Fertigstellung bis 2026 - "Deutschlands größte Regentonne" in Berlin-Mitte liegt im Zeitplan

Mo 22.08.22 | 18:14 Uhr | Von Von Oda Tischewski
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Arbeiten am Rückhaltebecken in Berlin-Mitte am 22.08.2022. (Quelle: rbb/Oda Tischewski)
Video: rbb24 Abendschau | 22.08.2022 | Arndt Breitfeld | Bild: rbb/Oda Tischewski

Um gegen Starkregen besser gewappnet zu sein, bauen die Berliner Wasserbetriebe mit Hochdruck an einem neuen Überlaufbecken. Die Arbeiten in der Chausseestraße kommen gut voran. Von Oda Tischewski

Monatelange Dürre, dann – urplötzlich – Starkregen wie aus Eimern – der Klimawandel macht sich auch in Berlin immer deutlicher bemerkbar. Anpassung ist das Gebot der Stunde und das heißt, mitten in der Metropole, Umbau zur "Schwammstadt". Dazu gehört auch, dass die Starkregenmassen innerhalb der Stadt nicht künftig einfach in den Gewässern verschwinden sollen. Eine Regentonne muss her – und zwar eine große.

Direkt neben dem BND entsteht das Überlaufbecken

Nahe dem U-Bahnhof Schwarzkopffstraße, direkt neben dem klobigen Gebäude des Bundesnachrichtendienste: Ein kreisrundes Loch im Boden, fast ganz gefüllt mit Wasser. 40 Meter Durchmesser, steile Betonwände, umgeben von lehmigem Baustellenboden. Zwei Kräne am Rand des Beckens lassen riesige, an Drahtseilen befestigte Baggerschaufeln ins Wasser hinab und ziehen sie, nur Augenblicke später, mit Steinen gefüllt und triefend wieder herauf.

"Hier entsteht ein Mischwasserentlastungsbauwerk mit einem Volumen von 16.700 Kubikmetern", erklärt Andreas Irmer, Leiter der Abwasserableitung der Berliner Wasserbetriebe, in bestem Ingenieursdeutsch. "Bei einem Starkregenereignis soll es das System vor einer Überlastung schützen: Wenn der Starkregen abklingt, wird das Becken wieder entleert und das Wasser sicher auf die Kläranlagen verteilt.“

Regenwasser aus ganz Mitte soll zwischengespeichert werden

Mitten in Berlin wird damit seit knapp zwei Jahren die vermutlich größte Regentonne Deutschlands gebaut. Das riesige Becken soll einmal Regenwasser aus dem gesamten Bezirk Mitte zwischenspeichern und ist Teil des Berliner Stauraumprogramms: Speicheranlagen mit einem Gesamtvolumen von 300.000 Kubikmetern sollen bald die Wassermassen auffangen, die bei Starkregenfällen, wie sie in der vergangenen Woche gleich zweimal vorgekommen sind, in kürzester Zeit auf Teile Berlins niederprasseln. 250.000 Kubikmeter wurden bislang realisiert, das Becken an der Chausseestraße noch nicht mitgezählt.

Nach und nach wird Berlin zur "Schwammstadt" umgebaut, eine Stadt, die viel Regenwasser rein-, aber möglichst wenig davon wieder rauslässt. Dabei wird das Bauwerk in Mitte eine wichtige Rolle spielen, sagt Andreas Irmer: "Starkregenereignisse sind lokal sehr stark begrenzt. An einigen Stellen haben wir natürlich hydraulisch nicht die Möglichkeit, solche Stauraumvolumina zu schaffen, dort müssen wir mit mehr Überläufen rechnen. Aber hier werden wir in der Lage sein, dieses Wasser dann auch aufzufangen."

Bislang Stauraumkanal am Mauerpark bisher größter "Abwasserparkplatz"

Seit 2020 war der Stauraumkanal am Mauerpark der größte "Abwasserparkplatz" in Berlin. Das neue Becken wird nun mehr als doppelt so groß - sehen wird man am Ende davon aber wenig, erklärt Andreas Irmer und zeigt auf die Baustelle: "Das Entlastungsbecken steht direkt neben einem Abwasserpumpwerk, das nach einem Starkregen das Wasser auf die Klärwerke verteilt. Hier wird eine großflächige Grünanlage entstehen, mit einem Kinderspielplatz – das soll eine schöne Begegnungsfläche werden."

