rbb-Doku "Kampf um Tesla" - Trotz Protesten: Tesla ist "gekommen, um zu bleiben"

Di 26.03.24 | 07:27 Uhr
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Archivbild: Teslafabrikgebäude in Grünheide Brandenburg.(Quelle: rbb)
Video: rbb24 Brandenburg | 26.03.2024 | Olaf Sundermeyer | Bild: rbb

Die Pläne zur Erweiterung des Tesla-Geländes sorgen für Konflikte. In einer rbb-Dokumentation kommen nun Gegner und Verteidiger zu Wort. Die einen fürchten die Folgen für die Region, andere sehen die Zukunft der Brandenburger Wirtschaft.

Rund zwei Wochen nach dem Besuch von Elon Musk in Grünheide (Oder-Spree) hat sich Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) jetzt detaillierter zu den Gesprächen mit dem Tesla-Chef geäußert. "Es war ein sehr ernsthaftes Gespräch, aber durchaus in einer positiven Atmosphäre."

Musk habe schon sehr deutlich gemacht, "was er von uns erwartet. Nämlich, dass er sagt: Ihr müsst es irgendwie hinkriegen, dass ihr dieser Attentäter habhaft werdet. Dass die Leute nicht das Falsche daraus lernen, wenn sie davonkommen." Das sagte Steinbach im Zuge der rbb-Reportage "Kampf um Tesla". Diese wird am Dienstagabend, 20:15 Uhr, ausgestrahlt und lässt Gegner sowie Befürworter zu Wort kommen.

Tesla-Chef will Aufklärung des Brandanschlags

Musk hatte das einzige Elektroauto-Werk von Tesla in Europa nach dem Angriff auf dessen Stromversorgung besucht. Der Brandanschlag einer mutmaßlich linksextremistischen Gruppe hatte für eine mehrtägige Unterbrechung der Produktion gesorgt. Der US-Amerikaner war daraufhin nach Grünheide gekommen, um sich ein Bild von der Lage zu machen.

Dort kam er unter anderem auch mit den Regierungschefs aus Brandenburg und Berlin, Dietmar Woidke (SPD) und Kai Wegner (CDU) sowie Steinbach zusammen. "Wir haben ihm (Elon Musk, Anmerk. d. Red.) dann bei der Gelegenheit sagen können, dass wir ganz froh sind, dass die Bundesanwaltschaft das übernommen hat und dort schlussendlich für so etwas auch eine andere Manpower dahintersteckt", sagt der Wirtschaftsminister. "Das hat er durchaus als vertrauensbildend empfunden."

Tesla will zugänglicher werden

Darüber hinaus sei es in den Gesprächen auch um die allgemeine Situation und die öffentliche Wahrnehmung des Autobauers in der Region gegangen. Das Tesla-Werk gilt als umstritten. Die Pläne zur Erweiterung des Fabrik-Geländes waren zuvor bei einer Befragung mehrheitlich auf Ablehnung gestoßen. 3.499 Einwohnerinnen und Einwohner stimmten mit Nein, 1.882 mit Ja. Zudem protestieren Umweltaktivisten seit Anfang März in dem betroffenen Wald, in dem die Erweiterung geplant ist, gegen das Vorhaben.

Auch die Außenwirkung von Tesla sei Thema des Gesprächs gewesen, sagt der Wirtschaftsminister Steinbach weiter. "Wir haben ihn davon überzeugen können, dass Tesla seine Öffentlichkeitsarbeit nochmal deutlich verändern muss, sich deutlich mehr öffnen muss, deutlich mehr Bestandteil auch der Kommune werden muss."

Werks-Leiter Thierig: Falschinformationen sorgen für Widersand

Wenige Tage nach dem Besuch wurden nun abgeänderte Erweiterungspläne des Elektroautobauers öffentlich ausgelegt. Diese beinhalteten die Hinweise aus der Bevölkerung, heißt es aus der Gemeinde. So sollen unter anderem statt der ursprünglichen mindestens 100 Hektar noch 47 Hektar Wald gerodet werden. Trotz der Änderungen bleibt der Widerstand. Doch am eigentlichen Ziel, einer Verdopplung der Produktionsfläche auf dem bisherigen Werksgelände, hält Tesla fest. Am Ende sollen dort bis zu 40.000 Menschen arbeiten und eine Million Autos pro Jahr bauen - mehr als dreimal so viel wie heute. Diese Pläne möchte das Unternehmen auf dem bisherigen Werksgelände realisieren.

