rbb-Doku "Kampf um Tesla" - Trotz Protesten: Tesla ist "gekommen, um zu bleiben"
Die Pläne zur Erweiterung des Tesla-Geländes sorgen für Konflikte. In einer rbb-Dokumentation kommen nun Gegner und Verteidiger zu Wort. Die einen fürchten die Folgen für die Region, andere sehen die Zukunft der Brandenburger Wirtschaft.
Rund zwei Wochen nach dem Besuch von Elon Musk in Grünheide (Oder-Spree) hat sich Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) jetzt detaillierter zu den Gesprächen mit dem Tesla-Chef geäußert. "Es war ein sehr ernsthaftes Gespräch, aber durchaus in einer positiven Atmosphäre."
Musk habe schon sehr deutlich gemacht, "was er von uns erwartet. Nämlich, dass er sagt: Ihr müsst es irgendwie hinkriegen, dass ihr dieser Attentäter habhaft werdet. Dass die Leute nicht das Falsche daraus lernen, wenn sie davonkommen." Das sagte Steinbach im Zuge der rbb-Reportage "Kampf um Tesla". Diese wird am Dienstagabend, 20:15 Uhr, ausgestrahlt und lässt Gegner sowie Befürworter zu Wort kommen.
Tesla-Chef will Aufklärung des Brandanschlags
Musk hatte das einzige Elektroauto-Werk von Tesla in Europa nach dem Angriff auf dessen Stromversorgung besucht. Der Brandanschlag einer mutmaßlich linksextremistischen Gruppe hatte für eine mehrtägige Unterbrechung der Produktion gesorgt. Der US-Amerikaner war daraufhin nach Grünheide gekommen, um sich ein Bild von der Lage zu machen.
Dort kam er unter anderem auch mit den Regierungschefs aus Brandenburg und Berlin, Dietmar Woidke (SPD) und Kai Wegner (CDU) sowie Steinbach zusammen. "Wir haben ihm (Elon Musk, Anmerk. d. Red.) dann bei der Gelegenheit sagen können, dass wir ganz froh sind, dass die Bundesanwaltschaft das übernommen hat und dort schlussendlich für so etwas auch eine andere Manpower dahintersteckt", sagt der Wirtschaftsminister. "Das hat er durchaus als vertrauensbildend empfunden."
Tesla will zugänglicher werden
Darüber hinaus sei es in den Gesprächen auch um die allgemeine Situation und die öffentliche Wahrnehmung des Autobauers in der Region gegangen. Das Tesla-Werk gilt als umstritten. Die Pläne zur Erweiterung des Fabrik-Geländes waren zuvor bei einer Befragung mehrheitlich auf Ablehnung gestoßen. 3.499 Einwohnerinnen und Einwohner stimmten mit Nein, 1.882 mit Ja. Zudem protestieren Umweltaktivisten seit Anfang März in dem betroffenen Wald, in dem die Erweiterung geplant ist, gegen das Vorhaben.
Auch die Außenwirkung von Tesla sei Thema des Gesprächs gewesen, sagt der Wirtschaftsminister Steinbach weiter. "Wir haben ihn davon überzeugen können, dass Tesla seine Öffentlichkeitsarbeit nochmal deutlich verändern muss, sich deutlich mehr öffnen muss, deutlich mehr Bestandteil auch der Kommune werden muss."
Werks-Leiter Thierig: Falschinformationen sorgen für Widersand
Wenige Tage nach dem Besuch wurden nun abgeänderte Erweiterungspläne des Elektroautobauers öffentlich ausgelegt. Diese beinhalteten die Hinweise aus der Bevölkerung, heißt es aus der Gemeinde. So sollen unter anderem statt der ursprünglichen mindestens 100 Hektar noch 47 Hektar Wald gerodet werden. Trotz der Änderungen bleibt der Widerstand. Doch am eigentlichen Ziel, einer Verdopplung der Produktionsfläche auf dem bisherigen Werksgelände, hält Tesla fest. Am Ende sollen dort bis zu 40.000 Menschen arbeiten und eine Million Autos pro Jahr bauen - mehr als dreimal so viel wie heute. Diese Pläne möchte das Unternehmen auf dem bisherigen Werksgelände realisieren.
Im Rahmen der rbb-Dokumentation stellt sich Werksleiter André Thierig jetzt das erste Mal überhaupt einem Fernsehinterview. Darin spricht er über den Gegenwind, dem sich Tesla ausgesetzt sieht. "Dieser Nährboden, der sich da über die letzten Wochen und Monate gebildet hat, der letztlich diese ganzen Bewegungen auch füttert und untermauert, basiert sehr viel auf Falschinformationen, wo es an uns liegt, an der Politik liegt, aber letztlich auch an den Medien liegt, diese kritisch zu hinterfragen und korrekt darzustellen. Denn dann nimmt man diesen Bewegungen auch den Schwung."
Tesla sei nicht zu stoppen, so Thierig. Auch der Brandanschlag sei lediglich eine kurze Unterbrechung gewesen. "Wir sind letztlich hierhergekommen, um auch zu bleiben und die Fabrik auszubauen, und den Wandel zur Elektromobilität, zur nachhaltigen Mobilität auch aus Grünheide heraus voranzutreiben."
Protestierenden sorgen sich weiter um Region
Gegner von Tesla hoffen derweil weiterhin, die Erweiterung aufhalten zu können. Das berichtet Mitglieder Grünheider Bürgerinitiative und Teilnehmer des Protest-Camps. Sie wurden ebenfalls für die Reportage des rbb begleitet und blicken mit Sorge auf ihrer Meinung nach kommenden Entwicklungen.
Ein Aktivist aus dem besetzen Wald, der sich selbst "Elster" nennt, sagte dazu: "Was ist dann, wenn hier das zweite Werk steht oder das dritte Werk oder das vierte? Wir sind ja noch lange nicht am Ende. Wir stehen ja gerade am Anfang."
Fehlende Distanz zum Brandanschlag?
Zwar haben die Wald-Besetzer nach dem Brandanschlag auf die Stromversorgung mitgeteilt, daran nicht beteiligt gewesen zu sein. Eine Distanzierung von dem Anschlag findet nach wie vor aber nicht statt. Stattdessen wird auf ältere Stellungnahmen verwiesen. Gegenüber dem rbb sagte einer der Sprecher jetzt dazu: "Was alles zerstört wird, damit hier Autos entstehen, das ist für mich Gewalt. Und da müssen wir etwas gegen tun. Und für uns ist ganz wichtig, dass die Sicherheit von Menschen gewährleistet ist."
Tesla für Steinbach nur der Anfang
Geht es nach Landeswirtschaftsminister Jörg Steinbach, war Tesla erst der Anfang. Brandenburg soll als Standort für die internationale Elektroauto-Industrie wachsen. "Die Reaktion muss sein: Davon lassen wir uns nicht beeinflussen. Wir müssen sicherstellen, dass wir auch mit den Investoren, mit denen wir heute reden, die immer noch die Absicht haben, nach Brandenburg zu kommen, sehr schnell ins Gespräch kommen, dieses deutlich machen und dort auch weiterhin einen gemeinsamen Nenner finden."
Mehr zum Thema zeigt der Film "Kampf um Tesla" am Dienstagabend, dem 26. März, um 20:15 Uhr im rbb-Fernsehen.
Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 24.03.2024, 19:30 Uhr