Werbekampagne soll Fachkräfte anlocken - Neue Brandenburger Werbeslogans im Kampf um kluge Köpfe

Mo 22.08.22 | 21:05 Uhr | Von Nico Hecht
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Zwei Wasserwanderer fahren am 03.07.2022 mit ihren Kajaks auf der Drahendorfer Spree, einem Teilstück der rund 400 Kilometer langen Spree. (Quelle: dpa/Patrick Pleul)
Audio: Antenne Brandenburg | 22.08.2022 | Ute Sander | Bild: dpa/Patrick Pleul

Das Land wirbt künftig im Internet und auf Volksfesten mit einer Umdeutung der Alt-Berliner Redewendung "JWD" um Zuzügler. Brandenburg will sich vor Fachkräften als Land mit günstiger Work-Life-Balance vorstellen. Von Nico Hecht

Ab sofort stellt das Landesmarketing Brandenburg mit dem Slogan "JWD - Jeder will dahin" vor. Dafür deutet die Kampagne die alte Berliner Redensart "JWD – janz weit draußen" um. So erklärt Landesmarketingleiter Thomas Braune die Idee für die Charmeoffensive, mit der Brandenburg sich vor allem an junge Leute wenden will.

Dafür startet das Landesmarketing eine neue JWD-Internetseite sowie JWD-Auftritte auf Social Media-Plattformen. Staatssekretär Benjamin Grimm erklärte, Brandenburg solle mit der neuen Kampagne als Gewinnerregion erkannt werden.

Brandenburg vom "kaum Chancen" zum Zuzugs-Bundesland Nr. 1

Der neue Werbeslogan "Jeder will dahin" erzähle von einer statistisch schon länger ablesbaren Entwicklung, unterstreicht Grimm. Vor vier Jahren noch habe nicht mal jeder Zehnte gute Karrierechancen in Brandenburg erkannt. Nur jeder Fünfte hat damals gute Bildungs- und Studienmöglichkeiten gesehen. Das hatte damals eine Studie gezeigt, die die Landesregierung in Auftrag gegeben hatte.

Heute aber würden die Zahlen eine andere Sprache sprechen: Nach Angaben des Landesamtes für Statistik sind im letzten Jahr 83.360 Neubürger nach Brandenburg gezogen. Das sind nochmal über 3.000 mehr als im Jahr 2020. Unterm Strich ist Brandenburg damit sogar deutschlandweit führend. Unter Abrechnung aller Wegzüge blieben fast 17.000 Bundesbürger mehr im Land als Brandenburger in andere Bundesländer gingen. So viele wie nirgendwo sonst - ein Erfolg der Werbekampagne "Brandenburg. Es kann so einfach sein." und geglückter Wirtschaftsansiedlungen, sagt Staatssekretär Grimm.

Brandenburg hat sich von einem relativ unbeschriebenem 'weißen Blatt' zum führenden Zuzugs- und Aufsteigerland in Deutschland entwickelt

Benjamin Grimm, Staatssekretär in der Staatskanzlei

Kampagne für dringend nötigen Zuzug

Die Kampagne "JWD" wolle diese Faktenlage nun auch emotional festigen. Dafür sollen Werbebotschaften vor allem drei Stärken vermitteln, die das Institut der Wirtschaft Brandenburg bestätige: Es gebe hier viel Freiraum für das Leben, eine hohe Fachkräfteattraktivität und noch relativ viele freie Flächen. So fasst es Landesmarketingleiter Braune zusammen. Dementsprechend sollen zum Beispiel beim Brandenburg-Ball Mitte September in Potsdam oder bei den zentralen Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit dieses Jahr in Erfurt Stoffbeutel verteilt werden, mit dem Brandenburg-Slogan "Träumer, Tesla, Tischler- Jeder will dahin" oder "Standort, Kurort, Wakeboard – Jeder will dahin".

Im Internet soll die JWD-Kampagne als neuer Teil der Dachmarke "Brandenburg. Es kann so einfach sein." zum Beispiel von Neu-Brandenburgern erzählen, die hier ihre Lebens- oder Geschäftsentwürfe leben. So soll die Kampagne vor allem junge Fachkräfte ins Land locken. Denn Zuzug sei dringend nötig, sagt Staatssekretär Grimm. Es seien aktuell mehr als 40.000 freie Stellen zu besetzen.

Das Landesmarketing habe einen Jahresetat von gut 800.000 Euro, so der Staatssekretär. Ein Drittel davon soll in die JWD-Kampagne fließen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 22. August 2022, 16:22

Beitrag von Nico Hecht

72 Kommentare

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  1. 72.

    Berlin ist die Badewanne die überläuft und Brandenburg ist das Auffangbecken - JWD Jeder will dahin.

  2. 71.

    Das liegt aber weniger an Brandenburg, sondern eher dem Bundesland mittendrin.
    https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2022/06/bevoelkerung-brandenburg-berlin-wachstum-statistik-.htm

  3. 70.