Im Rahmen der rbb-Dokumentation stellt sich Werksleiter André Thierig jetzt das erste Mal überhaupt einem Fernsehinterview. Darin spricht er über den Gegenwind, dem sich Tesla ausgesetzt sieht. "Dieser Nährboden, der sich da über die letzten Wochen und Monate gebildet hat, der letztlich diese ganzen Bewegungen auch füttert und untermauert, basiert sehr viel auf Falschinformationen, wo es an uns liegt, an der Politik liegt, aber letztlich auch an den Medien liegt, diese kritisch zu hinterfragen und korrekt darzustellen. Denn dann nimmt man diesen Bewegungen auch den Schwung."

Tesla sei nicht zu stoppen, so Thierig. Auch der Brandanschlag sei lediglich eine kurze Unterbrechung gewesen. "Wir sind letztlich hierhergekommen, um auch zu bleiben und die Fabrik auszubauen, und den Wandel zur Elektromobilität, zur nachhaltigen Mobilität auch aus Grünheide heraus voranzutreiben."

Protestierenden sorgen sich weiter um Region

Gegner von Tesla hoffen derweil weiterhin, die Erweiterung aufhalten zu können. Das berichtet Mitglieder Grünheider Bürgerinitiative und Teilnehmer des Protest-Camps. Sie wurden ebenfalls für die Reportage des rbb begleitet und blicken mit Sorge auf ihrer Meinung nach kommenden Entwicklungen.

Ein Aktivist aus dem besetzen Wald, der sich selbst "Elster" nennt, sagte dazu: "Was ist dann, wenn hier das zweite Werk steht oder das dritte Werk oder das vierte? Wir sind ja noch lange nicht am Ende. Wir stehen ja gerade am Anfang."

Fehlende Distanz zum Brandanschlag?

Zwar haben die Wald-Besetzer nach dem Brandanschlag auf die Stromversorgung mitgeteilt, daran nicht beteiligt gewesen zu sein. Eine Distanzierung von dem Anschlag findet nach wie vor aber nicht statt. Stattdessen wird auf ältere Stellungnahmen verwiesen. Gegenüber dem rbb sagte einer der Sprecher jetzt dazu: "Was alles zerstört wird, damit hier Autos entstehen, das ist für mich Gewalt. Und da müssen wir etwas gegen tun. Und für uns ist ganz wichtig, dass die Sicherheit von Menschen gewährleistet ist."

Tesla für Steinbach nur der Anfang

Geht es nach Landeswirtschaftsminister Jörg Steinbach, war Tesla erst der Anfang. Brandenburg soll als Standort für die internationale Elektroauto-Industrie wachsen. "Die Reaktion muss sein: Davon lassen wir uns nicht beeinflussen. Wir müssen sicherstellen, dass wir auch mit den Investoren, mit denen wir heute reden, die immer noch die Absicht haben, nach Brandenburg zu kommen, sehr schnell ins Gespräch kommen, dieses deutlich machen und dort auch weiterhin einen gemeinsamen Nenner finden."

Mehr zum Thema zeigt der Film "Kampf um Tesla" am Dienstagabend, dem 26. März, um 20:15 Uhr im rbb-Fernsehen.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 24.03.2024, 19:30 Uhr

70 Kommentare

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  1. 70.

    Ich wäre sehr froh, wenn es eine „wirtschaftliche Steinbachbrille“ geben würde. Was aber wenn es die gar nicht gibt und die Wirtschaftsleistung Brandenburgs miserabel bleibt? Dafür dann dieser Streit? Und genau das ist zu befürchten. Das Gegenteil wäre schon längst gefeiert worden.

  2. 69.

    Wie begriffsstutzig muss man sein, wenn man nicht versteht, dass die BWB keine Grenzwertüberschreitung sehen und damit auch keine Grund für eine Gebührenerhöhung?

  3. 68.

    Diese und andere einfache Trivialzusammenhänge können bestimmte Kommentartoren, meist ansässig in hinreichender Entfernung, durch ihre 50e3 € Lithium Ionen Brille nicht erkennen.

  4. 67.

    Nochmal, das ist eine Vertragsangelegenheit zwischen Tesla und dem WSE! Tesla ist der Auffassung, den Vertrag einzuhalten (siehe Interview mit Herrn Thierig). Der WSE muss das Gegenteil beweisen. Alles Andere sind Unterstellungen.

