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Audio: Radioeins | 06.12.2023 | Wolfgang Porsche | Quelle: imago images/Seeliger

Nächster GDL-Warnstreik

Lokführer wollen von Donnerstagabend bis Freitagabend streiken

Die Lokführergewerkschaft GDL hat die Tarifverhandlungen mit der Bahn für gescheitert erklärt. Jetzt steht ein neuer Warnstreik bevor: Ab Donnerstagabend sollen die meisten Züge im Personenverkehr still stehen - für 24 Stunden.

Hinweis: Dieser Beitrag wird nicht mehr aktualisiert. Alle aktuellen Informationen zum Warnstreik der GDL finden Sie hier.

Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) will den Personen- und Güterverkehr in Deutschland von Donnerstag, 7. Dezember, bis Freitagabend erneut bestreiken. Das teilte die GDL am Mittwochabend mit.

Laut der GDL soll der bundesweite Warnstreik am Donnerstag um 18 Uhr mit dem Güterverkehr starten, ab 22 Uhr sollen dann auch keine Personenzüge mehr fahren. Der Streik soll am Freitagabend, 8. Dezember um 22 Uhr enden. Bis einschließlich 7. Januar werde es danach keine weiteren Arbeitskampfmaßnahmen geben, sagte der GDL-Vorsitzende Claus Weselsky am Mittwoch in Potsdam dem MDR.

Zum Warnstreik aufgerufen sind sämtliche Arbeitnehmer unter anderem in den Bereichen Fernverkehr und Regionalverkehr, ebenso die Mitarbeiter der S-Bahnen in Berlin und Hamburg. Damit müssen sich Fahrgäste erneut auf Tausende ausfallende Züge im Nah- und Fernverkehr einstellen. Welche Auswirkungen der Warnstreik konkret auf die Region Berlin-Brandenburg haben wird, ist noch nicht klar. Die S-Bahn Berlin erwartet eigenen Angaben zufolge massive Einschränkungen während des Warnstreiks.

Die BVG ist nicht davon betroffen, ebensowenig wie die Niederbarnimer Eisenbahn (NEB), Flixtrain und die ODEG. Letztere wies aber am Mittwochabend darauf hin, dass es auf allen Linien zu Störungen kommen kann [odeg.de].

Streikhotline ab Donnerstagvormittag, Notfahrplan ab Nachmittag

Die Bahn kündigte am Mittwochabend an, wie beim vergangenen Streik vor wenigen Wochen einen Notfahrplan mit einem stark reduzierten Angebot an Fahrten anzubieten. "Für diese Fahrten setzt die DB längere Züge mit mehr Sitzplätzen ein, um möglichst viele Menschen an ihr Ziel bringen zu können. Dennoch kann eine Mitfahrt nicht garantiert werden", teilte das Unternehmen mit.

Erneut bietet die Bahn ihren Kundinnen und Kunden an, ihre am 7. oder 8. Dezember geplante Reise zu verschieben, sie hob die Zugbindung an diesen Tagen auf. Fahrgäste können ihre Reise dieses Mal aber nicht nur später antreten, sondern auch vorverlegen und ihre Tickets bereits vor dem Streikstart am Donnerstagabend nutzen. Sie können außerdem Züge mit einer anderen Streckenführung zu ihrem Zielort nutzen, als ihr ursprünglich gebuchter.

Laut der Bahn soll der Notfahrplan ab Donnerstagnachmittag in der App und auf der Homepage des Unternehmens verfügbar sein [bahn.de]. Bereits ab Donnerstagvormittag will die Bahn eine kostenlose Streikhotline unter der Nummer 08000 99 66 33 anbieten.

Tarifverhandlungen im nächsten Jahr

Verdi fordert im Brandenburger Nahverkehr 20 Prozent mehr Geld

Eskalation binnen kurzer Zeit

Zuletzt streikte die GDL bei der Bahn am 15. und 16. November. Bei dieser 20-stündigen Arbeitsniederlegung fielen gut 80 Prozent der eigentlich vorgesehenen Fernverkehrsfahrten aus. Im Regionalverkehr waren die Auswirkungen in manchen Bundesländern noch deutlicher, in einigen Regionen fuhr zeitweise quasi kein Zug und kaum eine S-Bahn.