    Fachkräftemangel? Tausende fahren nach Berlin, weil sie seit Jahren am Wohnort keine Chance auf einen Arbeitsplatz haben. Wie wäre es denn, wenn man sich erstmal um die Menschen bemüht, die hier vor Ort leben?

  4. 69.

    Elon Musk mit einer selbstgebastelten Mondrakete und einer Million Dollar in der Hand und sagt auf deutsch: Jeder will dahin.

  5. 67.

    Mit dem 9 Euro Ticket zum Bsp. nach Rostock/Warnemünde wurde wahrscheinlich dieser Werbeslogan geboren - Jeder will dahin ???

  6. 66.

    Jeder will dahin - das habe Ich mir heute morgen am Bahnhof auf dem Weg zur Arbeit, auch gedacht. Der Bahnsteig war voll und der Zug nach Berlin, ebenso.

  7. 65.

    JWD Jeder will dahin Bitte auf den täglichen Busfahrplan achten (Bus fährt nur stündlich, am Wochenende und an Feiertagen seltener).

  8. 64.

    Hoffentlich lesen die "klugen Köpfe" nicht beim RBB die Kommentare der Brandenburger.

  9. 63.

    Brandenburg ist doch das einzigste Ostdeutsche Bundesland mit Bevölkerungswachstum, Mecklenburg-Vorpommern hält gerade mal so seine Einwohnerzahl und die anderen Ostdeutschen Bundesländer schrumpfen sehr stark.

  10. 62.

    Mehr als 6,2 Milionen Einwohner, leben in beiden Bundesländern Berlin und Brandenburg, zusammengerechnet.

  11. 61.

    Das sind die ungefähren Zahlen für die gesamte Republik. Den Anteil für das Land Brandenburg oder Berlin als Stadt-Staat können Sie sich ja leicht selbst vorstellen, wobei Brandenburg sich noch glücklich schätzen kann....

  12. 60.

    Bei Wikipedia zum Beispiel, kann man jeden Brandenburger Ort/Landkreis/kreisfreie Stadt anklicken- unter Politik- und dann weiß man erst einmal, wie im jeweiligen Ort gewählt wird und durch Wen man, politisch vertreten wird. Auch Bevölkerungsdichte, Bevölkerungswachstum, usw. sollte man mal anklicken, wenn man irgendwohin ziehen möchte.

  13. 58.

    Beelitz, Rüdersdorf, Trebbin, Nauen, usw. waren mal Geheimtipps bei den Hauspreisen - Kenne aber die neueste Entwicklung nicht mehr. Auch Eberswalde und Brandenburg an der Havel waren mal richtig preiswert, bei Miete und Eigentum.

  14. 57.

    In der Prignitz, Uckermark und im südlichen Zipfel von Brandenburg, sind die Quadratmeter Preise schon niedriger, wie in den Umlandkreisen und in den kreisfreien Städten. Aber die Bevölkerungsdichte in unseren Randregionen ist so gering, das ein Weiterverkauf von Haus und Grundstück, wahrscheinlich sehr schwer bzw. unmöglich werden könnte. Wo weniger Menschen leben, ist auch die Infrastruktur sehr sehr dünn, das sollte man vorher bedenken !!!

  15. 56.

    "Ist halt Straußberg... nicht ganz Brandenburg. Ich habe hier in meiner Gegend schon erlebt, dass ein Gastwirt im Außenbereich selbst offensichtlich nach außen hin durch Bekleidung (rechtsradikale Symbolik und Style) des Lokals verwiesen hat, weil sich andere Gäste belästigt fühlten durch deren Auftreten. So gehts auch. "

    Ich habe nie behauptet das ganz Brandenburg so ist aber ich kenne kein anderes Bundesland wo das so häufig auftritt und auf Zustimmung stößt, von Sachsen mal abgesehen.

    Es gibt genügend Institutionen, die sich gegen Rassismus und Rechtsextremismus engagieren, dort wäre das Geld besser aufgehoben.

    Solche Erlebnisse, die keine Einzelfälle waren, haben einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Nicht nur bei den Betroffenen, auch bei mir.

  16. 55.

    Zeigen Sie mir wo es noch billige Grundstücke in Brandenburg gibt. Die Zeiten sind längst vorbei

  17. 54.

    Und jetzt kommen noch die Milliarden für den ÖPNV, bei weiter steigenden Pendlerzahlen ???

  18. 53.

    Der Werbeslogan hat doch schon Erfolg gehabt. Die Züge von und nach Berlin werden immer voller und immer mehr Pendler sind unterwegs. Bei jedem Güterzug und jedem ICE muss der Regio warten, so das Anschlusszüge und Busse, regelmässig verpasst werden. JWD passt doch schon, wenige Kilometer ausserhalb von Berlin. Bevölkerungswachstum im Umland, ohne das die Infrastruktur mitwächst - einfach nur JWD.

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