  5. 66.

    Moritz sind sie wirklich so begriffsstutzig? Die BWB sind aussenvor, wenn Tesla die Schadstoffkonzentration im Abwasser erhöht. Die erhöhen einfach die Rechnung an den für den WSE. Die Bevölkerung bezahlt am Ende durch Erhöhung der Gebühren die Folgen der Vertragsvèrletzung durchTesla.
    Moritz hören sie gefälligst auf ihre Märchenvarianten in abstruse Kommentare zu verbreiten.

  6. 65.

    Ihre Warnungen als Experte für das Dagegensein aus Prinzip wurden zu recht nicht erhört. Das ist ein gutes Omen für andere Projekte, bei denen Sie aus Prinzip ebenfalls dagegen sind.

  7. 64.

    Ich habe geschrieben das Eichen also Laubbäume mehr Wasser als Kiefern (Nadelbäume) benötigen. Aber trotzdem brauchen wir Mischwälder. Und nein durch plentern aber nicht durch Kahlschlag und Aufforstung. Und nein die Muskschen Setzlinge bringen so überhaupt nichts. Und ja die Versiegelung und Pfählung ist schlimmer als der Kiefernwald.
    Im Gegensatz zu ihnen betrachte ich die Dinge im Zusammenhang und nicht durch die partielle wirtschaftliche Steinbachbrille.

  8. 63.

    Ich habe geschrieben das Eichen also Laubbäume mehr Wasser als Kiefern (Nadelbäume) benötigen. Aber trotzdem brauchen wir Mischwälder. Und nein durch plentern aber nicht durch Kahlschlag und Aufforstung. Und nein die Muskschen Setzlinge bringen so überhaupt nichts. Und ja die Versiegelung und Pfählung ist schlimmer als der Kiefernwald.
    Im Gegensatz zu ihnen betrachte ich die Dinge im Zusammenhang und nicht durch die partielle wirtschaftliche Steinbachbrille.

  9. 62.

    Der Anspruch an eine Doku ist mindestens:
    Die Warnungen der Experten auszuwerten... und
    Die wirklich HARTEN Kennzahlen bemühen, ob es ein Gewinn oder ein großes Minusgeschäft für die Allgemeinheit ist. Wäre es ein Gewinn, den die Kennzahlen beweisen können, dann wäre das hier beim rbb gaaanz groß rausgekommen. Weiche Kennzahlen und Pauschales suggerieren ja nur...
    Auch könnte man zeigen, wie gut sich eine Region entwickeln könnte, wenn der Standort lt. Experten passt. Wohlgemerkt, EXPERTEN nicht „Ich-finde......-Politiker“.

  10. 61.

    Wasser ist kein Tesla-Problem, was Musk schon vor Jahren behauptet hat, da es in der Umgebung immer noch grüne Bäume gibt. Er arbeitet dran, dass sich das in Zukunft ändern wird. Wenn die blöden Bäume verschwunden sind, die so viel verdunsten, kann sich Tesla noch mehr Wasser krallen. Damit erhöht Tesla die wasserprobleme des WSE, der 170000 Leute mit Wasser versogen muss. Das interessiert Tesla nicht, wenn Brandenburgs bestehende Wasserprobleme größer werder.

  11. 60.

    Die nächste Märchenstunde. "Aber wir sehen aus dem Verbandsgebiet des WSE keine Überschreitungen", teilten die Berliner Wasserbetriebe dem RBB mit.

  12. 59.

    Ihnen ist es peinlich, dass die wahren Gründe für den Widerstand gegen Tesla aufgezeigt wurden. Dabei ist der RBB nichtmals besonders in Grünheide in die Tiefe gegangen. Dass das Wasser kein Tesla-Problem ist, hindert Sie nicht, weiterhin aus Prinzip dagegen zu sein.

  13. 58.

    Die Binsenweisheit zum Wasserdurst der Kiefermonokulturen haben Sie vorhin noch geleugnet. Sie bedienen sich einfach gerne bei Halbwahrheiten und verbreiten zudem Lügen. Wenn Sie tatsächlich aus Erkner kommen würden, wissen Sie ja auch um die Größe des Waldes. Der Gesetzgeber hat Ausgleichsmaßnahmen für solche Eingriffe vorgesehen. Auch darüber hat der RBB über die Jahre mehrfach berichtet.

  14. 57.

