Porträt | Tourbusfahrer - "Was auf Tour passiert, das bleibt auf Tour"

Sa 30.12.23 | 18:10 Uhr
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Tourbusfahrer Frank Trapp (Quelle: privat)
Audio: rbb24 Inforadio | 29.12.2023 | Hendrik Schröder | Bild: Privat

Frank Trapp hat die Ärzte gefahren, die Toten Hosen und Rihanna. Von den großen Nightliner Tourbussen war er immer schon fasziniert. Auch nach hunderttausenden Autobahnkilometern bleibt Tourbusfahrer sein Traumberuf. Von Hendrik Schröder

Frank Trapp, den alle nur Fränkie nennen, ist gerade zurück von einer Tour. Sarah Connor hat er gefahren. Jetzt hat er noch den Bus fertig gemacht und auf den Parkplatz gebracht – und erst mal ein paar Stunden geschlafen. Um die 80 Nightliner Busse hat sein Arbeitgeber am Laufen. Nightliner, das sind rollende Hotels, um die Künstlerinnen und Crews an ihre Veranstaltungsorte zu bringen. Irgendwer ist immer gerade damit auf Tour.

Von den riesigen, zweistöckigen Bussen mit den Schlafkojen, den Sofaecken, der eigenen kleinen Küche, war Fränkie schon begeistert, bevor der Platz auf dem Fahrersitz sein Zuhause wurde. Ein Freund von ihm hat die Nightliner in den Firmenfarben lackiert. Dem hatte er geholfen, beim schleifen oder abkleben. "Geile Karren waren das, und ich dachte: Sowas möchte ich irgendwann auch mal fahren."

Umschulung zum Busfahrer

25 Jahre lang war er damals schon LkW-Fahrer. Aber der Job machte ihm keinen Spaß mehr. Der Druck wurde immer größer, Regelverletzungen waren an der Tagesordnung. Er sei ständig mit einem Bein im Knast gewesen. Also schulte er um, machte den Busführerschein, bewarb sich und wurde prompt eingestellt. Zunächst als zweiter Fahrer, denn bei größeren Touren teilen sich bis zu drei Fahrer das Cockpit, damit man immer durchfahren und trotzdem die Ruhezeiten einhalten kann. Der Traumjob ist auch jetzt, Jahre später, wirklich ein Traumjob geblieben, sagt Fränkie.

Er sei einfach wahnsinnig gerne mit Leuten unterwegs. Überall kenne er Menschen, in Deutschland, im Ausland. Manchmal würden auch richtige Freundschaften entstehen, weil man auf Tour viel Zeit miteinander verbringe. Johannes Oerding sei so jemand zum Beispiel, sagt Fränkie, da würde er schon fast zur Familie gehören. Auch mit den Toten Hosen sei er gerne auf Tour oder mit dem irischen Sänger Rea Garvey.

Manchmal fehlt der Respekt

Ab und an komme es vor, dass er auf arrogante, hochnäsige Künstler oder Künstlerinnen treffe. Bei denen fehle manchmal der Respekt für die Crew, auch für die Busfahrer. Manche würden etwa nicht verstehen, dass die Busfahrer bestimmte Pausen- und Schlafenszeiten haben, die sie einhalten müssen und wollen. Denn in einem solchen Nightliner fahren bis zu 18 Menschen mit - und Fränkie ist verantwortlich für alle, wenn der Bus mit ihm am Steuer durch die Nacht rollt.

Tourbusse des Metallica-Trosses zur World Magnetic Tour 2009 hinter der Arena Leipzig. (Quelle: Imago Images/STAR-MEDIA)
Nightliner - Tourbusse | Bild: Imago Images/STAR-MEDIA

Integrität ist wichtig

Mit den meisten Bands sei das alles kein Problem, sagt Fränkie. Und klar sei, dass man auch den Künstlern mit Respekt begegne. "Man muss schon gucken, dass man die nicht die ganze Zeit zuquatscht, die wollen auch ihre Ruhe haben".

Ein Tourbusfahrer ist nah dran an den Stars, bekommt viel mit. Eine Verschwiegenheitserklärung hat Fränkie zwar nie unterschrieben. Aber es sei für ihn Ehrensache, keinen Tratsch und Klatsch in die Welt zu setzen. "Was auf Tour passiert, das bleibt auf Tour", meint er.

Sex, Drugs, Rock'n'Roll im Bus? "Das gibt es noch", sagt Fränkie, aber seltener als früher. Insgesamt sei es ruhiger geworden unterwegs. Vielleicht müssen Bands heute ihre Kräfte mehr schonen, weil sie wegen einbrechender Plattenverkäufe mehr auf Tour sind. Jeden Abend breit im Bus? Das hält man nicht lange aus.

Beziehungskiller Tourbus fahren

Und denkt er denn nie: Ein Mal selbst auf der Bühne stehen, mit dem Bus durch die Welt gefahren werden und umjubelt werden? Nein, sagt Fränkie, das wäre ihm viel zu eingeschränkt. So ein Künstler könne sich manchmal gar nicht mehr frei bewegen, werde ständig erkannt, das sei nichts für ihn.

Er fühlt sich wohl hinter den Kulissen und im Hintergrund. Nur das Privatleben sei schwierig, er sei wochenlang unterwegs, teilweise sogar monatelang. "Manchmal fährt man mehrere Touren hintereinander, kommt gar nicht nach Hause zwischendurch", sagt er. Das könne ein ganz schöner Beziehungskiller sein. Aber: "Ich liebe den Job, so wie er ist", sagt er.

In der Coronazeit ist er Linienbus gefahren. Das war aber nichts für ihn. 58 Jahre ist Fränkie jetzt alt und ist sich sicher: "Ich bleibe Tourbusfahrer bis zur Rente".

Sendung: rbb24 Inforadio, 29.12.2023, 09:54 Uhr

3 Kommentare

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  1. 3.

    Ja und wenn du nichts finden solltest was Glücklich macht, man munkelt dass in einigen Fällen auch das Bürgergeld ausreichen könnte.

  2. 2.

    Ich habe mehr als 20 Jahre mindestens 7 Monate im Jahr im Nightliner gelebt. Der Mangelnde Respekt kommt eher sehr selten vor. Ich habe es auch nie erlebt das sich jemand über die lenk und Ruhezeiten beschwert hat. Also entweder hatte ich Glück oder ein gutes Händchen für die Auswahl der Touren. Für mich war es immer eher sehr befremdlich in Ländern oder auf Kontinenten im Nightliner unterwegs zu sein in denen es keine wirkliche Begrenzung der Fahrzeit gab.




  3. 1.

    Ich bin nicht neidisch was er macht aber darauf das er glücklich ist in seinem Job. Es wird Zeit das ich mir auch was glückliches Suche im Job. Danke Man(n)!

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