mit IG Metall - Stellenabbau bei Zughersteller Alstom vorerst abgewendet

Di 21.03.23 | 15:11 Uhr
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Ein Fahrzeugmonteur arbeitet in der Bombardier Transportation GmbH in Hennigsdorf (Brandenburg) an einer S-Bahn. (Quelle: dpa/Bernd Settnik)
Audio: Antenne Brandenburg | 21.03.2023 | Robin Marienfelde | Bild: dpa/Bernd Settnik

Die Mitarbeiter des Alstom-Werkes in Hennigsdorf können durchatmen: Der Schienenfahrzeughersteller will von dem angekündigten Stellenabbau in Deutschland vorerst absehen. Allerdings soll das Personal ein paar bittere Pillen schlucken.

Der geplante Abbau Hunderter Stellen beim Zugbauer Alstom ist nach einer Tarifeinigung vom Wochenende vorerst abgewendet - die Industriegewerkschaft Metall bezeichnete den Kompromiss am Dienstag als "gute Nachricht" für die Beschäftigten. "Dieses Verhandlungsergebnis stärkt die Bahnindustrie und kann damit entscheidend zum Gelingen der Verkehrswende beitragen", teilte der geschäftsführende IG-Metall-Vorstand Jürgen Kerner mit. Zuvor hatte der "Tagesspiegel" berichtet.

Gewerkschaft und Konzern hatten sich bereits am Samstag nach rund einem Jahr Verhandlungen auf einen Tarifkompromiss geeinigt, der den Erhalt der bis zu 1.300 bedrohten Arbeitsplätze an den bundesweiten Alstom-Standorten vorsieht, hieß es von Arbeitgeberseite. Damit ist auch ein Stellenabbau im Alstom-Werk in Hennigsdorf (Landkreis Oberhavel) vom Tisch. Dort standen bis zu 450 der 2.000 Arbeitsplätze zur Disposition.

Investitionen und Einsparungen

Der Bürgermeister von Hennigsdorf, Thomas Günther (SPD), hat erleichtert auf die Jobrettung reagiert. "Nach den vielen Monaten der Verhandlungen bin ich froh, dass es ein Ergebnis gibt, das auch von beiden Seiten so akzeptiert wird", sagte Günther am Dienstag dem rbb. Er hoffe, dass die IG-Metall-Mitglieder der Vereinbarung zustimmen werden, sagte Günther Antenne Brandenburg. Allerdings müssten die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer auch Einschnitte hinnehmen.

"Das heißt jetzt erstmal drei Jahre Klarheit und Sicherheit für den Standort, was die Entwicklung des Personals angeht", so Günther. "Aber drei Jahre sind auch schnell wieder vorbei." Die Zeit müsse nun genutzt werden, um Aufträge und Produktion in Hennigsdorf zu organisieren und zu konzentrieren, sagte er. Es sei ein traditioneller Standort, an dem auch auch künftig Schienenfahrzeuge hergestellt werden sollten - und nicht nur entwickelt und konstruiert.

Am Montag war bekanntgeworden, dass sich der französische Konzern Alstom mit der Gewerkschaft offenbar auf einen Zukunftstarifvertrag geeinigt hat. Wie aus Konzernkreisen verlautete, will Alstom in seine deutschen Standorte investieren, um deren Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Im Gegenzug verzichten die Mitarbeiter auf Sonderzahlungen wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Dadurch werden insgesamt bis zu 34 Millionen Euro gespart.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 21.03.2023, 19:30 Uhr

13 Kommentare

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  1. 13.

    Ja, genau: Die "einfachen Lösungen", gegen arbeitende Menschen gerichtet, die seit Jahren und jeden Tag auf's NEUE den Unternehmenserfolg sichern und vor allem durch ihr Fachwissen samt engagierten Einsatz alles am Laufen halten. Das ist "der Respekt, die Wertschätzung" an die "lieben Mitarbeiter:innen" die dann auch noch jahrelanges Managementversagen "ausbaden" müssen. Selber denken macht schlau! Und GEGEN DIE MEHRHEIT der Menschen in der Gesellschaft(abhängig beschäftigt) solch eine UN-und Wirtschafts-Politik zu machen "lohnt" sich nicht und setzt auch das Demokratieverständnis unter Druck: Demokratie darf aber nicht vor den Werkstoren enden.

