Bitkom-Studie - Berlin rutscht aus Top Ten der digitalsten Städte - Potsdam nur im Mittelfeld

Mi 21.09.22 | 12:27 Uhr
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E-Metro Bus am 20.03.2022 an der Ladestation am Busbahnhof Zoologischer Garten in der Hertzstraße, Berlin. (Quelle: dpa/Karl-Heinz Spremberg)
Bild: dpa/Karl-Heinz Spremberg

Die Digitalexperten von Bitkom bewerten seit 2019 größere deutsche Städte in Bezug auf ihre Digitalisierung. Im neuesten Ranking fällt Berlin aus den Top Ten. Die Brandenburger Landeshauptstadt Potsdam hat eine digitale Inselbegabung.

Berlin gehört nicht mehr zu den zehn "smartesten" Städten Deutschlands, zumindest wenn es nach dem "Smart-City-Ranking" des Digital-Branchenverbandes Bitkom geht. In der am Dienstag veröffentlichten Studie [bitkom.org] landet die Hauptstadt nur noch auf Platz elf. Potsdam wird sogar auf Platz 43 geführt.

Den Spitzenplatz als digitalisierteste Stadt Deutschlands verteidigte der Studie zufolge Hamburg. Auf Platz zwei liegt erstmals München, Dritter ist Dresden. Bewertet werden die Städte in den Kategorien "Energie und Umwelt", "IT und Kommunikation", "Mobilität" und "Gesellschaft". Neu in den Top-Ten der digitalsten Städte sind Aachen, Düsseldorf und Nürnberg.

Gute Mobilität, Nachholbedarf im Bereich Energie

Berlin hat der Studie zufolge besonders in den Kategorien Energie und Umwelt, sowie in der Verwaltung und IT Nachholbedarf. Vor allem im Energie- und Umwelt-Bereich liegt Berlin im Ranking weit hinten, mit einem Indexwert von "50,8" (auf einer Skala bis 100, wobei 100 nicht ein theoretisch erreichbarer Wert ist, sondern das Ergebnis der besten Stadt in der jeweiligen Kategorie). In der Kategorie Umwelt wird unter anderem bewertet, inwieweit es Energielösungen, zum Beispiel Phovoltaikanlagen oder grüne Wärme gibt, wie viele E-Autos in der Stadt zugelassen sind und wie viele E-Ladestationen es gibt.

Besonders gut ist Berlin in der Kategorie "Mobilität" bewertet, mit einem Indexwert von 92,2 (Platz drei). Hier werden unter anderem digitale Verkehrsschilder oder die Digitalisierung der ÖPNV-Tickets sowie freie WLAN-Möglichkeiten im ÖPNV bewertet. Auch Car- bzw. Bike-Sharing werden berücksichtigt.

Potsdams Verwaltung und IT gehören zu den schwächsten

Die Brandenburger Landeshauptstadt Potsdam liegt insgesamt nur im Mittelfeld der untersuchten Städte, auf Platz 43. Auffällig gut ist die Stadt allerdings in der Kategorie "Gesellschaft". Mit einem Indexwert von 93,7 liegt Potsdam hier sogar auf Platz fünf. Bewertet werden unter "Gesellschaft" digitale Beteiligungsplattformen, die Anzahl von Coworking-Spaces, die Digitalszene der Stadt (Beispiel: Chaos-Computer-Club), die Verfügbarkeit von Open-Data-Plattformen sowie deren Benutzerfreundlichkeit und die Anzahl der Datensätze. Auch offene Geodaten und Stadtpläne können zu positiven Bewertungen führen.

Besonders schwach schneidet Potsdam in der IT und Kommunikation sowie in der Verwaltung ab. Hier gehört Potsdam sogar zu den schwächsten Städten im Ranking (jeweils unter den letzten zehn). Grund dafür können ein schwacher Breitbandausbau, die 5G-Netzabdeckung und öffentliche WLANs und fehlende digitalie Verwantlungsangebote, wie Terminbuchungen bei Ämtern, Online-Ummeldungen für Personen und Kfz, fehlendes E-Payment bei Online-Services der Verwaltung oder das Angebot in den sozialen Netzwerken sein.

Auswertung bietet Diskussionspotential

Untersucht wurden alle 81 deutschen Städte ab 100.000 Einwohner, auf Basis öffentlich zugänglicher Datenquellen. Den Verwaltungen wurde anschließend die Möglichkeit gegeben, erhobene Informationen zu prüfen und zu kommentieren, wie Bitkom schreibt. Die meisten Städte hätten diese Chance wahrgenommen.

Der Index ist unter den Kommunen nicht unumstritten, im vergangenen Jahr beschwerte sich beispielsweise die Stadt Moers (Nordrhein-Westfalen) über ihre schlechte Platzierung. Es seien Verwaltungsdienstleistungen als "nicht digitalisiert" bewertet worden, die Moers als kreisangehörige Kommune gar nicht habe anbieten können, beispielsweise die Kfz-Anmeldung.