    Die Tesla-Fabrik hätte auf der Nauener Platte errichtet werden müssen - da wäre genügend Platz gewesen und kein Baum, hätte gefällt werden müssen.
    A10 und Bundesstraßen sind auch vorhanden.
    Da wurden Flächen aber lieber mit Windparks regelrecht zugepflastert - statt Tausende Arbeitsplätze und Innovationen.
    Und jetzt ist das Geschrei groß - um 50, oder 100 Hektar.

  15. 56.

    Das Beste wäre, Arbeitsplätze in Deutschland generell abzubauen bzw. generell ins Ausland zu verlagern !!!
    Damit die Löhne und Gehälter in Brandenburg/BRD endlich wieder runtergehen, die Kaufkraft wieder deutlich sinkt und durch sinkende Kaufkraft - Klima, Umwelt und Natur, weniger belastet werden.
    Arbeitsplätze in Brandenburg/Deutschland müssen abgebaut werden - nur so gelingt Klimaschutz.
    Wir brauchen wieder Arbeitslosigkeit und Armut und keine weitere Arbeit - Nur das ist gut, für unsere Umwelt.
    Löhne und Gehälter müssen sinken und Menschen müssen wieder arbeitslos werden für unsere Natur - daher kein Tesla, kein Goodyear, kein Stahlwerk Eisenhüttenstadt, kein Schwedt, keinen Flughafen, und keine Milliarden für die Lausitz.
    Jede Investition, jeder Arbeitsplatz und damit jede Erhöhung der Kaufkraft - ist Klimaschädlich.

  16. 55.

    Was die BWB sagen ist zweitrangig. Die freuen sich womöglich, dass sie dem WSEhöhere Rechnungen stellen kann. Tesla hat mit dem WSE einen Vertrag abgeschlossen. Der Konzern hat die darin vereinbarten Grezwerte einzuhalten, damit der WSE nicht am Ende auf den höheren Kosten sitzen bleibt, die am Ende alle Kunden des WSE begleichen dürfen. Die Bevölkerung ist letztendlich die Leidtragende, weilTesla schlampern darf.

  17. 54.

    Sie sprechen die Rolle der Medien an. Ich werbe aber auch darum, nicht dem aufzusetzen, einfach zur gewollten Tagesordnung über zu gehen ohne die Verantwortlichen zu benennen, die die Warnungen für einen ungeeigneten Standort ignoriert haben und nun mit „schlanken Fuß“ Lösungen von anderen erwarten die es nicht geben kann.
    Das Herr Steinbach und Herr Woidke diese Ablenkung von sich als Entscheider wie folgt betreiben: „Die Menschen wollen Tesla“.
    Ja, aber das ist nicht der Punkt. Die Doku ist genau auf dieses Wesentliche und den vorher undenkbaren Streit ums Wasser nicht eingegangen. Bilder der Roten Hilfe zu zeigen oder Plakate wie „Freiheit für Klette“ will von den Ursachen in eine Richtung lenken, die nicht die Ursache für einen Standortwiderstand sind.

  18. 53.

    Sie sprechen die Rolle der Medien an. Ich werbe aber auch darum, nicht dem aufzusetzen, einfach zur gewollten Tagesordnung über zu gehen ohne die Verantwortlichen zu benennen, die die Warnungen für einen ungeeigneten Standort ignoriert haben und nun mit „schlanken Fuß“ Lösungen von anderen erwarten die es nicht geben kann.
    Das Herr Steinbach und Herr Woidke diese Ablenkung von sich als Entscheider wie folgt betreiben: „Die Menschen wollen Tesla“.
    Ja, aber das ist nicht der Punkt. Die Doku ist genau auf dieses Wesentliche und den vorher undenkbaren Streit ums Wasser nicht eingegangen. Bilder der Roten Hilfe zu zeigen oder Plakate wie „Freiheit für Klette“ will von den Ursachen in eine Richtung lenken, die nicht die Ursache für einen Standortwiderstand sind.

  19. 52.

    Warum verschweigen Sie, dass BMW vor einem Jahr erneut eine Erweiterung seines Geländes in Leipzig verkündet hat? Weil das das gegen Ihr Prinzip des grundsätzlichen Dagegenseins verstoßen würde?

  20. 51.

    Bitte das Interview anhören. Es ist vertraglich geregelt welche Stoffe das Abwasser enthalten darf. Tesla ist der Auffassung diese Verträge einzuhalten. Wenn das so klar wäre, hätte der WSE längst eine Vertragsstrafe erteilt.

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