Abu-Ghraib-Skandal - Künstler protestieren gegen Folter-Kunstwerk auf Berlin-Biennale

Do 04.08.22 | 13:32 Uhr
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Archivbild: Ein U.S. amerikanischer Soldat läuft in den Gängen des irakischen Gefängnisses Abu Ghraib, Mai 2004. (Quelle: dpa/Damir_Sagolj)
Bild: dpa/Damir_Sagolj

Großformatige Fotos auf der Berlin-Biennale zeigen Folterszenen aus dem irakischen Gefängnis Abu Ghraib. 15 Künstlerinnen kritisieren dieses Werk. Ihr Vorwurf: Die Opfer seien zuvor nicht gefragt worden.

Der französische Künstler Jean-Jacques Lebel hat mit der großformatigen Darstellung irakischer Folteropfer Protest ausgelöst. In den Rieckhallen des Museums Hamburger Bahnhofs stellt er im Rahmen der Berlin Biennale leinwandgroße Fotos von Erniedrigungen und Folterungen an irakischen Gefangenen durch US-Soldaten im irakischen Gefängnis Abu Ghraib aus. Vor dem Betreten des abgetrennten und von außen nicht einsehbaren Raumes werden Besucherinnen und Besucher auf die grausamen Darstellungen hingewiesen.

Gegen die Arbeit wandte sich die Leihgeberin einer Arbeit, Rijin Sahakian, in einem von 15 Künstlerinnen und Künstlern mitgezeichneten offenen Brief, wie am Mittwoch bekannt wurde. Darin heißt es unter anderem, die Biennale habe mit der Ausstellung der Arbeit "Fotos von unrechtmäßig inhaftierten und brutal behandelten irakischen Körpern" unter der US-Besatzung verwendet. Diese würden zu kommerziellen Zwecken benutzt ohne Zustimmung der Opfer. Außerdem seien die Werke irakischer Künstler ohne deren Wissen neben der umstrittenen Arbeit installiert worden.

Von Seiten der Biennale wurde am Mittwoch darauf hingewiesen, dass den beiden irakischen Künstlern andere Orte für ihre Arbeiten angeboten worden seien. Eine Arbeit sei bereits umgehängt worden, bei dem zweiten Werk gebe es noch Gespräche mit dem Künstler. Kurator Kader Attia bereite eine Stellungnahme für die Biennale vor.

Abu-Ghraib-Skandal seit 2004 bekannt

Im Gefängnis Abu Ghraib hatten Angehörige der US-Truppen irakische Gefangene misshandelt. Der Skandal wurde durch erste Veröffentlichungen 2004 bekannt. Bei der juristischen Aufarbeitung in den Folgejahren gab es unter anderem Haft- und Disziplinarstrafen für zahlreiche US-Soldatinnen und -Soldaten.

Die zwölfte Version der Berlin-Biennale unter dem Titel "Still Present!" zeigt an sechs verschiedenen Orten bis zum 18. September Arbeiten von 70 Kunstkollektiven, Künstlerinnen und Künstlern. Die Berlin-Biennale hat den Anspruch, mit einem politischen Profil für eine engagierte Kunst zu stehen, "die sich den drängenden Fragen der Gegenwart stellt".

2 Kommentare

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  1. 2.

    Ich denke, das in solchen Fällen die Opfer nicht gefragt werden müssen. Das Foltern (im Übrigen mit ausdrücklicher Genehmigung durch die USA) durch ein (angeblich) demokratisches Land während eines Angriffskrieges soll wohl eher verdrängt und ausgeblendet werden. Es passt halt nicht so recht. Die Wahrung der Persönlichkeitsrechte der Folteropfer sieht vorgeschoben aus. Ich finde es richtig und gut, diese Verbrechen zu dokumentieren und zu zeigen. Das passt zwar nicht ins Bild, aber offensichtlich folterten und foltern wohl nicht nur putintreue Russen. "Das Böse ist immer und überall."

  2. 1.

    Auf der "Documenta" gab es Krach, wegen (angeblich) antisemitischen Bildern und nun das hier. Was ist los auf dem "Kunstmarkt", geht es nur darum, reißerisch um Beachtung zu werben oder haben ein paar Künstler einfach nur einen Knall? Wäre ja auch nichts neues.

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