Himmelfahrt und Herrentag - Was Bibel und Bollerwagen miteinander zu tun haben

Do 26.05.22 | 11:29 Uhr | Von Ulrike Bieritz
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Vier Männer gehen am Vatertag mit einem Bollerwagen, auf dem zwei Kisten Bier stehen. (Quelle: dpa/Guido Kirchner)
Video: rbb|24 | 26.05.2022 | Material: Archiv (Berliner Abendschau) | Bild: dpa/Guido Kirchner

Für die einen ist Himmelfahrt, für andere Vatertag. Und so fragt sich dann doch mancher, was eigentlich beide Tage miteinander zu tun haben. Eine Betrachtung zum Feiertag von Ulrike Bieritz

Der Vatertag oder Herrentag wurde, wie auch Halloween und Valentinstag, in den USA von einer Frau erfunden: die US-Amerikanerin Luisa Dodd rief 1910 eine Bewegung ins Leben, die alle Väter ehren sollte. Hintergrund ist, dass sie eines von sechs Kindern war, die von ihrem Vater allein großgezogen wurde. Die Mutter war bei der Geburt des jüngsten Kindes gestorben. 1910 wurde der Ehrentag erstmals in Washington gefeiert und verbreitete sich schnell - auch jenseits des Pazifiks. Für den Handel ist der Vatertag mittlerweile, neben Halloween, Valentinstag und dem Muttertag, einer der umsatzstärksten Tage.

Dem Muttertag etwas entgegensetzen

"Vater sein ist vielfach Plag, drum leb er hoch der Vatertag", dichtete der Werbechef eines österreichischen Hemdenproduzenten in den 1950er Jahren und gehörte damit zu den Wegbereitern dieses Feiertags hier in Europa – auch um den Muttertag etwas entgegenzusetzen. In anderen Ländern, wie Frankreich oder den Niederlanden, bekommen Männer – vielmehr Väter – übrigens Geschenke. In unserer Region ist das Geschenk, dass der Mann mal so richtig über die Stränge schlagen kann.

Christi Himmelfahrt ist vor allem eine Glaubenssache

Für Christen ist 40 Tage nach Ostern Himmelfahrt. In den ersten Jahrhunderten war die Feier noch mit Pfingsten verbunden. Seit dem 4. Jahrhundert ist es ein eigenes Fest, an dem Christen an die sogenannte Aufhebung Jesu in den Himmel erinnern. Komplizierte Geschichte, weil es auch hier nicht so sehr um eine historische Tatsache, sondern um eine Glaubenssache geht.

In der Bibel wird im Lukas Evangelium und in der Apostelgeschichte das Geschehen folgendermaßen beschrieben: Nach seiner Auferstehung ist Jesus noch eine Weile unterwegs gewesen, er hat sich 40 Tage lang seinen Anhängern und anderen Menschen gezeigt, mit seinen Jüngern gesprochen – und wurde dann – Zitat "vor ihren Augen emporgehoben und eine Wolke nahm in auf und entzog ihn ihren Blicken".

Weg war er, aufgefahren in den Himmel, wie es im Glaubensbekenntnis heißt, das jeden Sonntag im Gottesdienst gebetet wird. Und weiter: Er sitzt zur Rechten Gottes. Das ist das Entscheidende, denn gemeint ist: aus dem Menschen Jesus, der als Botschafter Gottes auf der Erde unterwegs war, wurde nun der Botschafter der Menschen bei Gott. Das ist das Positive an diesem Feiertag – er weist nach vorne, in die Zukunft. Denn der Himmel ist kein geographischer Ort, sondern der Herrschaftsbereich Gottes und dort ist Jesus eben nun.

Dem Himmel ein Stück näher

Der Himmel ist immer auch ein Sehnsuchtsort, der oft besungen wird. Bryan Adams besingt den "Heaven", Led Zeppelin die "Stairway to heaven" und Bob Dylan klopft schon mal an die Himmelspforte "Knockin‘ on Heavens Door", um nur ein paar berühmte Beispiele zu nennen. Nicht zu vergessen Queens "Heaven for everyone" und Eric Claptons Hit "Tears in Heaven". Irgendwie wollen wir alle immer auch ein Stück vom Himmel haben.

Es gibt übrigens eine Verbindung zwischen Vatertag und Himmelfahrt. Traditionell finden die Gottesdienste unter freiem Himmel statt. In manchen Regionen gibt es Prozessionen, um für eine gute Ernte zu bitten - in diesem Jahr übrigens auch wieder in Berlin und Brandenburg. Bollerwagen, Kutschfahrten oder Radtouren sind quasi die Überbleibsel dieser Tradition.

Ein Stück vom Himmel – das hätten wir allerdings alle wohl gerne – gerade in diesen Zeiten. Mancher, der heute unterwegs ist, kommt dem vielleicht ein Stück näher.

Sendung: Brandenburg Aktuell, 26.05.2022, 19:30 Uhr

Beitrag von Ulrike Bieritz

6 Kommentare

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  1. 6.

    Also lallend vor Glück Einstein rezitieren hat bestimmt was metaphysisches...
    "Geniesse deine Zeit, denn du lebst nur jetzt und heute. Morgen kannst du gestern nicht nachholen und später kommt früher als du denkst."
    Oder???

  2. 4.

    Schöne Lieder im Bericht, aber
    "Ein Stück vom Himmel – das hätten wir allerdings alle wohl gerne – gerade in diesen Zeiten. Mancher, der heute unterwegs ist, kommt dem vielleicht ein Stück näher."
    dann fehlt Belinda Carlisle - Heaven Is A Place On Earth. Daran kann man durchaus wirklich arbeiten.

  3. 3.

    Es ist schon weit hergeholt Metaphysik mit Sauftouren gleichzusetzen

  4. 2.

    Danke für den netten Beitrag, jetzt sind wohl einige schlauer :-)

  5. 1.

    Ach das ist ja auch mal interessant.

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