Und noch etwas erschwert die Bewertung der Daten: Ein Vergleich des Rankings zum Vorjahr sei nicht ohne weiteres möglich, schreibt Bitkom selbst. Da die Indexwerte sich auf den jeweils besten Wert beziehen, können kleine Verbesserungen einer Stadt in einer Kategorie im Vergleich zum Vorjahr als Verschlechterung erscheinen, weil sich in Wirklichkeit der Maßstab verändert hat - also eine andere Stadt die Messlatte durch großen Fortschritt höher gelegt hat.

Sendung: rbb24, 21.09.2022, 15:00 Uhr

12 Kommentare

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  1. 12.

    Die Statisktik ist sehr geschönt.
    Schlechtes mit Schlechtem zu vergleichen bring die deutsche Digitalisierung auch nicht vorran. Besser wäre da eine weltweite Statisktik wo da dann unsere Städte im Ränking liegen.
    Aber so eine Aufstellung traut sich dann wohl keiner weil zu peinlich wäre.

  2. 11.

    Kann man das Wort digital über steigern?? Gibt es digitaler oder gar am digitalsten?? Der Duden sagt Nein.

  3. 10.

    Hoch lebe das Fax

  4. 8.

    Wie kann man das Adjektiv ‚digital‘ grammatikalisch steigern?? Etwas ist entweder digital oder nicht, keine Stadt kann digitaler als eine andere sein geschweige denn die digitalste.

  5. 7.

    Ist doch auch egal.
    Der SPDGrüneSED-Senat wird das schon schaffen. Bei der PISA-Studie haben die das auch geschafft, dass Berlin im unteren Drittel agiert.
    In Zeiten, wo dass Internet für Kanzler Merkel "Neuland" waren, sind in Berlin längst noch nicht vorbei.
    Ich wundere mich aber, dass Schummel-Franziska sich nicht Medien wirksam gegen das Ergebnis stemmt. Hier ist doch alles so Schön, woke und Alle sind doch so zufrieden.
    Sie erwarten auch nichts mehr, wie die Unfragewerte zeigen, von diesem Senat von Selbstverliebten, Selbstdarstellern.

  6. 6.

    Unter den 10 besten Städten Deutschlands wohlgemerkt. Ein internationaler Vergleich würde wahrscheinlich übelst peinlich werden für die deutschen Städte. Meine Frau arbeitet viel mit Unkrainerinnen, Behördengänge organisieren und begleiten, der ganze Kram. Die können dann einfach nicht glauben, wie umständlich und zeitaufwändig wir uns hier noch auf Papierbasis organisieren. Ist ja auch alles für uns noch Neuland.

    Gruß, Navan

  7. 5.

    Ich will gar keine „rein digitale Welt“ … Ich will mit Menschen zu tun haben, dazu nicht jede Aktion edv-technisch und online überwacht haben und bei (Akku-)Stromausfall nicht in allen Lebensbereichen sofort und vollends „kastriert“ sein … Das halte ich (im Katastrophenfall) auch staatspolitisch für zu gefährlich.

  8. 4.

    Berlin unter den 10 Besten Städten mit Digitalisierung???
    Das ist der Witz des Jahrhunderts!!!
    Kürzlich einen Antrag digital eingereicht.
    Die Antwort und Nachfragen nach weiteren Dokumenten waren dann wieder Analog!!
    Da habe ich gleich geantwortet, per Hausbriefkasten, per Fax und per E-Mail.
    Nun bin ich gespannt, ob es auch ankommt.
    Früher auf eben diesen drei wegen immer das Jobcenter bedient. Ab da gab es keine fehlenden Dokumente mehr.

  9. 3.

    Nun, zumindest als aus dem"aktiven Beufsleben ageschieden" hat Mann/Frau sein Wissen im Umgang mit den - sich natürlich schnell verändernden Medien -- selbst für viel Geld selbst zu bezahlen. "Digi-toll"! das sagt man zumindetens im BL Bbg, wo man für ein bisher noch vertretbares 'Entgeldchen' seine Fragen beantwortet bekam. Es muss nicht der wochenlange Spezialkurs sein, das an die Berliner Anschrift! Das ist die eine Seite und die andere wäre auch digitaler Zugang für den, der es möchte an Plätzen/Orten in der Stadt. Berlin ist da m.E. in meinem "Aktionsradius" ganz gut aufgestellt.
    Was die Digitalisierung in den Ämtern angeht, so muss ich schon sagen, dass da strikte rechtliche (Recht&Gesetz) Anforderungen dahinterstehen. Das musste ich auch mal erfahren, mehr als 55 Minuten 'Nobody' zu sein. Kein tolles Gefühl, wurde aber -- da ein Verwaltungsfehler vorlag -- am Ende doch noch zu aller Erleichterung behoben.

  10. 2.

    Ich finde die Bewertungskriterien und den daraus errechneten Index eher unduchschaubar und kaum praktisch nutzbar.

  11. 1.

    Berlin war in den Top Ten der digitalsten Städte Deutschlands?

    Mehr muss man über das Entwicklungsland Deutschland bei der Digitalisierung nicht sagen. Krasser sagen kann man es gar nicht mehr

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