Quarantäne bei Zwischenlandung - Warum der neue Direktflug Berlin-Peking mehr als eine Woche dauert

Mo 22.08.22 | 10:50 Uhr | Von Benjamin Eyssel, ARD-Hörfunkstudio in Peking
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Mitglieder der Besatzung kontrollieren ein Flugzeug (Quelle: dpa/Wolfgang Kumm)
Bild: dpa/Wolfgang Kumm

Kürzlich wurde gemeldet, dass es wieder einen Direktflug von Berlin nach Peking gibt. Doch so einfach wie es klingt, ist es nicht. Denn bei einer Zwischenlandung kommt es zu tagelanger Quarantäne. Von Benjamin Eyssel

Es gebe wieder eine Direktverbindung zwischen Berlin und Peking, heißt es in einer Pressemitteilung des Flughafens BER vom 12. August dieses Jahres.

Der Flug nach Peking der chinesischen Fluggesellschaft Hainan Airlines gehe immer freitags – aufgrund der chinesischen Infektionsschutzauflagen mit einer Zwischenlandung, hieß es. Der Zwischenstopp finde am Flughafen der Küstenstadt Dalian statt, etwa 500 Kilometer Luftlinie östlich der chinesischen Hauptstadt.

Blick aus dem Zimmer in Dalian (Quelle: Privat)
Blick aus dem Quarantäne-Zimmer in Dalian. | Bild: Privat

Tagelange Quarantäne im Hotelzimmer in Dalian

Wer versucht, den Flug auf der Seite von Hainan Airlines zu buchen, bekommt eine Verbindung angezeigt mit einer rund 15 stündigen Zwischenlandung in Dalian. Anschließend gehe es direkt weiter, Ankunft in Peking dann nach insgesamt rund 26 Stunden. So hatten es auch viele Medien, unter anderem der rbb auf seinen sozialen Kanälen, berichtet. Die beiden Hauptstädte rückten wieder enger zusammen, hieß es.

Doch die Wirklichkeit sah etwas anders aus. "Man musste zwei PCR-Tests machen, um einen QR-Code zu bekommen, der die Bedingung war, dass man an Bord durfte. Neben dem Ticket natürlich." Das berichtet Lea Siebert. Sie war dabei, beim ersten sogenannten Direktflug von Berlin nach Peking am 12. August.

Nach der PCR-Testung in Berlin "sind wir alle nach Dalian geflogen. Dort auch wieder PCR-Tests", so Siebert weiter. "Und dann sind wir in ein Quarantäne-Hotel gebracht worden." Auch neun Tage nach Ankunft befindet sich die Frau im staatlich zugewiesenen Quarantäne-Hotel in Dalian. Sie darf ihr Zimmer nicht verlassen.

Flugkarte: Direktflug Berlin-Peking (Quelle: rbb)
| Bild: rbb

Passagiere sollten informiert werden, dass es nicht direkt weitergeht

Seit zweieinhalb Jahren lautet die Regel: Wer aus dem Ausland nach China fliegt, muss am Ankunftsort in Zwangsquarantäne. Zwischenzeitlich mehrere Wochen, im Moment sind es mindestens sieben Tage Hotelquarantäne. Grund ist die nach wie vor extrem strikte Null-Covid-Politik des Landes - mit weitgehend geschlossenen Grenzen, Lockdowns, Massentests und Kontaktnachverfolgung.

"Auf einem Direktflug sind Zwischenlandungen durchaus erlaubt, anders als auf einem Nonstop-Flug", sagt der Rechtsanwalt Kay Rodegra. Er ist Experte für Luftverkehrsrecht und Fluggastrechte. "Aber wenn eine Fluggesellschaft von vornherein weiß, dass es nach der Zwischenlandung nicht weitergeht, weitergehen kann oder darf, dann muss sie den Passagier auch vorher darüber informieren." Wenn man den Abflugort genau nenne und einen Ankunftsort mit Zeit angebe, dann müsse man diesen Flugplan auch einhalten, so Rodegra weiter.

