SPD-Sommerfest in Berlin - Polizei ermittelt nach mutmaßlichen K.o-Tropfen-Attacken in zehn Fällen

Do 21.07.22 | 17:34 Uhr
Ein Rettungswagen der Feuerwehr, Symbolbild (Quelle: DPA/Fernando Gutierrez-Juarez)
Bild: DPA/Fernando Gutierrez-Juarez

Gut zwei Wochen nach den mutmaßlichen Vorfällen mit K.o.-Tropfen auf einem Sommerfest der SPD-Bundestagsfraktion ermittelt die Berliner Polizei in zehn Fällen wegen gefährlicher Körperverletzung. Das teilte die Behörde der Deutschen Presse-Agentur (DPA) am Donnerstag auf Anfrage mit.

Insgesamt habe die Polizei von 14 Fällen wegen Unwohlseins und Erinnerungslücken erfahren. Bei der Hälfte davon habe sich der Verdacht jedoch - etwa durch Befragung der Betroffenen - nicht bestätigt, dass auch in diesen Fällen solche Tropfen der Grund dafür sein könnten.

Übelkeit, Schwindel, Gedächtnisverlust

Nach Angaben eines Polizeisprechers wurde bei der Kriminalpolizei 2 (West) eine Ermittlungsgruppe eingerichtet. Diese werte unter anderem Foto- und Videomaterial aus und befrage Betroffene, Gäste sowie Beschäftigte. Bislang richten sich die Ermittlungsverfahren gegen eine unbekannte Person, wie es von der Polizei hieß.

Ergebnisse einer Blutuntersuchung von einer 21-Jährigen lagen den Ermittlern laut Polizei noch nicht vor. Diese hatte sich unmittelbar am Tag nach dem Fest (6. Juli) bei der Polizei gemeldet und auch im Krankenhaus untersuchen lassen. Sie hatte Übelkeit, Schwindel und Gedächtnisverlust gespürt. Nach Angaben der Polizei soll sie keine alkoholischen Getränke bei dem Fest getrunken haben. Laut Polizei haben wohl weitere Frauen ihr Blut untersuchen lassen. Die Ergebnisse lägen den Ermittlern aber nicht vor.

K.o.-Tropfen werden auch als Partydrogen missbraucht

Als K.o.-Tropfen werden verschiedene Arten von Drogen bezeichnet, etwa Ketamin, ein Narkosemittel aus der Tiermedizin, und GHB (Gammahydroxybuttersäure), umgangssprachlich Liquid Ecstasy genannt. In Clubs werden die Mittel in niedrigeren Dosierungen auch freiwillig als Partydrogen genommen. Täter schütten die Substanzen ihren Opfern heimlich in Getränke, um sie zu betäuben oder wehrlos zu machen. Tatorte sind meist Kneipen, Bars und Clubs.

Vorfälle mit den K.o.-Tropfen in Getränken werden in Berlin durchaus häufiger von Opfern angezeigt. Von 2019 bis 2021 wurden 123 entsprechende Taten gemeldet, so die Polizei. Dabei ging es um Körperverletzungen, Raubtaten sowie Sexualdelikte in Folge der betäubenden Mittel. Mehr als zwei Drittel der Opfer waren Frauen und weibliche Jugendliche.

Hinweis: In einer früheren Version dieses Artikels war von sieben Fällen die Rede. Die Polizei hat ihre Angaben im Nachhinein auf zehn korrigiert.

Sendung: rbb24 Inforadio, 10.07.2022, 1 Uhr

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