Streit um "Roter Himmel" - Akademie will Auswahlverfahren zum Deutschen Filmpreis überdenken

Mi 10.05.23 | 09:43 Uhr
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Präsidium der Deutschen Filmakademie, Alexandra Maria Lara und Florian Gallenberger am 24.03.2023 beim Deutschen Filmpreis 2023. (Quelle: dpa/Eventpress Radke)
Bild: dpa/Eventpress Radke

Das Führungsduo der Deutschen Filmakademie hat sich dafür ausgesprochen, das Wahlverfahren für den Deutschen Filmpreis zu überarbeiten. Zuletzt hatte es Diskussionen gegeben, weil Christian Petzolds neuer Film "Roter Himmel" nicht in die Vorauswahl gekommen war.

"Wir sind uns beide einig, dass es ein besonderer und sehr starker Film ist. Tatsächlich finde ich es aber problematisch, diese Diskussion an einem Beispiel festzumachen", sagte Alexandra Maria Lara der Deutschen Presse-Agentur.

Die Schauspielerin leitet die Akademie gemeinsam mit Regisseur Florian Gallenberger. Beide plädieren nun dafür, das Wahlverfahren unabhängig von diesem Einzelfall zu reformieren.

"Ich hatte immer den Wunsch, diese Vorauswahl zu überdenken", sagte Gallenberger. "Das System ist zu einem gewissen Zeitpunkt entstanden und hat zu dem Zeitpunkt auch absolut Sinn gemacht. Jetzt ist die Akademie gewachsen und wir sind über 2.000 Leute."

Vorauswahl liegt in der Hand einer kleinen Kommission

Derzeit gibt es ein mehrstufiges Verfahren. Zunächst trifft eine kleinere Kommission eine Vorauswahl, daraus werden dann die offiziellen Nominierungen bestimmt. Kommt ein Film nicht in die Vorauswahl, kann das Team ihn über die sogenannte Wild Card nachmelden und noch auf eine Nominierung hoffen. Dies ist bei "Roter Himmel" nach Angaben der Akademie nicht geschehen. Alle Akademiemitglieder können dann schließlich über die Gewinnerinnen und Gewinner abstimmen.

Der Deutsche Filmpreis wird am Freitag (12. Mai) verliehen. Die Preise und Nominierungen sind mit insgesamt rund drei Millionen Euro dotiert.

Letztes Wort bei Kulturstaatsministerin Claudia Roth

Man diskutiere das Thema schon lange, sagte Gallenberger. Nach seinen Angaben wurde eine außerordentliche Mitgliederversammlung abgehalten, auf der sich eine Mehrheit für ein neues Wahlverfahren ohne Vorauswahl ausgesprochen habe. Dieses Verfahren werde nun ausgearbeitet und dem Haus von Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) vorgelegt, denn dort liege das letzte Wort.

"Roter Himmel" holt Berlinale-Bären - beim Filmpreis nichtmal in der Vorauswahl

Regisseur Petzold nannte im Februar in der "B.Z." [www.bz-berlin.de] die Filmakademie "eine Katastrophe" und kritisierte, sie verteile Mittel der kulturellen Filmförderung, "also Geld von uns allen", als privater Verein. Sein Film "Roter Himmel" war nicht in der Vorauswahl gelandet, gewann aber bei der diesjährigen Berlinale den Großen Preis der Jury.

Gallenberger kennt solche Fälle, wie er sagt. "Mein erster Spielfilm hatte gerade zwei Bayerische Filmpreise gewonnen und dann kam der Anruf: 'Du bist nicht in der Vorauswahl.' Da habe ich auch gedacht: 'Da gewinnst du zwei Bayerische Filmpreise und bist nicht mal in der Vorauswahl - das ist irgendwie komisch'", sagte er der dpa. "Ich habe dann aber nicht den Impuls, auf diese Institution einzudreschen, sondern versuche, mich einzubringen und vielleicht etwas zu verändern."

Sendung: rbb24 Inforadio, 10.05.2023, 18:00 Uhr

1 Kommentar

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  1. 1.

    Wer die Filmakademie für einen Kaninchenzüchterverein hält, der tut den Kaninchenzüchtervereinen Unrecht.

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