"Letzte Generation" blockiert erneut - Innensenatorin: Klima-Demonstranten "setzen Menschenleben aufs Spiel"

Do 20.10.22 | 12:12 Uhr
  55
Symbolbild:Einsatzkräfte lösen die festgeklebte Hand eines Aktivisten von der "Letzten Generation" von der Fahrbahn, wo er sich aus Protest festgeklebt hatte.(Quelle:dpa/H.P.Albert)
Audio: radio eins | 20.10.2022 | Iris Spranger | Bild: dpa/H.P.Albert

Erneut haben Klima-Demonstranten den Verkehr in Berlin zum Teil zum Erliegen gebracht. Innensenatorin Spranger sieht durch die Straßenblockaden Leben gefährdet. Die Gewerkschaft der Polizei fordert von der Justiz ein härteres Durchgreifen.

Mit harscher Kritik hat die Berliner Innensenatorin Iris Spranger (SPD) auf erneute Blockade-Aktionen von Unterstützern der "Letzten Generation" auf Berliner Straßen reagiert.

Das sei keine legitime Form des Protests, weil Menschen in der Stadt auf dem Weg zur Arbeit behindert würden oder weil sie anderen helfen wollten - "vom Rettungswagen angefangen", erklärte Spranger am Donnerstag im rbb. Sie betonte: "Wer Helfer:innen behindert, Retter fehlalarmiert, raubt Menschen in Not die Hilfe und gefährdet sie und setzt ihr Leben aufs Spiel."

Demonstranten hatten am Donnerstagmorgen wieder mehrere Schilderbrücken über Berliner Autobahnen gekapert und sich dort festgeklebt. Weitere Aktionen wurden unter anderem aus dem Bereich Frankfurter Tor gemeldet.

GdP fordert Härte der Justiz

Auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP) Berlin übte Kritik an den erneuten Aktionen - aber auch an der Justiz. GdP-Sprecher Benjamin Jendro erklärte, dass man sich nicht wundern dürfe, "dass sich einzelne Menschen weiterhin täglich irgendwo hinkleben und massiv in den Alltag von Tausenden eingreifen, wenn der Rechtsstaat ihnen keine echten Grenzen aufzeigt".

Er spielte damit auf ein Urteil des Amtsgerichts Tiergarten an, wo ein Demonstrant wegen Nötigung zu einer Geldstrafe von 600 Euro verurteilt wurde. "Wenn man für Nötigung Monate später ein paar hundert Euro zahlen muss, die man durch Fundraising nicht mal selbst zu tragen hat, oder auch nur Beratungsgespräche auferlegt bekommt, schreckt das niemanden ab", so Jendro. "Es würde spürbar helfen, wenn ASOG-Richter wenigstens mal eine Nacht Gewahrsam anordnen, weil man dann zumindest am nächsten Morgen nicht irgendwo kleben kann", so Jendro.

Aus der Berliner CDU kamen zuvor Forderungen, die Klimaschutzgruppe "Letzte Generation" zu verbieten. Die Mitglieder würden seit Beginn des Jahres zum Teil schwere Straftaten begehen, sagte der CDU-Abgeordnete im Berliner Abgeordnetenhaus, Christopher Förster, am Mittwoch im rbb24 Inforadio. Diese seien keine Begleiterscheinungen mehr, sondern vielmehr Mittelpunkt der Aktionen. Daher habe er Strafanzeige gegen diese "kriminelle Vereinigung" gestellt. Die Gruppe radikalisiere sich zunehmend und müsse daher gestoppt werden.

Polizei hat Räumungen abgeschlossen

Am Vormittag berichtete die Berliner Polizei, dass die Maßnahmen wegen der Störungsaktionen der Gruppe "Letzte Generation" in Berlin abgeschlossen seien. Die Autobahnen A100, A111, A113 sind wieder frei von Demonstrierenden. Auch der Tunnel unter dem ehemaligen Flughafen Tegel wurde geöffnet, wie die Verkehrsinformationszentrale Berlin (VIZ) mitteilte.

Weil Aktivisten am Morgen mehrere Schilderbrücken entlang der A100 bestiegen hatten, wurden Abschnitte der Stadtautobahn und der Zubringer gesperrt. Auch in Friedrichshain verursachten Demonstrierende auf der Frankfurter Allee Staus. Nach Polizeiangaben waren am Frankfurter Tor sieben Aktivisten, teilweise hatten sie sich festgeklebt.

Immer wieder Blockaden und Verkehrsbehinderungen

Selbst rechtfertigte sich die "Letzte Generation" für ihre neuerliche Aktion damit, dass der Verkehrsausschuss des Bundestags am Mittwoch "einen Antrag auf ein Tempolimit von 130 km/h auf deutschen Autobahnen [...] abgeschmettert" habe. Daher sähen sich die Unterstützer der "Letzten Generation" veranlasst, "wieder die Stahlkonstruktionen, an denen die Verkehrsschilder über der A100 angebracht sind", zu besteigen, hieß es in einer Pressemitteilung.