Bis es so weit ist, ist aber noch viel zu tun: Weitere drei Meter tief muss das Becken noch ausgehoben werden – und das klingt einfacher als es ist: Während der Arbeiten wurde eine sechs Meter dicke Mergelschicht entdeckt. Seither gehen die Bauarbeiten langsamer voran: Die Baggerschaufeln, die aus dem Wasser auftauchen, haben wenig festes Gestein geladen, es ist schwierig, ausreichend Druck aufzubauen, um das betonharte Sedimentgestein zu lockern und abzutransportieren. Trotzdem soll der neue Abwasserparkplatz wie vorgesehen 2026 fertig werden - bislang liegen die Arbeiten noch knapp im Zeitplan.

Sendung: rbb24 Inforadio, 22. August 2022, 17:15 Uhr

Beitrag von Von Oda Tischewski

21 Kommentare

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  1. 21.

    Bei diversen Neubauten wie eben dem BND wäre in der Tat zu hinterfragen, ob bei denen das Oberflächenwasser noch in die Mischkanalisation geleitet wird. Bei Bestandsbauten ist der Aufwand jedoch ggf. um einiges höher - von der rechtlichen Zulässigkeit nachträglicher Bauauflagen mal abgesehen.

  2. 20.

    Wofür wollen sich die BWB da feiern lassen? Sinnvoller wäre es gewesen, das Regenwasser vom BND und der Umgebung im Radius von ca. 1 km gesondert aufzufangen und dem im Bau befindlichen Becken mit vorgeschalteter Absetzanlage zuzuführen. Anschließend in Versickerungsbecken gepumpt, dann wäre vielleicht in diesem Bereich auch eine Überlastung des Mischwasserkanals vermieden worden. Aber die BWB sind davon weit entfernt. Und so heißt es weiterhin nach der Reinigung in den Kläranlagen und der Ableitung in die Vorfluter: Bye, bye Niederschlagswasser, du bist für immer verloren". Aber feiert euch mal immer schön. Wo waren da die kritischen Fragen von Oda Tischewski? Der Grundwasserspiegel ist noch nicht weit genug gesunken, aber wir arbeiten daran.

  3. 19.

    Danke für den Bericht.

    Ich möchte allerdings anregen, Kräne auch weiterhin ohne h zu schreiben.

  4. 18.

    Wie ich der Nachricht entnehmen kann wird das Regenwasser bei Starkregen aufgefangen um dann später zu den Kläranlagen gepumt zu werden. So weit, so gut. Was passiert dann aber mit dem geklärten Weißwasser? Es wird in die Flüsse geleitet, und via Elbe in die Nordsee verbracht. Ich sehe noch nicht wie das Wasser unserer Idee der Schwammstadt zu gute kommt.

  5. 16.

    Bei Neubauten wird darauf geachtet, dass das Oberflächenwasser nicht in die Kanalisation gelangt und bevorzugt lokal versickert wird. Das Problem sind die Altlasten teils aus Zeiten des Herrn Hobrecht wie eben die Mischkanalisation. Daran ändern ggf. erst in einiger Entfernung zu findende Brachen nichts. Hier in der Nähe liegt der Park am Nordbahnhof mit seinen Volleyballfeldern und Friedhöfe.

  6. 15.

    Wenn es keine Trennkanalisation gibt, gibt es doch auch keine vorhandenen Niederschlagskanäle und demzufolge kann es dort kaum verboten sein Regenwasser in den Schmutzwasserkanal einzuleiten wenn es nicht auf dem Grundstück verbracht werden kann.
    Wenn beides vorhanden ist, überprüfen die Betriebe auch die Anschlüsse. Kleine Nebelbombe in den Schmutzwasserkanal und wenn es aus der Dachrinne raucht, erwischt.

  7. 14.

    So wie es beschrieben steht, sollten alle Berliner hoffen dass da nix versickert. Das ist ungeklärtes Mischwasser und kein Niederschlagswasser. Dient vorrangig dem Gewässerschutz und mindert die Überlast der Kläranlagen bei Starkregen. Dem Grundwasser dient da gar nix. Gut ist dass weniger Schmutzwasser in die Spree/Havel gelangt. Das kommt letztenendes in gewissem Masse wieder den eigenen Wasserwerken zu gute, zumindest diejenigen die von Uferfiltrat abhängig sind.
    Abwasserparkplatz sagt es hinreichend gut aus.
    Wenn da etwas versickert, sollte die Wasserbehörde und auch die BWB besser keine Dichtigkeitsnachweise von privaten Sammelgruben mehr einfordern.

  8. 13.

    Hier versickert hoffentlich nix, weil in dieser Güllegrube ungeklärte Abwässer zwischengespeichert werden sollen.

  9. 12.