Die Fluggesellschaft kann sich zwar auf außergewöhnliche Umstände berufen. Aber das geht eben nicht, wenn sie die Umstände von vorneherein kennt, die bereits bei der Buchung vorliegen und die sie mir einfach nur verheimlicht

Kay Rodegra, Rechtsanwalt

"Von 15 Stunden kann keine Rede sein"

Auf Nachfrage, warum der Flug vom 12. August trotz bekannter verpflichtender Quarantäne in Dalian als Direktflug nach Peking mit "nur" 15-stündigem Zwischenstopp angepriesen wird, verweist Hainan Airlines auf die Pandemieschutzbedingungen der chinesischen Regierung. Weil man darauf keinen Einfluss habe, handele es sich nach wie vor um einen Direktflug. Man weise Passagiere stets darauf hin, dass die sich selbst bei staatlichen Stellen informieren müssten.

Lea Siebert hat sich informiert und war auch nicht überrascht. Sie habe erfahren, dass sie nach zehn Tagen im Quarantänehotel weiterreisen könne. Nach Peking oder auch an andere Orte. "Aber von 15 Stunden kann keine Rede sein. Aber es war auch seit Antritt der Reise klar, dass wir hier in Quarantäne müssen."

Fluggäste könnten Ausgleichsanspruch haben

Die wenigen Menschen, die derzeit nach China fliegen dürfen und einen der seltenen Flüge ergattern, wissen um die komplizierten Umstände. Dennoch greife in diesem Fall möglicherweise die EU-Fluggastrechte-Verordnung, so Rechtsanwalt Rodegra. Die Verordnung gelte für jeden Flug aus der EU, also auch für nicht-EU-Airlines, sagt er.

Wenn Fluggäste nicht am vereinbarten Zielort ankämen, obwohl sie das gebucht hätten, stelle sich die Frage, ob sie nicht vielleicht einen Ausgleichsanspruch gegen die Fluggesellschaft hätten. "Die kann sich zwar auf außergewöhnliche Umstände berufen. Aber das geht eben nicht, wenn sie die Umstände von vorneherein kennt, die bereits bei der Buchung vorliegen und die sie mir einfach nur verheimlicht."

Sendung: rbb24 Inforadio, 22.08.2022, 05:50 Uhr

Beitrag von Benjamin Eyssel, ARD-Hörfunkstudio in Peking

20 Kommentare

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  1. 20.

    Na ja, dass der Flug nach der "Zwischenlandung" nach 15 Stunden weitergeht, dürfte wohl den Tatsachen entsprechen.

    Dass da aber nicht mehr die selben Passagiere drin sitzen, dürfte wohl der Casus Knacksus sein...

  2. 19.

    Aber den Profit Dank Ausbeutung und Unterdrückung mitnehmen..... Sie ubdd viele andere sind mitschuldig. Niemand "muss"....

  3. 17.

    Sorry, aber Sie spinnen. Pauschale Vorwürfe und Anschuldigungen und der Wunsch nach Vergeltung sind ja wohl deplatziert. Jedes (!) Land hat genug eigenen Mist, da kehren Sie mal vor der eigenen Tür. Und die Gründe, warum jemand nach China fliegt gehen Sie nichts an.

  4. 16.

    Ich kann die Leute nicht verstehen, die freiwillig in das Land fliegen, das uns diese ganze Pandemie durch die mangelnde Offenheit und durch das Unterdrücken von Informationen (siehe mundtot gemachte chinesische Ärzte in Wuhan, nachzulesen im Spiegel) erst eingebrockt hat. Wieso meldet eigentlich niemand Schadensersatzansprüche bei den Chinesen an? Ach ja, weil wir uns auch von denen abhängig gemacht haben. Auch wir versuchen seit langem, da wo es geht, chinesische Produkte zu meiden. Viele deutsche Hersteller geben aber leider nicht bekannt, wo sie produzieren lassen. Wenn da auf Nachfrage keine klare Antwort kommt, wird es nicht gekauft. Aufpassen muss man ich auf Amazon, eBay und Co. Da tummeln sich mittlerweile unter europäisch klingenden Firmennamen Händler aus China. Also immer erst schön informieren vor dem Kauf.

  5. 15.

    Was hat jetzt eine Chinesische Fluggesellschaft mit Corona Einreisebestimmungen des Landes zu tun? Wenn ich da hinfliege, erkundige ich mich logischerweise vorher. Macht man doch nun seit mehr als 2 Jahren so, egal welches Land das Reiseziel ist.

  6. 14.

