Bitkom-Studie - Berlin rutscht aus Top Ten der digitalsten Städte - Potsdam nur im Mittelfeld
Die Digitalexperten von Bitkom bewerten seit 2019 größere deutsche Städte in Bezug auf ihre Digitalisierung. Im neuesten Ranking fällt Berlin aus den Top Ten. Die Brandenburger Landeshauptstadt Potsdam hat eine digitale Inselbegabung.
Berlin gehört nicht mehr zu den zehn "smartesten" Städten Deutschlands, zumindest wenn es nach dem "Smart-City-Ranking" des Digital-Branchenverbandes Bitkom geht. In der am Dienstag veröffentlichten Studie [bitkom.org] landet die Hauptstadt nur noch auf Platz elf. Potsdam wird sogar auf Platz 43 geführt.
Den Spitzenplatz als digitalisierteste Stadt Deutschlands verteidigte der Studie zufolge Hamburg. Auf Platz zwei liegt erstmals München, Dritter ist Dresden. Bewertet werden die Städte in den Kategorien "Energie und Umwelt", "IT und Kommunikation", "Mobilität" und "Gesellschaft". Neu in den Top-Ten der digitalsten Städte sind Aachen, Düsseldorf und Nürnberg.
Gute Mobilität, Nachholbedarf im Bereich Energie
Berlin hat der Studie zufolge besonders in den Kategorien Energie und Umwelt, sowie in der Verwaltung und IT Nachholbedarf. Vor allem im Energie- und Umwelt-Bereich liegt Berlin im Ranking weit hinten, mit einem Indexwert von "50,8" (auf einer Skala bis 100, wobei 100 nicht ein theoretisch erreichbarer Wert ist, sondern das Ergebnis der besten Stadt in der jeweiligen Kategorie). In der Kategorie Umwelt wird unter anderem bewertet, inwieweit es Energielösungen, zum Beispiel Phovoltaikanlagen oder grüne Wärme gibt, wie viele E-Autos in der Stadt zugelassen sind und wie viele E-Ladestationen es gibt.
Besonders gut ist Berlin in der Kategorie "Mobilität" bewertet, mit einem Indexwert von 92,2 (Platz drei). Hier werden unter anderem digitale Verkehrsschilder oder die Digitalisierung der ÖPNV-Tickets sowie freie WLAN-Möglichkeiten im ÖPNV bewertet. Auch Car- bzw. Bike-Sharing werden berücksichtigt.
Potsdams Verwaltung und IT gehören zu den schwächsten
Die Brandenburger Landeshauptstadt Potsdam liegt insgesamt nur im Mittelfeld der untersuchten Städte, auf Platz 43. Auffällig gut ist die Stadt allerdings in der Kategorie "Gesellschaft". Mit einem Indexwert von 93,7 liegt Potsdam hier sogar auf Platz fünf. Bewertet werden unter "Gesellschaft" digitale Beteiligungsplattformen, die Anzahl von Coworking-Spaces, die Digitalszene der Stadt (Beispiel: Chaos-Computer-Club), die Verfügbarkeit von Open-Data-Plattformen sowie deren Benutzerfreundlichkeit und die Anzahl der Datensätze. Auch offene Geodaten und Stadtpläne können zu positiven Bewertungen führen.
Besonders schwach schneidet Potsdam in der IT und Kommunikation sowie in der Verwaltung ab. Hier gehört Potsdam sogar zu den schwächsten Städten im Ranking (jeweils unter den letzten zehn). Grund dafür können ein schwacher Breitbandausbau, die 5G-Netzabdeckung und öffentliche WLANs und fehlende digitalie Verwantlungsangebote, wie Terminbuchungen bei Ämtern, Online-Ummeldungen für Personen und Kfz, fehlendes E-Payment bei Online-Services der Verwaltung oder das Angebot in den sozialen Netzwerken sein.
Auswertung bietet Diskussionspotential
Untersucht wurden alle 81 deutschen Städte ab 100.000 Einwohner, auf Basis öffentlich zugänglicher Datenquellen. Den Verwaltungen wurde anschließend die Möglichkeit gegeben, erhobene Informationen zu prüfen und zu kommentieren, wie Bitkom schreibt. Die meisten Städte hätten diese Chance wahrgenommen.
Der Index ist unter den Kommunen nicht unumstritten, im vergangenen Jahr beschwerte sich beispielsweise die Stadt Moers (Nordrhein-Westfalen) über ihre schlechte Platzierung. Es seien Verwaltungsdienstleistungen als "nicht digitalisiert" bewertet worden, die Moers als kreisangehörige Kommune gar nicht habe anbieten können, beispielsweise die Kfz-Anmeldung.
Und noch etwas erschwert die Bewertung der Daten: Ein Vergleich des Rankings zum Vorjahr sei nicht ohne weiteres möglich, schreibt Bitkom selbst. Da die Indexwerte sich auf den jeweils besten Wert beziehen, können kleine Verbesserungen einer Stadt in einer Kategorie im Vergleich zum Vorjahr als Verschlechterung erscheinen, weil sich in Wirklichkeit der Maßstab verändert hat - also eine andere Stadt die Messlatte durch großen Fortschritt höher gelegt hat.
Sendung: rbb24, 21.09.2022, 15:00 Uhr