    Hier versickert hoffentlich nix, weil in dieser Güllegrube ungeklärte Abwässer zwischengespeichert werden sollen.

  10. 11.

    Regenwasser auffangen, ins Klärwerk zu pumpen und es dann über Flüsse aus der Stadt zu leiten wäre das Dümmste, was der derzeitige Senat durchbringen könnte. Statt diese Auffangbecken zu bauen sollte in Sickerflächen investiert werdenich denke nur an das Krieger-Areal, den ehemaligen Güterbahnhof Pankow, dass ja nun demnächst als "Pankower Tor" mit Beton zugekleistert werden soll. Eine sehr große Brache in Heinersdorf wird ja aktuell gerade beginnend versiegelt. Das hat mit Schwammstadt nichts zu tun. Aber Hauptsache Verkehrswende, das Betonieren wird wider besseren Wissens jedoch nicht sofort gestoppt. Berlin wird immer grauer und heißer anstatt grüner und schwammiger. Das ist verlogene Politik und Opium fürs Volk. Für Wasser predigen, teuersten Wein saufen ist Berlin das beste Beispiel. Ich frage mich, was diese ganzen studierten Politfraggle eigentlich gelernt haben. Daa sind mit Macher und Macherinneen aus dem Leben mit Praxisbezug allemal lieber als die jetzigen Scheindemokraten.

  11. 10.

    Da kann ich dir nur zustimmen, hier wird ein Theater gemacht wegen der Grube unglaublich. Das Teil hätte schon vor Jahren gebaut werden müssen. Mit bauen haben wir es ja so und so nicht mehr so doll. Dafür mit Feiern um so mehr.

  12. 9.

    Schwammstadt Berlin? Sehe ich nicht! Wenn Gartenkolonien für Straßenneubauten und Neubauten von Häusern plattgemacht werden. Und ehemals schön begrünte Hinterhöfe mit Neubauten nachverdichtet werden, hat man in den letzten Jahren dazu beigetragen, dass sich die Stadt immer weiter aufheizt! Das haben die Bezirke und der Senat zu verantworten, die so etwas weiterhin genehmigen!

  13. 8.

    Für Abwasser und Regenwasser gibt es innerhalb des S-Bahnrings leider kein getrenntes Kanalsystem. Und auch außerhalb leiten viele Hauseigentümer (verbotener Weise) das anfallend Regenwasser in die Abwasserkanäle anstatt in die vorhandene Regenwasserkanäle.

  14. 7.

    Die alte Mischkanalisation ist das Problem wie auch der RBB mit dem Begriff "Regentonne" in die Irre führt. "Güllegrube" wären passender.

  15. 6.

    Mir gefällts. Wenn es fertig ist, wird sich die geregelte Grundwasserzuführung ergeben, bestenfalls das Versickern. Sehr langsam im Sommer.

  16. 5.

    Wenn das dort gespeicherte Regenwasser dann doch wieder in die Klärwerke gepumpt wird, ist es ja auch wieder verloren, geht "geklärt" in die Spree...und ab ins Meer.
    Kann man dieses Wasser nichr besser nutzen?
    Wieso muss Regenwasser geklärt werden? Könnte man es nicht langsam versickern lassen, dem Grundeasser zu liebe?

  17. 4.

    Leider ist das Projekt im Sinne von Schwammstadt nur halb gedacht. Aber vielleicht kann das ja noch angepasst werden. Zuerst sollte das Regenwasser getrennt vom echten Abwasser abgeleitet und getrennt gesammelt werden. Dann könnte das Regenwasser nach einer Behandlung genutzt werden. Z. B. um die darüber liegenden Flächen zu bewässern oder bei Trockenheit über biogene Zonen zu versickern oder oder...
    Nun wird das Abwasser gemischt gesammelt gekärt und in die Spree geleitet. Und weg es! ???

  18. 3.

    Mit Schwammstadt hat das beschriebene aber wenig zu tun.
    Da geht es doch um notwendigen Gewässerschutz durch verringern der unkontrollierten Überläufe von Schmutzwasser in die Berliner Oberflächengewässer. Mischwasser fließt verzögert zur Kläranlage und von dort in die Flüsse und verbleibt somit nicht in der Stadt.

  19. 2.

    Total toll … Wirklich … Alles ... ABER 4 Jahre für den Bau einer Grube (mit ein paar Anschlüssen) … 4 Jahre NOCH ... Denn da ist ja jetzt schon was … Ja arbeiten denn da nur zwei Bauarbeiter 35 Stunden die Woche und mit 6 Wochen Urlaub im Jahr, oder was ?! … SO ist Klimaanpassung bestimmt zu langsam, pardon !

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