    Ganz ehrlich wer will denn nach China, meinetwegen könnte diese Direktflugstrecke sofort eingestellt werden und dafür lieber schöne direktflüge Richtung Westen.

  7. 13.

    Tja, Frau Siebert.... angeschissen, wa? Jib dit Jeld im eignen Land aus..

  8. 12.

    " Mittlerweile kaufe ich keine Artikel mehr, die aus China stammen. "

    Noble Einstellung und politisch gesehen bin ich da voll auf Ihrer Seite nur lässt sich das nicht in jedem Fall umsetzen denn dafür ist Stand 2022 die Globalisierung schon sehr weit fortgeschritten und Sie glauben gar nicht bei welchen Produkten China überall seine Finger indirekt oder direkt mit im Spiel hat . Aber alles was offensichtlich ist könnte man hier und dort schon boykottieren soweit es Alternativen dafür gibt . Besonders kritisch währe ich bei Dingen wie z.b. dem Aufbau des 5 G Netzes durch Chinas Vorzeigefirma Huawei aber auch alles andere wo es um wichtige Infrastruktur geht .

  9. 11.

    Wer ist schon so blöd und fliegt da ohne Not und Zwang hin? In das Land der Unterdrückung, Überwachung und Gewalt? Mittlerweile kaufe ich keine Artikel mehr, die aus China stammen. Ist etwas teurer und eingeschränkter das Angebot, aber das ist es mir allemal wert, auf bestimmte Dinge zu verzichten als diesem Diktator und Imperator indirekt mein Geld zu schenken.

  10. 10.

    Ich sprach von "will...", nicht von beruflich "muss..." ;-)))
    Danke für die Eins! Ich sitze schon ;-))

    Ja klar weiß ich um die Vorherrschaft Made in China.

  11. 9.

    Naja man muss nicht immer gleich die große Keule schwingen und alles verbieten da sich einige Dinge auch von ganz alleine regeln denn wer sich seit einigen Monaten die Preise für einen Hin und Rückflug nach China anschaut wird schnell feststellen das egal ob man von Berlin , Frankfurt , München oder Amsterdam nach Peking , Shanghai , Kanton oder Chengdu fliegen möchte es kaum Preise unter 2000 bzw. 3000 Euro gibt !! Viele Verbindungen nach China sind sogar noch deutlich teurer als 3000 Euro und das wohlgemerkt in der preiswertesten Klasse . Ich war zwischen 2014 und 2019 mehrmals in China und habe in der Regel für Hin und Rückflug immer um die 500 Euro bezahlt .

  12. 8.

    Sie würden sich wundern, wenn Sie um die wirtschaftliche Verflechtungen wüssten, und an dem Bestreben deutscher Firmen in China weitere Absatzmärkte zu erschließen.

    Für diesen Kommentar hätten Sie In der Schule glatt eine 6 kassiert

  13. 7.

    ... und überhaupt: Wer will schon nach China? Zusehen, wie der berühmt berüchtigte Sack Reis umfällt?
    ;-))

  14. 6.

    Sie dürfen direkt fliegen. Wann sie ankommen, bleibt uns überlassen. Sie können die Meinung frei sagen. Aber nicht oft.
    Da hat doch "Made in China" einen wurmartigen Beigeschmack.

  15. 5.

    Ich finde, dass sollte man in D. auch einführen. Alle Passagiere, die nach D. kommen eine Woche Quarantäne und bei positivem Befund 3 Wochen obendrauf.

  16. 4.

    Mich interessiert: wer zahlt das Hotel???

  17. 3.

    Hier handelt es sich um eine chinesische Fluggesellschaft, also dahinter steckt die chinesische Führung.

  18. 2.

    Warum ist die Dame nach China geflogen? Nur um diesen Artikel zu schreiben? Und zu Kommentar 1: Alle Menschen wollen immer selbstbestimmt handeln, aber wenn es kompliziert wird sollen andere handeln, verbieten, beschützen...
    Einfach nicht nach China reisen! Und wenn es stürmt gehe ich nicht raus und brauche auch keine Unwetterwarnung.

  19. 1.

    Vielleicht sollten alle Fluggesellschaften Reisen nach China nicht mehr anbieten. Dann merkt die chinesiche Staatsführung vielleicht mal, daß sie sich ins Knie geschossen haben.

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