Für Innensenatorin Spranger kein Argument: Das sei "Nötigung im Strassenverkehr. Und das ahnden wir natürlich über unsere Möglichkeiten als Polizei und selbstverständlich auch über die Möglichkeiten der Staatsanwaltschaft."

In dieser Woche haben Mitglieder der "Letzten Generation" täglich Verkehrsbehinderungen ausgelöst, am Mittwoch bestiegen sie Schilderbrücken und klebten sich daran fest.

Sendung: rbb24 Inforadio, 20.10.2022, 08:40 Uhr

Die Kommentarfunktion wurde am 20.10.2022 um 13:59 Uhr geschlossen. Die Kommentare dienen zum Austausch der Nutzerinnen und Nutzer und der Redaktion über die berichteten Themen. Wir schließen die Kommentarfunktion unter anderem, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt.

55 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 55.

    Wenn Sie etwas ändern wollen und Menschen für Ihr Anliegen auf Ihre Seite ziehen wollen, ist es sicher hilfreich, diese mal gleich vorweg und pauschal als dumm zu bezeichnen. Da hören sicher viele gerne weiter zu. Nicht ein Mindestmaß an Respekt und Toleranz denen entgegen zu bringen, die sich in Ihrer Wahrnehmung "dumm" verhalten und mit diesen Menschen auf Augenhöhe zu kommunizieren (und zuzuhören, warum diese die Entscheidungen treffen, die sie treffen), ist dafür in meinen Augen dumm und wird zu nichts führen. Vor allem deshalb, weil Sie sich damit in keinster Weise von der von Ihnen kritisierten Gesellschaft abheben. Nur das Thema ist ein anderes.

  2. 54.

    "Aber vielleicht braucht er auch mal medizinische Hilfe und kann dann nicht behandelt werden weil das medizinische Personal wegen Straßenblockaden nicht zur Arbeit kommt."

    Die Lüge wird nicht wahrer auch wenn sie eine Senatorin wiederholt. Nennen sie ein konkretes Beispiel wo ein Rettungswagen durch Aktivisten blockiert worden sind.

    Ich nenne ihnen darauf Hunderte wo Rettungswagen absichtlich blockiert worden sind weil keine Rettungsgassen gebildet worden sind oder man sich sogar absichtlich in den Weg stellt.

    https://www.bz-berlin.de/berlin/charlottenburg-wilmersdorf/unfall-a100-auto-ueberschlaegt-sich-keine-rettungsgasse

  3. 53.

    Das ist nun der größte Blödsinn den ich höre, da gibts noch genug freigegebene Rennpisten auf deutschen Autobahnen, die zum Rasen bis zum Anschlag genutzt werden.
    Mit einem Tempolimit beruhigen sie zudem das Fahrverhalten, also das ständige Lückenspringen und sinnlose Be- und Endschleunigen auf deutschen Autobahnen.
    Und wenn es nach ihrer Meinung sowieso nichts bringt, dann kann man es doch ruhig mal testen und einführen.
    Und der Quatsch wir hätten nicht genug Schilder dafür, man benötigt nicht ein einziges Schild dafür, könnte dafür aber unzählige Schilder abbauen.

  4. 52.

    Ich sitze im Bus und komme trotzdem nicht durch. Ich könnte aber in Zukunft auch im Auto sitzen und die Autobahn umfahren.
    Ist das wirklich das Ziel der Aktion?

  5. 51.

    Da es ja jeden Tag ein anderer Grund ist, wegen welchem die sich festkleben, kann man das ohnehin nur begrenzt ernst nehmen. Da geht es doch nicht darum, etwas zu erreichen, sondern einfach nur Chaos zu verbreiten.

  6. 50.

    Wer hier der egoistische Kleingeist ist, wäre noch zu überprüfen. Wenn man was verändern will, muss man die Menschen MITNEHMEN und Realitäten anerkennen, nicht einfach nur gegen sich aufbringen. Für mich zeugt das nicht von ausgesprochen viel Intelligenz und Weitsicht - für jemanden, der sich angeblich um die Zukunft sorgt. Dass sich etwas ändern muss, ich doch unbestritten aber solche Leute verplempern nur unnütz Zeit, weil die die Menschen so nerven und wütend machen, dass die meisten bei dem Thema inzwischen blockieren und gleich abwinken. Sie werden wohl wissen, wem das nutzen soll.

  7. 49.

    Schuld ist die FDP. Wir könnten längst ein Tempolimit haben. Aber den "Liberalen" ist ja ihre Ideologie und Klientelpolitik wichtiger.

  8. 48.

