Der Theaterschauspieler Werner Riemann ist am Donnerstag im Alter von 89 Jahren gestorben. Das teilte das Berliner Ensemble (BE), an dem Riemann fast 65 Jahre tätig war, am Freitag unter Berufung auf Riemanns Familie mit. Riemann wurde noch persönlich von Bertolt Brecht und Helene Weigel am Berliner Ensemble engagiert.

Er habe am 25. Januar 1956, seinem Geburtstag, für eine Komparsenrolle in Brechts "Leben des Galilei" vorgesprochen und wurde sogleich genommen, heißt es vom Theater. Danach war er in zahlreichen Inszenierungen in dem Haus am Berliner Schiffbauerdamm zu sehen.

Geboren wurde Riemann 1934 in Amsterdam, bevor er später mit seiner Mutter nach Berlin zog. Dort arbeitete er als Drogist in einer Apotheke, bis er sich für die Arbeit am Theater entschied. Er ließ sich zum Diplomschauspieler ausbilden und war anschließend als Schauspieler und Regieassistent am Berliner Ensemble tätig.

Als Schauspieler stand er den BE-Angaben zufolge zuletzt am 27. Januar 2020 in "Ballroom Schmitz" von Clemens Sienknecht und Barbara Bürk auf der Bühne. Seit 1999 bot Riemann, der sich selbst als "letzten Brechtianer" bezeichnet hatte, zudem Theaterführungen an. In über 2.000 Führungen habe er mehr als 30.000 Besuchern das Ensemble gezeigt.

"Werner Riemann war die gute Seele des Theaters", teilte BE-Intendant Oliver Reese mit. Mit "Charme und Witz" habe er von all seinen Erlebnissen am Theater erzählt. "Solange es gesundheitlich für ihn möglich war, ging er jeden Tag ins 'Büro' und nahm Platz an seinem festen Tisch in der Kantine, an dem er nie lange allein sitzen blieb. Wir alle hier am Berliner Ensemble trauern um Werner Riemann und sind in Gedanken bei seiner Familie", so Reese über den dienstältesten Mitarbeiter des Theaters.

Sendung: rbb24 Inforadio, 20.01.2023, 12:40 Uhr