Waldbrände in Brandenburg - Förster fordert: Land soll Kampfmittelbelastung minimieren

Mo 01.08.22 | 12:09 Uhr
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Eine russische Panzergranate liegt auf dem verbrannten Waldboden in der Lieberoser Heide (Bild: dpa/Patrick Pleul)
Bild: dpa/Patrick Pleul

Nach den Waldbränden in Kyritz-Ruppiner Heide und in der Lieberoser Heide hat Revierförster Romeo Buder die Landesregierung für die sich hinschleppende Räumung der munitionsbelasteten Flächen kritisiert. "Das Problem seit Jahren ist, dass das Land in der Pflicht wäre, diese Flächen in der Beräumung zu finanzieren über alle Eigentümer", sagte Buder von der Oberförsterei Lieberose der DPA, wie diese am Montag berichtete.

Brandenburg habe diese Flächen nach dem Mauerfall als sogenanntes Kohl-Geschenk bekommen, sagte Buder weiter. Darunter seien über 120.000 Hektar Wald gewesen. Damit seien "viele Millionen" in die Kassen des Landes geflossen, auch durch Holzverkäufe. Das Land sei nun verpflichtet, die Kampfmittelbelastung zu minimieren. "Wir werden diese Forderung auch als Gemeinde noch einmal in den Raum werfen, weil wir mit dem Zustand nicht zufrieden sein können", so der Lieberoser Revierförster.

Gebiete in Brandenburg stark kampfmittelbelastet

Die Einsatzkräfte in den Brandenburger Waldbrandgebieten kämpfen nicht nur gegen die Flammen, sondern auch gegen ein altes Problem: Das Land weist den höchsten Anteil an kampfmittelbelasteten Gebieten in Deutschland auf. Wie die Kyritz-Ruppiner Heide im Norden ist auch die Lieberoser Heide im Süden munitionsbelastet. Die Fläche ist ein früherer Truppenübungsplatz, der im Zweiten Weltkrieg und später von der sowjetischen Armee genutzt wurde. Dort brennt es häufig.

Zuletzt loderte in der Lieberoser Heide Anfang Juli dieses Jahres ein Feuer auf 90 Hektar – eine Fläche von etwa 125 Fußballfeldern. Buder kennt das Gebiet seit vielen Jahrzehnten, wie er weiter berichtete. "Bei richtiger Hitze gehen auch Granaten hoch", so der ehrenamtliche Bürgermeister von Byhleguhre-Byhlen im Spreewald. Allein 2019 sei das dreimal passiert, Verletzte habe es nicht gegeben.

"Gemeinde oder auch Landkreise finanzieren Brandbekämpfung"

Aug dem ehemalige Übungsplatz in der Lieberoser Heide habe es Panzer in Bataillonsstärke, Infanterie, Artillerie, Raketentruppen, Hubschrauber und Flugzeuge gegeben, so Buder weiter. Auch Manöver seien abgehalten worden. In Spitzenzeiten sollen bis zu 50.000 Mann auf der Fläche gewesen sein. Gefunden wurden bereits Artillerie- und Panzergranaten sowie Infanterie-Geschosse.

Bis in fünf Meter Tiefe sind dem Revierförster zufolge bislang in der Lieberoser Heide wenige Flächen beräumt, bis zu zwei Meter tief seien vor allem auf den Flächen des Landes 40 Prozent durch die Kampfmittelräumer abgesucht worden. "Wir als Gemeinde oder auch die Landkreise finanzieren die Brandbekämpfung, das Land kommt erst im Katastrophenfall", sagtet Buder. Das könne nicht sein.

Kaum Nachwuchskräfte beim Kampfmittelbeseitigungsdienst

Rund zwölf Prozent der Gesamtfläche Brandenburgs gelten nach Angaben des Landes derzeit noch als belastet. Experten der Kampfmittelbeseitigung vernichten jedes Jahr Hunderte Tonnen Bomben, Granaten und Munition. 2021 waren es 328 Tonnen Kampfmittel.

Nach Worten des Vorsitzenden des Landesverbandes der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, Gregor Beyer, fehlt es wie in vielen Branchen auch beim Kampfmittelbeseitigungsdienst des Landes an Nachwuchskräften. "Nach der Wende hatten wir dieses Personal noch aus ehemaligen Soldaten der NVA, da waren ausgebildete Personen da", sagte er ein. Mittlerweile sei der Beruf teilweise nicht mehr attraktiv.

6 Kommentare

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  1. 5.

    An der Bundeswehrhochschule in München gibt es seit 2017 ,ein gut besuchtes ,Zusatzstudium zum Thema Kampfmittelbeseitigung. Das Studium richtet sich besonders an Ingenieur-Büros und Vertretern von Kommunen.

  2. 4.

    Früher warb man für sowas scheidende Armeeangehörige an, im Westen von der Bundeswehr war das bestimmt auch so,

  3. 3.

    "entsprechend honoriert werden muß. " Ach, das sollte schon gehen. Aber das Honorar ist doch nicht alles.
    Haben Sie mal geschaut, wie sich die Ausbildung zum Feuerwerker FR Kampfmittelbeseitigung darstellt?
    Das ist kein Ausbildungsberuf!

    Und mit jedem Brand den die Munition da im Boden liegt, wird es doch nicht einfacher. Sie rostet, bewächst, wird heiß.
    Das kann zum Schluss kein Honorar ausgleichen.
    Bund und Länder haben gepennt und darauf abgestellt, das sich das von selbst erledigt.
    Mal abgesehen, das es keine Bildungseinrichtungen gibt - dreist wenn wir heute anfangen würden Fachkräfte zu entwickeln, dauert es 5 Jahre bis wir vielleicht 50 Leute haben. Ich hatte das schon mal an anderer Stelle ausgerechnet. Das wird nichts mehr...

  4. 2.

    "Mittlerweile sei der Beruf teilweise nicht mehr attraktiv."
    Frage an rbb 24: woran liegt das?
    Es ist ein gefährlicher Beruf der natürlich entsprechend honoriert werden muß.
    Arbeit wird es für solche Kräfte lebenslang geben und wenn Ausbildung und Bezahlung stimmen wird es vielleicht genug Leute geben die daran interessiert sind.

  5. 1.

    30 Jahre geschlafen. Blühende (glühende) Landschaften (Wälder).

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