    Ich muss an dieser Stelle einmal den Autofahrern danken. Vielen Dank, das Sie Ihr Auto benutzen und nicht wie ich den völlig überfüllten ÖPNV. Wenn Sie auch noch mit wollten, kämen garnicht mehr alle rein in Busse und Bahnen. Und diese unfreiwillige sehr enge Nähe zu fremden Personen im ÖPNV würde ich in meinem privaten Bereich niemals zulassen.

  9. 47.

    Gute Idee, damit es noch besser hält vielleicht noch etwas mehr Kleber spendieren. Fürs Klima demonstrieren ok, aber dabei Menschenleben gefährden weil Rettungsdienste nicht durchkommen ist sowas von asozial. Vielleicht haben ja die Lösemittel aus dem Kleber ihre Wirkung entfaltet und den Demonstranten die Birne weich gemacht. Demonstriert gefälligst auf dem Tempelhofer Feld oder auf irgendeinem Acker in Brandenburg!

  10. 46.

    Man darf doch auf der Stadtautobahn nur 80 fahren. Was wollen Sie mehr? 130?

  11. 45.

    Hallo ,Herr Neumann!
    Ich verfolge regelmäßig Ihre Kommentare.
    Aber heute bedanken Sie sich bei der " Letzten Generation " für deren Aktionen.
    Haben Sie sich einmal die Frage gestellt,mit welchen Transportmitteln diese Personen zu Ihren Akionsorten gekommen sind oder sie nur zu Fuß und Handkarren unterwegs ?

  12. 44.

    Das ist nicht korrekt. Rettungsgassen sind ausschließlich auf der Autobahn oder zweispurigen Landstraßen zu bilden. In der Stadt, wo ebenfalls blockiert wurde sind Rettungsgassen weder möglich (es fehlt am Platz), noch notwendig. Im Falle eines Einsatzwagens fahren die Fahrzeuge einfach nach vorn in die Kreuzung hinein und schaffen damit den benötigten Platz zum Durchkommen. Mal davon ab ist diese ewige Fokussierung auf Rettungswagen vollkommen irrelevant und kurzsichtig. Es gibt genügend andere Szenarien, die nicht weniger schlimm sind. Es gibt Patienten in aufgehaltenen Taxis, die nicht zur Chemotherapie oder einer dringenden Diagnostik kommen. Es gibt unzählige andere notwendige Fahrten, die sinnlos blockiert werden, wodurch volkswirtschaftliche Schäden entstehen und das eben nicht durch höhere Gewalt sondern bewusst durch Nötigung.

  13. 43.

    Rasen und Falschparken ist schon immer verboten.
    Beschränkungen und Gesetze, die es übrigens schon gibt, StVO Paragraf 1, nützen in Berlin nichts, da sie nicht durchgesetzt werden.

  14. 42.

    Nur mal die Unwetter Toten, verursacht durch den Klimawandel, erwähnen....dann wird klar wer Menschenleben riskiert.

  15. 41.

    Es wird schon eine Menge für die Umwelt sowie für die Zahl der Verkehrstoten und Verletzten getan, wenn diese Aktivisten zeitlebens eine Sperre im Fahreignungsregister bekommen. Wer für die Durchsetzung von Interessen fahrlässig Menschenleben aufs Spiel setzt, gehört weggesperrt. Der Zweck heiligt nicht die Mittel.

  16. 40.

    Frau Senatorin, Sie sind es die Menenleben aufs Spiel setzt. Tun Sie endlich was.

  17. 39.

    Die Wirkung von Tempo 130 geht fast gegen Null, weil eh kaum jemand auf unlimitierten Autobahnen deutlich schneller fährt.

  18. 38.

    Wer setz hier wirklich "Menschenleben aufs Spiel"? Wann wird die Vision Zero (Null Verkehrstote und Null Schwerverletzte) im Berliner Verkehr endlich durchgesetzt? Politisch seit Jahren "beabsichtigt". Doch die Todeszahlen und die sehr vielen Schwerverletzten werden weiterhin durch die gefährliche Verkehrspolitik akzeptiert. Tempobeschränkungen können sehr viele Tote und Schwerverletzte vermeiden. Warum werden die lebensrettenden Tempobeschränkungen nicht eingeführt?

  19. 37.

    Eigentlich sollte man die angeklebten da lassen wo sie sind und den Verkehr entsprechend umleiten! Mal schauen wie lange der Kleber hält. Wenn sich keiner aufregt ist das wie mobbing im Kindergarten, wenn keiner dem Aufmerksamkeit schenkt, hört das auch von alleine und kostengünstig auf.

  20. 36.

    Warum kann man die Demonstranten nicht oben auf der Schilderbrücke weiter demonstrieren lassen? Es muss nur sichergestellt werden, dass die keine Gegenstände auf die Fahrzeuge werfen können.

Nächster Artikel