Der Tarifstreit zwischen der GDL und der Bahn ist in sehr kurzer Zeit heftig eskaliert. Mit dem nun ausgerufenen Warnstreik bleibt die GDL wie angekündigt auf Konfrontationskurs. Zwischen dem Verhandlungsauftakt und dem Scheitern der Gespräche lagen nur 15 Tage - dazwischen kam es bereits zu einem Warnstreik, zudem leitete die Gewerkschaft eine Urabstimmung über unbefristete Streiks ein. In der vergangenen Woche hatte die GDL bereits weitere Warnstreiks angekündigt, ohne ein genaues Datum zu nennen.

Arbeitskampf auf der Schiene

GDL ruft zur Urabstimmung über Streiks auf

Einen Tag nach ihrem bundesweiten Warnstreik hat die Lokführergewerkschaft GDL ihre Mitglieder zu einer Urabstimmung über Streiks aufgerufen. Wann die Abstimmung stattfinden soll, ist unklar. Weitere Warnstreiks seien nicht ausgeschlossen.

Beide Seiten werfen sich Verantwortungslosigkeit vor

Die Bahn kritisierte den angekündigten weiteren Warnstreik am Mittwochabend. "Die Lokführergewerkschaft (GDL) vermiest Millionen unbeteiligten Menschen das zweite Adventswochenende. Ein Streik so kurz nach dem Wintereinbruch und so kurz vor dem Fahrplanwechsel ist verantwortungslos und egoistisch", sagte der Bahn-Personalvorstand Martin Seiler laut einer Mitteilung. Er bezeichnete die Forderungen erneut als "unerfüllbar" und forderte die Gewerkschaft auf, umgehend an den Verhandlungstisch zurückzukehren.

GDL-Chef Weselsky warf den Arbeitgebern vor, die "berechtigten Bedürfnisse der eigenen Beschäftigten" zu ignorieren und "die dringend nötigen Maßnahmen zu einer erfolgreichen Personalgewinnung" zu torpedieren. "Der Arbeitgeber, der jetzt nicht aufwacht, dem ist nicht mehr zu helfen", ließ sich Weselsky zitieren.

Marode Infrastruktur

Die Bahn ist 2023 wieder nicht pünktlich genug

Für ihre Pünktlichkeit ist die Deutsche Bahn wirklich nicht bekannt - zurecht, wie neue Zahlen beweisen. Im Oktober waren weniger als 60 Prozent der IC- und ICE-Züge pünktlich und es wird nicht besser, befürchtet der Fahrgastverband Pro Bahn.

Vierter Arbeitskampf bei der Bahn in diesem Jahr

Die GDL fordert für den neuen Tarifvertrag unter anderem eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit von 38 auf 35 Stunden bei gleichem Lohn. Der Bahn-Personalvorstand Seiler hält die Forderung seinen Worten zufolge für nicht umsetzbar und argumentiert, dass eine Umsetzung zu teuer sei. Zudem brauche es bei weniger Wochenarbeitszeit mehr Beschäftigte - in Zeiten des Fachkräftemangels seien diese aber nicht zu finden. Der GDL-Chef Weselsky geht dagegen davon aus, dass mit einer geringeren Wochenarbeitszeit die Berufe bei der Bahn attraktiver werden, wie er sagt.

Die Gewerkschaft fordert außerdem bei einem Jahr Laufzeit 555 Euro mehr Lohn und 3.000 Euro Inflationsprämie. Die Bahn hat bislang ein Angebot unterbreitet, das elf Prozent mehr Lohn und eine Inflationsprämie von bis zu 2.850 Euro vorsieht - gestreckt auf eine Laufzeit von 32 Monaten.

Der nun angekündigte Warnstreik wäre der vierte Arbeitskampf bei der Deutschen Bahn im laufenden Jahr. Im März und April streikte bereits die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG jeweils einen Tag lang und legte so zweimal den kompletten Fernverkehr lahm. Auch im Regionalverkehr ging an diesen Warnstreiktagen bundesweit so gut wie nichts. Die parallel gestartete Urabstimmung unter den GDL-Mitgliedern dauert noch einige Zeit an. Das Ergebnis soll am 19. Dezember vorliegen. Unbefristete Streiks sind möglich, wenn 75 Prozent der Abstimmungsteilnehmer für solche Arbeitskämpfe stimmen.

Sendung: rbb24 Abendschau, 06.12.2023, 19:30 Uhr

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