  2. 12.

    Lieber auf etwas Lohn verzichten, als den Job zu verlieren.

    Aber vielleicht wäre die Abwanderung des Unternehmens besser gewesen. Lehrt die Arbeitnehmer Demut

  3. 11.

    Nun übertreiben Sie nicht. Niemand wird wegen 5% auf Urlaub oder Geschenke verzichten müssen

    Oder wäre Ihnen die Alternative lieber?

  4. 10.

    Da die Löhne in Deutschland zu stark steigen, werden in Zukunft noch mehr unternehmen abwandern.

    Auch dem Alstom Konzern bleibt nichts anderes übrig, wenn die Konkurrenzfähigkeit gefährdet ist.

    In Deutschland steigen die Produktionskosten aber weltweit sinken sie. Keine gute Entwicklung. Aber soweit denken Gewerkschaften und AN nicht

  5. 9.

    Nach jahrelangem Missmanagement bei BT und anschließender Fehleinschätzung des AT-Managements bekommen die Arbeitnehmer die Pistole auf die Brust gesetzt. Entweder Lohnverzicht oder Verlagerung von 1200 Stellen in Länder mit günstigerem Lohngefüge.

    Alles jubelt, Friede-Freude-Eierkuchen, ein Meilenstein!

    Traurig sind die AN und ihre Familien, die bei einem Lohnverzicht von über 5% weder Urlaub noch Weihnachtsgeschenke sehen.

  6. 8.

    Ist ja nicht so, dass sich heutzutage jeder seinen Job aussuchen kann.

    Da kann man auch Politiker werden und sich von hohlen Wutbürger non stop beschimpfen lassen oder eben eine Beamtenposition anstreben.

  7. 7.

    Respekt(!)"Team IG Metall" (Gesamt-Betriebsräte-Vertrauensleute-Beschäftigte). Ein langer gemeinsamer Kampf und endlich ein "erster Erfolg" mit einigen auch belastbaren Ergebnissen. MEHR. MACHT. STARK: im Verbund mit allen Standorten erreicht. Solidarisch, Team IG Metall eben. Das muss so bleiben, BITTE, denn das (eiskalte)Alstom-Management wird "erneut angreifen" (!), trotz "Verzicht". Das ist "nur" eine Frage der Zeit. Als ehemaliger Bahnbeauftragter des IGM-Vorstands spreche ich aus "dickem Erfahrungsfundus". Glück auf!

  8. 6.

    Die Situation der vollen Auftragsbücher kann sich bei einer Steigerung der Produktionskosten ganz schnell ändern.

  9. 5.

    Man droht mit Produktionsverlagerung nach Polen, Tschechien, Ungarn usw.. Funktioniert leider seit 25 Jahren.

  10. 4.

    Merkwürdig!
    Ein gut funktionierender Produktionsstandort mit gut gefüllten Auftragsbüchern kann in Zeiten massiven Fachkräftemangels seine Arbeitnehmer zu Lohnverzicht stimulieren.
    Das erklär mir bitte mal jemand.

  11. 3.

    Der wievielte Firmenschriftzug auf der Fassade am Haupttor?

  12. 2.

    Nehmen Sie mal Beamten oder gar Politikern etwas von ihrem beachtlichen Einkommen weg. Geht oft gar nicht weil die Bestimmungen und Gesetze nicht gewöhnliche Arbeitsverträge schützen.

  13. 1.

    Ganz ehrlich seit froh habe ja bei der INO in Hennigsdorf gelernt und später meine Arbeit verloren, also seid dankbar das Arbeitsplätze erhalten bleiben.

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