Konzertkritik | Auftritt im rbb-Sendesaal - Lässiges Jazz-Konzert und launiges Zusammensein mit Jeff Goldblum

Di 04.04.23 | 09:18 Uhr
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Archivbild: JEFF GOLDBLUM AND THE MILDRED SNITZER ORCHESTRA. JEFF GOLDBLUM (mit Hut). (Quelle: imago images/peng)
Audio: rbb24 Inforadio | 04.04.2023 | A. Soyez | Bild: imago images/peng

Hollywood-Star Jeff Goldblum war auf Jazz-Besuch in Berlin. Im großen Sendesaal des rbb trat er mit seinem Mildred Snitzer Orchestra auf und brachte eine gut gelaunte Mischung aus Jazz-Konzert und Quiz-Show auf die Bühne. Von Alexander Soyez

Bei jedem Auftritt, jedem Album, jeder Ankündigung von Jeff Goldblum and the Mildred Snitzer Orchestra muss man immer noch zuallererst darauf hinweisen, dass man ihn natürlich nicht unbedingt als Musiker kennt, sondern eher als Film-Star. Seinen Durchbruch hatte er in David Cronenbergs "Die Fliege" Mitte der 1980er Jahre und später folgten solche Blockbuster wie "Independence Day" oder "Jurassic Park".

Wenn er als Musiker am Klavier sitzt, dann sitzt da also auch immer der Film-Star - und kurz vor Ende der Show geben ihm seine Musiker sogar eine kleines "Jurassic Park"-Motiv Ständchen zur Freude des Publikums.

Aus seinem musikalischen Hobby als Jazz Pianist hat Goldblum allerdings schon vor mehr 20 Jahren einen Nebenjob gemacht: Er gründete mit einer Handvoll Jazz-Musikern und mit dem Namen einer guten Freundin das Mildred Snitzer Orchestra - um Spaß zu haben, sich zu verwirklichen und Klassiker neu auf die Bühne zu bringen. Aus kleineren Auftritten wurden größere, aus Jazz-Sessions wurden Konzerte. 2018 kam dann das erste Album "The Capitol Studio Sessions" raus und landete prompt auf Platz 1 der Jazz Charts.

Archivbild: JEFF GOLDBLUM AND THE MILDRED SNITZER ORCHESTRA. (Quelle: imago images/Peng)
Bild: imago images/peng

Jazz- und Jeff-Goldblum-Show

Es geht bei den Auftritten von Jeff Goldblum - wie am Montag im Haus des Rundfunks in Berlin - aber nicht nur um die Musik, auch wenn die Stücke bekannt, die Arrangements eingängig und die sechsköpfige Band grandios ist. John Storie an der Gitarre, Alex Frank am Bass, Joe Bagg an der Orgel, James King und Scott Gilman am Saxophon und Kenny Elliott am Schlagzeug sorgen für eine überzeugende musikalische Qualität.

Neben seiner Begleitung am Klavier gehört aber Goldblums ebenso einzigartiger wie unwiderstehliche Charme zum Reiz des Konzerts, dass nicht nur Konzert ist, wenn Goldblum den puren Jazz-Genuss als nahbarer Star, als fröhlicher Gastgeber und als leidenschaftlicher Quizmaster auflockert. Gekleidet in schwarzer Lederjacke, schwarzer Jeans, liebenswert kauzig und voller Energie wirkt er dabei auf auf eine Art immer noch wie ein kleiner großer Junge.

Man merkt ihm den Spaß an, den er hat, ob nun am Klavier oder wenn er zwischendurch immer wieder das Publikum zu kleinen Ratespielen animiert. Auf Zetteln, die ihm sein Tour-Manager und einer seiner besten Freunde reicht, bekommt er die Fragen und er improvisiert daraus immer Quiz-Einlagen. Abgestimmt auf den Auftritt in Berlin zum Beispiel werden deutsche oscarnominierte Filme und deutsche Anmach-Sprüche abgefragt. Er lässt ironisch abstimmen, ob man ihn für einen Aufschneider hält oder ob die Gäste im Saal lieber Hunde oder Katzen mögen, weil als nächstes Lalo Schifrins "The Cat" auf dem Konzertprogramm steht.

Gesungen wird auch

Während er sich für den musikalischen Glanz auf seine Band und für die Unterhaltung auf sein Publikum verlässt, setzt er für Jazz-Songs auf Gaststars: Mattiel Brown vom Indie-Rock Duo Mattie etwa, die auch auf dem neuen dritten Jeff Goldblum and the Mildred Snitzer Orchestra Album "Plays Well with Others" zu hören ist. Neben "Moon River" wird auch "Don't Fence Me in" und sogar, extra fürs deutsche Publikum und gewissermassen als Belohnung für eine beantwortete Quiz-Frage, Marlene Dietrichs "Sag mir, wo die Blumen sind" von ihr gesungen.

Es ist ein Abend, der nicht nur ein lässiges Jazz-Konzert ist, sondern ein launiges Zusammensein mit Jeff Goldblum, dem das Ganze genauso viel Spaß zu machen scheint wie dem begeisterten Publikum.

Sendung: rbb24 Inforadio, 04.04.2023, 06.00 Uhr

2 Kommentare

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  1. 2.

    Ich war ebenfalls dabei. Auf ranghöhe hörte sich das ganze dann schon weniger gekonnt an. Die persönliche "quizshow" des Maestros war wohl eher unterirdisch albern. Auch die 3 vorgetragenen Lieder von Mattel Brown waren m. E. akustisch viel zu laut, die Band zu leise. M.E. eher ein Abend, bei dem man Jeff Goldblum nicht unbedingt gebraucht hat

  2. 1.

    Ich war gestern da - das hat so viel Spaß gemacht. Ganz tolle Stimmung im Saal. Jeff Goldblum ist einfach nur genial und die Musik war richtig gut.

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